Thema des Tages

24-12-2023 12:20


Wetter aktuell
Weiße Weihnachten?!


Auch in diesem Jahr wird es keine weißen Weihnachten in Deutschland
geben. Wer im Schnee feiern möchte, muss da schon höher hinaus. Grund
genug für eine kleine Weltreise, auf der wir schauen, unter welchen
Wetterbedingungen sonst so Weihnachten auf der Welt gefeiert wird.

Der Traum von weißen Weihnachten ist allgegenwärtig und bereits
Wochen vor dem Fest laufen die ersten Anfragen beim Deutschen
Wetterdienst auf. Der Definition nach spricht man von "weißen
Weihnachten", wenn am 24., 25. und 26. Dezember an einer
Wetterstation jeweils mindestens ein Zentimeter Schnee gemessen wird.
Dass wir dies in den meisten Teilen Deutschlands in der Regel nicht
erreichen, ist sehr wahrscheinlich. Denn "pünktlich" zum Fest am
Jahresende setzt mit einigermaßen zuverlässiger Regelmäßigkeit das
Weihnachtstauwetter ein. Selbst zuvor gefallener Schnee schmilzt dann
meist wieder ab. Das Weihnachtstauwetter zählt daher nicht umsonst zu
den sogenannten Singularitäten (auch Witterungsregelfälle genannt)
und ist - je nach Region - mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70
Prozent jährlich zu erwarten.
In diesem Jahr fällt das Weihnachtsfest in Deutschland wie gewohnt
"grün" aus. In der Tat fließt am heutigen Heiligabend und am morgigen
1. Weihnachtsfeiertag mit einer westlichen Strömung sehr milde
Atlantikluft zu uns. Insbesondere im Stau des Erzgebirges wagte Frau
Holle am gestrigen Samstag zwar noch den Versuch auf ein weißes
Weihnachtsfest - dort fielen innerhalb weniger Stunden punktuell rund
40 Zentimeter Neuschnee -, aufgrund der Milderung und des Regens
werden diese Schneemassen jedoch rasch wieder abgetaut. Wer also
nicht auf die weiße Weihnacht in Deutschland verzichten möchte, muss
ins höhere Bergland der Mittelgebirge oder der Alpen hinauf.

Aber wie sieht es denn in anderen Ländern der Welt aus? Wo gibt es
die hierzulande jedes Jahr aufs Neue herbeigesehnten weißen
Weihnachten? Wir begeben uns auf eine kleine Reise durch die Welt.
Um große Schneemengen genießen zu können, muss man gar nicht so weit
weg aus Deutschland. Denn insbesondere in den Alpen in Frankreich,
der Schweiz und in Österreich gab es in den vergangenen Tagen einiges
an Neuschnee. Zwar wurden die Mengen im Vorfeld von den
Wettermodellen etwas überschätzt. Dennoch liegen dort im höheren
Bergland teilweise über 2 Meter an Schnee. Zusammen mit der sich
häufiger zwischen den Wolken durchschiebenden Sonne sollten die
Weihnachtsfeiertage dort durchaus ein Genuss werden.
Gut eingeschneit finden sich derzeit auch die nördlichen Regionen
Europas wieder. In den vergangenen Tagen kamen in Skandinavien
stellenweise rund 50 Zentimeter Neuschnee zusammen. Mit Ausnahme
einiger Küstenbereiche befinden sich Norwegen, Schweden und Finnland
derzeit unter einer dichten Schneedecke. Dies ist aber wenig
verwunderlich, denn dort sind weiße Weihnachten deutlich
wahrscheinlicher als bei uns in Deutschland. Diese beträchtlichen
Schneemengen dienen heute sicherlich unter anderem zur Abkühlung nach
dem an Heiligabend obligatorischen Saunagang. Zudem ist weiterer
Schnee über die Weihnachtsfeiertage in Sicht. Im Südwesten Norwegens
können sogar rund 60 Zentimeter an Neuschnee zusammenkommen. Nur im
äußersten Süden Schwedens wird es dafür etwas zu mild sein. Dort muss
man sich mit Regen zufriedengeben.

Wenig winterlich startet der Heiligabend auch in den USA. Dort liegt
aktuell lediglich im höheren Bergland Schnee. Über die Feiertage wird
es aber auch da noch einiges an Neuschnee geben. Insbesondere in
Nebraska und South Dakota können mehr als 10 Zentimeter Schnee
zusammenkommen. Dennoch wird es sicherlich auch ungemütlich. Neben
teilweise unwetterartigen Neuschneemengen (punktuell auch mehr als 30
Zentimeter in nur wenigen Stunden) muss auch mit einem stürmischen
Wind gerechnet werden. Entsprechend warnt der amerikanische
Wetterdienst aktuell bereits vor wintersturmähnlichen Bedingungen.
Auf der anderen Seite des Pazifiks in Japan belächelt man die
Schneemengen aus Deutschland in der Regel. Im sogenannten "Yukiguni",
was übersetzt so viel wie "Schneeland" bedeutet und im Nordteil der
größten japanischen Insel Honshu liegt, fallen in Staulagen über 3700
Zentimeter (37 Meter!) an Neuschnee pro Jahr! Der Grund: kalte
sibirische Luftmassen, die über dem verhältnismäßig warmen
Japanischen Meer viel Feuchtigkeit aufnehmen können, treffen auf eine
über 3000 Meter hohe Gebirgskette: die japanischen Alpen. Die
Schneehöhe kann dort allerdings nicht gemessen werden. Denn
wenngleich die schneereichste Region der Erde nach Schneehaubenidylle
und einem heftigen Muskelkater für Frau Holle klingt, ist diese
Gegend schlichtweg unbewohnbar. Die Station, die dem japanischen
Wetterdienst (JMA) nach pro Jahr die höchsten Schneefallmengen misst,
steht auf nur 890 Meter im Erholungs- und Badeort Sukayu Onsen im
Norden von Honshu. Dort werden "nur" 1764 Zentimeter im Jahr an
Neuschnee registriert. Zurzeit zeigen sich dort laut den japanischen
Kollegen allerdings lediglich 187 Zentimeter, womit wir mit 265
Zentimetern auf der Zugspitze definitiv mithalten können. Japans
Vorhersage für die Feiertage: Insbesondere im Nordteil der
japanischen Inselkette kommen bei Dauerfrost gebietsweise nochmals 20
bis 40 Zentimetern an Neuschnee hinzu!
Deutlich anders sieht es auf der Südhalbkugel aus. Dort herrscht
derzeit Sommer! In Rio de Janeiro an Brasiliens Küste trägt man am
heutigen Heiligabend zum Barbecue bei Höchstwerten von etwa 30 Grad
wahrscheinlich eher luftige Sommerbekleidung statt dicker
Winterjacke. Landeinwärts können die Temperaturen sogar teils über 40
Grad betragen. Statt Dauerregen- und Tauwetterwarnung wird dort vor
extremer Hitze gewarnt!
Im namibischen Windhoek werden heute ebenfalls über 30 Grad erwartet.
Im nahe gelegenen Mariental sind sogar bis zu 40 Grad möglich. In dem
Vielvölkerland wird Weihnachten durchaus unterschiedlich gefeiert.
Die dort beheimateten Menschen mit deutschen Wurzeln feiern
Weihnachten meist an Heiligabend, die anderen Bevölkerungsgruppen
jedoch erst am Morgen des ersten Weihnachtstages.
In Australien findet Weihnachten in diesem Jahr sogar bei
Temperaturen von örtlich über 45 °C statt. Und selbst in Küstennähe
kommt es gebietsweise zu Temperaturen von über 30 Grad. Häufig
verlegt man dort das Fest dann kurzerhand an den Strand oder Pool.
Entsprechend kann man Weihnachtslieder à la "White Christmas"
höchstens etwas ironisch belächeln, wobei damit auch einfach weißer
Sand gemeint sein könnte. Bei solch "arbeitsunwürdigen"
Wetterbedingungen darf "Santa Claus" seine dicke, rote Jacke auch
gerne einmal gegen Bade- oder Surfshorts eintauschen.
Und mit dieser kurzen Weltreise wünschen wir, die Meteorologinnen und
Meteorologen aus der Vorhersage- und Beratungszentrale des Deutschen
Wetterdienstes, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein ruhiges und
gesegnetes Weihnachtsfest.



MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.12.2023

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