DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
21-02-2024 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 21.02.2024 um 10.30 UTC
Anfangs wechselhaft mit Schauern, evtl. einzelne Gewitter. Nachfolgend ruhiger,
teils auch störungsfreies Wetter. Weiterhin mild, nachts gebietsweise leichter
Frost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 28.02.2024
Zu Beginn der Mittelfrist am Samstag sorgt die Vorderseite eines weit nach Süden
reichenden, mit Höhenkaltluft (unter -30, im Nordwesten teils unter -35 Grad in
500 hPa) angefüllten Troges mit Achse über Westeuropa für eine rege
Schauertätigkeit, auch örtliche Gewitter können vor allem im Westen/Nordwesten
auftreten. Kurzwellige Troganteile können dabei hier und da zu
Schauerschwerpunkten führen. Nach Osten hin deutet sich eine geringere
Schauertätigkeit an, wahrscheinlich bedingt durch leichtes, kompensatorisches
Absinken zwischen der Zone tiefen Luftdrucks über Westeuropa und einem
abziehenden Tief über der nördlichen Ostsee. Die Temperaturen in 850 hPa liegen
zwischen +2 Grad im Südosten und -4 Grad im Norden/Nordwesten, mit erwarteten
Höchstwerten meist zwischen 8 und 12 Grad bleibt es also mild, leichte
Nachtfröste sind gebietsweise möglich. In der Nacht zum Sonntag liegt die Achse
des Troges, der bis an die nordafrikanische Küste reicht, über dem Westen
Deutschlands, die Bodentiefzone (der Bodentrog) greift auf den Westen über. Vor
allem im Westen daher nachts weitere Schauer und potenziell einzelne Gewitter.
Im Bereich des Bodentroges ist der Gradient leicht erhöhte, im westlichen
Bergland oder an bzw. auf der Nordsee (ablandiger Wind) kann es eventuell für
starke bis stürmische Böen aus Süd bis Südwest reichen.
Am Sonntag zeigt der gewisse Abtropftendenzen gen zentrales/östliches Mittelmeer
und die Achse des Trogresiduums überquert im Tagesverlauf Deutschland
nordostwärts. Die Höhenströmung dreht dabei von Süd/Südwest zunehmend auf West,
dabei wird auch die Höhenkaltluft bis Montagfrüh allmählich nordostwärts
abgedrängt. Ansonsten ändert sich am Temperaturniveau kaum etwas. Die zunächst
allgemein wiederauflebende Schauertätigkeit (einzelne Gewitter weiter möglich),
konzentriert sich im Tagesverlauf und in der Nacht zum Montag zunehmend auf den
Norden und Nordosten. Von Südwesten setzt demnach zwischenzeitlich
Wetterberuhigung ein. Allerdings nähert sich von Südwesten bereits ab den
Abendstunden Warmluftadvektion. Diese steht in Zusammenhang mit einer
neuerlichen Austrogung über Westeuropa. Der Trog tropft Richtung Biskaya ab. Das
korrespondierende Bodentief liegt mit seinem Zentrum westlich der Bretagne und
dessen Warmfront greift im Nachtverlauf mit Niederschlägen auf den Südwesten
über. Die Schneefallgrenze liegt um 1000 m.
Am Montag liegt Deutschland unter einem langestreckten Trog mit zwei
Drehzentren. Ein Drehzentrum ist das Höhentief über der Biskaya, das zweite
Drehzentrum liegt über Nordeuropa. Am Boden befindet über dem Norden eine
schwache Hochdruckbrücke zwischen tiefem Luftdruck über Südwesteuropa und einem
Tief über der nördlichen Ostsee. Dabei erstreckt sich eine Luftmassengrenze
diagonal über Deutschland, die von der Warmfront des Tiefs über Südfrankreich
ausgeht und in die Kaltfront des Ostseetiefs mündet. Daran fällt vor allem im
Südwesten zeitweilig Regen, in der Mitte und im Norden dürfte die
Wetterwirksamkeit unter der Hochdruck- bzw. Geopotenzialbrücke limitiert sein.
Ganz im Norden bzw. besonders auf der Nordsee und in deren Umfeld kann das
Höhentief bzw. der davon ausgehende Trog mit Höhenkaltluft (-30 bis -34 Grad in
500 hPa) vor allem am Abend und in der Nacht zum Dienstag für den ein oder
anderen Schauer sorgen. Nördlich der Luftmassengrenze liegen die 850
hPa-Temperaturen zwischen 0 und -4 Grad, südlich davon bei bis zu +7 Grad. Am
Nordrand der Niederschläge und somit auf der kalten Seite der Luftmassengrenze
können im Bergland Schneeflocken dabei sein. Es bleibt insgesamt mild, dabei im
Norden etwas kühler als im Süden.
Am Dienstag verlagert sich das Höhentief im Süden weiter südwärts und das
Trogresiduum im Norden verlagert sich unter Wellenlängenverkürzung ostwärts.
Damit kräftigt sich die Geopotenzialbrücke über Deutschland und am Boden kann
ein Keil des Azorenhochs von Frankreich her auf Deutschland übergreifen. Im
Nachtverlauf entwickelt sich eine abgeschlossene Bodenhochzone mit Schwerpunkt
über Ostdeutschland, Südwestpolen und Westtschechien. Die Luftmassengrenze wird
dadurch südwärts Richtung Alpen gedrängt. Anfängliche Niederschläge (im Bergland
etwas Schnee) entlang der Luftmassengrenze vor allem nach Osten hin bzw. in der
östlichen Mitte und an den Alpen lassen im Tagesverlauf nach, anfängliche
Schauer im Norden im Bereich des abziehenden Troges klingen ebenfalls ab.
Am Mittwoch nähert sich von West/Nordwest der nächste, kurzwellige Anteil des
Trogresiduums samt okkludierendem Frontensystem. Daher kann von der Nordsee her
etwas Regen aufkommen. Sonst dominiert Hochdruckeinfluss, der Schwerpunkt des
Bodenhochs verlagert sich ostwärts und liegt dann über Polen. Nach Osten kann es
daher noch länger stabil und weitgehend störungsfrei bleiben. Am Alpenrand
liegen eventuell noch Reste der Luftmassengrenze und damit auch feuchtere Luft,
diese kann tagesgangbedingt etwas aktiviert werden, so dass sich Quellwolken
bilden können und es auch hier und da etwas regnen, in Hochlagen auch schneien
kann.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine erneute Austrogung über dem
nahen Ostatlantik bzw. den Britischen Inseln/Westeuropa an. Der Trog verlagert
sich peu à peu ostwärts, so dass das zyklonale Wettergeschehen dann wieder
zunehmend auf unser Vorhersagegebiet übergreift.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe kann insgesamt als gut bewertet
werden. Die Strömungsmuster sind somit ziemlich klar, im Laufe des Sonntages
nehmen die Differenzen hinsichtlich Timing und Amplitude bzw. Lage der
Drehzentren etwas zu, daraus ergeben sich vor allem zeitliche Unsicherheiten im
Wetterablauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Andere Globalmodelle wie ICON und GFS zeigen zu Beginn der Mittelfrist (Sa/
anfangs So) noch eine sehr gute Übereinstimmung mit der aktuellen IFS-Lösung,
nachfolgend simulieren IFS und GFS weiterhin recht ähnlich, wobei GFS
tendenziell etwas zyklonaler, IFS dafür etwas progressiver aufgestellt ist.
ICON entwickelt zu Beginn der kommenden Woche die Tiefzone, die von der
Biskaya/später westliches Mittelmeer über Deutschland hinweg gen Ostsee
orientiert ist, deutlich kräftiger mit einem sich deutlich entwickelnden
Wellentief über Mitteleuropa und damit verbunden einem verzögerten
Luftdruckanstieg. Somit wäre zu Wochenbeginn eine höhere Wetterwirksamkeit, in
anderen Worten ein höheres Niederschlagsrisiko im Vergleich zu IFS/GFS über
Deutschland zu erwarten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS-EPS zeigt für den ersten Zeitraum Samstag 00 UTC bis
Sonntag 00 UTC (+72 bis +96 h) lediglich zwei Cluster mit 32 und 19 Membern,
Haupt- und Kontrolllauf werden in Cluster 2 sortiert. Das Regime NAO negativ
überwiegt, Cluster 2 mündet in NAO positiv, wobei die Unterschiede eigentlich
eher marginal sind und sich dieser Regimewechsel nicht erschließt.
Nichtsdestotrotz wird der westeuropäische Trog bzw. dessen Regeneration bei den
Britischen Inseln etwas unterschiedlich simuliert. Für unser Vorhersagegebiet
lassen sich allerdings keine prognoserelevanten Unterschiede erkennen. Im
Folgezeitraum von Montag 00 UTC bis Mittwoch 00 UTC (+120 bis +168 h) werden
sechs Cluster gezeigt, die vom Regime NAO negativ eitestgehend in en Blocking
übergehen. Höhentief und Trogresiduum werden in Position und Intensität
unterschiedlich simuliert, Haupt- und Kontrolllauf werden dabei in Cluster 4 mit
nur 9 Membern eingruppiert. Die stärker besetzten Cluster 1 und 2 mit insgesamt
23 Membern betonen das Trogresiduum weniger bzw. haben es deutlich weiter
nördlich zu liegen, was zum Mittwoch hin antizyklonalere Bedingungen für uns
bedeuten würden, noch antizyklonaler simuliert Cluster 6 mit 4 Membern. Cluster
3 und 5 (11 bzw. 5 Member) betonen dagegen eher den langgestreckten Trog und
damit eine zyklonalere Variante zum Mittwoch, die auch der deterministische Lauf
favorisiert. Ab Wochenbeginn bleiben also in der genauen Entwicklung noch Fragen
offen.
Die betrachteten Rauchfahnen einiger deutscher Städte zeigen eine recht muntere
Kurvenschar beim Niederschlag, ohne wirkliche Peaks im Bereich der Mittelfrist.
Fazit: Leicht wechselhaft. Die Kurvenschar fächert zudem hinsichtlich
Geopotenzial in 500 hPa ab Dienstag, hinsichtlich der Temperatur in 850 hPa
bereits ab Montag recht stark auf. Dennoch deutet sich beim Geopotenzial
allgemein ein Trend zu höherem solchen an, sowohl im Hauptlauf als auch im
Ensemblemittel. Temperaturtechnisch lässt sich im Norden ganz gut ein relativ
gleichbleibendes Temperaturniveau erkennen, im Süden ist es eher leicht
ansteigend, allerdings bei einem recht großen Spread. Fazit: Weiterhin eher
mild, Ausreißer Richtung kalt oder extrem mild aber eher unwahrscheinlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Samstag noch abklingende Schneefälle auch am östlichen Alpenrand. Sonst am
Wochenende zeitweise starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8, vereinzelt 9) im
Bereich der westlichen und südwestlichen Mittelgebirge, vor allem exponierte
Lagen. Nachfolgend von einem gewissen Gewitterrisiko abgesehen voraussichtlich
keine markanten Wetterereignisse - auch der EFI liefert keine Hinweise auf
Extremereignisse. Daher insgesamt also eine recht warnarme Witterungsphase.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger