DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
17-01-2024 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 17.01.2024 um 10.30 UTC
Erst überwiegend trocken-kalt, am Montag stürmischer Wetterwechsel
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 24.01.2024
Die Mittelfrist startet am Samstag mit sich von Südwesten ausdehnendem Hochdruck
am Boden. Über der Ostsee nahe dem Baltikum liegt ein Tief, dessen Front über
die Ostsee und Dänemark bis zu einem Tief bei Island reicht. In der Höhe zieht
ein Trog ostwärts ab. Das Tief füllt sich tagsüber allmählich auf, verlagert
sich aber kaum. Entsprechend kommt die Front kaum voran und bleibt über dem
äußersten Norden und Nordwesten Deutschlands liegen. Bei rund -6 Grad in 850 hPa
fällt meist Schneeregen oder Schnee mit erhöhter Glättegefahr. Mit mäßigem, sich
im Verlauf aber auffächerndem Druckgradienten weht anfangs ein lebhafter
Südwestwind, der im Norden für steife, exponiert auf einzelnen Inseln auch
stürmische Böen (Bft 8) sorgt. Im übrigen Bundesgebiet ist der Tag dank
Hochdruck niederschlagsfrei und nach Nebelauflösung oft sonnig. Allerdings ist
es vor allem in der Südhälfte auch tagsüber frostig. Dauerfrost bei 0 bis -3
Grad ist wahrscheinlich. In der Nacht zum Sonntag sorgt der klare Himmel im
Süden für maximale Ausstrahlung und strengen Frost bis -13 Grad. Im Norden
ziehen erste dichtere Wolken der nahenden Warmfront auf, dennoch ist die Nacht
frostig bei Minima zwischen 0 an den Küsten und -9 Grad über der Mitte.
Am Sonntag verschiebt sich das Bodenhoch (etwa 1035 hPa) nach Südosteuropa und
von Nordwesten her dehnt sich schwacher Tiefdruckeinfluss aus. Die Warmfront
eines Tiefs über dem Nordmeer zieht samt kompakter Bewölkung von Westen her über
die Nordhälfte hinweg. Im Süden ist der Hochdruck bestimmend und die Bewölkung
weniger ausgeprägt bzw. nur in größeren Höhen vorhanden. Die Temperatur in 850
hPa steigt auf +3 bis +5 Grad, Dauerfrost gibt es allenfalls noch regional im
Südosten des Landes. Niederschlag fällt höchstens im äußersten Norden und
Nordwesten. Die Nacht zum Montag ist im Nordwesten frostfrei, sonst frostig mit
teils mäßigem Frost im Südosten.
Am Montag bildet sich über den Britischen Inseln ein Randtief mit 980 hPa
Kerndruck, das sich beim Zug nach Südskandinavien leicht vertieft. Es bringt
zunächst milde, aber feuchte Luft von Nordwesten her ins Land. Mit steigendem
Druckgradienten frischt der Südwestwind stürmisch auf. Mit Ausnahme des
Südostens treten verbreitet stürmische Böen (Bft 8), an den Küsten Sturmböen
(Bft 9) auf. Im höheren Bergland sind schwere Sturmböen bis orkanartige Böen
(Bft 10 - 11), vereinzelt auch mehr wahrscheinlich. Am Nachmittag erreicht die
zum Tief gehörige Kaltfront, die Verbindung zu einem weiteren Tief auf dem
Atlantik hält, samt Höhentrog Deutschland von Nordwesten bzw. Westen. Die
Temperatur geht in 850 hPa aber nur auf -3 Grad zurück und der Wind durchmischt
alle Schichten, sodass die Schneefallgrenze maximal bis gegen 600 m sinkt.
Südlich der Donau fließen wahrscheinlich nur um 0 Grad in 850 hPa ein.
Winterchaos ist derzeit also nicht in Sicht.
In der Nacht zum Dienstag zieht das Tief ins Baltikum und die Trogachse ostwärts
aus Deutschland. Die Front erreicht den Alpenraum und vorübergehend beruhigt
sich das Wetter in weiten Teilen Deutschlands. Die Minima gehen auf 5 bis 1 Grad
zurück, im höheren Bergland sowie vereinzelt im Südosten tritt leichter Frost
auf mit Glätte durch Schnee oder Schneematsch sowie überfrierender Nässe. Der
Druckgradient fächert zwar etwas auf, bleibt aber grundsätzlich erhalten, was in
nachlassendem, aber noch starkem und teils stürmischem Südwestwind resultiert.
Am Dienstag zieht das Tief auf dem Atlantik in Richtung Schottland und in der
Nacht nach Skandinavien. Entsprechend erfasst uns tagsüber die Warmfront von
Südwesten her. Die Temperatur in 850 hPa steigt wieder über +5 Grad, am Boden
werden 6 bis 11 Grad erreicht. Verbreitet ist es bewölkt und nass, Schnee aber
nur in den höheren Alpen wahrscheinlich. Sonst fällt Regen, auf den
Mittelgebirgskreten auch Schneeregen. Im Stau einiger westlicher und
südwestlicher Mittelgebirge kann es länger andauernd regnen und mit geringer
Wahrscheinlichkeit tritt Dauerregen auf. Der Wind lässt weiter nach, im Bergland
und an den Küsten sind jedoch weiterhin stürmische Böen, auf den Gipfeln teils
schwere Sturmböen wahrscheinlich. In der Nacht zum Mittwoch folgt aus Nordwesten
die Kaltfront, allerdings zunächst nur mit um 0 Grad in 850 hPa im Norden und
somit ohne Glättegefahr. Durch das Tief dann über Südskandinavien nimmt der
Druckgradient wieder zu und der Wind frischt erneut auf. Verbreitet sind steife
bis stürmische Böen zu erwarten, an den Küsten und im Bergland Sturmböen (Bft 9)
auf den Mittelgebirgsgipfeln teils schwere Sturmböen (Bft 10).
Am Mittwoch zieht das Tief über die Ostsee ins Baltikum und die Kaltfront
langsam in den Süden Deutschlands. Richtig kalt wird es aber nicht. Die Maxima
liegen zwischen 7 und 12 Grad. Der Wind dreht von Südwest auf West, ist aber
anfangs noch stark bis stürmisch. Die Kaltfront erreicht am späten Abend und in
der Nacht zum Donnerstag die Alpen. In 850 hPa geht die Temperatur auf +2
(Südwesten) bis -5 (Osten) Grad zurück. In der Nacht zum Donnerstag dehnt sich
aus Südwesten hoher Luftdruck aus. Er wird von einem flachen Keil gestützt. Im
äußersten Süden fällt weiterer Niederschlag, sonst tritt aus tiefen Wolken
vereinzelt etwas Sprühregen auf.
Am Donnerstag verlagert sich der Hochdruck Richtung Osteuropa und wir gelangen
auf die Vorderseite eines Tiefs über dem Nordatlantik. Ein Randtief liegt über
England. Dessen Warmfront erfasst den Westen und Nordwesten im Tagesverlauf. In
der Nacht zum Freitag schwenkt ein schwacher Trog ostwärts über Deutschland
hinweg. Niederschlag in Form von Regen (Temperatur in 850 hPa über 0 Grad) fällt
in der Nordhälfte, in der Südhälfte ist es weitgehend niederschlagsfrei.
Am Freitag dehnt sich erneut hoher Luftdruck von Süden her aus. Der
korrespondierende Höhenkeil wölbt sich zum Samstag über Westeuropa auf.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Kritisch betrachtet gibt es keine Konsistenz zwischen den Läufen. Entweder gibt
es regionale oder zeitliche Unterschiede. Gestern wurde am Sonntag eine kräftige
Randtiefentwicklung über den Britischen Inseln gerechnet mit korrespondierendem
Höhentief. Heute ist das Tief weniger kräftig, in der Höhe nur eine Welle zu
erkennen. Es bildet sich am Montag auch kein weiteres Tief über den Britischen
Inseln mit Zug nach Dänemark. Entsprechend weniger kalt und etwa 6 Stunden
schneller ist der Trog über Deutschland. Die am Dienstag von Südwesten folgende
Warmfront ist ebenfalls schneller. Immerhin: Der aktuelle Lauft stellt keinen
Ausreißer dar. Die Veränderung bis Mittwoch ist in den Vorläufen fließend zu
finden. Anschließend sind die Unterschiede signifikant. Das Hoch in der zweiten
Wochenhälfte ist im heutigen 0 UTC Lauf weniger beständig. Der Keil sehr flach.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Vergleich mit ICON und GFS ergibt größere Unterschiede zwischen allen
Modellen. GFS und ICON halten am zweiten Tief am Montag fest. Die Warmfront am
Dienstag ist noch schneller als im IFS. Beim Hochdruck in der zweiten
Wochenhälfte gibt es signifikante Unterschiede. GFS hat einen veritablen Keil
drin und der Hochdruck baut sich nur langsam von Südwesten her auf.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse liefert im ersten Zeitschritt drei Cluster mit Schwenk von
atlantischem Rücken zu NAO positiv. Für Deutschland ist der größte Unterschied
am Sonntag zu finden, wo der Cluster eins (25 Member plus Haupt- und
Kontrolllauf) einen flacheren Keil aufweist als die anderen beiden Cluster.
Zeitschritt zwei liefert ebenfalls drei Cluster, alle mit NAO positiv. Cluster
drei (14 Member) weist über Deutschland einen breiteren Trog zum Dienstag auf.
Cluster eins (21 Member plus Haupt- und Kontrolllauf) hat den Trog zum Dienstag
deutlich flacher drin. Cluster zwei (16 Member) hält die ganze Zeit an einem
langgestreckten Trog über Osteuropa fest, ist sonst aber Cluster eins ähnlich.
Zeitschritt drei (Donnerstag bis Samstag) liefert erneut drei Cluster
(Verteilung: 27, 16, 8) meist mit NAO positiv. Dabei ist über Deutschland ein
mal mehr, mal weniger stark ausgeprägter Keil zu finden. Der Hauptlauf liegt in
Cluster drei, der Kontrolllauf in Cluster zwei.
Die Rauchfahnen sind recht eng. Dabei liegt der Hauptlauf die meiste Zeit am
oberen Ende den Temperatur- und Geopotential-Ensembles. Insgesamt ist der Trend
klar: deutlicher Anstieg, Montag auf Dienstag kurzer Abfall, dann wieder ein
"Hoch" und anschließend ein stetiger Anstieg. Auch beim Niederschlag ist
kommende Woche ein deutlich positiver Ausschlag von Montag bis Mittwoch zu
sehen. Davor wenig, danach wenig, aber mit leichten Ausreißern in den Ensembles.
Die GFS-Ensembles sehen von der Verteilung her denen des IFS ähnlich. Auch hier
ist der operationelle Lauf die meiste Zeit am oberen Ende zu finden. Allerdings
ist die Erwärmung in 850 hPa bei GFS geringer und der zeitliche Ablauf etwas
verschoben. Auch ICON sieht von der Verteilung her ähnlich aus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der Wind frischt wiederholt und stürmisch auf, im Bergland sind schwere
Sturmböen bis hin zu einzelnen Orkanböen wahrscheinlich (Bft 10 - 12). In den
Niederungen treten verbreitet stürmische Böen (Bft 8) auf. Der EFI springt
Montag und Dienstag verbreitet an.
Markanter Schneefall ist nicht in Sicht, allerdings kann es im Stau der
westlichen und südwestlichen Mittelgebirge Montag und Dienstag länger oder
wiederholt regnen. Dabei sind Mengen um 30 l/qm gering wahrscheinlich (um 15 %
bei IFS-EPS). Der EFI hat besonders am Montag Signale für ungewöhnlichen
Niederschlag im Norden und Westen drin. Am Dienstag werden die Signale geringer.
Obwohl in der Nacht zum Sonntag im Südosten noch einmal strenger Frost auftreten
kann, wird dies vom EFI kaum mit Signalen belegt. Auch der mögliche Dauerfrost
im Süden am Samstag lockt keine Signale hervor. Hingegen wird die frostfreie und
mit 9 bis 6 Grad Minima sehr milde Nacht von Dienstag auf Mittwoch durchaus von
EFI mit markanten Signalen belegt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZ, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn