DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
03-12-2023 12:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.12.2023 um 10.30 UTC
Am Mittwoch nasskalt mit etwas Schnee vor allem im Bergland. Am Donnerstag
vorübergehend leichte Wetterberuhigung und vor allem in der Mitte wieder etwas
kälter. Ab Freitag von Westen her wieder Übergreifen von atlantischen
Tiefausläufern, aber nur zögernd milder. Dabei am Freitag im Mittelgebirgsraum
und im Süden örtlich Glatteis, das sich im Südosten bis Samstag halten kann.
Am Sonntag in weiten Landesteilen Milderung, nur im Nordosten noch kalt.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 10.12.2023
Am Mittwoch zieht ein hochreichendes Tief unter langsamer Abschwächung vom
nordwestlichen Niedersachsen nur langsam in den Hamburger Raum. Dabei strömt von
Westen und Nordwesten nur mäßig kalte Meeresluft zu uns (Temperatur in 850 hPa
abends zwischen -3 und -7 Grad), die bei teilweise durchmischten Verhältnissen
in tiefen Lagen Regen ermöglichen kann. Im Bergland gibt es aber weitere leichte
Schneefälle.
Am Donnerstag löst sich das Tief auf und der zugehörige restliche Trog tropft
zum nördlichen Balkan ab, wo sich ein flaches Bodentief befindet. Dahinter
schwenkt ein Höhenkeil unter Verstärkung von Frankreich nach Deutschland. Die
korrespondierende Hochdruckzone wandert von Deutschland nach Polen, während das
nächste hoch reichende atlantische Tief Irland erreicht. Damit ergibt sich auf
seiner Vorderseite eine zunehmende südöstliche Windkomponente und damit steigen
die 850-hPa-Temperaturen im Westen und Südwesten über den Gefrierpunkt und
Niederschlag erreicht noch nicht unser Gebiet.
Am Freitag schlägt das Tief Südostkurs ein und erreicht abends den Westausgang
des Ärmelkanals. Gleichzeitig löst der Randtrog des Tiefs vor Italien eine
kräftige Zyklogenese aus und zum Tagesende bildet sich in der Höhe in der Nähe
des Bodentiefs auch ein abgeschlossenes Höhentief (Abtropfvorgang). Zwischen den
beiden Bodentiefs an der italienischen Westküste und dem Tief über dem
Ärmelkanal bildet sich eine Tiefdruckrinne über Südostfrankreich und den
Westalpen und die Strömung in Bodennähe bleibt Südost und damit relativ kalt.
Am Samstag schwenkt der Resttrog unter Auffüllung nach Deutschland und zur
norwegischen Küste. Durch den Potentialanstieg steigt auch der Bodendruck etwas
an und das nächste atlantische Tief erreicht das Seegebiet westlich von Irland.
Vorderseitig kippt die Strömung nur leicht auf Süd und schwächt sich ab, so dass
sich häufig noch bodennah kalte Luft halten kann. Auch in 850 hPa kühlt sich die
Luft durch Alterung etwas ab auf Werte um 0 Grad.
Am Sonntag verlagert sich ein Teiltief des Zentraltiefs südlich von Island zur
nordwestlichen Nordsee. Seine Ausläufer überqueren weite Teile Deutschlands
nordostwärts und führen mildere Luft heran. Nur ganz im Nordosten könnten sich
bodennah noch Reste der Kaltluft halten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der neue Modelllauf des IFS zeigt bis Donnerstag ähnliche Ergebnisse. Am Freitag
beginnen die Modellruns leicht zu differieren, was sich aber erst am Samstag auf
die Vorhersage auswirkt. So erreicht in der neuen Simulation das atlantische
Tief am Freitagabend bereits den Westausgang des Ärmelkanals, während in den
anderen Läufen das Tief bei Irland zu finden ist. Die Okklusion des Tiefs
erfasst aber in allen drei Läufen die Westhälfte Deutschlands mit
Niederschlägen.
Am Samstag tropft der korrespondierende atlantische Trog ins Seegebiet vor
Neapel ab und der Resttrog verlagert sich abgeschwächt zum westlichen
Deutschlands. Die zugehörige Bodentiefdruckrinne liegt abends etwa auf einer
Linie Belgien-Schweiz. Damit dauern bei uns die südöstlichen bis östlichen Winde
an, so dass sich die Milderung in 850 hPa in Bodennähe nur kaum durchsetzen
würde. Der alte 00-UTC-Lauf zeigt bereits verbreitet geostrophischen Süd- bis
Südwestwind.
Am Sonntag kippt aber auch im neuen Lauf die niedertroposphärische Strömung auf
Südwest, allerdings erreicht die Okklusion im neuen Lauf abends erst den
Nordosten, während sie in den Vorläufen bereits durchgegangen ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Das chinesische Modell zeigt bereits am Freitag das übergreifen milder Luft aus
Südwesten auf ganz Deutschland mit einem kräftigen Südwestwind.
NAVGEM bringt am Sonntag eine Winkelwestlage mit einer Luftmassengrenze, die
sich von Nordwestdeutschland nach Bayern erstreckt mit bodennaher Kaltluft im
Nordosten.
Ansonsten gibt es auch bei ICON keine großen Unterschiede zum IFS-Lauf.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS berechnet heute 4 Cluster, die teilweise ab Samstag
wieder als blockierend eingestuft werden. Die Blockierung ist vor allem im
ersten Cluster mit 17 Modellruns zu sehen und hier würde es auch am Sonntag im
Nordosten noch kalte Südost- oder Ostwinde geben mit einer Luftmassengrenze, die
sich sogar im Nordosten von Deutschland nach Südwesten verschiebt. Auch in den
weiteren Clustern herrscht im Nordosten zumindest anfangs noch Südostwind,
allerdings mit der Tendenz, dass sich die Luftmassengrenze langsam nach
Nordosten verschiebt und die Kaltluft verdrängt. Somit ist die Milderung am
Sonntag im Nordosten noch nicht sicher. Die Blockierung bleibt in der
erweiterten Mittelfrist (8. Bis 10. Folgetag) im 3. Und letzten Cluster
erhalten, wobei immerhin 15 Modelläufe in diesen Cluster eingeordnet werden.
Insofern könnte sich im äußersten Nordosten die Kaltluft auch länger halten.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt einen kurzen Hochpunkt der 850-hPa-Temperatur
in der Nacht zum Dienstag. Dann sinken die Temperaturen bis Donnerstagfrüh
wieder auf -5 Grad. Anschließend steigt die Temperatur in 850 hPa auf der
Vorderseite der atlantischen Tiefs an auf Werte um 0 oder leicht darüber. Die
Niederschlagswahrscheinlichkeit steigt nach einem Minimum am Donnerstag
(Zwischenhocheinfluss) ab Freitag wieder an.
Die EPS-Meteogramme zeigen auch im Südwesten bis Samstag leicht
unterdurchschnittliche Temperaturen an. Im Nordosten liegen die Temperaturen
sogar um gut 5 Grad unter dem Modellklima! Selbst am Sonntag gibt es dort noch
um rund 4 Grad zu niedrige Werte, wobei aber die Schwankungsbreite steigt. Im
Südwesten gibt es dann schon Durchschnittstemperaturen. In der erweiterten
Mittelfrist ab Montag der Folgewoche ist es dann im Schnitt in der Südwesthälfte
Deutschlands milder als normal. Im Nordosten ist die Schwankungsbreite sehr
groß, die milde Luft könnte sich also durchaus dort nicht durchsetzen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Mittwoch gibt es anfangs im Nordosten noch geringe Wahrscheinlichkeiten für
gefrierenden Regen, ehe am Donnerstag Zwischenhocheinfluss herrscht. Am Freitag
bringt ein neuer atlantischer Tiefausläufer von Westen her Niederschlag, wobei
im Mittelgebirgsraum und im Süden erneut gefrierender Regen auftreten kann.
Auf exponierten Bergen und an der See kann es vorübergehend Böen Bft 8 oder mehr
geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, oper. Modelle, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden