DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-04-2024 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.04.2024 um 10.30 UTC



Anfangs im Süden freundlich und sehr mild bis warm. Im Verlauf des Wochenendes
allgemein und zunehmend wechselhaft, zurückgehende Temperaturen. Zeitweise
windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 17.04.2024


Zu Beginn der Mittelfrist am Samstag befindet sich Deutschland anfangs in
Hochrandlage. Demnach befindet sich der Süden weiterhin unter leichtem
Hochruckeinfluss, im Norden streift im Tagesverlauf ein Frontensystem in einer
relativ zonalen Strömung. Die Front gelangt nach Süden hin zunehmend unter etwas
höheren Druck bzw. zeigt aufgrund der zonalen Strömung nur wenig Verlagerung gen
Süden, daher bleibt es in der Mitte und im Süden weitgehend trocken und vor
allem im Süden sehr freundlicher. Im Nordwesten kommt zum Abend bereits das
nächste frontale Feuchteband auf, mit allmählich zunehmender Austrogung über
Westeuropa kann dieses mit zunehmender Bewölkung und leichtem Regen etwas weiter
bis in die (nördliche) Mitte übergreifen. Mit zeitweise etwas stärkerem
Gradienten im Norden kann der Westwind im zeitweise böig aufleben, starke bis
stürmische Böen sind vor allem an exponierten Küstenabschnitten und dem Brocken
zu erwarten. Im Süden dominiert eine sehr milde Luftmasse mit 850
hPa-Temperaturen teils über 10 Grad, mit der allmählichen Austrogung westlich
von uns der leicht auf Südwest drehenden Strömung kommt diese sehr Luftmasse vor
allem nachts noch etwas weiter nach Norden bis in die mittleren Landesteile
voran. Damit sind im Süden teils Höchstwerte um oder leicht über 25 Grad
möglich. Rückseitig der Kaltfront sickert nachts von Nordwesten eine allmählich
kältere Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen um 0 Grad ein.

Am Sonntag setzt sich die Austrogung über Westeuropa langsam fort und wir
gelangen allmählich zunehmend unter die Trogvorderseite. Die relativ schwache
Front, an der es zunächst nur hier und da etwas regnet, liegt über der Mitte
Deutschlands und trennt die kühlere Luftmasse mit 0 Grad in 850 hPa im Norden
von der noch sehr milden Luft mit 850 hPa-Temperaturen über 10 Grad im Süden. Im
Süden startet der Tag noch unter leichtem Hochdruckeinfluss und recht
freundlich. Mit der langsamen Trogannäherung im Tagesverlauf bildet sich eine
flache Tiefdruckzone über Deutschland, die Front beginnt zu wellen und vor allem
nimmt zum Abend und in der Nacht zum Montag nimmt mit zunehmend zyklonaler
Krümmung der Höhenströmung die Wetterwirksamkeit zu. Es regnet in der Mitte und
im Süden zeitweise, am Nordrand der Welle über der östlichen Mitte eventuell
auch etwas mehr (Warnschwellen sind aber nach aktuellem Stand weit entfernt).
Der Wind weht anfangs m Norden bzw. Nordosten noch teils böig, starke,
vereinzelt stürmische Böen dürften am ehesten an der Ostseeküste auftreten.

Am Montag gelangt Deutschland zunehmend unter dem Langwellentrog, der sich in
der Nacht zum Dienstag noch weiter nach Süden streckt. Von Norden sickert die
maritime, subpolare Luftmasse (850 hPa-Temperaturen zwischen 0 und -3 Grad) nach
und nach bis in den Süden ein. Zusammen mit Höhenkaltluft (unter -32 Grad in 500
hPa) setzt im Tagesverlauf eine rege Schauertätigkeit ein, die voraussichtlich
auch nachts durch das Übergreifen eines Bodentroges nicht zum Erliegen kommt.
Einzelne Gewitter sind möglich. Über dem Süden und Südosten befindet sich das
wellende Frontensystem vom Vortag, dass mit zunehmender, trogvorderseitiger
Hebung weiter aktiviert wird und zu zeitweiligen Niederschlägen im Süden führt,
vor allem vom Bodensee bis zum Erzgebirge. Im späteren Tagesverlauf bzw. in der
Nacht legt sich die Front an die Alpen, so dass die Niederschläge vor allem am
Alpenrand auch etwas "intensiver" sein können. Zudem sinkt vor allem in der
Nacht zum Dienstag die Schneefallgrenze auf Werte um 1200 bis 1000 m, so dass
vor allem im Bereich der ggf. andauernden Niederschläge in den Alpen in höheren
Lagen auch etwas Neuschnee nicht ausgeschlossen sind. Der Kaltluftvorstoß wurde
gestern allerdings noch etwas markanter simuliert. Auf der Südflanke eines
Bodentiefs, das von der Nordsee Richtung Nordpolen zieht, nimmt der Gradient zu
und der Westwind lebt im Tagesgang im Küstenumfeld, bei Schauern und im Bergland
stark, teils stürmisch auf. In exponierten Berglagen und an der See
vorübergehend Sturmböen.

Am Dienstag streckt sich der Trog unter Wellenlängenverkürzung direkt über
Deutschland noch weiter nach Süden, die Strömung dreht zunehmend auf Nordwest.
Damit gelangt die subpolare Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen zwischen -2 und
-5 Grad und 500 hPa-Temperaturen um -32 Grad bis in bzw. über den Alpenraum
hinaus südwärts und erfasst damit das gesamte Land. Es kommt daher wiederholt zu
Schauern bzw. schauerartigen Niederschlägen, in Hochlagen (oberhalb etwa 800 bis
1000 m) kann weiterhin Schnee dabei sein. Im Nachtverlauf gerät der Westen
langsam auf die Rückseite des Troges, die Achse verlagert sich allmählich
ostwärts und der Bodendruck steigt an, so dass dort die Schauertätigkeit langsam
nachlassen dürfte. An den Alpen ergibt sich im Laufe der Nacht mit Drehung der
Höhenströmung auf Nordwest eine gewisse Staukomponente, so dass die
Niederschläge dort eher anhaltenden Charakter annehmen können. Ob dabei
Warnschwellen bzgl. Dauerregen überschritten werden, bleibt abzuwarten. 24- bzw.
48-stündig sind durchaus leichte Signale vorhanden, allerdings kann
voraussichtlich ein Teil des Niederschlages als Schnee fallen und wäre dann
nicht unmittelbar abflussrelevant. Der Gradient ist vor allem über den
westlichen/nordwestlichen, später nördliche Landesteilen zeitweise kräftiger, so
dass der Nordwestwind vor allem im Bergland und an der Nordsee teils stark bis
stürmisch aufleben könnte.

Am Mittwoch verlagert sich die Achse des markanten Mitteleuropatroges nur
langsam ostwärts und auch die labile, höhenkalte Luftmasse wird nur langsam nach
Osten geschoben. Daher lebt die Schauertätigkeit verbreitet wieder auf, im
Tagesverlauf von Westen mit nachlassender Tendenz. An den Alpen hält die leichte
Stausituation voraussichtlich noch an, dabei liegt die Schneefallgrenze
weiterhin bei etwa 800 bis 1000 m. Im Nachtverlauf nähert sich von Nordwesten
ein Kurzwellentrog sam korrespondierendem Bodentrog bzw. Bodentief über der
Nordsee. Von Nordwesten setzt dann erneut Regen ein.

Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich ein Fortbestand der eher zyklonalen
Witterung an. Zwar deutet sich der Haupttrog knapp östlich von uns an und über
Westeuropa wölbt sich ein Keil auf, allerdings verbleibt Deutschland wohl eher
im Randbereich zur westeuropäischen Hochdruckzone und immer wieder mal im
Einflussbereich kurzwelliger Tröge, die den Keil umlaufen. Daher dominiert
voraussichtlich wechselhaftes Wetter mit zeitweiligen Niederschlägen, dabei von
Südwesten ansteigendes Temperaturniveau. Der gestrige 00 UTC-Lauf hatte
allerdings ein noch zyklonaleres Wettergeschehen durch die deutliche
Trogregenerierung über Westeuropa im Programm...
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist insgesamt gut, auch wenn die
neueren Modellläufe (also 12 UTC vom Vortag und der heutige 00 UTC-Lauf) im
Vergleich zum gestrigen 00 UTC-Lauf eine Tendenz zu einem etwas flotteren Ablauf
bereits im Laufe des Sonntages und auch einen leicht markanteren Trog über
Westeuropa zeigen. Diese Unsicherheiten im detaillierten Wetterablauf nehmen zu
Beginn der kommenden Woche noch etwas zu. Insbesondere wird auch der
Kaltluftvorstoß im Vergleich zum gestrigen 00 UTC-Modelllauf etwas weniger
markanter simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Prinzipiell zeigen auch andere Globalmodelle wie ICON und GFS ähnliche
Grundstrukturen, wobei die Ähnlichkeit zwischen IFS und GFS größer ist, ICON
tendenziell leicht zurückhängt und etwas weniger zyklonal aufgestellt ist.
Insgesamt nehmen naturgemäß die Differenzen im Laufe des mittelfristigen
Zeithorizontes zu, dies betrifft insbesondere den detaillierten zeitlichen
Ablauf. Insgesamt werden aber sehr ähnliche Strömungsmuster simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS-EPS zeigt für den ersten Zeitraum von Samstag 00 UTC
bis Sonntag 00 UTC (+72 bis +96 h) vier Cluster mit 17, 14, 14 und 6 Membern.
Der Hauptlauf wird in Cluster 2, der Kontrolllauf in Cluster 1 einsortiert.
Cluster 1 und 2 bevorzugen dabei die recht zonale Variante, wie oben
beschrieben, Cluster 3 und 4 haben zu Sonntag 00 UTC einen Kurzwellentrog im
Programm, der vermutlich zu einer etwas stärkere Wetterwirksamkeit der
schleifenden Front im Norden führen würde - ähnlich der gestrigen
Hauptlauflösung. Wahrscheinlicher ist mit deutlich mehr Membern aber sicher die
oben beschriebene Variante. Alle Cluster werden dem Regime NAO positiv
zugeordnet. Im Folgezeitraum von Montag 00 UTC bis Mittwoch 00 UTC (+120 bis
+168 h) werden ebenfalls vier Cluster angeboten. Bemerkenswert ist hier, dass
der Hauptlauf mit insgesamt nur 8 Membern in Cluster 4 verortet wird, der
Kontrolllauf mit insgesamt 20 Membern in Cluster 1. Cluster 1 favorisiert eine
markantere Trogentwicklung über dem westlichen Mitteleuropa im Vergleich zu
Cluster 4 und damit auch dem Hauptlauf. Auch Cluster 2 und 3 mit 12 bzw. 11
Membern simulieren einen etwas markanteren Trog. Die markantere Lösung von
gestern, ggf. mit einem markantere Kaltluftvorstoß wie sie gestern beschrieben
wurde (siehe Hinweis oben), ist also nicht gänzlich vom Tisch. Cluster 4 mit dem
Hauptlauf setzt zudem mehr auf die Aufwölbung eines Rückens über dem Atlantik,
Stichwort Regime "Atlantic ridge". Für die erweiterte Mittelfrist ergibt sich
nur ein Cluster, der sich vom Rücken über dem nahen Atlantik (Deutschland dabei
im Übergangsbereich zum Trog über dem östlichen Mitteleuropa) durch
Ostverlagerung des Trog-Keil-Musters mehr zum Regime "Blocking" entwickeln soll.


Die Rauchfahnen wurden für einige deutsche Städte betrachtet. Hinsichtlich der
Temperatur in 850hPa ergibt sich über weite Teile des Mittelfristzeitraumes eine
ziemlich gute Bündelung, so dass die Temperaturentwicklung belastbar ist. Erst
zur erweiterten Mittelfrist wird der Spread etwas größer. Bis einschließlich
Montag hält sich auch der Spread in Bezug auf das Geopotenzial in 500 hPa in
recht engen Grenzen, nachfolgend nimmt er zu. Die Niederschlagssignale
bestätigen die gemachten Aussagen dahingehend, dass in den nördlichen
Landesteilen bereits zu Beginn Signale vorhanden sind, nach Süden erst im Laufe
des Sonntages. Insgesamt wird es zu Wochenbeginn deutlich wechselhafter mit
wieder leicht abnehmender Tendenz zur erweiterten Mittelfrist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Warnwürdige Wettererscheinungen beschränken sich voraussichtlich weitgehend auf
zeitweilig stark bis stürmisch auflebenden Wind. Dies betrifft am Wochenende vor
allem die nördlichen Landesteile. Zu Wochenbeginn ist neben den Küstenregionen
zeitweise auch das Bergland und ggf. konvektiv bedingt auch andere Landesteile
betroffen. Eine verbreitet markante Windentwicklung ist derzeit nicht in Sicht.

Niederschlagstechnisch ist insgesamt wenig zu erwarten. Leichte Signale tauchen
von Montag bis Mittwoch im EWI in Richtung Alpenrand und im Nordseeumfeld auf.
Ganz leicht (unter 10 %) springen im Nordwesten auch die EPS-Verfahren an, die
dafür schon vorliegen. Das Risiko dürfte sich im Nordwesten auf punktuellen
Starkregen bzw. wiederholte Schauer beschränken. Die EPS-Signale am Alpenrand
sind mit Werten um 15 % für mehr als 30 l/qm in 24 Stunden etwas größer und an
die wellende Front bzw. die leicht staubedingten und damit anhaltenden
Niederschläge geknüpft. Etwas stärker werden die Signale noch bei der
Betrachtung über mehr als 24 Stunden. Mit absinkender Schneefallgrenze fällt
aber ein Teil davon voraussichtlich als Schnee und ist damit nicht unmittelbar
abflussrelevant.

Ab Montag kann neben den Schauern auch mal ein Gewitter nicht ausgeschlossen
werden. EFI CAPESCHEAR liefert diesbezüglich ein paar Signale.

Zu Beginn der kommenden Woche gehen die Temperaturen zurück, nachts in den
niedrigen einstelligen Bereich. Luftfrost dürfte aber eigentlich nur im höheren
Bergland zu erwarten sein, Frost in Bodennähe ist gebietsweise aber recht
wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger