DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
21-01-2024 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 21.01.2024 um 10.30 UTC
Anfangs stürmisch, gebietsweise relativ viel Regen und Tauwetter. Vor allem zum
Wochenende Wetterberuhigung. Insgesamt eher mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 28.01.2024
Zu Beginn der Mittelfrist am Mittwoch befindet sich die Warmfront eines
Tiefkomplexes über dem Nordmeer mit Regen über den östlichsten Landesteilen,
zügig weiter ostwärts verlagernd/abziehend. Nachfolgend ist der Warmsektor mit
einem veritablen Gradienten wetterbestimmend, bevor bereits gegen Mittag die
Kaltfront von Benelux und der Nordsee auf Deutschland übergreift und diese bis
zum Abend den Süden erreicht und dort in die Warmfront des folgenden Tiefs über
dem Atlantik rückläufig wird. Im Bereich der Kaltfront verlagern sich
schauerartige Niederschläge südwärts. In der Höhe schwenkt dabei ein relativ
kurzwelliger Trog rasch von West nach Ost vor allem über die nördlichen
Landesteile. Dort treten ebenfalls Schauer auf. Rückseitig wölbt sich westlich
von uns in der zweiten Tageshälfte zunehmend ein Keil auf. Daher lassen die
Niederschläge von Nordwesten/Westen zunehmend nach, im Bereich der rückläufigen
Front über dem Süden regnet es allerdings weiter. Dort können insbesondere in
Weststaulagen (Schwarzwald, eventuell Allgäu, Berchtesgadener Land) auch
dauerregenrelevante Mengen zusammenkommen und auch das Tauwetter setzt sich
gebietsweise fort. Rückseitig der Kaltfront gelangt eine Luftmasse mit 850
hPa-Temperaturen unter 0 Grad weit nach Süden. Die Schneefallgrenze sinkt daher
zwar, allerdings wird das nach Osten hin höchstens Lagen oberhalb 800 bis 1000
m, im Alpenraum nur die höheren Lagen oberhalb etwa 1600 bis 1800 m betreffen.
In Anbetracht des veritablen Gradienten frischt bereits aus der Nacht zum
Mittwoch heraus der Wind von Nordwesten deutlich auf, so dass mittags verbreitet
mit stürmischen Böen im Bergland mit Sturm- bis schweren Sturmböen gerechnet
werden muss. An der See und in anderen exponierten Lagen werden schwere Sturm,
teils orkanartige Böen um West zu erwarten sein.
Am Donnerstag verlagert sich der westeuropäische Keil etwas ostwärts, die Achse
liegt knapp westlich von uns. Am Boden wölbt sich ebenfalls ein Hochkeil auf und
Zwischenhocheinfluss sorgt für eine Abnahme der Wetterwirksamkeit der Warmfront
des Islandtiefs über den südlichen Landesteilen. Daher werden über dem Süden nur
hier und da geringe Niederschläge erwartet, oberhalb 1300 bis 1500 m fällt an
den Alpen anfangs Schnee, in den Mittelgebirgen, vor allem auch nach Osten hin
kann es aus dichterer Bewölkung etwas regnen. Häufig bleibt es
niederschlagsfrei. Wir gelangen wieder zunehmend in den Warmsektor bzw. durch
die West-, später Südwestströmung in den Zustrom milderer Luft. Die 850
hPa-Temperaturen steigen im Südwesten auf etwa 2 Grad, im Osten liegen sie noch
bei Werten um -2 Grad.
Am Freitag verlagert sich der Höhenkeil unter Abschwächung weiter ostwärts und
von Westen nähert sich ein Kurzwellentrog über der Nordsee. In dessen Bereich
bildet sich am Frontensystem des Islandtiefs ein Randtief über Südskandinavien.
Es verlagert sich rasch in Richtung mittlere Ostsee, das zunehmend okkludierende
Frontensystem überquert bis in die Nacht zum Samstag nahezu ganz Deutschland.
Rückseitig fließt erneut eine polare Luftmasse ein, die 850 hPa sinken fast in
ganz Deutschland unter 0 Grad, in der Nordhälfte auch unter -5 Grad. Rückseitig
wölbt sich in der Höhe erneut ein Keil auf, am Boden bildet sich ein
Bodenhochzone mit Scherpunkt über Frankreich/Benelux und Deutschland. Rückseitig
der Front klingen die Niederschläge recht rasch ab, so dass der Übergang in
Schnee voraussichtlich kaum eine Rolle spielt. Lediglich am Alpenrand kann die
Front etwas schleifen und dann vor allem ab dem Abend und in der Nacht zum
Samstag oberhalb etwa 1000 m auch noch etwas Schnee fallen. Auf der Südflanke
des Randtiefs lebt der Wind im Norden, vor allem im Küstenumfeld und in höheren
Lagen der Mittelgebirge stark bis stürmisch auf. Er dreht von Südwest über West
auf Nordwest, im Süden weht er mäßig aus westlichen Richtungen.
Am Samstag dominiert Hochdruckeinfluss. Der Schwerpunkt der Hochdruckzone
verlagert sich ostwärts und liegt über dem Alpenraum. Die Strömung dreht auf
West bis Südwest, so dass sich von dort wieder mildere Luftmassen durchsetzen.
Die 850 hPa-Temperaturen bleiben ganz im Osten unter 0 Grad, im Südwesten
steigen sie im Tagesverlauf auf 5 bis 8 Grad. Es bleibt niederschlagsfrei. Erst
gegen Abend nimmt im Vorfeld der sich allmählich von Westen nähernden Ausläufer
der atlantischen Tiefdruckzone/Troges im Westen die Bewölkung stärker zu. Gegen
Sonntagfrüh kann es im Nordwesten Norden dann auch etwas regnen.
Am Sonntag schwächt sich der Hochdruckeinfluss weiter ab, vor allem über den
Norden zieht ein flacher Kurzwellentrog, samt Randtief über Südskandinavien und
Bodentrog mit eingelagerter, okkludierender Front. Nachfolgend wölbt sich der
Keil wieder leicht auf, so dass die Ostverlagerung des atlantischen Troges und
des nachfolgenden Frontensystems knapp westlich der Britischen Inseln verzögert
wird. Das Wetter beruhigt sich also wahrscheinlich auch im Norden wieder, die
Niederschläge klingen ab bzw. ziehen ostwärts ab. In der Mitte überwiegt ohnehin
störungsfreies und häufig freundliches Wetter. Die zögerliche Annäherung des
atlantischen Troges führt wohl erst im Laufe der Nacht zu einer
Bewölkungszunahme von West/Nordwest, es bleibt noch weitgehend trocken. Ganz im
Norden/Nordosten liegt noch die kältere Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen um 0
Grad, sonst überwiegt mildere Luft mit 2 bis 9 Grad.
Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich eine leichte Verschiebung der
Frontalzone nach Norden an, so dass wir eher in der milderen Luftmasse
verbleiben würden. An sich bleibt das Wetter dabei aber voraussichtlich eher
wechselhaft mit zeitweiligem Durchzug von Niederschlagsgebieten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist zunächst gut. Auch wenn der
aktuellste IFS-Lauf von heute 00 UTC bereits ab Beginn der Mittelfrist am
kommenden Mittwoch leicht flotter aufgestellt ist als seine Vorgänger, kann das
Vorhersagekonzept beibehalten werden. Etwas größer werden die zeitlichen
Differenzen und auch die Ausprägung des Kurzwellentroges am Freitag. Nachfolgend
werden weiterhin recht ähnliche Grundstrukturen simuliert, der zeitliche Versatz
beträgt aber teils 12 oder mehr Stunden. Insgesamt verbleibten wir aber relativ
sicher im Bereich der wellenden Frontalzone in einem Wechsel aus Tief- und
Zwischenhocheinfluss. Und auch unter wechselndem Einfluss polarer und milderer
Luftmassen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Freitag zeigen andere Globalmodelle wie ICON und GFS sehr
ähnliche Muster mit einem leichten zeitlichen Versatz. Dabei ist GFS etwas
langsamer als IFS und ICON. Ab Samstag werden die Unterschiede dann größer, GFS
trogt westlich unseres Vorhersagegebietes bereits wieder aus während IFS noch
den Hocheinfluss betont, betont dann aber zum Montag den Hocheinfluss schon
wieder. Und auch ICON weicht zunehmend von der IFS-Lösung ab.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Vorhersagezeitraum von Mittwoch
00 UTC bis Donnerstag 00 UTC (+72 bis + 96 h) vier Cluster, die alle dem Regime
NAO positiv zugeordnet werden. Haupt- und Kontrolllauf werden in Cluster 1
eingruppiert. Für unser Vorhersagegebiet lassen sich allerdings keine
wesentlichen Unterschiede erkennen. Im Folgezeitraum von Freitag 00 UTC bis
Sonntag 00 UTC (+120 bi +168 h) werden drei Cluster angeboten, ebenfalls alle
mit NAO positiv und Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1. Es werden leicht
unterschiedliche Szenarien nach dem Durchgang des Kurzwellentroges am Freitag
gezeigt. Cluster 1 mit insgesamt 27 Membern und inkl. Haupt- und Kontrolllauf
zeigen ebenso wie Cluster 3 mit 10 Membern einen recht kräftigen Keil für unser
Vorhersagegebiet, in Cluster 2 (14 Member) nähert sich am Sonntag ein weiterer
Kurzwellentrog über die südliche Nordsee (ähnlich der Idee vom GFS). Die
stabilere Lösung mit Hochdruckeinfluss aus dem Hauptlauf ist aber aktuell die
wahrscheinlichere Variante. Für die erweiterte Mittelfrist werden ebenfalls drei
Cluster, alle NAO positiv, gezeigt. Dabei ist die Frage, wie schnell und markant
das Troggeschehen vom Atlantik wieder auf West- und in der Folge Mitteleuropa
übergreifen kann.
Die Rauchfahnen sind sowohl hinsichtlich der Temperatur in 850 hPa als auch beim
Geopotenzial in 500 hPa bis einschließlich Freitag relativ gut gebündelt.
Hinsichtlich der Temperatur zeigt sich vor allem in den mittleren Landesteilen
ein größerer Schwankungsbereich. Ab Samstag nimmt der Spread deutlich zu. Haupt-
und Kontrolllauf liegen recht gut im Bereich der Mehrheit der Member. Die
Niederschlagssignale haben einige Peaks (z.B. Mittwoch und Freitag, nachfolgend
nimmt die Niederschlagswahrscheinlichkeit insgesamt etwas ab. Der
Zwischenhocheinfluss am Donnerstag ist für den Norden deutlicher zu erkennen im
Minimum der Niederschlagssignale, nach Süden hin zeigen sich weitere Signale und
deuten dort das Schleifen der Frontalzone an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Wirklich markantes Warngeschehen deutet sich aktuell nur für den Beginn der
Mittelfrist am Mittwoch an. Dort steht uns bereits aus der Nacht zum Mittwoch
heraus eine Sturmlage ins Haus. Es muss verbreitet mit stürmischen Böen bzw.
Sturmböen (Bft 8 bis 9) gerechnet werden. Im Bergland sowie an der See und in
deren Umfeld treten voraussichtlich häufiger schwere Sturm- oder orkanartige
Böen auf (Bft 10 bis 11). Am Abend und in der Nacht zum Donnerstag nimmt der
Wind von West/Südwest deutlich ab. Sowohl der EFI als auch andere EPS-Verfahren
zeigen diesbezüglich deutliche Signale.
Außerdem dürfte vor allem im Süden zeitweise Dauerregen und Tauwetter schon aus
der Kurzfrist heraus noch eine Rolle spielen. Für den Mittwoch deuten sich vor
allem über dem Süden und hier besonders in Staulagen der Mittelgebirge (v.a.
Schwarzwald) und der Alpen (Allgäu, evtl. Berchtesgadener Land)
dauerregenrelevante Niederschlagsmengen von 30 bis 40 l/qm in 24 Stunden an. Die
EPS-Verfahren liefern hier Wahrscheinlichkeiten teils um 30 % (auch z.T. für den
Bayerischen Wald), der EFI ist relativ zurückhaltend. Schnee spielt dabei
voraussichtlich in fallender Form von den Mengen her keine Rolle, höchstens in
Hochlagen der Alpen oberhalb 1800 bis 2000 m. Hinzu kommt aber voraussichtlich
noch ein Anteil aus schmelzendem Schnee in mittleren Berglagen, so dass
Tauwetterwarnungen bis in den Mittwoch/Donnerstag wahrscheinlich sind.
Nachts abseits des höheren Berglandes meist frostfrei, leichter Nachfrost im
Süden bei geringer Bewölkung/klarem Himmel unter Hochdruckeinfluss ab der Nacht
zum Sonntag wieder wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger