Thema des Tages
22-03-2024 14:20
Wetter aktuell
"Wissen Sie schon, wie das Wetter an Ostern wird?"
Diese Frage bekommen wir im Vorhersagedienst so oder so ähnlich schon
seit Wochen gestellt. Mittlerweile liegt Ostern aber in einem
Bereich, wo sich manchmal schon ein Trend erkennen lässt, wohin die
Reise gehen könnte. Mehr dazu im heutigen Thema des Tages.
Seit einigen Wochen findet man sie immer wieder mal, sei es im
E-Mail-Postfach oder am Telefon: Anfragen zum diesjährigen
Osterwetter. Die Antwort war bisher mehr oder weniger immer dieselbe
und lautete sinngemäß: "Keine Ahnung."
Tatsächlich sind seriöse, detaillierte Prognosen maximal drei bis
vier Tage im Voraus möglich. Das liegt in der Natur der Sache, denn
schon der Ausgangszustand einer jeden Wetterprognose - der aktuelle
Zustand der Atmosphäre - ist unter anderem aufgrund von
Messungenauigkeiten und einer zu geringen weltweiten
Messstationsdichte nicht hundertprozentig genau. Dieser Fehler nimmt
mit der Vorhersagezeit mehr und mehr zu, sodass man sich den
detaillierten Wetterablauf irgendwann selber würfeln kann.
Was allerdings im Großen und Ganzen recht gut funktioniert, ist, eine
Aussage über den Trend der Wetterentwicklung zu treffen. Also zum
Beispiel ob es wärmer wird oder ein Kaltlufteinbruch bevorsteht oder
ob ein unbeständiger Witterungsabschnitt zu erwarten ist oder es
komplett trocken bleibt. Das Zauberwort lautet "Ensembleprognose".
Mit einer Ensembleprognose wird versucht, die mit der Zeit zunehmende
Vorhersageunsicherheit abzuschätzen. Dabei wird für einen Ort nicht
nur eine, sondern mehrere Prognosen mit leicht veränderten
Anfangsbedingungen gerechnet. Dieses sogenannte Ensemble beinhaltet
beim auf mittelfristige Vorhersagen spezialisierten Modell des EZMWF
51 Mitglieder, also 51 Vorhersagen. Je weiter sich diese Vorhersagen
voneinander unterscheiden, desto unsicherer ist die Prognose. Liegen
sie dagegen nah beieinander, ist sich das Ensemble einig, in welche
Richtung sich das Wetter entwickeln soll.
Schauen wir im Folgenden doch einfach mal, ob und falls ja, welche
Schlüsse die Ensembleprognose für das Osterwetter am Beispiel für
Offenbach erlaubt.
Im oberen Teil der Abbildung ist der Verlauf der Temperatur im
Druckniveau 850 hPa dargestellt (entspricht etwa einer Höhe von 1500
m über dem Meeresspiegel). Dieses Niveau wird gerne genommen, da dort
die Temperatur in der Regel nicht von bodennahen Prozessen wie die
tägliche Erwärmung und nächtliche Auskühlung beeinflusst wird und
damit besser die Qualität einer Luftmasse beschreibt. Man erkennt
zunächst einmal gut, dass die einzelnen Vorhersagen (dünne,
rot-gestrichelte Linien) bis einschließlich kommenden Montag sehr
stark gebündelt sind. Danach fangen die Ensemblemitglieder zwar an,
auseinanderzulaufen, das Gros zeigt allerdings bis Dienstag einen
deutlichen Temperaturanstieg. Bei der dicken roten Linie handelt es
sich übrigens um den sogenannten Hauptlauf, also der Vorhersagelauf,
der mit den unveränderten Anfangsbedingungen gerechnet wurde.
Der untere Teil der Abbildung zeigt die Niederschlagsentwicklung. Man
sieht zunächst einmal für dieses Wochenende von quasi allen
Ensemblemitgliedern entsprechende Signale, wenngleich die
prognostizierten Mengen nur gering sind. Zu Beginn der neuen Woche
sind dann kaum noch Hinweise auf Niederschlag zu finden, ehe ab
Wochenmitte das "Gezappel" wieder zunimmt. Auch bei der Temperatur in
850 hPa wird es in der zweiten Wochenhälfte deutlich wilder. Der
Spread, also der Bereich, den die Ensemblemitglieder aufspannen, ist
recht groß und liegt etwa zwischen -4 und +11 Grad (in 1500 m Höhe
wohlgemerkt). Auch am Osterwochenende ist der Spread zwar ähnlich
groß, mit 0 bis 15 Grad aber auf einem etwas höheren Niveau. Zudem
hält sich die Mehrheit der Mitglieder wie auch der Hauptlauf irgendwo
zwischen 5 und 12 Grad auf. Alles Vorhersagen darunter und darüber
sind daher eher unwahrscheinlich.
Übersetzen wir das alles nun nochmal: Nach klassischem, nass-kalten
Aprilwetter am Wochenende steigt die Temperatur ab Montag ziemlich
sicher wieder an und es bleibt zunächst weitgehend trocken. Ab Mitte
der Woche wird es wahrscheinlich wieder unbeständiger und auch am
Wochenende kann es durchaus sein, dass die im Garten versteckten
Ostereier mal nass werden (muss aber nicht!). Dazu bleibt es
voraussichtlich mild, an Ostern vielleicht sogar sehr mild
(Höchstwerte eventuell zwischen 15 bis 20 °C). Ein weiterer
Kaltlufteinbruch oder gar Eiersuchen im Schnee ist nach heutigem
Stand also nicht zu erwarten. Diese Aussagen gelten so auch mehr oder
weniger für ganz Deutschland, wobei die Schauerneigung in den
westlichen Landesteilen etwas höher ist als in den Östlichen.
(Die Bilder und Links zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie
immer im Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.03.2024
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