DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
30-03-2024 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.03.2024 um 10.30 UTC
Unbeständig, sehr windig und mild. Am Samstag eventuell erster heißer Tag.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 06.04.2024
Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Dienstag ist der
Bud-Spencer-und-Terence-Hill-Marathon auf Kabel 1 und damit Ostern 2024 bereits
Geschichte (leider...), das Wetter macht aber da weiter, wo es am Ostermontag
aufgehört hat - so viel sei an dieser Stelle schon verraten. Im Detail sieht das
folgendermaßen aus:
Am Dienstag liegen wir unter einem Langwellentrog, der sich ausgehend vom
Drehzentrum über der Nordsee bis nach Süd- und Südosteuropa erstreckt. Darin
eingebettet sind mehrere Randtröge. Ein recht markanter Vertreter dieser Zunft
liegt bereits östlich von uns (Grenzbereich Tschechien/Slowakei) und zieht von
dort nordostwärts. Ein weiterer greift im Tagesverlauf von Westen auf
Deutschland über. Dazwischen kann der Druck am Boden etwas ansteigen, wobei sich
ein Keil von Frankreich nach Süddeutschland hineinschiebt. Von ruhigem Wetter
kann aber keine Rede sein. Einerseits entwickeln sich in höhenkalter Luft
zahlreiche Schauer und einzelne Gewitter, die bei T850er Temperaturen von 0 bis
2 Grad in den Hochlagen ein paar Flocken bringen können. Andererseits nimmt der
Gradient zwischen Hochkeil im Süden und einer von den Britischen Inseln über die
Nordsee bis nach Nordosteuropa reichenden Tiefdruckzone etwas zu, sodass auch
ein recht windiger Tag ins Haus steht mit im Tiefland vereinzelt, im Bergland
vermehrt auftretenden stürmischen Böen (Gipfellagen Sturmböen).
Am Mittwoch greift ein Rücken von Westen auf Deutschland über, der
Kurzwellentrog füllt sich auf und der Haupttrog wird ostwärts abgedrängt. Von
nachhaltigem Hochdruckeinfluss allerdings keine Spur, denn gegen Mittag liegt
die Rückenachse schon weitgehend östlich von uns. Damit geraten wir bereits auf
die Vorderseite des nächsten Troges in der wellenden, zunehmend zonal
ausgerichteten Höhenströmung. Am Boden schwenkt das Frontensystem eines Tiefs
bei den Britischen Inseln über uns hinweg, wodurch sich der Tag erneut recht
nass und vor allem in den westlichen Landesteilen auch windig gestaltet. Am
Temperaturniveau ändert sich kaum etwas.
Am Donnerstag zieht der Trog rasch über unsere Köpfe hinweg gen Osten, der
nachfolgende flache Rücken vermag allerdings keine wirkliche Wetterberuhigung zu
bringen (höchstens im Süden), sodass das nächste Frontensystem leichtes Spiel
hat. Aus Südwesten sickert dabei allmählich etwas mildere Luft ein (T850: 2 Grad
im Nordosten und 8 Grad im Südwesten).
Am Freitag kommt es über dem Atlantik zu einer markanten Austrogung. Kräftige
Warmluftadvektion vorderseitig verstärkt den über uns befindlichen Rücken. Die
Strömung steilt zunehmend auf, was die Temperatur in 850 hPa noch weiter
ansteigen lässt (6 bis 12 Grad).
Der Trog kommt am Samstag etwas weiter ostwärts voran und seine Achse bekommt
eine immer mehr meridionale Ausrichtung. In der Folge steilt die Strömung über
uns noch etwas auf und die Temperatur in 850 hPa steigt auf bemerkenswerte 12
bis 18 Grad, am Alpenrand, wo der Föhn in Gang kommt, sogar auf bis zu 20 Grad!
Mit Sonnenunterstützung könnte dann lokal zum ersten Mal in diesem Jahr die
30-Grad-Marke geknackt werden - zumindest sofern der Saharastaub nichts dagegen
hat. Da die Achse des Rückens bereits östlich von uns liegt, könnten sich
zumindest im Bergland einzelne, kräftige Gewitter entwickeln. Zudem soll die
Kaltfront eines Tiefs bei den Britischen Inseln in der Nacht zum Sonntag auf den
Westen und Nordwesten übergreifen.
In der erweiterten Mittelfrist schwenkt die Kaltfront ostwärts durch und räumt
die im Vorfeld vorhandene Warmluft aus. Das Potential für kräftige konvektive
Umlagerungen ist dabei durchaus gegeben. Nachfolgend geht das Temperaturniveau
deutlich zurück und der Tiefdruckeinfluss bleibt uns wohl erhalten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufes kann als gut bezeichnet werden. Im
Detail zeigen sich dann aber doch zum Teil nennenswerte Unterschiede, vor allem
zum gestrigen 00er-Lauf. Zeigte Letzterer gestern noch für Mittwoch und die
Nacht zum Donnerstag eine Sturmlage, so ist diese heute vom Tisch und auch am
Dienstag wird der Wind mittlerweile deutlich schwächer prognostiziert. Der
gestern für Donnerstag noch angedachte Zwischenhocheinfluss hatte schon mit dem
12-UTC-Lauf keinen wirklichen Bestand mehr, stattdessen gibt sich ein weiteres
Frontensystem die Ehre.
Zum Ende des Zeitraums wird das Durchschwenken der Kaltfront und das damit
verbundene Ausräumen der zuvor eingeflossen Warmluft mittlerweile erst am
Sonntag und damit gut einen Tag später gesehen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Im Vergleich mit den anderen Globalmodellen (ICON, GFS, UK10) ergeben sich zum
Teil schon für den Dienstag markante Unterschiede. GFS simuliert beispielsweise
ein hochreichendes Tief über dem Nordosten Deutschlands, das im Verlauf ostwärts
abzieht. Damit verbunden wären kräftige Regenfälle und teils stürmische Böen im
Nordosten. ICON fährt eine ähnliche, aber nicht so scharfe Schiene. UK10 folgt
dagegen der IFS-Lösung mit einem bereits östlich von uns befindlichem
Kurzwellentrog. Danach verfolgen alle Modelle ein ähnliches
Trog-Rücken-Wechselspielchen, wobei sich hinsichtlich der Phasen und
Ausprägungen naturgemäß kleinere Unterschiede ergeben. Ebenso verhält es sich
mit dem Übergreifen der Kaltfront am Wochenende, das bei GFS deutlich schneller
vonstattengeht als bei ICON und IFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte stützen den IFS-Hauptlauf über
den gesamten mittelfristigen Zeitraum und weisen gerade bei der
Temperaturentwicklung eine bemerkenswert enge Bündelung bis Samstag auf. Demnach
steht der Fahrplan also: Zunächst "Rumgedümpel" bei 0 bis 5 Grad (850 hPa), ab
Donnerstag dann bis Samstag kontinuierlicher Anstieg sowohl der Temperatur (im
Norden auf 10 bis 15 Grad, im Süden auf 15 bis 20 Grad) als auch des
Geopotentials. Fraglich ist, wann der Durchgang der Kaltfront am Wochenende
erfolgt. Welches Temperaturniveau sich danach bei uns breit macht, ist noch
ziemlich unsicher, wir verbleiben aber wohl in einer tendenziell westlichen bis
südwestlichen Höhenströmung. Es bleibt unbeständig, wobei die
Niederschlagssignale am Freitag und Samstag ein Minimum aufweisen, das im Süden
deutlich stärker ausgeprägt ist als im Norden.
Auch das Clustering trägt diesen Fahrplan mit. Sowohl für den Zeitraum von
Donnerstag bis Samstag als auch in der erweiterten Mittelfrist von Sonntag bis
Dienstag existieren jeweils drei Cluster, die allesamt dem Regime NAO positiv
zugeordnet werden.
FAZIT: Der grobe Fahrplan steht, wenngleich noch ein Fragezeichen hinsichtlich
der Wind- und Niederschlagsentwicklung im Nordosten am Dienstag steht (siehe
ICON und GFS). Ansonsten bleibt es mild und recht unbeständig mit wiederholten
Regenfällen, Schauern und einzelnen Gewittern. Dazu wird es windig, vor allem im
Bergland auch stürmisch. Zum Wochenende hin geht die Temperatur spürbar nach
oben und wenn die Sonne mitspielt und der Saharastaub nicht, könnte am Samstag
lokal die 30-Grad-Marke geknackt werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Dienstag muss in tiefen Lagen mit einzelnen, im höheren Bergland vermehrt mit
stürmischen Böen (Bft 8), in Gipfellagen mit Sturmböen (Bft 9) gerechnet werden.
Zudem sind vor allem im Nordwesten einzelne Gewitter mit stürmischen Böen (Bft
8) nicht ausgeschlossen.
Am Mittwoch bleibt es windig, in freien Lagen des westdeutschen Tieflands sowie
im zentralen, west- und südwestdeutschen Bergland sind stürmische Böen (Bft 8),
in Gipfellagen Sturmböen (Bft 9) zu erwarten. Dazu können im Westen und
Nordwesten mit geringer Wahrscheinlichkeit einzelne Gewitter mit Sturmböen (Bft
8-9) und kleinkörnigem Hagel auftreten.
Am Donnerstag und Freitag sind in manchen Hochlagen noch Sturmböen (Bft 8-9)
möglich.
Am Samstag wird sich dann zumindest in höheren Lagen der Alpen wohl wieder der
Föhn mit Böen bis Sturmstärke (Bft 9) bemerkbar machen. Eventuell reicht es im
Bergland dann auch für einzelne kräftige Gewitter mit Sturmböen, Starkregen und
Hagel.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS, UK10, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz