DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
08-01-2024 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 08.01.2024 um 10.30 UTC
Nach trockenkaltem Beginn im Tiefland nasskalt bis winterlich, im Bergland
durchweg winterlich. Am Samstag und Sonntag exponiert teils windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 15.01.2024
Die heutige Mittelfristvorhersage hält einige spannende Elemente bereit, wenn
man dem winterlichen Wetter zugeneigt ist.
Richtet man den Blick zunächst in die Stratosphäre, so gibt es dort etwa am 15.
oder 16. Januar eine deutliche Abschwächung der zonalen Winde in 10 hPa in 60 N.
Das kann als eindeutiger Indikator für eine SSH gesehen werden, wobei sich ein
Polarwirbelsplit allerdings nicht andeutet, sondern nur ein "Displacement".
Dennoch könnte dieser Vorgang ("Minor Warming") den Weg ebnen für kalte Phasen
über Europa, weil die Westwinddrift (abschwächender Jetstream) in Reaktion
darauf etwa 7 bis 14 Tagen später häufig nachlässt und blockierende Hochs kalte
Luftmassen zum europäischen Kontinent schaufeln könnten.
Aber nicht nur der Blick in die "Extended Range Forecast" ist hinsichtlich
Winterwetter interessant, sondern auch der Blick in die "normale" bzw.
erweiterte Mittelfrist der nächsten rund 10 Tage. So hat sich die Witterung, die
seit Mitte Oktober durch Westwetterlagen mit viel Wind und Regen sowie meist
milden Temperaturen geprägt war, nun komplett umgestellt. Hauptursache ist ein
über dem Nordostatlantik weit nach Norden aufragender Keil, der sich zwischen 2
mächtigen Langwellentröge (einer über dem nordamerikanischen Kontinent, einer
über Skandinavien) bis in den Süden Grönlands und bis ins Nordmeer aufwölben
konnte. Dieses Omega-Muster erweist sich bis in die Mittelfrist als sehr robust.
Auch wenn es sich allmählich etwas retrograd verlagert, fungiert es als
Blockierung bis in die untere Atmosphäre und lässt sogar die Rossbywellenzahl
von aktuell 6 bis 7 auf 4 bis 5 zurückgehen. Die Wellenmuster bewegen sich also
langsamer, was die Persistenz der Blockierung erhöhen könnte.
Im Detail erstreckt sich der Keil in der ab Donnerstag beginnenden Mittelfrist
westlich der Iberischen Halbinsel und westlich der Britischen Inseln entlang
nach Norden und dann in positiver Achsneigung weiter Richtung Ostgrönland und
Nordmeer. Knapp nördlich von Schottland befindet sich darin ein
Höhenhochzentrum. Dieser Keil stützt Bodenhoch HANNELORE, das mit einem
Kerndruck von knapp über 1045 hPa weiterhin ein opulenter Vertreter seiner Zunft
ist. Ein Keil der Hochs reicht bis nach Mitteleuropa und Deutschland. In der bei
uns nördlichen Strömung kann sich im Randbereich des Hochs eine schwache, kaum
wetteraktive Warmfront eines Tiefs über dem westlichen Russland bis in die Mitte
Deutschlands vorarbeiten, sodass die T850 hPa auf etwa 0 Grad steigt. Die
vorrangig grenzschichtgetriebenen Vorgänge tangiert dies aber nur peripher,
schlägt die mildere Luft doch nur abgeschwächt bis zum Boden durch. Die 2
m-Temperaturen steigen dennoch häufig auf leicht positive Werte und der
nächtliche Frost schwächt sich auch etwas ab, vor allem durch die etwas
aufkommende schützende Bewölkung der Warmfront.
Der Freitag könnte getrost per "Copy and Paste" vom Freitag kopiert werden,
ändert sich an der Wetterlage doch nicht viel. Erneut zieht von Norden her eine
schwache Warmfront eines weiteren Tiefs über dem südlichen Skandinavien herein,
ohne dass diese große Wetteraktivität entfaltet und ohne dass sich die
Temperaturen in 2 m großartig ändern.
Am Samstag ändert sich die Konstellation dann aber etwas stärker. Schuld ist ein
Randtrog, der am Freitag von Grönland kommend Island erfasst und am Samstag
Skandinavien ansteuert. Dort verbindet er sich mit dem nun über dem westlichen
Russland liegenden Langwellentrog, sodass der Höhenkeil nach Westen
zurückgedrängt wird. Bodenhoch HANNELORE wandert folglich unter Abschwächung auf
etwa 1035 hPa ebenfalls ein wenig retrograd nach Westen. Das okkludierende
Frontensystem des zum Trog korrespondierenden Bodentiefs mit Zentrum über dem
Bottnischen Meerbusen überquert Deutschland, nachfolgend fließt deutliche
kühlere Luft polaren Ursprungs mit T850 hPa von -3 bis -6 Grad ein. Die mit dem
Frontenzug zu erwartenden Niederschläge fallen daher bis ins Tiefland zum Teil,
im Bergland durchweg in fester Phase.
Am Sonntag bleibt der Trogeinfluss erhalten, wobei mit nördlicher Strömung ein
neuer Randtrog Richtung Deutschland schwenkt und weiterhin feucht-kalte Luft
einströmt, die sich noch weiter abkühlt (T850 hPa -6 bis -10 Grad). Neue, meist
aber nicht ergiebige Niederschläge gehen damit fast überall in die feste Phase
über. Tagsüber werden dennoch oft niedrige Plusgrade erreicht.
Am Montag wird der Langwellentrog erneut durch einen weiteren, noch kräftigeren
und vom Nordmeer heranziehenden Randtrog regeneriert, wodurch er seine
Wellenlänge vergrößert. Der Randtrog vom Sonntag erreicht dann bereits den
Balkan. Zwischen diesen beiden Randtrögen überquert uns ein flacher Rücken, der
die Niederschlagsaktivität vorübergehend etwas dämpft. Zudem führt der neue Trog
ein neues Tief nach Skandinavien, in dessen Randbereich die Strömung bei uns auf
West dreht. Zunächst bleibt aber die eingeströmte kalte Polarluft
wetterbestimmend.
In der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag ist der Trog von Grönland bis nach
Skandinavien das Maß der Dinge. Er sorgt für eine westliche Strömung mit
feucht-kühler Luft (nasskalt unten, winterlich oben). Zudem könnte sich über dem
Süden Deutschlands eine Luftmassengrenze ausbilde
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis zum Freitag ist die Konsistenz des neuesten 0 UTC-Laufs des EZMW zu seinem
gestrigen Vorgänger hoch, ab Samstag treten dann stärkere Inkonsistenzen auf.
Diese betreffen vor allem die Randtröge, die vom Nordmeer kommend westlicher und
früher hereindriften. In Konsequenz sind am Samstag und Sonntag etwas mehr
Niederschläge zu erwarten, wobei das Temperaturniveau allgemein auch ein wenig
niedriger liegt. Am Montag ähneln sich die Läufe wieder stärker, der
regenerierte Langwellentrog wird allerdings kräftiger simuliert. Der
vorübergehende Zwischenhocheinfluss durch den flachen Rücken fällt dadurch
kürzer aus. Zudem deutete sich im gestrigen 0 UTC-Lauf eine früher auf den Süden
übergreifende Luftmassengrenze an. Der gestrige 12 UTC-Lauf stellt einen
Übergang zwischen den beiden 0 UTC-Läufen dar, zeigte in abgeschwächter Form
aber schon einige Elemente des heutigen 0 UTC-Laufs.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die meisten anderen Modelle geben die neuen Entwicklungen von Randtrögen und
Langwellentrog nicht so stark wieder wie das EZMW und ähneln daher noch eher dem
gestrigen 0 UTC-Lauf des EZMW. ICON ist dabei dem EZMW noch am nächsten.
GraphCast ML und GEM hingegen sind dem EZMW sehr ähnlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte bestätigen den oben beschriebenen
Verlauf des Hauptlaufs. So liegt der deterministische Lauf stets gut eingebettet
im Median. Erst ab Freitag öffnen sich die Kurven ein wenig. Am Freitag und
Samstag zeigt sich in T850 hPa zudem vorübergehend häufig eine bifurkale
Verteilung, wobei der Hauptlauf meist dem unteren, also kälteren Ast folgt. Das
Einfließen kühlerer Luft könnte sich daher verzögern, ab Sonntag werden
allgemein tiefere Temperaturen vorhergesagt. Ab Samstag/Sonntag sind außerdem
überall Niederschlagssignale vorhanden, diese sind aber nicht meist nicht üppig
(kein neuer Dauerregen und Hochwasser).
CLUSTER:
Zwischen Freitag und Sonntag werden 3 Cluster ausgegeben (alle vom Regime
"atlantischer Rücken"), Haupt- und Kontrolllauf ordnen sich in C2 ein. Die
Unterschiede sind allgemein nicht groß, alle weisen das Troggeschehen über
Skandinavien bzw. dem Nordmeer und der Nordsee auf. Einzig eine unterschiedliche
Stärke lässt sich herausarbeiten, wobei C3 am stärksten ist und C1 am
schwächsten. C2 stellt damit den "gesunden" Mittelweg dar.
Zwischen Montag und Mittwoch gibt es nur noch 2 Cluster. C1 simuliert quasi den
Hauptlauf (mit Übergang zu NAO-), der auch darin eingebettet ist. C2 hingegen
weitet den Trog von Skandinavien nach Mitteleuropa aus (mit Beibehaltung
"atlantischer Rücken").
FAZIT:
Der vom Hauptlauf angestrebte Weg mit wieder zunehmenden Niederschlägen ab
Samstag ist ziemlich sicher. Mit tagsüber niedrigen einstelligen Werten im
Tiefland ist die Phase des Niederschlags dort teils flüssig, teils fest, was
übersetzt nasskaltes Wetter bedeutet. Im Bergland dagegen ist es winterlich. In
den Nächten ist Frost zu erwarten, der sich im Verlauf durch zunehmenden
Bewölkung allerdings abschwächt. In der neuen Woche geht es ähnlich weiter. Ob
sich dann im Süden eine Luftmassengrenze aufbaut, die womöglich nach Norden
ausgreift, muss noch abgewartet werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND:
Am Samstag gibt EFI im Norden und Osten, am Samstag im Südosten Werte bis 0,6
für überdurchschnittlich starken Wind aus. In den Ensembles sind die
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen am Samstag aber nur an der See, am
Sonntag nur im südöstlichen Bergland erhöht.
SCHNEEFALL:
Ab Sonntag hat EFI leichte Signale bis 0,6 für überdurchschnittlich starke
Schneefälle in einigen Staulagen der Gebirge im Programm. Diese finden sich auch
in den Ensembles wieder.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler