DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
            01-03-2024 09:30
          
          
            
S Y N O P T I S C H E   Ü B E R S I C H T   M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 01.03.2024 um 10.30 UTC
Zu Wochenbeginn noch unbeständig, in der zweiten Wochenhälfte wahrscheinlich 
mehr Hochdruckeinfluss, aber nicht mehr ganz so mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 08.03.2024
Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Montag und Dienstag (4./5. März) wird die
Großwetterlage maßgeblich von einem sich kräftigenden, hochreichenden 
Blockadehoch mit Schwerpunkt über Nordskandinavien bestimmt. Flankiert wird das 
Hoch von zwei Trögen über dem Nordatlantik und Nordwestrussland. Während das vom
zentralen Mittelmeerraum über den Balkan nach Osten ziehende Cut-Off-Tief keinen
Einfluss auf unser Wettergeschehen mehr hat, sorgen ein kleiner über die Ostsee 
nach Westen schwenkender Kaltlufttropfen und ein aus dem Atlantiktrog 
herauslaufender und über Frankreich abtropfenden Kurzwellentrog für leicht 
zyklonale Verhältnisse in Deutschland. Dies spiegelt sich auch im Bodenniveau 
wieder, wo sich zwischen dem fennoskandischen Hoch und einem Hochkeil über 
Südwesteuropa eine diagonal über Deutschland verlaufende Rinne hält, die den 
atlantischen Tiefkomplex mit dem Mittelmeer-Cut-Off verbindet. Die 
Großwetterlage lässt sich folglich mit HF z (Hoch Fennoskandien zyklonal) 
klassifizieren. Während in den äußersten Norden und in den Nordosten mit 
nordöstlicher Strömung kontinentale Polarluft einfließt (T850 auf -2 bis -6 °C 
absinkend), sickert ansonsten von Westen stark erwärmte, maritime Subpolarluft 
ein (T850 um 0 °C). Somit fallen die gebietsweisen schauerartigen Niederschläge 
überwiegend als Regen, die Schneefallgrenze liegt meist oberhalb von 1200 m.
In der zweiten Wochenhälfte von Mittwoch bis Freitag (6.-8. März) zieht der 
kleine Kaltlufttropfen über Jütland nach Nordwesten ab und der über Frankreich 
abgetropfte kurzwellige Trog schwenkt als Cut-Off nach Italien. Das Geopotenzial
über Deutschland kann nachfolgend langsam ansteigen. Die Tiefdruckrinne füllt 
sich auf, sodass sich das skandinavische Hoch bis zu den Alpen ausdehnen kann. 
Demnach dreht der Wind überall auf Ost bis Nordost, sodass sich die trockenere, 
kontinentale, aber nicht sonderlich kalte Polarluft (T850 zwischen +1 und -3 °C)
bodennah weiter südwestwärts durchsetzen kann. Durch das einsetzende Absinken 
und die Abtrocknung der Luft lassen die Niederschläge meist nach. Die Vorhersage
unterliegt allerdings zunehmenden Unsicherheiten: Es besteht eine geringe, aber 
nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit, dass der o. e. Trog über 
Nordwestrussland abtropft und ein daraus resultierender, umfangreicher 
Kaltlufttopfen Kurs auf Mitteleuropa nimmt. Dies könnte zu unbeständigerem 
Wetter führen, wobei in hochreichend kälterer Luft auch Schneefall zu Thema 
werden könnte.
In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag (9. März) bleibt die Blockadesituation
über Nordeuropa erhalten (Nordmeer/Skandinavien und zunehmend auch wieder über 
Westrussland). Soweit, so gut. Die Unsicherheiten, die sich durch den erwähnten 
Kaltlufttropfen an der Südflanke des blockierenden Hochs einstellen, schaukeln 
sich weiter auf, womit es zunehmend schwierig wird, eine haltbare Aussage über 
die weitere Wetterentwicklung zu treffen. Das aus Sicht des heutigen 
Mittelfristdienstes wahrscheinlichere Szenario sieht Deutschland weiterhin im 
Einflussbereich des umfangreichen Blockadehochs. Da sich der regenerierende 
Atlantiktrog aber bis nach Südwesteuropa und ins westliche Mittelmeer ausweitet 
(negative Achsenneigung) ergibt sich eher eine südöstliche Strömung über 
Deutschland, die zu einer neuerlichen Milderung führen würde.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Zu Beginn der Mittelfrist am Montag und Dienstag kann die Konsistenz des IFS 
noch als relativ gut bezeichnet werden. Die großräumigen Strukturen mit einem 
blockierenden Hoch über Skandinavien und Trögen über dem Nordatlantik und 
Nordwestrussland werden konsistent gerechnet. Die Prognose der kleinräumigen 
Störungen in Form kurzwelliger Tröge bzw. kleiner Höhentiefs an der Südflanke 
des Blockadehochs unterliegen aber naturgemäß gewissen Unschärfen. Diese haben 
allerdings zumindest bis Wochenmitte kaum Prognoserelevanz. Das ändert sich in 
der zweiten Wochenhälfte ab Mittwoch. Der gestrige IFS-00Z-Lauf simulierte noch 
einen umfangreichen, von Ost- in Richtung Mitteleuropa vorstoßenden 
Kaltlufttropfen. Dieser wurde vom IFS-12Z-Lauf sogar nochmal bestätigt, im 
neusten 00Z-Lauf von heute Morgen ist er nicht mehr existent.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
 
Uneinigkeit bezüglich des Kaltlufttropfens ab Mittwoch besteht auch zwischen den
anderen Globalmodellen: GFS und UK10 haben die "KLT" noch auf der Agenda - mit 
leicht variierender Positionierung. ICON befindet sich wie IFS auf der "KLT 
freien" Schiene. Schon alleine auf Grundlage der deterministischen 
Modellbetrachtung ist dahingehen also noch nicht das letzte Wort gesprochen.
In der erweiterten Mittelfrist entwickelt sich in GFS durch das 
Zusammenschmelzen des KLTs und den vorstoßenden Atlantiktroges eine Art 
"südliche Westlage" mit Luftmassengrenze über Deutschland. Im Gegensatz zu IFS, 
das eher wieder in Richtung Milderung geht, wäre das bei GFS durchaus ein 
spätwinterliches Szenario mit Schneefällen teils bis in tiefe Lagen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
IFS-EPS-RAUCHFAHNEN:
Am Montag und Dienstag sind die Rauchfahnen für die 850-hPa-Temperatur und das 
500-hPa-Geopotenzial meist noch eng gebündelt und der deterministische Lauf 
stets gut eingebettet. Ab Mittwoch nimmt die Streuung plötzlich deutlich zu. 
Während im Süden und in der Mitte des Landes nur einzelne Member zwischen 
Mittwoch und Freitag nach unten "abschmieren", kann man nach Norden und 
Nordosten zu durchaus von einer unentschiedenen Lage sprechen. Etwa die Hälfte 
der Ensemble-Mitglieder zeigen einen Temperaturrückgang auf unter -6 °C, in 
Einzelfällen geht es sogar auf rund -10 °C zurück. Der deterministische Lauf 
befindet sich im "warmen Cluster". 
In der erweiterten Mittelfrist bleibt der Spread erhalten, wobei sich vor allem 
in der Südhälfte des Landes die Mehrheit der Member (inkl. des deterministischen
Laufes) weiterhin auf verhältnismäßig hohem Temperatur- und Geopotenzialniveau 
befinden.
Bei den Niederschlägen zeichnet sich zwischen Montag und Mittwoch ein Maximum 
ab, aber auch danach verschwinden die Signale nicht vollends.
CLUSTER:
Im Zeitraum +72-96 h (Mo/Di) werden 3 Cluster gebildet, die alle dem Regime 
BLOCKING angehören. Es ergeben sich keine nennenswerten Unterschiede mit Blick 
auf Deutschland.
Im Zeitraum +120-168 h (Mi-Fr) sind 5 Cluster im Angebot, in denen sich das 
BLOCKING durchweg fortsetzt. Nur in den Clustern 3 und 4 (18/51 Member) wandert 
ein deutlich in Erscheinung tretender Kaltlufttropfen von Ost- nach 
Mitteleuropa. In den Clustern 1, 2 und 5 (33/51 Member) zeichnet sich kein 
solcher Kaltlufttropfen ab.
Im Zeitraum +192-240 h (Sa-Mo) hat man die Wahl zwischen 3 Clustern. Alle 
Cluster zeigen ein mehr oder weniger starkes retrogrades Verschieben des 
Blockadehochs in Richtung Nordmeer/Grönland. Während sich in Cluster 1 und 3 der
Übergang zu NAO- vollzieht, wird Cluster 2 weiterhin dem BLOCKING-Regime 
zugeordnet. In Cluster 1 und 2 (36/51 Member) setzt sich das eher antizyklonale 
Wettergeschehen in Deutschland fort (Südost antizyklonal, SE a), in Cluster 3 
(15/51 Member) weitet sich der negativ geneigte Atlantiktrog bis ins südliche 
Mitteleuropa aus (südliche Westlage, W s, siehe GFS).
FAZIT:
Die Mittelfrist ist geprägt von einer nordeuropäischen Blockadelage, an dessen 
Südflanke kleine Störungen zu Wochenbeginn noch für leicht unbeständiges 
Wettergeschehen sorgen, allerdings ohne signifikante Warnereignisse. In der 
zweiten Wochenhälfte setzt sich wahrscheinlich vermehrt Hochdruckeinfluss durch,
aber auch nicht mehr ganz so milde Luft, sodass Nachtfröste wieder zunehmend 
Thema werden. Ob uns im Verlauf ein Kaltlufttropfen mit hochreichend kälterer 
Luft von Osten her "heimsuchen" könnte, ist sehr fraglich, muss aber weiter 
beobachtet werden. 
In der erweiterten Mittelfrist wird die Vorhersage zunehmend schwierig. Die 
Blockadesituation hält zwar an, allerdings könnte der etwaige Kaltlufttropfen 
von Ausläufern des nordatlantischen Troges Gesellschaft bekommen, was in eine 
Art südliche Westlage und spätwinterliches Wettergeschehen münden könnte. Das 
etwas wahrscheinlichere Szenario ist aber die Fortdauer der ruhigen Wetterlage 
mit sogar wieder langsam ansteigendem Temperaturniveau." 
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Wahrscheinlichkeit für markante Wettererscheinungen ist sehr gering. 
Der EFI hat am Montag und Dienstag noch Signale für ungewöhnliche hohe 
Temperaturen, die ab Mittwoch aber verschwinden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS + det., MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl.  Met. Adrian Leyser