DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-03-2024 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.03.2024 um 10.30 UTC



An den Alpen am Dienstag Föhn, am Mittwoch nachlassend. Am Donnerstag
gebietsweise böiger Wind und im Norden lokale Gewitter. Zum Osterwochenende hin
freundlicher und wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 30.03.2024


Am Dienstag dominiert ein Höhenrücken das Wetter in Deutschland. Seine stark
negativ geneigte Achse, die zum Abend etwa von Rumänien bis nach Schottland
verläuft, bewegt sich dabei nur sehr zögerlich nach Nordosten. Auf seiner
Rückseite herrscht eine südliche Höhenströmung vor, die im Alpenraum für
kräftige Föhnentwicklungen sorgen sollte und bei der sich über Süddeutschland
ein markanter Bodentrog etabliert. Einem Druck von etwa 985 hPa über Baden
stehen dabei über Vorpommern knapp 1000 hPa gegenüber. Die Druckgegensätze
reichen dabei für nennenswerte Böen kaum aus, allenfalls in den Hochlagen kann
der Wind mal etwas kräftiger wehen, was vor allem für's Erzgebirge gilt. An den
süddeutschen Bodentrog schließt sich im Westen ein Tiefdruckkomplex an, dessen
westlicher Kern von Nordfrankreich über den Ärmelkanal nach Südengland wandert.
Dort wird er in der Nacht zum Mittwoch von seinem kräftigeren nordatlantischen
bzw. westeuropäischen Kompagnon, der sich vom Nordatlantik ins Seegebiet südlich
von Irland verlagert, mehr oder weniger geschluckt. In der Höhe korrespondiert
mit den Tiefs ein Langwellentrog. Dieser weist anfangs zwei abgeschlossene
Höhentiefs auf, wobei sich das südliche, von der Iberischen Halbinsel und der
Biskaya nach Osten ins westliche Mittelmeer und nach Südfrankreich wandernde,
abschwächt. Somit erleidet es ein ähnliches Schicksal wie das korrespondierende
Bodentief, es verliert seine Eigenständigkeit, bleibt im Geopotentialfeld aber
als sehr markanter Randtrog mit großer Amplitude erhalten. Mit der südlichen
Höhenströmung werden recht zügig milde Luftmassen nach Mitteleuropa
herantransportiert. Liegen die 850er Temperaturen zum Tagesbeginn noch bei +7
bis -7°C (von Süd nach Nord), so sind es am Mittwochmorgen schon +9 bis -1°C.
Unter dem Rücken bleiben die Hebungsimpulse limitiert, damit bleibt es auch
weitgehend trocken, allenfalls im Westen sind in der Nacht ein paar Tropfen
möglich. Die Höchstwerte bewegen sich nach aktueller Lesart in einer Spanne von
10 bis 16°C, an den Küsten bleiben die Werte meist im hohen einstelligen
Bereich, im Süden sind mit Föhnunterstützung auch 18°C denkbar. Nachts sinken
die Werte auf 6 bis 0°C, im Osten, wo es am Tage freundlich und nachts oft
gering bewölkt ist, kann es leichten Frost geben.

Am Mittwoch dreht sich das westeuropäische Höhentief vor der Südspitze Irlands
ein. Es liegt damit weitgehend lotrecht über dem zugehörigen Bodentief, dessen
Entwicklungspotential damit beschränkt bzw. abgeschlossen ist. Gleichwohl liegt
der Kerndruck des Tiefs durchgehend knapp unter 965 hPa, womit das Tief schon
ein kräftigerer Vertreter seiner Zunft ist. Um das Höhentief werden mehrere
kurzwellige Anteile herumgeführt. Einer überquert am Tage den Westen
Deutschlands von Süd nach Nord, mit ihm wird auch eine Kaltfront von Westen her
eingesteuert, die bis zum Abend die Mitte, am Donnerstagmorgen dann Polen
erreicht, die allerdings bezüglich des Niederschlages eher inaktiv ist. Ein
zweiter Trog greift in der Nacht auf den Südwesten über. Das stark amplifizierte
Trogresiduum über dem westlichen Mittelmeer tropft ab. Sein südlicher Teil
erlebt dabei als dann wieder abgeschlossenes Höhentief ein Revival, zum
Donnerstagmorgen hat es Griechenland und Bulgarien erreicht. Im Alpenraum werden
die nördlichen Reste des Mittelmeertroges in die Zirkulation des Haupthöhentiefs
eingebunden. Dies gilt insbesondere für den zweiten, in der Nacht übergreifenden
Kurzwellentrog. Damit dreht dann über den Alpen die Höhenströmung auf West bis
Südwest und der Föhn schwächt sich ab. Im Westen (Einfluss von Tief und
Höhentief über Westeuropa) und im Süden und Osten (Einfluss des Trogresiduums)
kann es etwas regnen, im Osten lokal auch mal stärker, ansonsten bleibt es
erneut trocken. Da auf der Rückseite der Kaltfront die 850er Temperaturen wieder
etwas zurückkommen (0 bis 6°C am Donnerstagmorgen) ist bei den Höchstwerten
keine durchgreifende Änderung zu erwarten. Windig bis stürmisch bleibt es bei
Föhn in den Alpen, stark böig geht es an der Nordsee zu, wo der Wind aber
zumeist ablandig (Ost bis Südost) weht. Weiterhin kann es im Westen mitunter
starke Böen geben. Dies gilt insbesondere auch in der Nacht zum Donnerstag, wenn
dort Höhenkaltluft mit Temperaturen unter -30°C ankommt, die für eine kräftige
Labilisierung und mitunter für kräftige Schauer oder auch mal für ein Gewitter
sorgt.

Am Donnerstag überquert der schon oben avisierte Kurzwellentrog Deutschland von
Südwest nach Nordost, in der Nacht zum Freitag erreicht er die Ostsee. Auf
seiner Rückseite glättet die dann südwestliche Höhenströmung durch bzw. zeigt
sogar leicht antizyklonale Muster. Das Westeuropäische Tief- und Höhentiefduett
zieht nach Schottland, wir bleiben somit auf der Südostflanke des Tiefkomplexes
in einer auch niedertroposphärisch südwestlichen Strömung, die allerdings im
Vergleich zu den Vortagen, auch Aufgrund der Labileren Schichtung, etwas
"griffiger" daherkommt und gebietsweise für steife, eventuell auch für
stürmische Böen gut sein sollte. Mit der Südwestströmung steigen auch die 850er
Temperaturen wieder an, am Freitagmorgen sind es im Voralpenland schon wieder
knapp über 10°C, knapp unter 0 sind es nur noch im äußersten Norden. In der Höhe
wird die schon oben erwähnte Kaltluft über den Norden geschoben. Somit sind am
Tage insbesondere dort Schauer, aber auch einzelne Gewitter zu erwarten. Im
Süden reicht es Tagsüber nur für einzelne Schauer, aber in der Nacht wird von
Südwesten eine Warmfrontwelle hereingedrückt, die dann auch großflächigeren und
länger anhaltenden Regen bringen kann. Am Tage sollen es 10 bis 17°C werden, in
der Nacht ist Frost bei einstelligen Werten wahrscheinlich kein Thema.

Am Freitag und Samstag liegt Deutschland unter einem großräumigen, gleichwohl
aber recht flachen Rücken, um den immer wieder kurzwellige Troganteile geführt
werden. Somit kann es insbesondere im Westen und Norden zu Hebungsprozessen und
Schauern kommen, lokale Gewitter sind nicht ausgeschlossen, aber
unwahrscheinlich. Die Temperaturen erreichen im Süden die 20°C-Marke, auch im
Norden sind sie durchweg klar zweistellig.

Die Ostertage werden zumeist freundlich und warm, ab dem Ostenmontag wird es
wieder wechselhafter (laut IFS-Hauptlauf, die Ensembles deuten etwas anderes
an).
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Modelllauf des IFS zeigt eine gute Übereinstimmung mit den
Vorläufen. Die größten Unterschiede lassen sich am Mittwoch. Zu dem Zeitpunkt
zeigte der gestrige 00-UTC-Lauf noch das Abtropfen des iberischen bzw. über dem
westlichen Mittelmeer liegenden Troges als kräftiges und abgeschlossenes
Höhentief. Seit dem gestrigen 12-UTC-Lauf ist diese Lösung allerdings verworfen
worden zugunsten eines stark amplifizierten, aber weiterhin mit dem
westeuropäischen Haupttrog verbundenen Höhentroges. Dieser soll nunmehr wie oben
beschrieben erst in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag abtropfen und in
der Folge schwächer ausgeprägt sein als noch vor 48 Stunden avisiert. Für unser
Wetter spielen diese Entwicklungen aber ohnehin nur eine untergeordnete Rolle.

Interessanter für Mitteleuropa ist natürlich der Trogkomplex über Westeuropa.
Hier zeigen die Modelläufe naturgemäß Unterschiede in der genauen Lage der
Höhentiefs sowie der zugehörigen Sparringspartner am Boden. Letztendlich liefert
der aktuelle Lauf mit einer angedachten Verlagerung von der Südwestspitze
Irlands bis nach Schottland die am weitesten im Osten platzierte Lösung und
somit auch diejenige, die unser Wetter am stärksten (oder zumindest stärker)
beeinflusst.

Zum Wochenende hin liefern die Modelle dann aber auch unisono den flachen, aber
großräumigen Rücken und befinden sich somit auch aus Sicht der erweiterten
Mittelfrist auf einem gemeinsamen Kurs.

Insgesamt kann die Konsistenz als gut bezeichnet werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Abläufe im Mittelfristzeitraum sehen auch die Vertreter der internationalen
Gemeinschaft sehr ähnlich.

Der Langwellentrog am Dienstag und Mittwoch mit dem Abtropfprozess im Mittelmeer
- haben alle (GFS, IFS, ICON, UK10) in irgendeiner Form simuliert.

Die Verlagerung des Höhentiefs von Irland nach Schottland im Zeitfenster
Mittwoch bis Freitag - kann jeder anbieten, und die regionale Streuung ist
überschaubar.

Der "kernigen" Tiefkomplex bei dem Britischen Inseln - fehlt bei keinem der
Modelle (das wäre dann auch eher überraschend gewesen). Aber auch die
Metamorphose hin zu einer eher elliptischen Form mit von Süd nach Nord
orientierten Hauptachse haben alle im Programm.

Deutlicher werden die Unterschiede erst ab Freitag. Der sich dann ausbildende
Höhenrücken ist zwar bei allen Modellen zu erkennen, er wird aber deutlich
unterschiedlich simuliert. Das gilt zu diesem Zeitpunkt dann auch für den Kern
und die Struktur des steuernden Tiefs und in der Folge auch für die 850er
Temperaturen. Insbesondere bei GFS wird der Rücken räumlich deutlich kleiner
gerechnet als z.B. bei IFS, er wird in der Folge auch schneller nach Nordosten
geschoben, woraufhin bei GFS die Höhenströmung wieder durchglättet, was Hebung
im Vergleich zu IFS erleichtert.

Trotz der Unterschiede bei Ankratzen der erweiterten Mittelfrist ist die
Übereinstimmung der Modelle gut.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitfenster +72 bis +96 Stunden werden zwar 5 Cluster berechnet, diese liegen
aber alle für den gesamten Zeitraum im der Wetterkategorie "Negative NAO", was
auch für die Stabilität der Prognosen spricht. Zwar liegen der Haupt- und der
Kontrolllauf im mit 16 Mitgliedern größten Cluster, aber die strukturellen
Unterschiede im Bodendruckfeld und im 500-hPa-Niveau sind bei den verschiedenen
Clustern überschaubar.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden werden 4 Cluster gerechnet, nur der mit 6
Mitgliedern kleinste wechselt von der Kategorie "Negative NAO" zu einer
Blockierungslage, was einem kräftigen und weit nach Norden reichenden Rücken
geschuldet ist. Die Mehrzahl der Ensembles, die sich auf die Cluster 1 bis 3
verteilen (22 - 14 - 9) verharrt weiterhin und durchgängig in der "Negativen
NAO".

Im weiteren Verlauf wird dann nur noch ein (!) Cluster ermittelt, der aus der
"Negativen NAO" in die Blockierung wechselt. Das deutet auf ein freundliches und
mit südlicher Strömung mildes Osterwochenende hin (wobei der IFS-Hauptlauf zum
Ostermontag schon wieder Regen andeutet, siehe synopt. Übersicht).

Die Rauchfahnen des IFS-Ensembles für Offenbach zeigen dreierlei deutlich:
Ein kurzfristiges Maximum der 850er Temperaturen am Dienstag bzw. in der Nacht
zu Mittwoch. Nach einem vorübergehenden Temperaturrückgang bis Donnerstag
steigen die Werte dann wieder deutlich an. Letzteres erfolgt zwar unter Zunahme
der Streuung, aber letztendlich zeigen alle Ensemblemitglieder diesen Anstieg.
Während der Dienstag laut aller Ensemblemitglieder trocken über die Bühne gehen
soll, wird es anschließend deutlich wechselhafter (Tröge, Kaltfrontpassage). Ab
Samstag klingen die Niederschläge dann aber wieder ab, wenngleich nicht alle
Einzellösungen gänzlich trocken bleiben
Alle Lösungen zeigen in der zweiten Wochenhälfte einen deutlichen Anstieg des
Geopotentials!

Die GFS-Rauchfahnen stützen die Aussagen des IFS-Ensembles bis in die zweite
Wochenhälfte hinein. Danach zeigen sich zumindest bezüglich der 850er
Temperaturen Unterschiede, die bei GFS nicht so stark steigen wie bei IFS. Das
Niederschlagsminimum am Samstag und Ostersonntag hat GFS aber gleichwohl auch zu
bieten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt ab Donnerstag im äußersten Osten, ab Samstag dann in ganz
Deutschland Signale für signifikant erhöhte Temperaturen.

WIND/STURM:
COSMO-Leps liefert am Dienstag im Erzgebirge und an den Alpen stärkere Signale
bis 60% für Windböen, im Nordosten liegen diese Signale bei 10%.

Am Mittwoch erkennt man im Westen und Norden Wahrscheinlichkeiten für steife
Böen bis 50%, am Donnerstag liegen diese im Westen und Norden sowie in den
Hochlagen einzelner Mittelgebirge bei bis zu 70%

Die Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen (>18 m/s) liegen am Donnerstag im Westen
bei bis zu 30%. Ansonsten sind diese lokal eng begrenzt (Dienstag im Erzgebirge)
oder nur sehr schwach ausgeprägt.

FROST:
Die Frostwahrscheinlichkeiten liegen in der Nacht zum Dienstag in ungünstigen
Mittelgebirgslagen bei bis zu 100%, in tieferen Lagen der Osthälfte und des
Südens ansonsten bei bis zu 30%. In der Nacht zum Mittwoch beträgt die
Frostwahrscheinlichkeit nach COSMO-Leps im Nordosten bis zu 20%.

GEWITTER:
Die Gewitterwahrscheinlichkeit liegt laut MOSMIX am Donnerstag im Westen bei bis
zu 15%, am Freitag in der Südhälfte punktuell bei bis zu 20%. Ansonsten ist sie
laut MOSMIX vernachlässigbar.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas