DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-05-2024 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.05.2024 um 10.30 UTC



Überwiegend wechselhaft mit teils kräftigen Schauern/Gewittern, Starkregengefahr
(teils Unwetterpotenzial). Im Nordosten bis zur Wochenmitte meist störungsfrei
und freundlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 17.05.2024


Allgemein lässt sich konstatieren, dass der aus der Kurzfrist zunächst
dominierende Hochdruckeinfluss in der Mittelfrist von Westen relativ rasch
gestört und abgebaut wird. Die Vorderseite des westeuropäischen Troges und am
Boden eine Tiefdruckrinne greifen von Westen über, so dass im Laufe der
kommenden Woche wiederholt mit teils kräftigen Schauern und Gewittern bzw.
zeitweiligem, teils schauerartig verstärktem Regen gerechnet werden muss. Die
Niederschläge werden peu à peu auch den Osten/Nordosten des Landes erreichen und
können vor allem im Hinblick auf Starkregen sehr kräftig, teils auch
unwetterartig ausfallen. Vorderseitig des Troges wird von Süden anfangs noch
sommerlich warme Luft herangeführt, im Mittelfristverlauf geht das
Temperaturniveau wieder zurück (im Osten erst zur Wochenmitte). Aber nun im
Detail:

Zu Beginn der Mittelfrist am Montag verlagert sich die Hochdruckzone zunehmend
ostwärts, das Bodenhoch befindet sich mit seinem Schwerpunkt über dem
Baltikum/Nordwestrussland. Von Westen nähert sich der westeuropäische Trog, die
Trogvorderseite sorgt in Verbindung mit einer sich am Boden etablierenden und
auf die westlichen Landesteile übergreifenden Tiefdruckrinne für Hebungsprozesse
und zunehmend feuchte Luftmassen. Dabei kommt es von Westen/Südwesten und aus
den Alpen heraus im Tagesverlauf zu Schauern und Gewitter, die sich ggf. entlang
einer sich etablierenden Konvergenzzone innerhalb der Tiefdruckrinne auch
linienhaft organisieren können. Die Verlagerungsgeschwindigkeiten sind in
Ermangelung einer anständigen Höhenströmung eher gering, so dass hinsichtlich
der Begleiterscheinungen eindeutig der Fokus auf markantem, teils auch
unwetterartigem Starkregen (um 25 bis 35 l/qm in einer Stunde) liegt. In der
trogvorderseitigen, südlichen Höhenströmung gelangt eine sommerliche Luftmasse
mit 850 hPa-Temperaturen um oder leicht über 10 Grad bis in den Norden. Die
Schauer/Gewitter kommen voraussichtlich bis in die mittleren Landesteile, im
Süden wohl bis ganz nach Osten voran. Nachts lässt die
Schauer-/Gewittertätigkeit nach. Der Nordosten des Landes befindet sich noch in
Hochrandlage, in einer östlichen Bodenströmung, die mit trockenen Luftmassen
nochmals für einen weitgehend störungsfreien, sommerlichen Tag sorgt.

Am Dienstag nähert sich Vorderseite des Westeuropatroges weiter an, die
bodennahe Tiefdruckrinne kommt nur wenig ostwärts voran und liegt
voraussichtlich diagonal von Nordwest nach Südost über Deutschland. Im Osten
sorgt die Ostströmung am Boden weiterhin für den Zustrom trockenerer Luftmassen,
dort wird voraussichtlich ein erneut störungsfreier und freundlicher,
sommerlicher Tag zu erwarten sein. Die Druckgradient nimmt über dem Nordosten
etwas zu, so dass ein sehr böiger Ostwind zu erwarten ist, der in exponierten
Lagen auch mal stark bis stürmisch ausfällt. In den westlichen Landesteilen und
der Mitte des Landes sowie aus den Alpen heraus lebt dagegen die Schauer- und
Gewittertätigkeit verbreitet wieder auf, in wie weit diese in die Mitte oder
sogar in den Osten ausgreift, unterliegt aber noch gewissen Unsicherheiten. Die
Schauer/Gewitter können rückseitig der Konvergenzzone gebietsweise auch in
schauerartig verstärkten Regen übergehen, so dass zum einen lokal mit erhöhten
Regenmengen (markant bis unwetterartig) in kurzer Zeit, gebietsweise aber
eventuell auch mit mehrstündigem Starkregen gerechnet werden muss. Dabei sind
die entsprechenden Schwerpunkte noch unsicher. Von Westen geht das
Temperaturniveau allmählich zurück.

Am Mittwoch ändert sich die Gesamtkonstellation nur wenig, Trogvorderseite,
Tiefdruckrinne und eingelagerte Konvergenz kommen zumindest nach Lesart des
aktuellen IFS-Modelllaufes nur wenig ostwärts voran (andere Globalmodelle sind
da etwas progressiver). Daher gestaltet sich das Wetter in der großen
Südwesthälfte und im Süden weiterhin wechselhaft mit schauerartig verstärktem
Regen, am warmen Rand diagonal über der Mitte mit teils kräftigen Schauern und
Gewittern inklusive Starkregenpotenzial bis in den Unwetterbereich. Der
Nordosten kann je nach Modell weiterhin von der Hochrandlage und der bodennahen
Ostströmung profitieren und teils mit einem erneut störungsfreien und
freundlichen Tag rechnen. Lediglich der Gradient nimmt weiter zu, so dass auch
die Böigkeit des Ostwindes weiter zunimmt.

Am Donnerstag flacht der Westeuropatrog zunehmend ab und ein Kurzwellenanteil
wird nordwärts über Deutschland hinweggeführt. Damit verlagert sich auch die
Tiefdruckrinne am Boden etwas mehr ostwärts und liegt dann diagonal über der
nördlicheren Mitte, später eventuell auch über dem Nordosten. Die Schauer- und
Gewittertätigkeit lebt daher allgemein auf und erreicht voraussichtlich auch die
nordöstlichsten Landesteile. Markante Entwicklungen (evtl. auch Unwetter)
hinsichtlich Starkregen sind weiterhin möglich, nach Osten hin durch die
trockene Grundschicht eventuell auch stärkere Böen. Ein gewisses Minimum an
Schauer-/Gewittertätigkeit ist möglicherweise rückseitig der Tiefdruckrinne im
Westen des Landes zu finden. Nachts klingt die Niederschlagstätigkeit
voraussichtlich nicht gänzlich ab. Das Temperaturniveau ist nun auch im Osten
rückläufig und liegt in 850 hPa zwischen 6 und 8 Grad.

Am Freitag liegt das Höhentiefzentrum nach wie vor über dem Westausgang des
Ärmelkanals/der Bretagne und der Gesamttrog ist deutlich abgeflacht. Es hat sich
daher eine west- bis südwestliche, zyklonal geprägte Strömung eingestellt.
Tiefer Luftdruck dominiert, die Tiefdruckrinne liegt über dem Nordosten des
Landes. Insgesamt ist die Druckverteilung aber relativ flach. Die Schauer- und
Gewittertätigkeit lebt tagesgangbedingt wieder auf, in der Tiefdruckrinne über
dem Nordosten ggf. etwas gehäufter/organisierter. Potenziell kann weiterhin
Starkregen auftreten, da aufgrund der geringen Luftdruckgegensätze die
Verlagerung limitiert ist. Insgesamt ist die Luftmasse aber mittlerweile etwas
weniger labil und feucht, so dass das Unwetterrisiko im Vergleich zu den
Vortagen geringer ausfallen dürfte.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich wenig Variabilität und damit ein
Fortbestand der zyklonal geprägten West- bis Südwestströmung an. Daher dürfte
der Wettercharakter insgesamt wechselhaft bleiben. Auch hinsichtlich des
Temperaturniveaus deuten sich keine markanten Änderungen an: mäßig warm,
wahrscheinlich aber nicht sommerlich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist hinsichtlich der
Grundstrukturen zunächst gut, es ergeben sich aber relativ schnell zu Beginn der
Mittelfrist zeitliche Differenzen. Im Verlauf der Mittelfrist zeigen sich dann
zudem auch Unterschiede in der genauen Ausgestaltung der Trog-Keil-Struktur und
das dergestalt, dass der noch im gestrigen 00 UTC-Lauf für das Ende des
Mittelfristzeitraumes bzw. den Übergang zur erweiterten Mittelfrist angedachte
Trogdurchgang (mit anschließender, zumindest gewisser Wetterberuhigung) nicht
mehr stattfindet, sondern sich mit dem abflachenden Trog über Westeuropa eine
überwiegend west- bis südwestliche, anhaltend zyklonal geprägte Strömung und
tendenziell eher wechselhafte Witterung für unser Vorhersagegebiet erhalten
bleibt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Abgesehen von zeitlichen Differenzen simulieren auch andere Globalmodelle einen
sehr ähnlichen mittelfristigen Ablauf. ICON und GFS sind anfangs etwas
flotter/zyklonaler aufgestellt als IFS, das gleicht sich dann aber an und im
Mittelfristverlauf sind die Grundstrukturen recht gut in Übereinstimmung. Hier
bestätigt sich der allgemein zu erwartenden und bis in die erweiterte
Mittelfrist anhaltende, sehr wechselhafte Witterungscharakter mit teils
markanten Niederschlägen (Starkregen/Gewitter).

Die anfänglich progressivere Einstellung von ICON und GFS äußert sich darin,
dass die Schauer-/Gewittertätigkeit mit potenziell auch unwetterartigem
Starkregen zügiger auch auf den Nordosten des Landes übergreift - also bereits
am Mittwoch und nicht erst am Donnerstag wie IFS das simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS-Ensembles liefert für den ersten Zeitraum von Montag
00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+72 bis +96 h) drei Cluster mit 32, 14 und 5
Membern. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1. Da auch die
Unterschiede für unseren Vorhersagebereich eigentlich kaum zu erkennen sind,
kann man die Vorhersage zu Beginn der Mittelfrist als gut belastbar einstufen.
Im Folgezeitraum von Mittwoch 00 UTC bis Freitag 00 UTC (+120 bis +168 h) werden
zwei Cluster angeboten, die sich in der Ausgestaltung der Trog-Keil-Struktur
etwas unterscheiden, für unser Vorhersagegebiet aber keine wesentlichen
Unterschiede aufweisen. In beiden Clustern (31 bzw. 20 Member, Haupt- und
Kontrolllauf in Cluster 1) dominiert trogvorderseitiges, zyklonales
Wettergeschehen. Für die erweiterte Mittelfrist von Samstag 00 UTC bis Montag 00
UTC (+192 bis +240 h) werden drei Cluster mit unterschiedlichen, aber durchweg
zyklonal geprägten Strömungsmustern simuliert. Ein Fortbestand der wechselhaften
Witterung scheint somit auch gesetzt...

Die Rauchfahnen, die für einige Städte betrachtet wurden, zeigen hinsichtlich
Temperatur in 850 hPa und Geopotenzial in 500 hPa eine ziemlich gute Bündelung.
Das Geopotenzial fällt im Mittelfristzeitraum leicht, aber stetig. Dabei ist die
Bündelung im Norden und Westen etwas besser als nach Süden. Im Süden ist
gegebenenfalls zur erweiterten Mittelfrist doch ein Geopotenzialanstieg nicht
ganz unwahrscheinlich. Das Temperaturniveau zeigt die höchsten Werte zu Beginn
der Mittelfrist, also zu Wochenbeginn, nachfolgend geht es eher zurück und
bliebt dann etwa in einem Bereich um 5 Grad. Auch hier sind die Unsicherheiten
im Süden größer als im Norden und Westen. Die Niederschlagssignale sind
insgesamt zahlreich vorhanden, Richtung Norden und Nordosten setzten sie
verzögert eher zur Wochenmitte ein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GEWITTER/STARKREGEN (UNWETTER):
Von Westen/Südwesten und aus den Alpen heraus zunehmendes Gewitterrisiko, auf
den Nordosten erst im Wochenverlauf übergreifend (gänzlich wahrscheinlich erst
zum Donnerstag). Dabei insgesamt geringe Verlagerungsgeschwindigkeit, so dass
die Hauptbegleiterscheinung voraussichtlich der Starkregen mit Mengen um 25 bis
35 l/qm in einer Stunde und damit teils auch oberhalb der Unwetterschwelle sein
dürfte. Gebietsweise ist durchaus auch markanter, mehrstündiger Starkregen
möglich. Starkregensignale finden sich dabei sowohl in den deterministischen
Modellaussagen als auch bei den EPS-Verfahren und im EFI.

WIND:
Im Zusammenhang mit Schauern/Gewittern starke bis stürmische Böen. Abseits davon
im Nordosten ab Dienstag zunehmend der Druckgradient und zunehmende Böigkeit des
Ostwindes. Meist Böen Bft 7, in exponierten Lagen gelegentlich Bft 8.
Wenn die Gewitter die nordöstlichen Landesteile erreichen (wahrscheinlich
Donnerstag) ergibt sich dort aufgrund der trocknen Grundschicht ein etwas
erhöhtes Böenpotenzial (Bft 8 bis 9).
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger