DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-04-2024 08:01
SXEU31 DWAV 290800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.04.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Sz/Sa

Heute keine Warnungen.
Am Dienstag im Westen einzelne markante Gewitter gering wahrscheinlich.

Am Mittwoch im Westen und Südwesten leicht erhöhte Gewitterwahrscheinlichkeit.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Aus dem Höhenrücken über dem Balkan hat sich bereits in der Nacht am
Karpatenbogen ein abgeschlossenes Höhenhoch abgetrennt, welches sich mit einem
Keil bis nach Nordwestrussland ausweitet. Das kräftige Höhenhoch drängt den
Langwellentrog etwas gen Westen zurück und lässt bei und das Geopotential
steigen, wobei ein flacher Höhenkeil Süddeutschland erreicht. Die vorgelagerte
Zwischenhochzelle bzw. der Keil des Osteuropahochs wandert von Deutschland nach
Norden bis in den Ostseeraum, so dass bei uns der Wind allgemein auf östliche
bis südöstliche Richtungen dreht. Bei schwachem Gradienten weht dieser aber auch
entsprechend schwach.

Die bei uns liegende quasistationäre Kaltfront wird ihrer Hebungsantriebe
beraubt, dementsprechend wird sie immer diffuser. Durch die östliche
Windkomponente wird sie wieder leicht nach Westen verlagert. Der
Temperaturgradient weicht etwas auf, bleibt aber immer noch stark. So erwarten
wir gegen Abend an der Nordsee 4°C in 850 hPa, am Inn dagegen 14°C. Bemerkbar
macht sich die Luftmassengrenze mit teils starker Bewölkung, die zunächst in
einem breiten Streifen von Südwestdeutschland bis nach Brandenburg liegt, sich
dann aber im Tagesverlauf wieder nach Nordwesten verlagert. Aus dieser Bewölkung
kann vereinzelt etwas Regen fallen. Bei insgesamt recht stabiler Schichtung und
nicht gerade exorbitanter Feuchte wird nur wenig CAPE generiert und die
Auslösung von Gewittern ist unwahrscheinlich.

In den Südosten des Landes fließt weiterhin die subtropische Warmluft ein und
die Bewölkung sollte meist aufgelockert sein. Etwas Saharastaub wird den
freundlichen Eindruck kaum stören. Nach ICON-EU soll im Südosten auch etwas CAPE
aufgebaut werden, allerdings werden keine Gewitter erwartet, weil die niedere
Troposphäre viel zu trocken ist und damit der Deckel zu stark.

Von Südostbayern bis zur Lausitz werden frühsommerlich 23 bis 26 Grad simuliert
(Mos), wobei es mit Saharastaub schwierig ist, die 25-Grad-Marke zu
überschreiten. Im übrigen Land werden warme 18 bis 22 Grad prognostiziert. Etwas
frischer ist es an der Ostsee bei auflandigem Wind (kaum 17 Grad).

In der Nacht zum Dienstag gibt es keine großen Änderungen. In der Höhe schwenkt
der flache Keil des blockierenden Höhenhochs nach Nordostdeutschland. Die
Luftmassengrenze verlagert sich als Warmfront noch weiter nach Nordwesten. Im
Frontbereich selbst, nämlich im Westen und Nordwesten, ist es stark bewölkt und
örtlich kann es etwas regnen (Mengen meist nur zwischen 0,1 bis 3 mm). Dagegen
setzen sich von Südosten wieder mehr Auflockerungen durch, natürlich kann auch
weiterhin Saharastaub mit von der Partie sein.

Der Hochkeil verlagert sich noch etwas nach Norden und im Ostseeumfeld frischt
der Ostwind etwas auf, allerdings ohne warnwürdig zu werden. Ansonsten bleibt es
schwachwindig. Dabei simuliert die deutsche Modellkette über der Mitte des
Landes recht viel Nebel, was angesichts der doch recht trockenen Luftmasse zu
viel erscheint. Nach MOS sollen die Tiefstwerte zwischen 13 und 6 Grad liegen.


Dienstag... bleibt die hochreichende und damit blockierende Antizyklone über dem
nahen Osteuropa für unser Wetter bestimmend. Im Randbereich schwenkt der
Höhenkeil vom nordöstlichen Deutschland unter Verstärkung bis Tagesende nach
Südskandinavien und in seinem Rückfeld ist die Höhenströmung über Deutschland
recht glatt konfiguriert.
Der Konterpart des Hochs bleibt das umfangreiche und hochreichende Tief mit
Zentrum bei Irland, wobei sein ´alter´ Randtrog ins Seegebiet südöstlich der
Balearen austropft. In der Nähe bildet sich ein Bodentief, so dass über dem
westlichen Mittelmeer teils intensive Regenfälle runterkommen. Ein weiterer
Randtrog erreicht zum Tagesende mit kühler Luft Nordwestspanien.
Am Boden sorgt der Höhenkeil über Skandinavien für einen kräftigen Hochkeil und
später bildet sich dort ein eigenständiges Hoch. Zwischen diesem und einem
kleinen Tief oder einer Rinne, die sich knapp nördlich der Alpen bildet, frischt
der Ost- bis Südostwind im Tagesverlauf merklich auf, es bleibt aber meist bei
höchstens frischen Windböen. Lediglich in Südostsachsen bringt der Böhmische
Wind einzelne 7er Böen. Mit der südlichen bis südöstlichen Strömung oberhalb von
1000 m gelangt warme bis sehr warme Luft aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland
mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 10 Grad an der Nordseeküste und 15 Grad ganz
im Süden am Spätnachmittag. Das reicht für Höchstwerte zwischen 24 Grad im
Nordwesten und 29 Grad im Südosten. Im äußersten Westen und Nordwesten beginnt
der Tag noch bewölkt mit etwas Regen, ehe die Wolkendecke am Nachmittag
auflockert. Sonst scheint meist die Sonne von einem teils etwas milchigem Himmel
(der Staub!) oder es ziehen dünne hohe Wolken durch. In der Nordwesthälfte
entwickelt sich auch ganz ordentlich ML-Cape zwischen 500 und 1300 J/Kg bei PPWs
um 25 mm und eventuell könnte die leicht flatternde Höhenströmung mal für einen
Hebungsimpuls sorgen. Eventuell könnte die Orographie auch für die
Konvektionsauslösung sorgen. So simulieren vor allem IFS und GFS in Teilen NRWs
und Hessens sowie im westlichen Niedersachsen Schauer und Gewitter. Die
Konvektionserlaubenden Modelle ICON-D2 und UK10 bringen dagegen kaum
Niederschlag im Gegensatz zu Arome, das Schauer und Gewitter vor allem von
Nordhessen bis zum Rothaargebirge und zum Weserbergland sowie im westlichen NRW
berechnet. Bei schwachen Winden und einer nur schwachen bis mäßigen
Höhenströmung ist die Zuggeschwindigkeit der möglichen Gewitterzellen nur gering
oder es bauen sich neue Zellen im Rückfeld an die alten an. So ist die
Wahrscheinlichkeit von Starkregen erhöht und selbst Mengen über 25 l/qm sind in
kurzer Zeit sind nicht ausgeschlossen.
In der Nacht zum Mittwoch lassen tagesgangbedingt die Schauer und Gewitter nach
und es bleibt mild bei Werten zwischen 9 und 15 Grad.
In vorherigen Modellläufen wurde noch ein Gewittercluster simuliert, der auf den
äußersten Westen Deutschlands übergreifen sollte. Bei den aktuellen Modellruns
bleibt dieser westlich von uns und beeinflusst damit lediglich Frankreich und
den Westen Belgiens (außer bei GFS).

Mittwoch... schwenkt der vordere Höhentrog des Zentraltiefs westlich von Irland
bis Tagesende nach Italien und der nachfolgende, kräftigere Trog zu den
Balearen. Gleichzeitig weitet sich das osteuropäische Höhenhoch nach
Südskandinavien aus, so dass bei uns eine Südöstliche Höhenströmung ergibt, die
zunächst noch eher glatt konturiert ist. Mit der Annäherung des Troges von
Südwesten sinkt der Luftdruck und es entsteht bis 18 UTC am Oberrheingraben ein
Tiefdruckgebiet mit einem Kerndruck von rund 1000 hPa (ICON-EU). UK10 berechnet
das Tiefzentrum etwas weiter südwestlich über Lothringen und zeigt über Tag über
dem Bundesgebiet kaum Regen. Die anderen Modelle einschließlich der deutschen
Modellkette bringt im Westen und Südwesten vor allem im Bergland lokale Schauer
und Gewitter. Da die Höhenströmung immer noch recht glatt sein sollte, fehlt
offenbar die dynamische Hebung. Von den Zutaten her ergeben sich ganz gute
Bedingungen in einem Streifen vom westlichen NRW bis nach Baden, in dem ML-Cape
auf 500 bis über 1500 J/Kg bei PPWs um 25 mm. Da die Dynamik fehlt, dürften am
ehesten über den Mittelgebirgen einige Schauer und Gewitter ausgelöst werden,
die bei nur schwacher Strömung nur langsam nach Nordwesten ziehen werden und
teils rückwärtig anbauen. Damit kann örtlich Starkregen bis in den
Unwetterbereich auftreten und auch größerer Hagel ist möglich oder auch
Hagelansammlungen. Da der Höhenwind nur schwach bis mäßig ist, werden lediglich
steife Windböen, vereinzelt auch stürmische Böen erwartet. Bei nur geringer
Scherung und auch geringem SRH werden eher pulsierende Einzelzellen erwartet und
keine Superzellen.
Verbreitet gibt es einen Sommertag mit Höchstwerten zwischen 25 und 29 Grad, bei
auflandigem Wind an der See nur Werte um 20 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag zieht das Bodentief bzw. eine Tiefdruckrinne etwas
nach Nordosten, so dass der äußerste Südwesten der Wind auf westliche Richtungen
dreht. Damit könnte dort eine Scherungssituation entstehen mit schauerartigen
und teils gewittrigen Regenfällen (in der Höhe Südostwind, am Boden West).
Ansonsten sollten die Schauer und Gewitter tagesgangbedingt in sich
zusammenfallen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die synoptischen Basisfelder bis morgen Abend
recht ähnlich. Differenzen gibt es bei der Regenprognose (s. oben!). Am Mittwoch
fallen leichte Unterschiede bei der Lage des Tiefdruckgebietes über
Südwestdeutschland bzw. über Ostfrankreich auf.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden