DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-01-2024 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.01.2024 um 10.30 UTC



Mit zunehmender Feuchte wird es bevorzugt im Bergland winterlich. Der Wind
frischt teils stürmisch auf.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 16.01.2024


Die Mittelfrist startet mit Hochdruckeinfluss in Deutschland. Das Hochzentrum
befindet sich über den Britischen Inseln. Über dem Baltikum liegt ein
Tiefdruckgebiet mit korrespondierendem Höhentief etwas weiter östlich, dessen
Trog bis zum Schwarzen Meer reicht. An der Westflanke des Tiefs gelangt etwas
feuchtere Luft in die östlichen Regionen Deutschlands, was bei rund -6 Grad in
850 hPa zu leichten Schneefällen führt. Im übrigen Bundesgebiet ist zwar in der
Höhe trockene Luft vorherrschend, allerdings strömt bodennah feuchte Luft aus
Westen ins Land, was zur Bildung tiefer Wolken beiträgt. Aus diesen kann es
vereinzelt etwas Schneegriesel oder Sprühregen geben.

In höheren Luftschichten wird um das Hoch herum relativ milde Luft auch zu uns
geführt (-20 Grad in 500 hPa). Diese wird allmählich in tiefere Luftschichten
getragen und führt am Samstag kurzzeitig zu einer Erwärmung über 0 Grad in 850
hPa. Auch am Boden ist es milder, Dauerfrost gibt es nur noch vereinzelt im
Südwesten. Die Erwärmung hält aber nicht lang, denn bereits gegen Mittag folgt
von Norden her eine Kaltfront. Sie gehört zu einem Tiefdruckgebiet, das sich von
Südskandinavien über die Ostsee ins Baltikum verlagert, und hält "Verbindung" zu
einem weiteren Tief bei Grönland. Mit der inhärenten Konvektion kommt es in der
Nordhälfte Deutschlands zu leichten Niederschlägen, die im Bergland als Schnee,
sonst aber meist als Regen nieder gehen. In den Süden des Landes dringt die
Front nicht vor, da dort hoher Luftdruck vorherrschend ist. Dieser wird von
einem Tief über dem Atlantik mit westwärtiger Verlagerung gestaucht. Die Front
liegt zum Tagesende zwischen Ostfriesland und dem Erzgebirge und trennt -5 Grad
in 850 hPa im Nordosten von +2 Grad in 850 hPa im Südwesten. Aufgrund des
ansteigenden Druckgradienten zwischen Hoch und Tief frischt der westliche Wind
spürbar auf. An den Küsten und im Bergland sind stürmische Böen oder Sturmböen
zu erwarten.

Am Sonntag liegt die Luftmassengrenze zunächst weiter quer über Deutschland und
verlagert sich nur wenig südwestwärts. Im Tagesverlauf bildet sich über Dänemark
ein Tiefdruckgebiet, welches die Front "aufnimmt" und so im Osten für eine
retrograde Verlagerung nordwärts sorgt. Im Westen hingegen findet eine
Progression nach Süden statt, sodass die Front in der Nacht zum Montag zonal
über der Nordhälfte Deutschlands liegt. Durch die wiederkehrenden Niederschläge
sind im Stau der Mittelgebirge markante Neuschneemengen gering wahrscheinlich.
Der Druckgradient fächert zunächst auf und der Wind lässt nach. Allerdings sorgt
die Nähe zum sich neu bildenden Tief für erneut frischen westlichen Wind mit
stürmischen Böen oder einzelnen Sturmböen an den Küsten und teils schweren
Sturmböen im höheren Bergland. Der Neuschnee wird dann entsprechend verweht.

Ein erster Randtrog aus dem Tief über Dänemark führt Montagmorgen kalte Luft in
den Süden Deutschlands. Der Hochdruck wird verdrängt und mit Tiefdruckeinfluss
breitet sich feuchte Luft inklusive Schneeschauer aus. In den tiefsten Lagen ist
Regen oder Schneeregen möglich. Der Start in den Tag ist meist frostig, tagsüber
gibt es leichte Plusgrade, Dauerfrost hält sich nur im höheren Bergland. Ein
weiterer Randtrog überquert die Republik von Nordwest nach Südost in der zweiten
Tageshälfte.
Die Nacht zum Dienstag ist verbreitet frostig. Mit Glätte durch Überfrieren oder
leichten Schneefall ist zu rechnen. Im Stau der Mittelgebirge sind markante
Neuschneemengen gering wahrscheinlich. Dazu weht weiterhin ein teils frischer
westlicher Wind, der den Schnee verwehen kann. Das Bodentief verlagert sich nur
zögerlich ostwärts von Dänemark in die Ostsee.

Am Dienstag zieht das Bodentief über die Ostsee weiter in Richtung Baltikum. Aus
Südwesten dehnt sich langsam schwacher Hochdruckeinfluss aus. Der Druckgradient
fächert auf und der Wind lässt vor allem an den Küsten nach. Im Bergland sind
weiterhin stürmische Böen, exponiert schwere Sturmböen möglich. Zu Tagesbeginn
liegen etwa -9 Grad in 850 hPa über uns. Mit steigendem Luftdruck und
zunehmender Zufuhr milderer Luftmassen erwärmt sich die Luft in circa 1400 m
Höhe bis Dienstagabend auf etwa -5 Grad im Südwesten. Im Norden bleiben -9 Grad
liegen. Auch der Niederschlag zieht sich im Tagesverlauf immer weiter in den
Norden zurück. In der Nacht zum Mittwoch beruhigt sich das Wetter nur
vorübergehend. Der hohe Luftdruck zieht über Süddeutschland und die Alpen
ostwärts. Von Westen her macht sich Tiefdruckeinfluss bemerkbar.

Die zum Tiefdruckgebiet über Westeuropa gehörende Warmfront erreicht Deutschland
am Mittwochmorgen mit dichten Wolken und Regen. In 850 hPa steigt die Temperatur
bis zum Abend über 0 Grad. Nur im äußersten Norden bleiben -5 Grad in 850 hPa
erhalten. Das Tiefdruckgebiet selbst zieht im Tagesverlauf südlich über England
und erreicht in der Nacht zum Donnerstag Westdeutschland. Es zieht am Donnerstag
ostwärts über uns hinweg nach Polen und dann weiter nach Weißrussland.
Allerdings steht bereits ein neues Tief über dem Atlantik bereit. Je nach
Zugbahn des Tiefs über Norddeutschland ist es mal mehr, mal weniger windig,
insgesamt aber nass. Wobei Schneefall oder Schneeregen nur im Norden des Landes
interessant werden dürften. Im übrigen Bundesgebiet sollte es warm genug sein
für Regen, der im Stau von Mittelgebirgen allerdings kräftiger ausfallen kann.
Die Warmfront des nächsten Tiefs über Westeuropa erreicht uns voraussichtlich in
der Nacht zum Freitag.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Zu Beginn der Mittelfrist weist der aktuelle IFS-Lauf eine große Ähnlichkeit zu
den Vorläufen auf. Allerdings ergeben sich bereits am Samstag Unschärfen in
Bezug auf den Zustrom kalter Luft von Norden. Der Sonntag war im gestrigen 0 UTC
Lauf zyklonal, ist im heutigen 0 UTC Lauf aber eher antizyklonal geprägt. Das
hat Auswirkungen auf Feuchte und Temperatur. Der Umschwung ist auch schon im
gestrigen 12 UTC Lauf zu sehen. Ab Montag sind keine Ähnlichkeiten mehr zwischen
den Läufen zu finden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS ist dem IFS anfangs sehr ähnlich, ICON ist am Sonntag eher auf der
zyklonalen und somit kälteren Schiene. Ab Montag nähern sich ICON und IFS an,
dafür werden die Unterschiede zum GFS größer. GFS macht beim südwärts
ausgreifenden Trog Anfang kommender Woche nicht richtig mit, damit setzt sich
die kalte Luft nicht ganz so weit nach Süden durch. Insgesamt sehen aber alle
Modelle den Schwung wieder zu kälterer Luft.

In der erweiterten Mittelfrist gibt es dann größere Unterschiede zwischen GFS
und IFS betreffend eines Tiefs über Westeuropa. GFS rechnet es deutlich tiefer
und weiter nördlich mit milderer Luft aus Südwesten in Deutschland. IFS ist
weniger progressiv und lässt die kältere Luft länger liegen. Dafür schwenkt das
Tief bei IFS am Donnerstag über Norddeutschland ost-nordostwärts hinweg, während
GFS es über Südskandinavien ziehen lässt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der erste Zeitschritt in der Clusteranalyse liefert zwei Lösungen mit
ausschließlich atlantischem Rücken und kaum Unterschieden für Deutschland.
Zeitschritt zwei sieht Zeitschritt eins zum Verwechseln ähnlich (zwei Lösungen,
ausschließlich atlantischer Rücken). Allerdings ergeben sich für Dienstag
kleinere Abweichungen, was den Trog über Mitteleuropa anbelangt. Cluster zwei
(18 Mitglieder) hat den Trog etwas stärker amplifiziert (bis über den Balkan),
aber dafür etwas weniger stark/kalt drin. Haupt- und Kontrolllauf liegen in
Cluster eins.
Zeitschritt 3 (erweiterte Mittelfrist) liefert nur eine Lösung mit atlantischem
Rücken am Mittwoch und NAO negativ Donnerstag und Freitag.

Die Rauchfahnen der 850 hPa Temperatur sind für Orte im Norden und Osten
Deutschlands bis nächste Woche Mittwoch eng. Für Orte im Süden und Westen des
Landes geht der Spread ab Samstag deutlich auseinander, wobei sich der Hauptlauf
am oberen Ende der Ensembles (leicht über 0 Grad) finden lässt. Ein nicht
unerheblicher Teil der Member ist deutlich kälter (unter 0). Insgesamt ist aber
ein leicht positiver Trend zu sehen.
Beim Geopotential geht der Spread in allen Regionen am Montag auseinander, wobei
der Hauptlauf aktuell am unteren Ende der Ensembles läuft.
Deutlich erkennbar ist der positive Ausschlag beim Niederschlag. Es wird also
wieder feuchter, etwas weniger kalt, aber nicht "warm".

Die Ensembles des GFS und ICON sehen ähnlich aus: leichter positiver Trend bei
der Temperatur. Beim GFS sind Haupt- und Kontrolllauf eher im oberen Drittel
oder darüber angesiedelt. ICON fügt sich etwa mittig ein, ohne große
Ausreißertendenz im 0 UTC Lauf. Beim Niederschlag weisen auch die Ensembles von
GFS und ICON positive Ausschläge auf.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


In der Mittelfrist ist vor allem der Wind ein Thema. Er frischt an den Küsten
und im Bergland stürmisch auf, im höheren Bergland sind teils schwere Sturmböen
möglich. Außergewöhnlich ist das allerdings nicht, im EFI gibt es keinerlei
Signale.

Ungewöhnlich ist die anfangs noch anhaltende Dauerfrostlage, wobei die Signale
im EFI stark schwinden.

Der Schneefall Sonntag/Montag entlockt dem EFI nur schwache Signale (0,3). Meist
ist der Schneefall leicht, nur im Stau der Mittelgebirge sind markante Mengen
gering wahrscheinlich. Etwas bemerkenswerter und vermutlich mit mehr
Beeinträchtigung behaftet sind die möglichen Verwehungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn