DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-12-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.12.2023 um 10.30 UTC



Wechselhaft, von Westen her durchgreifende Milderung, teils mit starkem
Tauwetter im Bergland und im Süden.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 13.12.2023


Am Wochenende gelangt Deutschland wieder in den Bereich der sich nach Osten hin
durchsetzenden Frontalzone. Anfangs wird dieser Prozess noch durch ein über
Nordwestrussland liegendes Hoch blockiert. Ein in der Frontalzone eingelagertes
Tief wird nach Schottland gesteuert. Die Niederschläge des okkludierten
Frontensystems dieses Tiefs erreichen im Tagesverlauf den Westen Deutschlands
und erfassen bis zum Abend bereits die Mitte. Nur in den höchsten
Mittelgebirgslagen fällt anfangs noch Schnee. Damit einhergehend ist eine
Gradientzunahme, wodurch in einigen höheren Berglagen Sturmböen aufkommen. Nur
im Osten hält sich aufgrund einer süd- bis südöstlichen bodennahen
Windkomponente noch kältere Luft mit Temperaturen wenig über null Grad. Mit dem
Übergreifen der Niederschläge auf diese Gebiete besteht zumindest anfangs, d.h.
in der Nacht zum Sonntag und Sonntagfrüh, noch die Gefahr der gefrierenden Phase
und somit der Bildung von Glatteis.
Am Sonntag greift ein flacher Rücken auf Deutschland über. Durch diesen wird ein
schwaches Zwischenhoch gestützt, so dass vorübergehend nur eine geringe
Niederschlagstätigkeit zu erwarten ist. Vor allem im Lee der Gebirge können sich
dann Auflockerungen einstellen. Bereits in der Nacht zum Montag erreicht ein
weiteres Frontensystem mit zeitweisem Regen das Vorhersagegebiet. Dieser kann
vor allem im süddeutschen Bergland längere Zeit und somit bis weit in den Montag
hinein andauern, wodurch im gesamten Süden Tauwetter einsetzt. In der Nacht zum
Dienstag wölbt sich, ausgehend von der Iberischen Halbinsel ein breiter, aber
flacher Rücken auf, wodurch die Frontalzone etwas nach Norden gedrückt wird und
sich das Niederschlagsgeschehen eher auf die nördlichen und die mittleren
Landesteile konzentriert. Dort dauern die Niederschläge auch am Dienstag längere
Zeit an, wodurch auch in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen die
Schneedecke rasch schmilzt.
In der Nacht zum Mittwoch weitet sich ein Trog von den Britischen Inseln nach
Süden aus, wodurch die Niederschläge dann wieder vermehrt den Süden Deutschlands
erfassen. Stromaufwärts weitet sich ein Höhenkeil in Richtung Nordmeer aus.
Zwischen diesem Keil und dem nach Polen schwenkenden Trog sickert mit einer auf
Nord bis Nordwest drehenden Strömung wieder kältere Luft ein. Bis zum Abend
sinkt die Schneefallgrenze an den Alpen auf 1000 bis 800 m und im
Mittelgebirgsraum auf etwa 600 m, wobei die Niederschläge tendenziell
nachlassen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum weitet sich von den Britischen
Inseln her ein Hoch nach Mitteleuropa aus, so dass sich dann eine von Südengland
bis in den Karpatenraum reichende Hochbrücke ergibt. Die Frontalzone setzt dann
wieder über Nordwest- und Nordeuropa neu an. Geringe Niederschläge, die durchweg
als Schnee fallen, sind dann noch im östlichen Bergland und an den Alpen zu
erwarten. Ansonsten bleibt es niederschlagsfrei und es stellen sich vermehrt
Auflockerungen ein. Die Temperaturen gehen insgesamt zurück, in den Nächten ist
dann wieder verbreitet leichter Frost zu erwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bereits am Sonntag ergeben sich leichte Unterschiede zu den gestrigen
Modellrechnungen. Nach der aktuellsten Simulation kann das blockierende Hoch
über Osteuropa nicht mehr länger gegenhalten, so dass sich am Sonntag mit einer
westlichen bodennahen Strömung auch im Osten Deutschlands mildere Luft
durchsetzt. Auch die Abkühlung am Mittwoch kommt rascher zustande, als es die
beiden Modellläufe vom Vortag berechnet hatten. Diese zeigten im Gegensatz zur
neuesten Modellrechnung noch eine südwestliche Strömung.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wurde vom gestrigen 00
UTC-Lauf eine Hochbrück simuliert, die von der Biskaya nach Skandinavien reicht,
was über Mitteleuropa eine nördliche Strömung zur Folge hätte. Die gestrige 12
UTC-Simulation stützt dagegen die oben beschriebene Variante.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Montag zeigen die verfügbaren Modelle eine ähnliche
Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten. Einzig UK10 verschiebt die Frontalzone etwas nach Süden und simuliert
zwei rapide Zyklogenesen mit der Entwicklung bis hin zu einem Sturmtief. Die
erste erfolgt in der Nascht zum Sonntag, die zweite Tiefentwicklung am Montag.
Auch das in der Nacht zum Mittwoch nachfolgende Tief wird von UK10 mit einer
weiter südlich liegenden Zugbahn simuliert, wodurch in den Norden und Nordosten
dann wieder skandinavische Polarluft gelangen würde. Den dann folgenden Trog
lässt ICON etwas rascher, d.h. bereits am Dienstag, auf Deutschland übergreifen,
so dass dann die leichte Abkühlung etwas eher erfolgen würde.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird dann die oben
beschriebene Entwicklung weitgehend gestützt. Die dann sich entwickelnde
Hochbrücke liegt bei GFS mit ihrer Achse etwas weiter südlich als nach EZMW und
nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung, zeigt aber im
Gegensatz zum deterministischen Lauf im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum die Lage der Hochbrücke etwas weiter nördlich, was somit eher
der EZMW-Version entsprechen würde. Bis über die Mitte der kommenden Woche
hinaus ist der Spread relativ gering, wobei der aktuellste Lauf die Troglage am
Mittwoch etwas ausgeprägter zeigt. Die sich dann nach Osten ausweitende
Hochbrücke wird von der übergroßen Mehrzahl der EPS-Member gezeigt. Dies geht ab
Donnerstag mit signifikant verringerten Niederschlagssignalen einher.
Auch nach dem EPS des EZMW zeichnet sich ein Übergang zu einer eher antizyklonal
geprägten Witterung ab. Das EPS-Mittel entspricht beim Bodendruck weitgehend dem
deterministischen Lauf. Bemerkenswert ist der ab Mittwoch erfolgende rasche
Druck- und Geopotentialanstieg, der wie beim EPS des GFS von nahezu allen
Membern mitgetragen wird. Das Clustering gemäß Großwetterlagen zeigt ab
Donnerstag kommender Woche eine Dominanz antizklonaler Westlagen bzw. eine
Brücke über Mitteleuropa. Allerdings setzen etwa ein Viertel der Member auf
zyklonale West- oder Nordwestlagen. Eine Nordostströmung, wie die der gestrige
00 UTC-Lauf noch im Programm hatte, wird nur von maximal 3 Einzelmembern
geboten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag kommen, bedingt durch den anziehenden Gradienten, in den Hochlagen
der westlichen und nördlichen Mittelgebirge Sturmböen auf. Zudem setzt der
Böhmische Wind ein, so dass in den hierfür anfälligen Lagen der Oberlausitz und
des Osterzgebirges ebenfalls stürmische Böen nicht ganz auszuschließen sind.
Darüber hinaus besteht in der Nacht zum Sonntag im Osten und im äußersten
Südosten noch einmal Glättegefahr durch örtlich gefrierenden Niederschlag.
Am Sonntag können allenfalls auf exponierten Berggipfeln (Brocken, Feldberg im
Schwarzwald) Sturmböen auftreten, in der Nacht zum Montag wäre dies auch in den
westlichen Mittelgebirgen der Fall. Ansonsten sind tagsüber keine markant zu
bewarnenden Wetterereignisse zu erwarten.
In der Nacht zum Montag setzt von Südwesten her länger andauernder Regen ein,
der am Montag den gesamten Süden und den Mittelgebirgsraum erfasst und am
Dienstag an den Alpen noch andauert. Die Schneefallgrenze steigt auf etwa 2000
m, so dass sich unterhalb davon Tauwetter einstellt bzw. die Schneedecke
zumindest rasch abschmilzt. Darüber hinaus sind am Montag wie auch am Dienstag
in den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge einzelne
Sturmböen möglich.
Am Mittwoch gehen in den Mittelgebirgen oberhalb 600 bis 400 m und an den Alpen
in Lagen über 800 m die Niederschläge wieder in Schnee über. Während es in den
Mittelgebirgen wahrscheinlich nur für wenige Zentimeter Neuschnee reicht, können
in den Staulagen der Alpen mehr als 10 cm Neuschnee zusammenkommen.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann