DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
14-11-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.11.2016 um 10.30 UTC
Teilweise sehr windig bis stürmisch, ab Sonntag kräftige Südwestströmung und
deutlicher Temperaturanstieg.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 21.11.2016
An der Südflanke eines mächtigen Sturmtiefkomplexes mit Zentrum über dem
Nordmeer liegt Deutschland in einer lebhaften westlichen Strömung, wobei in den
küstennahen Regionen sowie im Bergland stürmische Böen oder Sturmböen, auf
Berggipfeln schwere Sturm- oder orkanartige Böen zu erwarten sind. Dabei wird
sehr milde Meeresluft herangeführt. An dieser Konstellation ändert sich am
Freitag nichts, außer dass eine Kaltfront und eventuell eine weitere Staffel
Kaltluft Deutschland von Westen her überqueren. Dahinter wird der Weg für die
Kaltluft zu uns kürzer, dennoch bleibt es immer noch mild. Ein weiterer
kurzwelliger Boden- und Höhentrog folgen am Samstag und sorgen für eine
zunehmende Labilisierung der atmosphärischen Schichtung. Nach deren Durchzug
beginnt sich die Strömung am Boden- und in der Höhe mehr und mehr auf Südwest
einzustellen. Ursache ist eine Sturmtiefentwicklung, die am Samstag über dem
mittleren Ostatlantik einsetzt. Das dabei entstehende Sturmtief zieht am Sonntag
über Irland und Schottland hinweg zur westnorwegischen Küste. Als Folge davon
entsteht vor Westeuropa ein weit nach Süden reichender Höhentrog und im Gefolge
davon die südwestliche Strömung, die somit Boden- und Höhe erfasst. Sie sorgt
bei uns, die wir an der Südostflanke des Sturmtiefs liegen, für Sturmböen an der
Nordsee und in den Mittelgebirgen (an der Nordfriesischen Küste auch schwere
Sturmböen) und für starke bis stürmische Böen in der Nordwesthälfte
Deutschlands. Über den Alpen stellt sich Föhn ein. Die Kaltfront dieses
Sturmtiefs kommt in dieser südwestlich dominierten Strömung kaum voran und liegt
Montag Nacht voraussichtlich erst im äußersten Nordwesten. Eine sehr milde
Witterung ab Sonntag ist somit absehbar.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Samstag früh stimmen die Ergebnisse der letzten 3 Modellläufe gut überein.
Bis dahin ist ein mächtiger Sturmtiefkomplex mit Zentrum über dem Nordmeer das
für Mitteleuropa maßgeblich bestimmende Druckgebilde. An seiner Südflanke liegt
Deutschland in einem Starkwindfeld mit oftmals stürmischen Böen aus West. Die
ursprünglich in polaren Breiten gestartete Luftmasse nimmt auf dem langen Weg
über Island so viel an Wasserdampf und Wärme auf, dass sie bodennah ihren
ursprünglichen Luftmassencharakter verliert.
Im Laufe des Samstags und des Sonntags vollzieht sich dann eine Umstellung der
Wetterlage, die im aktuellen Lauf rascher und vor allem intensiver vor sich
geht. Aus dem ursprünglichen Bodentrog, der am Sonntag, vom Ostatlantik kommend,
die Britischen Inseln erreicht, ist im aktuellen Lauf ein ausgewachsenes
Sturmtief geworden, das rasch nach Schottland zieht. Dadurch stellt sich am
Sonntag eine süd- südwestliche Strömung am Boden ein, die nach dem alten
Modelllauf von gestern 00 UTC schwächer wäre und erst später eingesetzt hätte.
Die Kaltfront des Sturmtiefs würde jetzt bis Dienstag 00 UTC gerade einmal den
äußersten Nordwesten Deutschlands erfassen, wobei der Bodendruckgradient bis
dahin deutlich aufgefächert ist. Der alte Modelllauf belässt Deutschland bis
dahin in einer lebhaften Südwestströmung auf der Vorderseite eines weiteren
Bodentiefs mit Kern südlich von Irland.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
ICON und GFS stellen am Sonntag nach zunächst sehr ähnlichem Ablauf der
synoptischen Strukturen noch nicht auf eine milde südwestliche Strömung um. Sie
belassen stattdessen die am Samstag deutlich stärker und auf kürzerem Weg als
bei ECMF nach Deutschland vorgedrungene Kaltluft noch über uns.
Bei GFS stellt sich mildere Luft frühestens ab Dienstag bei auflebender
südwestlicher Strömung ein, ohne Föhnsituation allerdings, wie sie ECMF
deutlich betont.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Für den Zeitraum 72 bis 96 h (Donnerstag 00 UTC bis Freitag 00 UTC)liegen 5
Cluster vor mit Haupt- und Kontrolllauf jeweils mit dem mit 9 Membern besetzten
Cluster 5. Die Unterschiede dieser 5 Cluster für West- und Mitteleuropa sind
untereinander aber fast vernachlässigbar und zeigen in allen Fällen einen
kräftigen westeuropäischen Trog mit Mitteleuropa an dessen Vorderseite in einer
lebhaften Südwestströmung.
Im Zeitraum 120 bis 168 h (Samstag 00 UTC bis Montag 00 UTC) liegen 3 Cluster
vor, Haupt- und Kontrolllauf jeweils in Cluster 1. Auch dort ist jeweils eine
weit über Südwesteuropa ansetzende, bis in die Ostsee und nach Südfinnland
reichende Höhenströmung erkennbar, die sich vorderseitig eines Höhentroge vor
Westeuropa eingestellt hat. Ähnliches gilt für die Verhältnisse am Boden.
Die Rauchfahne für Offenbach zeigt von Donnerstag bis Samstag in 850 hPa einen
deutlichen Temperaturrückgang, der sich aber, wie erwähnt, am Boden deutlich
schwächer abzeichnen dürft. Ab Sonntag wird dann ein steiler Temperaturanstieg
erkennbar, der durch die weit überwiegende Mehrzahl der Lösungen gestützt wird.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Weder Cosmo-Leps noch ECMF EPS liefern aussagekräftige Wahrscheinlichkeiten für
Dauerregenereignisse-,
Beim Ereignis "Sturmböen" geben dagegen beide Statistiken einen Hinweis auf
signifikante Wahrscheinlichkeiten sowohl am Donnerstag als auch am Freitag und
zwar in der Nordwesthälfte Deutschlands Am Sonntag und teilweise auch am Montag
deutet ECMF EPS in der Nordwesthälfte auf die Möglichkeit stürmischer Böen hin
mit hoher Wahrscheinlichkeit im Nordseeküstenbereich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF, EPS, MOSMIX.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. R. Hering-Zieringer