DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
18-01-2024 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 18.01.2024 um 10.30 UTC
Nach trocken-kaltem Start in der neuen Woche stürmisch, mild und nass.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 25.01.2024
Winter ade, Sturm juche (ohje)! Getreu diesem Motto verabschiedet sich das
Winterwetter in der ab Sonntag beginnenden Mittelfrist vorerst und wird wieder
von teils windigen bis stürmischen und deutlich milderen Westwetterlagen
abgelöst.
Im Detail ist am Sonntag ein Höhenrücken im Begriff, seine Zelte bei uns
abzubrechen, um über Skandinavien seine Reise nach Osten fortzuführen.
Angeschoben wird er von einem progressiven Langwellentrog, der von Grönland
ausgehend über Island bis nach Schottland reicht. Der südliche Part des Trogs
schwenkt in nordöstliche Richtung Norwegen weiter. Darin inbegriffen findet sich
ein Bodentief mit Zentrum über der nördlichen Nordsee, dessen Frontensystem von
Nordwesten auf Deutschland übergreift. Beim weiteren südöstlichen Vordringen
löst es sich allmählich auf, sodass sich die Wetteraktivität stark in Grenzen
hält. Durch den zunehmenden Druckgradienten wird es im Nordwesten aber bereits
windig. Außerdem erfolgt in T850 hPa bereits eine deutliche Milderung, sodass
dort 0 bis 6 Grad erreicht werden.
Am Montag wird der Langwellentrog durch einen von Grönland kommenden weiteren
Randtrog regeneriert. Der Randtrog wandert bis zu Abend in die Nordsee und führt
ein weiteres Bodentief von Schottland rasch zum Bottnischen Meerbusen. Dessen
okkludierendes Frontensystem überquert ab den Morgenstunden Deutschland rasch
nach Südosten hin. Mithilfe kräftiger WLA kommt es gebietsweise zu
Niederschlägen. Zudem ist ein windiger bis stürmischer Tag zu erwarten, der ganz
große Sturm bleibt aber wohl aus. Postfrontal sinken die T850 hPa zwar wieder
auf 3 bis -2 Grad, winterliche Wettererscheinungen sind bei einer auf über 1500
bis 1800 m steigenden Schneefallgrenze allerdings abwegig.
Am Dienstag kann der hinter dem nach Osten abziehenden Randtrog flache Rücken
nur kurz für eine Wetterberuhigung sorgen. Eine neue flache Kurzwelle, die
abends über Schottland ankommt, hat ein weiteres, nahezu achsensenkrecht
darunter befindliches Bodentief im Gepäck. Dessen Ausläufer schlagen schon ab
dem Mittag im Westen auf, um abends auch die östlichen und südöstlichen Gefilde
einzunehmen. Dämpfende KLA steht diesmal kräftige PVA entgegen, sodass es
weitere Niederschläge gibt. Bei erneut auf 4 bis 7 Grad steigende T850 erübrigt
sich die Frage nach der Phase, die Schneefallgrenze liegt bei mindestens 1400
bis 1600 m. Der Wind spielt bei erhöhten Gradienten neuerlich eine prominente
Rolle, auch wenn sich an diesem Tag bisher ebenfalls kein ganz großer Sturm
andeutet.
Am Mittwoch ziehen Randtrog und Bodentief über die Nordsee und über das Baltikum
zur Ukraine weiter. Die Kaltfront des Tiefs kommt über Süddeutschland ins
Schleifen und wird durch den Übergang in eine Warmfront eines weiteren Tiefs
knapp südlich von Island rückläufig in Richtung Nordosten. Nordöstlich dieser
Luftmassengrenze dringt mit T850 hPa von -4 bis 0 Grad etwas kühlere und
trockenere Luft aus dem Nordwesten ein, südöstlich der Luftmassengrenze liegen
die T850 hPa bei 0 bis 4 Grad. Niederschläge treten daher vor allem im Süden
auf, zum Teil aber auch im Norden. Der Wind ist immer noch recht stark, lässt im
Tagesverlauf allerdings nach.
Am Donnerstag erreichen auch Okklusion und Kaltfront des von Island nach
Deutschland ziehenden Tiefs unser Land. Den Randtrog verschlägt es indes nach
Polen, dahinter wölbt sich ein kräftiger Keil auf. Folglich kommen Tief und
Frontensystem bei uns unter Absinken eines sich aufbauenden Hochs über der
Ostsee. Damit lösen sich Tief und Fronten langsam auf. Bei den T850 hPa sind
keine größeren Sprünge zu sehen.
In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag erweisen sich Keil und Hoch nicht als
nachhaltig, sodass von Westen ein neuer Randtrog mit Tiefdruckgebiet und
Frontensystem auf uns übergreifen kann. Die T850 hPa gehen in nordwestlicher
Strömung auf -2 bis -5 Grad zurück, womit zumindest im Bergland winterliche
Wettererscheinungen zurückkehren. Im weiteren Verlauf steigt der Druck von Süden
her wieder.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen 0 UTC-EZMW-Laufs zu seinen beiden gestrigen
Vorgängern ist bis etwa Mittwoch hoch. Ab Mittwochabend kommt ein neuer Randtrog
ins Spiel, der in den Vorläufen schwächer und später simuliert wurde. Damit legt
sich das Frontensystem des Tiefs südlich von Island schneller über uns, was die
trockenen Abschnitte verkürzt. In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag lässt
die Konsistenz weiter nach, insbesondere wurde im gestrigen 0 UTC-Lauf kein
weiterer Trog simuliert. Der gestrige 12 UTC-Lauf hatte ihn dagegen auf dem
Schirm, wenn auch nicht so scharf ausgeprägt wie im neuesten Lauf von heute.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen Modelle inklusive GFS, ICON, GraphCast ML und UK10 liegen zunächst
mit dem EZMW auf einer Linie. Den neuen Trog am Donnerstag hat EZMW jedoch für
sich alleine. Es wäre allerdings nicht verwunderlich, wenn EZMW mal wieder als
Vorreiter fungiert, dem die anderen Modelle später wie die Lemminge folgen. Beim
länger reichenden GFS wird in der erweiterten Mittelfrist ab Freitag der neue
Trog zunächst ähnlich dem EZMW gezeigt, er ist aber zeitlich früher und zieht
daher schneller auch ab. Das würde am übernächsten Wochenende Hochdruckeinfluss
bringen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles bestätigen für verschiedene Orte in
Deutschland weitgehend den Hauptlauf, wobei sich auch das Ab und Ab in den
Kurven widerspiegelt. Ausreißer des Hauptlaufs zum Median gibt es am ehesten am
Donnerstag, was den Ergebnissen der vorherigen Abschnitte entspricht und den
Donnerstagstrog in Stärke und Einfluss nochmals infrage stellt. Ab Donnerstag
nimmt zudem der Spread deutlich zu, wobei meist aber nur wenige Member die
Kurven öffnen. Niederschlagssignale sind ab Montag häufig vorhanden, mit einem
Minimum vor allem am Donnerstagabend/Freitagmorgen.
CLUSTER:
Im zweiten Zeitschritt von Montag bis Mittwoch werden drei Cluster des NAO
positiv-Regimes analysiert. C1 und C2 mit 22 und 17 Mitgliedern (zusammen 39)
haben den Mittwochabend/Donnerstag-Trog im Programm, C3 mit 12 Mitgliedern
dagegen nicht oder höchstens in Ansätzen. Der Trog hat damit eine deutliche
Mehrheit auf seiner Seite.
Im dritten Zeitschritt von Donnerstag bis Samstag mit der erweiterten
Mittelfrist wird nur ein Cluster mit NAO positiv-Regime benötigt. Das erhöht die
Vorhersagesicherheit für diesen Zeitbereich.
FAZIT:
Das windige, meist milde und nasse Wetter bis zum Mittwoch ist sicher. Am
Donnerstag/Freitag stellt sich wahrscheinlich vorübergehend Zwischenhocheinfluss
an, der aber offenbar zunächst nicht von langer Dauer ist. Zum Ende der
kommenden Woche deuten sich zudem tiefere Temperaturen an, sodass es zumindest
im Bergland wieder winterlicher werden könnte.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND/STURM:
Am Montag, Dienstag und Mittwoch weist EFI deutlich erhöhte Werte bis 0.8 für
überdurchschnittlich starken Wind auf.
Am Montag gehen die Ensembles mit hohen Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen
Bft 8 bis ins Tiefland mit, im Nordwesten auch für Sturmböen Bft 9 und
eingeschränkt noch für schwere Sturmböen Bft 10. An der Nordsee sind orkanartige
Böen Bft 11 nicht ausgeschlossen.
Am Dienstag sind die Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen nur im äußersten
Westen und an der Ostsee erhöht.
Am Mittwoch werden insbesondere im Norden, Osten und Südosten hohe
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 und noch gute
Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen Bft 9 berechnet. An der Nordsee und im
Bergland gibt es erhöhte Wahrscheinlichkeiten für schwere Sturmböen Bft 10.
DAUERREGEN:
Am Montag, Dienstag und Mittwoch liegen die EFI-Werte bei bis zu 0.6 für
überdurchschnittlich viel Regen mit unterschiedlichen Schwerpunkten über
Deutschland. Am klarsten sind die Signale am Montag im Norden. In den Ensembles
sind die Signale hingegen meist sehr dürftig. Demnach wären vor allem einige
Staulagen der Berge am Montag und Dienstag betroffen, dort werden jeweils
geringe Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 l/qm in 24 Stunden ausgegeben.
GEWITTER:
Am Montag springt EFI auf Gewitter mit Werten bis 0.7 an. EZMW zeigt ein wenig
CAPE, womit bei schon starkem Grundwind markante Gewitter mit kräftigen Böen
nicht ausgeschlossen sind.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-ENS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler