Thema des Tages
16-04-2024 12:20
Kategorie einfügen - Wetter aktuell oder Wiss. Kompakt
Wetter aktuell
Überschrift Thema des Tages
YUPADEE pustet Deutschland durch
Teaser/Kurztext
Das heutige Thema des Tages beschäftigt sich mit der gestrigen
Frontpassage des Tiefs YUPADEE.
Haupttext Thema des Tages
Es wurde ja entsprechend angekündigt: Gestern und in der Nacht zum
heutigen Dienstag zog das kräftige Tief YUPADEE von der Nordsee
kommend über Dänemark und den äußersten Norden Deutschlands hinweg
zur westlichen Ostsee. Insbesondere die Kaltfront von YUPADEE hatte
es dabei in sich, aber auch vorderseitig der Front in der noch recht
warmen, ursprünglich subtropischen Luft, bildeten sich teils kräftige
Schauer und Gewitter.
Und so ist es heute die Chronistenpflicht, die zurückliegenden
Ereignisse noch einmal kurz zu beleuchten. Gegen 16 Uhr MESZ griff
die besagte Kaltfront, von den Niederlanden kommend, auf den
Niederrhein über. Ihre Niederschläge waren im Radarbild als schmales,
leicht gebogenes Band sehr gut zu erkennen. Auch für Ungeübte ließ
sich dabei die exakte Position der Front mühelos bestimmen. Denn
innerhalb des Niederschlagsbandes kristallisierte sich eine sehr
schmale Linie erhöhter Reflektivitäten heraus.
Die Abbildung 1 zeigt die Position der Niederschläge und der Front um
18 Uhr, 19 Uhr und 20 Uhr MESZ (von links nach rechts). Insbesondere
um 18 Uhr ist die Front, von der Mosel über Siegen hinweg bis nach
Bielefeld, sehr gut zu erkennen. Eine Stunde später hat sie Mainz und
Wiesbaden erreicht und steht vor den Toren von Kassel und Hannover.
Der kritische Blick zeigt aber, dass das sehr scharfe Band schon eine
leichte Tendenz zeigt zu "zerfleddern". Noch eine Stunde später griff
die Front dann auf Nordbaden, Unterfranken und Braunschweig über,
erneut verbunden mit einem Verlust an Kontur.
Dabei ist dieser Konturverlust nicht allein ein optisches Phänomen.
An der schärfer ausgeprägten "Frühabend-Front" kam es auch zu
deutlich mehr und auch kräftigeren schweren Böen. In der Abbildung 2
sind die fünf Stationen aufgelistet, die Spitzenböen von mehr als 100
km/h verzeichneten (ohne Bergstationen). Es lässt sich tatsächlich -
sehr grob - von West nach Ost ein Rückgang der Intensität der
Spitzenböen beobachten.
Mit dem Wind ist dann auch deutlich kältere Luft eingeflossen. Dies
lässt sich in der Abbildung 3 gut erkennen. Sie zeigt links die
Temperaturen um 14 Uhr und rechts diejenigen um 20 Uhr. Die Stationen
in beiden Karten sind leider nicht (immer) identisch. Aber der
Temperaturrückgang mit Frontpassage lässt sich qualitativ sehr gut
nachverfolgen. In beiden Karten zu finden ist auf jeden Fall der Ort
bzw. die Messwerte von Geisenheim (Hessen, roter Kreis). Der
Temperaturrückgang in den hier gezeigten sechs Stunden betrug
immerhin 13 Grad, von anfangs 19 Grad auf nur noch 6 Grad. Eine
Kaltfront, die ihrem Namen alle Ehre gemacht hat.
Da verblassen die präfrontalen Gewitter fast etwas. Sie sind in der
Abbildung 1 als rote und blaue Sprengsel zu erkennen, die im Osten
zumeist sehr lokal auftraten, südlich der Donau aber durchaus auch
kräftiger ausgefallen sind. Hagel und Böen in voller Sturmstärke
waren hier wie da mit von der Partie. Im Süden ging es aber noch
etwas ruppiger zur Sache. Die dortigen Gewitter, die sich mit dem
Grundwind rasch verlagerten, brachten keine großartigen Regenmengen.
Die Gesamtschau der synoptischen Parameter wie Höhenwind, Scherung,
Labilität u.a. ließen den Schluss zu, dass die Gewitter von
orkanartigen Böen begleitet sein sollten. Entsprechend wurden
kurzzeitig sogar Unwetterwarnungen ausgegeben, wobei im Süden Bayerns
keine Böen über 100 km/h gemessen wurden. Was aber nicht heißen muss,
dass nicht doch einzelne aufgetreten sind. Denn Sturmschäden wurden
von dort ebenso gemeldet wie aus dem Westen und der Mitte
Deutschlands, wo die oben erwähnte Kaltfront ihr Unwesen trieb.
Diplom- Meteorologe Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.04.2024