DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-11-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.11.2016 um 10.30 UTC



Lebhafte Südwestströmung, dabei zeitweise stürmisch. Vor allem ab Sonntag
deutlicher Temperaturanstieg. In den Alpen Föhnsturm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 22.11.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Freitag erstreckt sich ein
Höhentrog über Westeuropa. Im Bodendruckfeld befindet sich ein umfangreicher
Sturmtiefkomplex mit Kern vor der norwegischen Küste. An dessen Südflanke
gelangt mit einer lebhaften Südwestströmung relativ milde Luft zu uns. Dabei
kommt es vor allem an den Küsten und im Bergland zu Sturmböen. Im Tagesverlauf
passiert uns die Kaltfront eines Randtiefs, wodurch die wärmere Luft
vorübergehend wieder verdrängt wird. Diese Front wellt über dem Süden
Deutschlands, sodass es gebietsweise zu länger anhaltendem Regen kommen kann.
Sie wird erst am Samstag nach Südosten abgedrängt, wenn die Passage des
Höhentroges folgt.
Nach dessen Durchzug beginnt erneut eine Austrogung über dem nahen Ostatlantik,
wodurch die Strömung am Boden und in der Höhe wieder zunehmend auf Südwest
dreht. Dabei zieht am Sonntag ein Randtrog von den Britischen Inseln über die
Nordsee hinweg Richtung Skandinavien. Damit verbunden ist im Bodendruckfeld ein
Sturmtief, das bereits Sonntagfrüh über England mit einem Kerndruck von 970 hPa
den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht hat. Vor allem an den Küsten und auch
im Bergland muss erneut mit Sturmböen gerechnet werden. An den Alpen stellt sich
Föhn ein. Zudem gelangt wieder etwas mildere Luft zu uns, sodass die
Temperaturen in 850 hPa wieder auf Werte zwischen 1 und 6 Grad ansteigen. Das
okkludierte Frontensystem folgt im Laufe des Sonntags, wobei keine signifikante
Abkühlung stattfindet.

Am Montag verbleibt Deutschland auf der Vorderseite des mittlerweile weit nach
Süden reichenden Höhentroges über dem Ostatlantik. Somit hält die Zufuhr teils
sehr milder Luftmassen aus dem Südwesten Europas weiter an, wobei die
Temperaturen in 850 hPa in der Südhälfte Deutschlands bis auf 11 Grad ansteigen.
Für zeitweilige Niederschläge sorgt das Frontensystem eines Randtiefs, das über
die Nordsee hinweg nordostwärts zieht.
Am Dienstag ändert sich an der großräumigen Druckverteilung wenig. Deutschland
verbleibt weitestgehend auf der warmen Seite der Frontalzone.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag kann die Konsistenz des heutigen 00 UTC Laufs des
EZMW als sehr gut bezeichnet werden.
Ab Sonntag lässt die Konsistenz bezüglich der Vorhersage des vom Atlantik rasch
heranziehenden Sturmtiefs etwas nach. Dabei ist die genaue Zugbahn noch
unsicher. Der heutige 00 UTC Lauf weist eine Zwischenlösung zwischen dem
gestrigen 00 UTC Lauf (Zugbahn über nördliche Nordsee) und dem gestrigen 12 UTC
Lauf (Zugbahn über südliche Nordsee) auf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bezüglich der Zugbahn des Sturmtiefs am Sonntag gibt es noch deutliche
Modellunterschiede. ICON zeigt die Entwicklung eines Schnellläufers (Kerndruck
985 hPa), der vom Ärmelkanal über Benelux und Schleswig-Holstein zieht und
bereits zum Mittagstermin Südschweden erreichen soll. Entsprechend ist von den
westlichen Landesteilen über Niedersachsen hinweg bis in den Nordosten
Deutschlands mit den kräftigsten Böen zu rechnen. Allerdings besitzt ICON eine
schlechte Konsistenz.
GFS und EZMW lassen das voll entwickelte Sturmtief (Kerndruck bei GFS 980 hPa)
über die südlich Nordsee hinweg ziehen, wobei GFS eine noch etwas südlichere
Zugbahn aufweist als EZMW. Demnach wären Sturmböen vor allem im Nordwesten, im
Küstenbereich und im Bergland zu erwarten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung des EZMW weist über alle Zeiträume drei Cluster auf. Betrachtet
man den Zeitraum 120 bis 168 Stunden, so werden die beschriebenen Lösungen von
EZMW, GFS und ICON bezüglich des Sturmtiefs am Sonntag von den drei Clustern
repräsentiert. Dabei befinden sich Haupt- und Kontrolllauf des EZMW in Cluster
1, was zudem durch die meisten Member vertreten wird. Cluster zwei gleicht der
GFS Lösung. Cluster drei hat Ähnlichkeiten mit der ICON Lösung, weist aber auch
die geringste Zahl an repräsentativen Membern auf.

Die Rauchfahne von Offenbach zeigt bis Samstag einen einheitlichen und engen
Verlauf von Temperatur und Geopotential, wobei der Samstag den Tiefpunkt des
Verlaufs darstellt. Nachfolgend zeigen sowohl die Temperatur als auch das
Geopotential einen deutlichen Anstieg. Dabei gibt es nur wenige "Ausreißer" nach
unten. Somit scheint eine mildere Witterung als relativ sicher.
Niederschlagssignale sind aber über den gesamten Zeitraum vorhanden mit einem
Maximum am Freitag.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum kommt es am Freitag vor allem an den
Küsten und auch im Bergland zeitweise zu Sturmböen (Bft 8, 9), in exponierten
Gipfellagen auch zu schweren Sturmböen (Bft 10) oder orkanartigen Böen (Bft 11).
Zudem setzt in den Alpen Föhnsturm ein.

Die genaue Windentwicklung am Sonntag ist noch unsicher. Am wahrscheinlichsten
sind aber auch auf Basis von EZMW-EPS und COSMO-Leps Sturmböen (Bft 8, 9) im
Nordwesten, an den Küsten und im Bergland gemäß der Lösungen von EZMW bzw. GFS.


Zudem ist von Freitag auf Samstag eine markante Dauerregenlage im Südschwarzwald
mit Mengen um 30 mm nicht ausgeschlossen. Entsprechende Hinweise liefern vor
allem ICON_Nest und COSMO-Leps.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW, EZMW-EPS, operationelle Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger