DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
10-12-2023 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 10.12.2023 um 10.30 UTC
Anfangs unbeständig und teils sehr mild, nachlassendes Tauwetter im Süden. Am
Donnerstag wieder kühler mit Schneefall. Ab Freitag Hochdruckeinfluss und
Wetterberuhigung, mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 17.12.2023
Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Mittwoch liegen wir im
Einflussbereich eines hochreichenden Tiefs, das sich von Südostengland Richtung
Mitteldeutschland aufmacht. Auf seinem Weg löst sich das Höhentief allmählich
auf, wodurch sich in der Höhe nun ein Langwellentrog ergibt, der von
Nordosteuropa über Deutschland bis vor die marokkanische Atlantikküste reicht.
Das Bodentief schwächt sich ebenfalls ab und liegt abends in Form einer Rinne
über der nördlichen Mitte Deutschlands. Darin eingebettet liegt eine Okklusion,
in deren Vorfeld (also am Nordrand) es auch mal etwas länger regnen bzw. bei
850er Temperaturen zwischen -2 und -6 Grad sogar schneeregnen kann, Warnwürdige
Mengen werden aber nicht erreicht. Im Süden fällt die Niederschlagstätigkeit bei
niedertroposphärisch milderen 0 bis +2 Grad dagegen etwas gedämpfter aus als an
den Vortagen, was zu einer Abschwächung des Tauwetters führen sollte. Auf 2 m
Höhe projiziert werden für den Nordosten Höchstwerte um 3 Grad angepeilt, im
Südwesten dagegen noch einmal knapp zweistellige Werte. Bleibt noch zu erwähnen,
dass der Wind sowohl am Nord- als auch am Südrand der Rinne auffrischt, sodass
es in den Hochlagen der süddeutschen Gebirge sowie vereinzelt auch an der Ostsee
in Böen stürmisch zugehen kann.
Am Donnerstag zieht das Bodentief bzw. die Rinne sowie die Achse des Höhentroges
ostwärts ab, was rückseitig den Weg frei macht für einen Schwall polarer
Kaltluft. In 850 hPa sinkt die Temperatur im Nordosten auf knapp -10 Grad,
südlich der Donau verbleibt sie noch bei etwa -2 Grad. Die Niederschläge gehen
damit von Norden her wieder zunehmend in Schnee über, ziehen sich aber dabei
zunehmend in den Süden und Südosten zurück. Im Norden und Westen macht sich
dagegen der Einfluss eines atlantischen Hochdruckgebiets bemerkbar, das von
einem kräftigen Rücken gestützt wird. Zwar greift in der Nacht zum Freitag die
Okklusion eines Nordmeertiefs auf den Nordwesten über, ihre Wetteraktivität ist
allerdings dank Hochdruckeinfluss stark limitiert.
In der Folge stehen die Zeichen am Freitag und Samstag auf Hochdruckeinfluss -
zumindest mal im Süden und wohl auch in Teilen der Mitte (womit
Grenzschichtproblematiken wie Nebel/Hochnebel und lokal vielleicht auch mal
gefrierender Sprühregen zum Thema werden). Denn die Achse des Atlantikrückens
verläuft zonal über die Mitte Deutschlands hinweg, das Bodenhoch ist also
hauptsächlich über der Südhälfte zu finden. Der Norden wird dagegen zeitweise
von schwachen Tiefausläufern gestreift. Niedertroposphärisch wird es wieder
etwas wärmer mit am Samstag bis zu 6 Grad im Westen und 0 Grad ganz im Osten und
Südosten.
Am Sonntag bildet sich aus dem Rücken heraus ein kräftiges eigenständiges
Höhenhoch südwestlich der Britischen Inseln. Davon ausgehend wölbt sich ein
breiter Rücken über dem Nordmeer auf und die bisher zonale Achse des Rückens
über uns kippt etwas südostwärts. Damit schafft es die Warmfront eines
Islandtiefs nicht nur die Nord-, sondern auch die Osthälfte des Landes mit
Niederschlägen zu "versorgen". Der Südwesten verbleibt dagegen unter
Hochdruckeinfluss. Die Temperatur macht einen ordentlichen Satz nach oben und
liegt im 850-hPa-Niveau zwischen rund 4 Grad im Osten und knapp 10 Grad (!) ganz
im Westen. In 2 m Höhe wird man davon aber nur wenig mitbekommen, wobei regional
durchaus Höchstwerte um 10 Grad drin sind.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Dem aktuellen 00-UTC-Lauf kann über den gesamten Zeitraum eine ziemlich gute
Konsistenz im Vergleich zu seinen beiden Vorläufen attestiert werden. Demnach
hält zunächst das tiefdruckgeprägte, unbeständige und teils sehr milde Wetter
noch an, das Tauwetter im Süden lässt aber nach. Am Donnerstag stellt sich die
Großwetterlage allmählich um. Zunächst strömt von Norden wieder deutlich kühlere
Luft ein und die Schneefallgrenze sinkt oft bis in tiefe Lagen ab. Gleichzeitig
macht sich von Westen Hochdruckeinfluss breit, sodass am Freitag und Samstag
kaum noch Niederschläge zu erwarten sind.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch im Vergleich des heutigen 00-UTC-Lauf von IFS mit anderen Globalmodellen
zeigt sich in Bezug auf die großskaligen synoptischen Strukturen eine recht
große Einigkeit. Den Übergang zu Hochdruckwetter im Laufe des
Donnerstags/Freitags haben alle im Programm. Den in der gestrigen Übersicht noch
erwähnten recht wetteraktiven Frontdurchgang am Donnerstag/Nacht zum Freitag von
UK10 und GFS, simulieren beide Modelle nun auch deutlich verhaltener, GFS lässt
die Front vorab sogar komplett vertrocknen. IFS und ICON haben weiterhin
allenfalls nur geringfügigen Niederschlag auf der Karte. Auffällig ist, dass
ICON und GFS das Höhenhoch am Sonntag deutlich weiter östlich simulieren, was
einen weiteren niederschlagsfreien Tag für uns bedeuten würde.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte gehen (zunächst) Hand in Hand
mit der Deterministik: Am Mittwoch noch unbeständig mit zum Teil
kräftigen/länger anhaltenden Niederschlägen bei allmählichem Temperaturrückgang
(850 hPa). Am Donnerstag Wetterumstellung und nachfolgend bei deutlich
ansteigendem Geopotenzial kaum noch Niederschläge. Erst ab Sonntag nehmen die
Niederschlagssignale wieder zu - fallen im Süden und Westen aber deutlich
verhaltener aus als im Norden und Osten. Beim Temperaturverlauf fällt auf, dass
der Hauptlauf beim Kaltluftvorstoß am Donnerstag (im Süden Nacht zum Freitag)
zunächst eine der kältesten Lösungen präsentiert. Anschließend steigt die
Temperatur wieder deutlich an, allerdings geht der Spread ab Sonntag - salopp
gesagt - auf wie ein Hefezopf und spannt einen Rahmen zwischen etwa -5 und +10
Grad auf. Der Hauptlauf mausert sich dabei in der neuen Woche zu einer der, wenn
nicht sogar DER wärmsten Lösung (bundesweit rund +10 Grad).
Bei der Clusteranalyse werden uns von Freitag bis Sonntag vier Cluster serviert,
drei davon wechseln dabei das Wetterregime von NAO positiv zu Blocking bzw.
Atlantic Ridge, Cluster 2 bleibt NAO positiv dagegen treu. Allesamt zeigen aber
mehr oder weniger dieselben Strukturen: Das allmähliche Aufwölben des
Atlantikrückens über Südwest-/Westeuropa und den flankierenden Trog vom
Nordmeer/Nordeuropa nach Osteuropa/östliches Mitteleuropa.
Für die erweiterte Mittelfrist von Montag bis Mittwoch stehen fünf Cluster zur
Verfügung, die alle im Blockingregime starten, C1 (15 Member, inkl.
Kontrolllauf) und C3 (8 Member) wechseln allerdings am Dienstag wieder zu NAO
positiv und versuchen den vorherrschenden Rücken mit Trogvorstößen von Westen
kleinzukriegen. C2 (14 Member), C4 (7 Member inkl. Hauptlauf) und C5 (ebenfalls
7 Member) halten am Blocking/Atlantic Ridge fest und lassen dafür den vorhin
angesprochenen flankierenden Trog mal mehr, mal weniger auf uns von Osten her
übergreifen.
Fazit: Die Wetterumstellung ab Donnerstag hin zu ruhigerem, hochdruckdominiertem
Fahrwasser ist sicher. Die Frage ist, wie lang dieses anhält bzw. inwieweit sich
Tiefausläufer gegen das Hochdruckbollwerk durchsetzen können (IFS am Sonntag
schon wieder frontale Niederschläge, ICON und GFS noch trocken). Für letzteres
erscheinen der Norden und Osten tendenziell etwas anfälliger zu sein als der
Süden und Westen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Nachdem am Mittwoch das Tauwetter in den Alpen langsam nachlässt und an
exponierten Abschnitten der Ostseeküste sowie in den Hochlagen der süddeutschen
Gebirge einzelne stürmische Böen (Bft 8, in letzteren exponiert auch Sturmböen
(Bft 9)) auftreten können, werden von Donnerstag bis Samstag tagsüber keine
markanten Wettergefahren erwartet.
Erst ab der Nacht zum Sonntag legt der Wind wieder zu, sodass am Sonntag an den
Küsten sowie in den Hochlagen der vornehmlich ost- und südostdeutschen Gebirge
stürmische Böen (Bft 8), exponiert auch Sturmböen gering wahrscheinlich sind.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON, GFS, UK10, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz