DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-12-2023 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 12.12.2023 um 10.30 UTC



Anfangs an den Alpen noch Schneefall. Nachfolgend ruhige Hochdruckrandlage und
Zufuhr relativ milder Luft.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 19.12.2023


Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Freitag liegt Deutschland rückseitig
eines Richtung Osteuropa bzw. Russland abziehenden Höhentroges. Gleichzeitig
nähert sich von Südwesteuropa und dem nahen Ostatlantik ein breiter Höhenrücken.
Dieser stützt im Bodenniveau ein umfangreiches Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt
etwa über der Biskaya, von dem aus bereits am Freitag ein Keil über den Süden
und die Mitte Deutschlands hinweg bis in das östliche Mitteleuropa reicht. Somit
lassen die zunächst unmittelbar an den Alpen noch auftretenden Schneefälle im
Tagesverlauf deutlich nach. Auch in den anderen Landesteilen kann es vereinzelt
etwas regnen, denn am Rande des Hochs streift uns die Warmfront eines Tiefs mit
Kern im Bereich der Dänemarkstraße. Neben leichtem Regen bringt sie auch einen
ersten Schwung etwas milderer Meeresluft mit sich, sodass die Temperatur in 850
hPa von Werten zwischen minus 4 und minus 9 Grad auf Werte um minus 2 Grad
ansteigt.

Am Samstag weitet sich der Höhenrücken weiter in Richtung Deutschland aus. Er
bleibt aber an seiner nördlichen Flanke deutlich abgeflacht, wo relativ zonal
über den Norden Europas hinweg die Frontalzone verläuft. Im Bodenniveau bleibt
der Einfluss des Hochs erhalten, wobei sich dessen Schwerpunkt nun in Richtung
Frankreich und Süddeutschland verlagert hat. So bleibt es in der Südhälfte
trocken mit teils längeren sonnigen Abschnitten im äußersten Süden und
Südwesten. Der Norden wird am Rande des Hochs von einer weiteren Warmfront eines
Tiefs bei Jan Mayen gestreift, sodass abermals leichte Niederschläge auftreten
können. Zudem bringt sie einen Schwung deutlich milderer Luft mit sich und lässt
die T850 hPa auf Werte zwischen 0 Grad im Nordosten und Südosten und plus 6 Grad
im Westen ansteigen.
Zwischen dem Hoch und dem o.e. Tief nimmt der Druckgradient zu, sodass auch bei
uns der Wind auffrischt mit Böen Bft 7 an den Küsten und Sturmböen Bft 8 bis 9
im höheren Bergland aus Südwest.

Am Sonntag und Montag ändert sich an der großräumigen Wetterlage wenig. Wir
verbleiben sowohl in der Höhe als auch am Boden unter antizyklonalem Einfluss,
wobei die Achse des Rückens zunehmend in zonale Richtung kippt. Die Zufuhr
milder Luftmassen dauert an, wobei die T850 hPa am Montag Werte zwischen 7 und
10 Grad erreicht. Im Norden und Osten sind bei eher dichter Bewölkung zeitweise
weitere leichte Niederschläge möglich. Sonst bleibt es trocken und die Sonne
zeigt sich gebietsweise auch längere Zeit.
An den Küsten und im Bergland bleibt der lebhafte Wind erhalten mit Böen Bft 7
bis 8, in exponierten Höhenlagen sind Sturmböen Bft 9, teils auch schwere
Sturmböen Bft 10 zu erwarten.

Am Dienstag stellt sich die Wetterlage wieder etwas um. Aufgrund einer
Austrogung über dem Nordmeer, wird der antizyklonale Einfluss allmählich nach
Süden abgedrängt. Dabei greift im Tagesverlauf von Nordwesten die Kaltfront
eines Tiefs mit Kern über dem Nordmeer auf uns über, wobei sich am
Okklusionspunkt über Mittelschweden ein Teiltief ausbildet. Dies hat zur Folge,
dass der Druckgradient noch ein wenig mehr zunimmt und so auch im Landesinneren
einzelne Böen Bft 7 aus Südwest auftreten können. In exponierten Höhenlagen gibt
es teils orkanartige Böen.
Die Front erreicht bis zum Abend mit leichtem bis mäßigem Regen den Süden des
Landes. Nachfolgend fächert der Gradient wieder auf. Zudem gelangt rückseitig
wieder ein Schwall kälterer Luft zu uns, sodass die T850 hPa auf minus 1 bis
minus 3 Grad absinkt.

In der erweiterten Mittelfrist dominiert wieder eher zykonal geprägtes Wetter
bei etwas niedrigeren Temperaturverhältnissen als zuvor.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-Modells kann über nahezu den gesamten Vorhersagezeitraum
als sehr gut bezeichnet werden. Erst zum Ende der Mittelfrist am kommenden
Dienstag lässt die Konsistenz nach. Während der Hochdruckeinfluss nach dem
gestrigen 00 UTC Lauf anhalten sollte, greift nun (bereits seit dem gestrigen 12
UTC Lauf prognostiziert) wie oben beschrieben der Tiefausläufer auf uns über und
leitet einen wieder eher zyklonal geprägten Witterungsabschnitt ein.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Erste Unterschiede im Vergleich mit anderen globalen Modellen zeigen sich am
kommenden Sonntag. Während nach dem EZMW-Modell und ICON Hochdruckeinfluss
dominiert und die Frontalzone über Skandinavien hinweg verläuft, gelangt nach
GFS eine schleifende und rückläufige Front bis in den Norden und Osten, in der
Nacht zum Montag sogar den Westen und Süden Deutschlands. Entsprechend fällt die
Niederschlagstätigkeit insgesamt höher, gleichzeitig die Milderung nicht so
kräftig aus.
Das Übergreifen der Kaltfront am Dienstag wird von allen betrachteten Modellen
gezeigt, wenngleich es im zeitlichen Ablauf und bezüglich der
Niederschlagsausprägung noch Unterschiede vorhanden sind.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne am Beispiel für Offenbach zeigt über den gesamten
Vorhersagezeitraum hinweg einen eindeutigen Verlauf bei sehr geringem Spread,
sodass die beschriebene Entwicklung als sicher bezeichnet werden kann. So zeigt
sich im Verlauf der T850 zunächst ein deutlicher Anstieg und erreicht am Montag
sein Maximum. Nachfolgend geht die Temperatur mit Passage der Front deutlich
zurück, wobei es hier einige Member gibt, die die Temperaturabnahme etwas früher
bzw. etwas später zeigen als Haupt- und Kontrolllauf. Von Freitag bis Montag
sind kaum Niederschlagssignale vorhanden, diese nehmen erst am Dienstag deutlich
zu. Für Sonntag und Montag gibt es einige wenige Member die einen etwas kälteren
Verlauf zeigen, sodass die Version des GFS für Sonntag und Montag auch im
Ensemble enthalten ist und weiterverfolgt werden muss.

Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden drei Cluster,
wobei für Mitteleuropa keine signifikanten Unterschiede vorhanden sind. Für den
Zeitraum t+120 bis 168 gibt es sechs Cluster. Dabei zeigt die Hälfte auch am
Dienstag weiterhin einen dominierenden Höhenrücken. Somit muss sich in weiteren
Modellläufen zeigen, ob die Kaltfront tatsächlich bereits am Dienstag
übergreift.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag gibt es an den Alpen zunächst noch Schneefall mit Mengen um 5 cm, in
Staulagen bis 10 cm in 12 Stunden, im Tagesverlauf lässt die Intensität aber
deutlich nach.

Von Samstag bis Montag sind in exponierten Höhenlagen Sturmböen Bft 9 oder
schwere Sturmböen aus westlicher Richtung wahrscheinlich, an exponierten
Küstenabschnitten können einzelne Böen Bft 8 auftreten.
Am Dienstag sind auf Berggipfeln schwere Sturmböen Bft 10 oder orkanartige Böen
Bft 11 aus Südwest bis West wahrscheinlich. Auch an den Küsten treten dann
häufiger Sturmböen Bft 8 bis 9 aus Südwest auf.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger