DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
30-01-2024 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 30.01.2024 um 10.30 UTC
Ab dem Wochenende windiger, teils stürmischer Witterungsabschnitt. Mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.02.2024
Zu Beginn der Mittelfristvorhersage, am Freitag gibt es zwei relevante
Druckgebilde, die unser Wetter in Deutschland beeinflussen. Zum einen eine
umfangreiche und hochreichende warme Antizyklone über dem östlichen Atlantik und
West/Südwesteuropa und zum anderen einen mit Kaltluft (über Deutschland zwischen
-1 und -5 Grad in 850 hPa) gefüllter Langwellentrog, der sich vom europäischen
Nordmeer bis nach Belarus, später auch bis nach Südwestrussland erstreckt. An
der Nordflanke der Antizyklone und auf der Vorderseite eines Troges über
Grönland und der Labradorsee entwickelt sich an der Irmingersee ein Sturmtief.
Im Laufe des Freitags verdrängt die warme Keilachse ausgehend von dem Hoch den
europäischen Trog langsam weiter ostwärts. Dabei greift von Nordwesten her die
Warmfront des Tiefs von der Irmingersee rasch auf ganz Deutschland über. Dabei
gelangen relativ milde Luftmassen mit 850 hPa Temperaturen bis +10 Grad nach
Deutschland. Weiterhin setzt im Norden auch Regen ein. Gleichzeitig verstärkt
sich der Druckgradient, so das an den Küsten Sturm und im angrenzenden
Binnenland auch Windböen aus West bis Nordwest auftreten werden. Bei 850 hPa
Winden zwischen 40 und 50 kn sind auf den Bergen ebenfalls Sturm, auf dem
Brocken auch schwerer Sturm wahrscheinlich.
In der Nacht zu Samstag kippt die Keilachse in Richtung Nordosteuropa, dennoch
bleibt der Druckgradient zwischen dem Hoch und dem Trog recht stark. Die unter
absinken geratene zugehörige Kaltfront sorgt indes zwar für eine zeitweise
Gradientverschärfung, aber kaum mehr für Regen.
Es bleibt aufgrund der starken Durchmischung recht mild nachts bis +8 Grad im
Norden. Im Süden kühlt es indes auf Werte zwischen +4 und 0 Grad ab.
Am Samstag ändert sich an dieser Situation im Gro wenig. Jedoch verlagert sich
der Trog mit flacher Amplitude von Grönland langsam in Richtung Nordeuropa.
Dabei flacht der Hochdruckkomplex im Norden ab und an dessen Nordflanke fließen
kühlere und maritim geprägte Luftmassen nach Norddeutschland. Die
Luftmassengrenze liegt Samstag 18 UTC in einem breiten Streifen von NRW bis nach
Sachsen. Tagsüber erwärmt sich die Luft bei guter Durchmischung auf Werte
zwischen 7 und 11 Grad und weiterhin bleibt der Druckgradient kräftig.
Verbreitet werden Wind-, an der Küste und auf den Bergen auch Sturmböen aus
westlichen Richtungen erwartet.
Ausgangs der Nacht zu Sonntag liegen die 850 hPa Temperaturen zwischen 0 Grad im
Nordosten und um 2 Grad im Südwesten.
Am Sonntag schließen sich der grönländische und er Nordeuropäische Trog zusammen
und es formiert sich ein relativ umfangreicher Trog der sich über Nord- und
Nordosteuropa erstreckt. Zum Abend hin greift er weiter nach Süden über,
tangiert Deutschland aber nur im Nordosten. Gleichzeitig wölbt sich das Hoch in
Richtung Island auf, so dass sich die Luftmassengrenze nun diagonal von Norwegen
bis nach Tschechien erstreckt. Der Druckgradient nimmt weiter zu, so dass in der
Nordosthälfte verbreitet Wind- oder stürmische Böen erwartet werden und an den
Küsten und Mittelgebirgen auch schwerer Sturm wahrscheinlich ist. Auf
exponierten Berglagen snd auch Orkanböen wahrscheinlich. Tagsüber bleibt es mit
Höchstwerten um die 10 Grad mild und auch nachts bleibt es frostfrei.
Am Montag und Dienstag verlagert sich der Trog weiter nach Südosten und greift
auch auf die Turkey über. Im Gegensatz dazu kann das Hoch wieder Raum nach
Mitteleuropa gut machen und auch die Luftmassengrenze verlagert sich langsam
nordostwärts. Bei den anhaltendenden Regenfällen an der Frontalzone sind vor
allem im östlichen Berglagen auch Dauerregenfälle möglich. Auch gelangen am
Montag wieder mildere 850 hPa Temperaturen um +5 Grad nach Deutschland. Der
Druckgradient bleibt kräftig, soll sich aber im Vergleich zu Sonntag leicht
öffnen. Es ist aber weiterhin verbreitet windig oder stürmisch.
In der erweiterten Mittelfrist bleibt der eher milde Hochdruckeinfluss
dominierend, wobei der Trog nach Nordrussland abzieht und der Druckgradient sich
allmählich entspannt. Erst zum Ende der nächsten Woche soll sich über dem
Atlantik ein neuer Trog bzw. auch eine neue Kaltfront nach Europa aufmachen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Samstag gibt es mit den Vorläufen kaum Differenzen. Jedoch ab
Sonntag entwickelt sich über Nordeuropa ein Langwellentrog, der nachfolgend
etwas steiler auf Ost, später auch bis nach Südosteuropa übergreift. Somit
stellt sich die Luftmassengrenze etwas auf, sodass sie mehr diagonal Nord-Süd
ausgerichtet ist, als im gestrigen 00 UTC Lauf, bei sie fast meridional (Belgien
bis Tschechen) aufgestellt war. Der gestrige 12 UTC Lauf lässt eine
Tiefentwicklung über der Nordsee, die Luftmassengrenze etwas weiter im Süden als
der aktuelle.
Dennoch, alle Läufe simulieren einen kräftigen Druckgradienten zwischen dem Trog
und der umfangreichen und hochreichenden Antizyklone über dem Südostatlantik und
West/Südwesteuropa. Ab Sonntag sollte sich ein teils stürmischer
Witterungsabschnitt in der Nord- bzw. Nordosthälfte von Deutschland einstellen.
Auch Dauerregen könnten in den Mittelgebirgen Thema werden. Da es entlang der
Luftmassengrenze zu anhaltenden Regenfällen kommen kann. Im aktuellen Lauf sind
eher die östlichen Mittelgebirge betroffen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis Samstag stimmen im Gro die Vorhersagen der anderen Globalmodelle mit dem IFS
überein, nachfolgend gibt es jeweils etwas andere Szenarien wie die
Luftmassengrenze bzw. auch das Starkwindfeld über Deutschland hin wegzieht. Auch
die Windentwicklung sieht vor allem GFS etwas anders, so soll nach GFS der
Höhepunkt erst am Montag kommen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
In den Plumes bleibt der Spread in der 850 hPa Temperatur bis zum Ende relativ
eng und weitgehend positiv. Es gibt zwar auch ein paar Member die auch das
Vorzeichen wechseln, aber diese scheinen Ausreißer zu sein. Auch im 500 hPa
Geopotfeld bleibt der Spread recht eng, jedoch ab Mittwoch kommender Woche
öffnet sich dieser.
Auch im Ensemble des GFS ist ähnliches zu berichten, jedoch öffnet sich der
Spread im 850 hPa bereits ab Mitte nächster Woche.
In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es im Zeitbereich 120 bis 168 h 3
verschiedene Cluster, der Haupt- und auch der Kontrolllauf sind mit 30 Membern
in Cluster 1 zu finden. In den anderen Clustern gibt es 12 bzw. 9 Member. Auch
die gestrige IFS Lösung kann man in dem 3. Cluster erkennen, wo die LMG quasi
quer über Deutschland liegt. Die Großräumigen Druckverteilung sehen in den
Clustern recht ähnlich aus, da Deutschland aber zwischen den Stühlen steht,
haben kleine Störungen schon größere Auswirkungen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Wind:
Im gesamten Mittelfristbereich bleibt es windig, so dass an den Küsten, auf den
Mittelgebirgen und Alpen stürmische oder gar schwere Sturmböen zu erwarten sind.
Zeitweise sind auch Orkanböen wahrscheinlich. Schwierig wird es vorherzusagen,
wann der Höhepunkt der Windentwicklung auftritt, IFS sieht den Höhepunkt am
Sonntag und GFS am Montag. Hohe Wahrscheinlichkeiten für verbreitet stürmische
Böen gibt es an beiden Tagen. Nachfolgend soll es sich langsam entspannen.
Dauerregen:
Entlang der Luftmassengrenze ist vor allen in den entsprechenden Staulagen der
Mittelgebirge Dauerregen möglich, jedoch ist aktuell sehr unsicher wo die
Luftmassengrenze ab Sonntag lieg bzw. sich weiterentwickelt.
Winterlichte Behinderungen sind vorerst nicht auf der Tagesordnung.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher