Thema des Tages
28-02-2024 13:50
Wetter aktuell
Unwetterartige Regen- und Schneefälle in Norditalien
Tief YUE brachte vor allem in den Südalpen und in den nördlichen
Apenninen große Niederschlagsmengen. Im Bergland oberhalb von etwa
1500 m kam es zudem zu intensiven Schneefällen. Mehr dazu im heutigen
Thema des Tages.
Ruhiges Vorfrühlingswetter ist aktuell bei uns in Deutschland
bestimmend. Dazu gibt es einen Mix aus dichten Wolkenfeldern,
örtlichem Frühnebel und etwas Sonnenschein. Grund dafür ist eine
Hochdruckbrücke, die ausgehend vom Azorenhoch über die Mitte
Deutschlands bis zum südlichen Ural reicht.
Zu Wochenbeginn bestimmte allerdings noch ein Höhentrog das
Wettergeschehen in West- und Mitteleuropa. Dieser dehnte sich von
Skandinavien bis zur Iberischen Halbinsel aus. Ursache hierfür war
ein langwelliger Höhenrücken in Verbindung mit einem kräftigen
Hochdruckgebiet über Russland. Dieses blockierte die Verlagerung des
Troges nach Osten. Dadurch dehnte sich der Höhentrog weiter nach
Süden aus und schnürte sich von der Höhenströmung ab, wodurch es über
Südfrankreich zu einer Tiefdruckentwicklung kam. Dieses Bodentief mit
dem Namen YUE verlagerte sich daraufhin in Richtung Korsika. Auf der
Vorderseite wurden dabei milde und sehr feuchte Luftmassen nach
Norden geführt, die im Südstau der Gebirge teils unwetterartige
Niederschlagsmengen mit sich brachten.
In den letzten 48 Stunden kamen im Südstau der Alpen verbreitet um
100 Liter pro Quadratmeter zusammen. In den Staulagen der nördlichen
Apenninen örtlich auch über 150 Liter pro Quadratmeter. Ein Großteil
der Niederschläge wurden dabei innerhalb deutlich kürzerer Zeit
verzeichnet. Die Station Barga in den Nordapennin registrierte
beispielsweise von Montagabend bis Dienstagfrüh in nur zwölf Stunden
93 Liter pro Quadratmeter. Zudem gab es in den höher gelegenen
Skigebieten in den Südalpen eine ordentliche Neuschneepackung. Die
Schneefallgrenze pendelte dort zwischen 1000 und 1600 Metern.
Oberhalb davon fielen vor allem in den südwestlichen Alpen und in
Südtirol teils 50 bis 100 cm Neuschnee. In den nördlichen Apenninen
lag die Schneefallgrenze etwas höher und damit größtenteils knapp
über Gipfelniveau.
Mittlerweile hat sich Tief YUE abgeschwächt und im Verlauf des Tages
löst es sich allmählich auf. Gleichzeitig entwickelt sich südlich
davon, nahe von Sizilien, ein neues Bodentief (int. EMIL), das in
Sizilien, im Norden von Tunesien und Algerien für kräftige Regenfälle
sorgt. Vor allem im Norden von Algerien sind dabei ebenfalls
unwetterartige Niederschlagsmengen von örtlich deutlich über 150
Liter pro Quadratmeter bis Freitag möglich. Aber auch auf Sizilien
und in Süditalien werden verbreitet 30 bis 70 Liter pro Quadratmeter
erwartet, was zu einer leichten Entspannung der Trockenheit dort
beitragen wird.
Schwere Unwetter im Mittelmeerraum treten bei blockierenden
Wetterlagen vor allem im Herbst und in der ersten Hälfte des Winters
häufiger auf. Grund dafür ist das vergleichsweise warme Wasser in
dieser Zeit. Kommt es dann zu einem Ausgreifen einer atmosphärischen
Störung bis in den Mittelmeerraum ist das Potenzial für
unwetterartige Entwicklungen gegeben. Ein Beispiel hierfür ist Tief
Daniel, welches im September 2023 für katastrophale Überschwemmungen
in Libyen und Griechenland sorgte.
M.Sc. Met. Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.02.2024
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