Thema des Tages
12-11-2016 14:40
Südsommer
Während sich Meeresluftmassen, die auf beiden Hemisphären der Erde
mit der Westwinddrift ostwärts verlagert werden, stets mäßigend auf
das Temperaturregime einer Landschaft auswirken, treten die höchsten
Temperaturen auf unserem Planeten stets in wetterberuhigten Arealen
auf. Das sind insbesondere die Wüstenlandschaften, die man im Bereich
der subtropischen Hochdruckgürtel in geografischen Breiten um 25 Grad
Nord und Süd findet ("Wendekreiswüsten"). Auf dem australischen
Kontinent zählen dazu das Westaustralische Plateau und die
Mittelaustralische Senke, jeweils mit diversen Wüsten und Halbwüsten.
Diese sind z.T. unbewohnbar und werden gemeinhin "Outback" genannt.
Dort herrscht am Tage bei hoch stehender Sonne vorwiegend wolkenarmes
Wetter, daher ist bei geringem Pflanzenbewuchs die am Boden
empfangene (kurzwellige) Strahlung gewaltig. Auch die nächtliche
(langwellige) Ausstrahlung ist bei meist klarem Himmel beträchtlich.
Dennoch verbleibt insgesamt ein positiver Strahlungssaldo, dessen
Betrag etwa doppelt so hoch wie in Mitteleuropa ist.
Wo bleibt nun die zugeführte Strahlungsenergie? Verdunstung findet in
der Wüste und Halbwüste mangels Wasser nicht statt und die wenigen
Flüsse in den Savannen führen gegen Ende der Trockenzeit wenig oder
gar kein Wasser. Der Boden besteht aus Sand, Kies, trockenem Lehm
oder Ton - allesamt Materialien mit schlechter Wärmeleitung - kann
also die Energie kaum aufnehmen. Nur durch die Erhöhung der
Lufttemperatur kann der Energieüberschuss abgeführt werden.
Folglich sind in diesen Frühsommertagen im australischen Outback
Lufttemperaturen von über 40 °C keine Seltenheit. Damit ist die
Region derzeit die heißeste Gegend der Erde. Beispielsweise
registrierte man innerhalb von vierundzwanzig Stunden bis zum
gestrigen Freitag, den 11.11.2016, 06:00 Uhr UTC (16:00 Uhr Ortszeit)
an der Station Julia Creek (Queensland; 20°39'S, 141°44'E, 123 m
Höhe) ein Temperaturmaximum von 43,2 °C. Dieser Wert dürfte, ebenso
wie die im "benachbarten" Cloncurry (Queensland; 20°42'S, 140°30'E,
186 m Höhe) gemessenen 43,1 °C, um gut 5 K über dem mittleren
Temperaturmaximum für den November liegen. Temperaturrekorde wurden
allerdings bislang noch nicht gebrochen.
Eine Karte der auf ganze Grad Celsius gerundeten aktuellen
Temperaturen vom 11.11.2016, 06:00 UTC, unterlegt mit einem im
sichtbaren Spektralbereich bei 0,6 µm aufgenommenen Satellitenbild,
finden Sie unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/11/12.html. Während
es in Westaustralien größtenteils sonnig ist, zeigen sich in der
Osthälfte des Kontinents meist lockere Wolkenfelder. Besonders
markant sind die jeweils fett dargestellte gelbe 20-°C- bzw. rote
30-°C-Isotherme. Gebiete mit mehr als 40 °C existieren im nördlichen
Nordterritorium sowie im Bereich zwischen dem Großen Artesischen
Becken in Queensland und den Salzseen im Bundesstaat South Australia.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.11.2016
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