DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
16-04-2024 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.04.2024 um 10.30 UTC
Kühles Aprilwetter, in den Nächten verbreitet Bodenfrost, teils auch Luftfrost.
Im höheren Bergland teils winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 23.04.2024
Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich das kühle und unbeständige
Wetter hierzulande fort.
Ursache dafür ist ein Langwellentrog, der sich vom Norden Europas über
Mitteleuropa hinweg bis in den zentralen Mittelmeerraum erstreckt und sich -
eingekastelt zwischen zwei kräftigen Höhenrücken - auch nur wenig verlagert. An
seiner Westflanke schwenkt am Freitag ein Randtrog von der Nordsee kommend über
Deutschland hinweg südostwärts. Damit korrespondiert im Bodendruckfeld ein Tief,
dessen Kern im Tagesverlauf über den Norden und Osten des Landes hinwegzieht und
Samstagfrüh unter Abschwächung Polen erreicht. In Verbindung damit kommt es
erneut zu schauerartigen Niederschlägen. Dabei hält in der nordwestlichen bis
nördlichen Strömung die Zufuhr kalter Meeresluft an (T850 hPa minus 3 bis minus
6 Grad), oberhalb von 800 bis 1000 m fällt Schnee. An der Südwest- und
Westflanke des Tiefs verstärkt sich der Druckgradient vorübergehend und es kommt
verbreitet zu Böen der Stärke Bft 7, gebietsweise Bft 8, im höheren Bergland
gibt es Sturmböen oder schwere Sturmböen.
Am Samstag verlagert sich die Achse des Troges ein wenig ostwärts und am Boden
schiebt sich der Keil eines Hochs mit Schwerpunkt über den Britischen Inseln zu
uns herein. Der zyklonale Einfluss aus der Höhe bleibt aber dominant, sodass in
der labilen Luftmasse weitere schauerartige Niederschläge auftreten. An den
Alpen kommt es staubedingt auch zu länger anhaltenden Niederschlägen, die
größtenteils als Schnee fallen.
Am Sonntag stoßen der atlantische Rücken bzw. das Bodenhoch weiter Richtung
Skandinavien vor. Dadurch beginnt der Trog über Mitteleuropa abzutropfen. Am
Wettercharakter ändert sich dadurch hierzulande wenig und es kommt in der
höhenkalten und instabilen Luftmasse zu weiteren Schauern. Am Temperaturniveau
ändert sich nichts.
Am Montag verbleiben wir im Einflussbereich des Höhentiefkomplexes, wobei ein
Höhentiefkern mit Höhenkaltluft teils unter minus 35 Grad von Nordost nach
Südwest über Deutschland hinweg ziehen soll. Somit kommt es gebietsweise zu
weiteren Schauern, vereinzelt kann es auch zu einem kurzen Kaltluftgewitter
reichen.
Am Dienstag könnte sich auf Basis des EZMW-Modells mal eine Niederschlagspause
einstellen, wenn sich nach Abzug des Höhentiefs leicht antizyklonale
Verhältnisse über Deutschland aufbauen. Diese Pause ist aber nur von kurzer
Dauer, denn schon in der Nacht zum Mittwoch greift von Norden das nächste Tief
mit neuerlichen Niederschlägen auf uns über.
So spricht vieles dafür, dass das unbeständige und kühle Aprilwetter auch bis in
die erweiterte Mittelfrist hinein anhält.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des EZMW-Modells kann bis einschließlich Sonntag als sehr gut
bezeichnet werden, sodass die gestrigen Vorhersagen weitgehend beibehalten
werden können. Ab Dienstag lässt die Konsistenz etwas nach, wenngleich sich an
der grundlegenden Wetterlage wenig ändert. Unsicher sind nur die genaue Lage und
Zugbahn der Tief- bzw. Höhentiefzentren innerhalb des Höhentiefkomplexes und
somit die genaue Niederschlagsverteilung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die grundsätzliche Wetterlage wird von den anderen betrachteten Globalmodellen
sehr ähnlich prognostiziert. Kleinere Unterschiede ergeben sich aber bereits am
Freitag bezüglich des Bodentiefs. Dabei verläuft die Zugbahn des Tiefs leicht
unterschiedlich, was insbesondere Auswirkungen auf die Verteilung des Windfelds
hat, weniger auf die Niederschlagsentwicklung. Weitere Unterschiede zeigen sich
ähnlich zur Konsistenzbetrachtung vor allem Anfang der kommenden Woche. Das
Abtropfen des Troges zeigen zwar alle Modelle, fraglich ist aber noch, wo die
Höhentiefkerne liegen bzw. ziehen. Dass der unbeständige Wettercharakter
erhalten bleibt, scheint also sicher, aber wo die Niederschläge fallen, ist noch
unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen des EZMW-Modells für verschiedene Stationen in Deutschland
sprechen eine eindeutige Sprache. So schwankt die Temperatur in 850 hPa um minus
3 Grad bei gleichzeitig geringem Spread. Ein Anstieg ist auch in der erweiterten
Mittelfrist nicht erkennbar.
Beim Geopotential nimmt der Spread ab Sonntag etwas zu. Dies ist aber sicherlich
auf die noch unsichere Lage der Tief- bzw. Höhentiefzentren zurückzuführen.
Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in den Niederschlagssignalen wieder.
Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden drei Cluster
und für den Zeitraum von Sonntag bis Dienstag vier Cluster. Dabei sind alle
Cluster entweder dem Regime "Blocking" oder "Atlantic Ridge" zugeordnet, sodass
es sich wie schon angedeutet um eine beständige Wetterlage handelt. Alternative
Szenarien zu der oben beschriebenen Entwicklung ergeben sich nicht.
Alles in allem kann die Fortdauer des kühlen und unbeständigen Wetters als
sicher bezeichnet werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Freitag treten an der Nordsee und im höheren Bergland Sturmböen (Bft 8 bis 9)
um West auf. In exponierten Gipfellagen sind schwere Sturmböen Bft 10
wahrscheinlich. Oberhalb von 800 bis 1000 m tritt in den Mittelgebirgen und an
den Alpen Schneefall auf, insbesondere im Allgäu können 10 bis 20 cm Neuschnee
in 24 Stunden fallen. Vereinzelt kurze Gewitter sind gering wahrscheinlich.
Am Samstag hält der Schneefall an den Alpen oberhalb von 800 bis 1000 m weiter
an, dabei gibt es teils 10 bis 20 cm Neuschnee in 24 Stunden.
Auf Alpengipfeln treten schwere Sturmböen Bft 10, in exponierten Gipfellagen
orkanartige Böen Bft 11 aus Nordwest auf.
Am Sonntag lässt der Schneefall an den Alpen allmählich nach.
Auf Alpengipfeln treten bis Dienstag weiterhin Sturmböen (Bft 9 bis 10) aus
Nordwest auf.
In den Nächten tritt verbreitet Bodenfrost auf, gebietsweise gibt es auch
Luftfrost.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger