DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
05-01-2024 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.01.2024 um 10.30 UTC
Anfangs verbreitet Dauerfrost mit teils strengem Nachtfrost, niederschlagsarm
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 12.01.2024
Die Mittelfrist startet mit einer Omega-Lage, wobei sich das Bodenhoch über der
Nordsee befindet. Nach Westen und Norden hin wird das Hoch von Tiefdruckgebieten
flankiert. Auch über Südeuropa erstreckt sich ein Tiefdruckkomplex über nahezu
den gesamten Mittelmeerraum sowie das Schwarze Meer und die Anrainerstaaten.
Zwischen dem Nordseehoch und dem Tief über Südeuropa liegt Deutschland im
Zustrom kühler und trockener Luft aus Nordosten. An der Luftmassengrenze
zwischen der kühlen (-8 bis -12 Grad in 850 hPa) und trockenen Luft aus
Nordosten und der milderen und feuchten Luft aus Südwesten schneit es an den
Alpen anfangs noch leicht. Auch an der Ostsee sind bedingt durch Lake-Effekte
noch Schneeschauer möglich. Im Tagesverlauf setzt sich aber überall trockene
Luft durch. Am Boden resultiert aus dem Zustrom der kalten Luft verbreitet
Dauerfrost. In der Nacht zum Dienstag gibt es gebietsweise strengen Frost unter
-10 Grad.
An der Omega-Lage mit Hochdruckeinfluss für uns ändert sich zunächst wenig,
wenngleich sich das bodennahe Hochzentrum mit einem Kerndruck jenseits der 1040
hPa Richtung Schottland verlagert. Deutschland verbleibt am Dienstag im Zustrom
kalter Luft aus Osten mit Dauerfrost tagsüber und teils strengem Frost in der
Nacht. Am Mittwoch wird um das Hoch herum allmählich mildere Luft (-2 bis 0 Grad
in 850 hPa) aus Norden in Richtung Deutschland geführt. Die tiefe Bewölkung
nimmt in der Nordhälfte des Landes (weiter) zu, Niederschläge sind aber selten.
Bei schwachem Wind und Hochdruck wird die Grenzschichtproblematik auch in den
kommenden Tagen nicht abgebaut. Im Norden halten sich tiefe Wolken (oder auch
Hochnebel), zeitweise fällt daraus etwas Schneegriesel oder Nieselregen. Im
Süden scheint tagsüber oft die Sonne, allerdings kann sich an größeren Flüssen
Hochnebel auch zäh halten. Mit der Milderung in der Höhe und der zunehmenden
Bewölkung schwächt sich der Dauerfrost von Norden her ab. Auch der strenge Frost
in den Nächten wird immer weniger.
Am Donnerstag steigt die Temperatur in 850 hPa über 0 Grad. Das Bodenhochzentrum
verlagert sich weiter westwärts, das Omega wird von Tiefdruckgebieten über
Südwesteuropa sowie dem Atlantik abgebaut. Ab den Abendstunden und in der Nacht
zum Freitag streifen feuchte Luftmassen von Tiefdruckgebieten über Finnland und
Osteuropa die östlichsten Regionen Deutschlands, was zu leichtem Schneefall
führen kann. Am Freitag fließt in 850 hPa noch mildere Luft ins Land.
Vorübergehend breiten sich bis zu +7 Grad aus. Der nächtliche Tiefdruckeinfluss
wird vom ehemaligen Omegahoch ostwärts verdrängt. Dauerfrost tritt nur noch
vereinzelt im Südosten des Landes auf. Jedoch weitet sich die tiefe Bewölkung
mit Nieselregen oder Schneegriesel weiter aus.
In der erweiterten Mittelfrist baut sich der Hochdruckeinfluss ab und
Tiefdruckeinfluss aus Skandinavien übernimmt die Wetterregie. Die Strömung dreht
wieder auf westliche bis nordwestliche Richtung, was den Zustrom feuchter Luft
zur Folge hat. Dabei gelangen zunehmend auch wieder kältere (subpolare)
Luftmassen zu uns. Zumindest im Bergland ist dann neuer Schneefall möglich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle IFS-Lauf ist zu seinen Vorgängern prinzipiell konsistent. Leichte
Unsicherheiten gibt es Dienstag/Mittwoch bezüglich des Durchzuges einer Front
von Norden her. Der aktuelle Lauf ist es etwas schneller, da sich aber
hochdruckbedingt keine nennenswerten Niederschläge bilden, spielt das kaum eine
Rolle. Der Zustrom milderer Luft ab Donnerstag wird im aktuellen Lauf
durchgreifender und anhaltender gerechnet.
In der erweiterten Mittelfrist ist ein Schwung zu zyklonaler (Rand-)Lage mit
späterem Trogdurchgang mit einem Tief über Skandinavien sichtbar. Damit
verbunden ist auch wieder der Zustrom kälterer und feuchter Luft.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Im Vergleich mit den anderen Mittelfristmodellen ergeben sich die typischen
Unschärfen zum Ende der Mittelfrist. Trockenheit und Kälte bis Mitte kommender
Woche sind in allen Modellen zu finden. Anschließend setzt sich von Norden her
mildere Luft durch. Da ist IFS etwas forscher und durchgreifender, GFS und ICON
sind etwas verhaltener.
Zum darauffolgenden Wochenende ist ein Schwung zu mehr zyklonaler (Rand-)Lage in
allen Modellen zu finden. Wenngleich sich die Lage der Tiefdruckgebiete über
Skandinavien unterscheidet. Damit verbunden ist auch wieder der Zustrom kälterer
und feuchter Luft, der jedoch auch noch unterschiedlich berechnet wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Wenig verwunderlich wartet die Clusteranalyse im ersten und zweiten Zeitschritt
mit ausschließlich blockierender Wetterlage auf. Die Unterschiede für
Deutschland sind im ersten Zeitschritt mit 3 Clustern und Haupt- und
Kontrolllauf in Cluster eins marginal. Im zweiten Zeitschritt (Mittwoch bis
Freitag) ist die Berechnung der Hochkeilachse in den beiden ermittelten Clustern
unterschiedlich. Cluster zwei (inkl. Haupt- und Kontrolllauf) lässt die
Keilachse am Donnerstag und Freitag bis an die Adria ausgreifen und rechnet für
Freitag zwei Höhenzentren, wobei eins über dem Atlantik und eins über der
Nordsee liegt. Cluster eins ist nicht ganz so extensiv, hat allerdings nur ein
Höhenzentrum über den Britischen Inseln.
In der erweiterten Mittelfrist schwenken alle drei berechneten Cluster
(Verteilung 19:16:16) auf atlantischen Rücken. Dabei ist die Strömung spätestens
am Montag zyklonal, wenngleich es noch Unterschiede in der Berechnung der
Trogweite und -tiefe gibt.
Die Rauchfahnen sind bis Donnerstag erstaunlich eng mit deutlichem Anstieg in
Geopotential und Temperatur. Danach gibt es bei der Temperatur in 850 hPa
deutliche Ausreißer nach unten. Der Hauptlauf liegt am oberen Rand der
Ensembles. Die "finale" Erwärmung (+7 Grad in 850 hPa) ist also nicht in Stein
gemeißelt. Andere deterministische Modelle sind da verhaltener. Das Geopot geht
ab Donnerstag sukzessive zurück, das wird auch vom deterministischen Lauf
quittiert, der sich mittig einfügt. Die Niederschlagsensembles sind von Dienstag
bis Freitag quasi nicht sichtbar, anschließend gibt es quer durch die Republik
deutliche Ausschläge.
Andere Modellensembles ergeben ein ähnliches Bild. Niederschläge sind in der
Mittelfrist selten, dafür ist der Dauerfrost mindestens bis Mittwoch gesetzt.
Auffällig ist, dass sowohl bei GFS als auch ICON die Temperaturensembles in der
zweiten Wochenhälfte zwar ansteigen, Haupt- und/oder Kontrolllauf dabei aber,
wie bei IFS, eher am oberen Rand liegen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
In der Mittelfrist ist die verbreitete 3-tägige Dauerfrostperiode mit
gebietsweise strengem Nachtfrost (unter -10 Grad) als signifikant einzustufen.
Auch der EFI springt darauf an.
Der teils stürmische Wind (Bft 8 -9) im Bergland ist hingegen kaum im EFI zu
finden und eher ein Randereignis.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn