DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
11-11-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 11.11.2016 um 10.30 UTC
Nach ruhigem Herbstwetter wieder unbeständig und milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 18.11.2016
Wir liegen zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Montag vorderseitig eines
Höhenrückens über Westeuropa und der Nordsee in einer nördlichen Höhenströmung,
während am Boden eine langgestreckte Hochdruckzone vom Atlantik über Deutschland
nach Osten reicht. Damit bestimmen Grenzschichtphänomene in bodennah recht
kalter Luft unser Wetter.
Am Dienstag schwenkt der Rücken über uns langsam nach Südosten und die
Bodenhochdruckzone wird nach Süden abgedrängt. Der Norden wird dabei von einer
über Skandinavien nach Osten ziehenden Warmfront gestreift. Mit auffrischendem
Südwestwind kann sich in Norddeutschland wieder mildere Luft durchsetzen,
während nach Süden die kalte Grundschicht noch erhalten bleibt.
Am Mittwoch und Donnerstag zonalisiert die Strömung im ganzen Land und die
Frontalzone weitet sich über Mitteleuropa nach Osten aus. Einer schleifenden
Kaltfront, die uns zögernd nach Süden überquert, folgt stark erwärmte
Meeresluft. Der Wind frischt auf, stärkere Böen sind aber im Wesentlichen der
Küste und dem Bergland vorbehalten.
Am Freitag soll dann von Westen ein stärker amplifizierter Trog übergreifen.
Hinter der vorgelagerten Kaltfront gelangt ein Schwall kälterer Meeresluft über
die Britischen Inseln und die Nordsee zu uns. Damit zeichnen sich im höheren
Bergland wieder Niederschläge in fester Form ab.
In der erweiterten Mittelfrist gelangen wir nach aktuellem Lauf stärker in den
Bereich eines Troges, der letztlich über uns nach Süden abtropfen soll.
Allerdings gibt es diesbezüglich einige Fragezeichen, mangels konsistenter
Modellvorgaben.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des ECMWF Modells ist brauchbar. Zu Beginn gibt es kaum
Unterschiede zu den Vorläufen. Die Hochdruckzone eingangs des mittelfristigen
Zeitraums wird unisono simuliert, doch wird das Zurückweichen derselben im
aktuellen Lauf langsamer gezeigt, als in den Vorläufen. Die nachfolgende
Zonalisierung hatten auch die gestrigen Läufe im Programm, auch wenn die
frontalen Prozesse heute aktiver und weiter im Süden berechnet werden. Die
Abkühlung in der erweiterten Mittelfrist hatten ebenfalls auch die Vorläufe
drin, freilich mit jeweils etwas anderem Szenario. Alles in allem kann die
Prognose als relativ gesichert angesehen werden, mit den mittelfristig üblichen
Unschärfen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen globalen Modelle GFS und ICON zeigen gegenüber den Europäern eine
langsameres Zurückweichen der Hochdruckzone und danach auch einen stärkeren
antizyklonalen Einfluss vor allem im Süden und Südosten. Im ICON bleibt ein
Höhenrücken sogar mittelfristig präsent und lässt die Kaltfront gar nicht so
recht nach Deutschland hereinkommen, während dies im GFS nur langsamer als bei
den Europäern geschieht. Es bleiben also offene Punkte, auch wenn die Lösung des
ICON etwas aus dem Rahmen fällt und wahrscheinlich auch im Süden nächste Woche
eine Zonalisierung greift.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles die Aussagen des Hauptlaufs. Die
Kurven des operationellen Laufs und die des Kontrolllaufs folgen recht gut dem
Median der Ensembles im Geopot. 500 und T850. Dabei wird die Erwärmung in der
nächsten Woche, verbunden mit einem Geopotentialanstieg ebenso gezeigt, wie die
Abkühlung in der erweiterten Mittelfrist, also der übergreifende Trog mit der
kälteren Meeresluft.
Die Clusterung zeigt deutlich die Zonalisierung der nächsten Woche, wenn auch
der größte Cluster 1 (15 Member) einen langsameren Ablauf andeutet, etwa in
Richtung der GFS Lösung. Der operationelle Lauf liegt in Cluster 3 (10 Member).
Zum Ende divergieren dann die Lösungen stärker. Der Hauptlauf liegt wieder in
Cluster 1, aber auch Cluster 2 sieht zum Ende eine Troglage, die dann aber eher
wieder nasskalter Natur sein dürfte.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der Hauptlauf des ECM simuliert am Mittwoch nahe Schottland eine Zyklogenese,
wobei das entstehende Randtief über Südskandinavien nach Osten ziehen soll.
Dabei könnte der Wind im Norden am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag
vorübergehend bis ins Binnenland stürmisch auffrischen, doch scheint diese
Lösung sehr unsicher, da sie in den Vorläufen fehlte und auch weder vom GFS noch
vom ICON simuliert wird.
Die anfangs vorhandene, negative Temperaturanomalie wird laut EFI zu Beginn der
nächsten Woche ausgeräumt, danach sind keine Signale mehr vorhanden. Die Bildung
des o.e. Randtiefs wird, insbesondere in Bezug auf die Windentwicklung, von den
Ensembles nicht gestützt.
Ob es bei Umstellung der Wetterlage vorübergehend zu Glatteis kommt ist
fraglich, das Risiko scheint eher gering zu sein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM, EPS, Mos Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner