DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
25-01-2024 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.01.2024 um 10.30 UTC
Hochdruckeinfluss, zum Ende unbeständiger.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 01.02.2024
Am Sonntag liegen wir unter einem ausgedehnten Höhenrücken, der sich über das
westliche Mittelmeer und Mitteleuropa nach Nordosten erstreckt. Das
Bodenhochdruckgebiet hat sich mit seinem Schwerpunkt ins östliche Mitteleuropa
zurückgezogen und beschert uns an seiner Westseite eine schwache südliche
Strömung und Absinken. Besonders im Südosten hält sich eine kühlere
Grenzschicht, sonst ist milde Luft wetterbestimmend.
Am Montag wird der Höhenrücken durch einen von Westen hereinlaufenden
kurzwelligen Anteil regeneriert. Eine neue Hochzelle schließt sich über die
Nordsee dem Bodenhoch weiter östlich an. Das ruhige Hochdruckwetter mit sehr
milder Luft setzt sich fort, wobei gebietswiese eine kältere Grenzschicht
vorhanden bleibt und der Norden eventuell von einer stark abgeschwächten
Kaltfront gestreift wird.
Am Dienstag nähert sich über die Britischen Inseln ein erster Kurzwellentrog und
dahinter macht die Frontalzone Anstalten sich über dem Nordatlantik Richtung
Kontinent auszuweiten. Der Höhenrücken über Europa weicht aber nur langsam
zurück und trotz leichten Druckfalls setzt sich in den meisten Landesteilen des
freundliche und milde Hochdruckwetter fort.
Die mit dem Trog verbundenen Tiefausläufer nähern sich zwar über Westeuropa,
bleiben aber noch weitgehend außen vor. Bedingt durch Warmluftadvektion ziehen
wie am Vortag viele hohe und mittelhohe Wolken durch.
Am Mittwoch wölbt sich über dem Atlantik ein breiter Höhenrücken auf, vor dem
sich die Frontalzone nach Nordwest- und Mitteleuropa orientiert. Davor wird der
Trog eingefangen und mit der aufkommenden Westströmung über Deutschland ostwärts
gesteuert. Mit den zugehörigen Tiefausläufern ziehen Hebungsgebiete und
Regenfälle über uns hinweg. Auch der westliche Wind frischt auf, aber weder
Regen noch Wind werden zunächst sonderlich stark. Dabei wird postfrontal zwar
erwärmte Meereskaltluft herangeführt, Dank der zunehmenden Durchmischung bleibt
das Temperaturniveau mild.
Am Donnerstag nähert sich der Höhenrücken dem Kontinent, gleichzeitig weitet
sich ein Trog über Skandinavien zum östlichen Europa hin aus. Dabei dreht die
Strömung auf nordwestliche Richtungen und weitere Tiefausläufer ziehen über uns
nach Südosten und gestalten das Wetter unbeständig. In die Südwesthälfte wird
dabei milde, nach Nordosten hin kältere Meeresluft geführt. Zwischen einem
kräftigen Hochdruckgebiet über der Biskaya und Tiefdruckgebieten, die über
Skandinavien nach Südosten ziehen, baut sich ein kräftiger Druckgradient auf,
der auch über Deutschland den West- bis Nordwestwind zeitweise stark bis
stürmisch auffrischen lässt. Durch die gute Durchmischung startet der Februar
wie der Januar aufgehört hat, ziemlich mild.
Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich eine zyklonale West- bis Nordwestlage
an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die ersten Tage der Mittelfrist sahen in den Vorläufen ähnlich aus. Der
Hochdruckeinfluss wurde mit nur leichten Abweichungen gerechnet. Der 00z Lauf
von gestern hatte für den Norden den Streifschuß einer schwachen Kaltfront in
der Nacht zum Dienstag im Programm; jetzt bleibt sie wohl weiter nördlich. Auch
wann die ersten schwachen Tiefausläufer bei uns aufschlagen, von Dienstag zu
Mittwoch, ist noch unsicher.
Zum Ende werden die Abweichungen größer. Der Trend geht zu zyklonalerem
Geschehen. Während der 00z Lauf gestern noch eine Hochdruckzone (Do. nächste
Woche) über Süddeutschland simulierte, liegen wir nach Lesart des neuen 00z
Laufs unter einer zyklonalen Nordwestströmung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen betrachteten Globalmodelle haben zunächst keine echten Alternativen
parat. Der Hochdruckeinfluss bis Dienstag ist unstrittig mit Unschärfen im
Norden, was die schwache Kaltfront angeht und dem Eintreffen der ersten
Tiefausläufer aus Westen und der damit beginnenden Umstellung der Wetterlage.
GFS und vor allem UKMO ähneln der gestrigen Lösung der Europäer und lassen die
Kaltfront zum Dienstag bis Norddeutschland reinkommen. Was die Tiefausläufer von
Westen angeht, sind ICON, besonders aber das IFS progressiver als GFS oder UKMO.
Zum Ende bietet IFS die zyklonalste Lösung, das GFS beispielsweise bleibt dann
bei West antizyklonal.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen diverser Städte lassen bis Mitte der nächsten Woche keinen
Zweifel an der Entwicklung aufkommen. Die Ensembles schließen sich der Lösung
des Hauptlaufs mit geringem Spread an. Ab Mittwoch kommen Niederschlagssignale
bei gleichzeitig auffächernden Kurvenscharen T850 und Pot500 auf. Was das
Geopotential angeht, liegt der Hauptlauf im unteren Bereich der Ensembles, die
damit Hochdrucklastiger simulieren.
Die 3 Cluster bis +96h unterscheiden sich für uns nicht groß. Im
Hauptmittelfristzeitraum werden 6 Cluster gebildet, wobei der Hauptlauf zwar in
Cluster 1 liegt, dieser aber mit nur 13 Membern belegt ist. Daneben gibt es eine
große Bandbreite von Lösungen, bis hin zum Blocking. Entsprechend nehmen die
Unsicherheiten zu.
In der erweiterten Mittelfrist (6 Cluster) tritt häufiger (Cluster 3 bis 6)
eine positive Geopotentialanomalie über dem Atlantik zu Tage, demnach steigt
aber auch die Wahrscheinlichkeit einer Austrogung über Kontinentaleuropa mit
wechselhaftem und kälterem Wetter über Deutschland.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der Hochdruckeinfluss bis Dienstag taugt nicht für markante Entwicklungen.
Gebietsweise Nachtfrost (Süden, Südosten) steht tagsüber milden Temperaturen,
vor allem im Bergland sowie nach Westen und Norden gegenüber.
Am Mittwoch wird es wieder etwas spannender. Vor allem an den Küsten und im
Bergland kann es zeitweise stürmisch werden, Böen 8-9 Bft, exponiert 10 Bft. Ob
es dann auch mal intensiver regnet und inwieweit Schnee im (höheren) Bergland
ebenfalls stärker ausfällt, ist noch sehr unsicher.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS +EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner