DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-11-2023 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 30.11.2023 um 10.30 UTC



Anfangs winterlich, ab er neuen Woche aus Südwesten und Westen zunehmend milder
und unbeständiger, vorübergehend gefrierender Regen. Ausbildung eines deutlichen
Südwest-Nordost-Temperaturgefälles.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 07.12.2023


Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Sonntag befinden wir uns
auf der Rückseite eines ins östliche Mitteleuropa abgezogenen Kurzwellentrogs.
Dadurch nimmt die Höhenströmung antizyklonale Konturen an, was sich auch am
Boden durch ein Hoch äußerst, das sich am Morgen von Südfrankreich bis nach
Süddeutschland erstreckt und bis zum Abend mit seinem Schwerpunkt nach
Österreich wandert. Demnach setzt bei uns allmählich eine Wetterberuhigung ein,
die Schneefälle werden immer weniger und Auflockerungen nehmen zu. In der Nacht
zum Montag erreicht die Achse des Rückens den Westen Deutschlands. In der teils
klaren Nacht wird es nochmals recht kalt mit leichtem, vielerorts auch mäßigem
Nachtfrost. Ganz im Westen/Nordwesten könnte WLA aber schon wieder für leichte
Niederschläge sorgen, die teils als Regen fallen und zu Glatteis führen könnten.


Am Montag kommen wir zunehmend auf die Vorderseite eines Trogs über Westeuropa.
Das dazugehörige Bodentief befindet sich mit seinem Schwerpunkt zur Mittagszeit
etwa bei Wales. Vorderseitige WLA leitet in der Höhe eine deutliche Milderung
ein. Die 850hPa-Temperaturen steigen auf Werte um, im Süden und Südwesten teils
auch knapp über 0 Grad. Die dazugehörige Warmfront erreicht mit ihren
Niederschlägen am Nachmittag und Abend den Westen und Südwesten und kommen in
der Nacht zum Dienstag langsam nordostwärts voran. Durch die Milderung in der
Höhe bei gleichzeitig am Boden noch vorhandener Kaltluftschicht nimmt die
Brisanz beim Wetter zu. Die aufkommenden Niederschläge fallen zunächst als
Schnee, gehen dann aber zunehmend in (gefrierenden) Regen über und können somit
zu einer gefährlichen Glatteissituation führen, in der Nacht zum Dienstag vor
allem im Südwesten und Westen des Landes.

Am Dienstag kommt das Tief unter Abschwächung noch etwas ostwärts voran, dreht
dann aber über der Nordsee nach Norden ab, da es von einem weiteren Tief
eingefangen, das sich von Westen her den britischen Inseln nähert. Dessen
Warmfront soll in der Nacht zum Mittwoch den Südwesten erreichen und hat einen
weiteren Schub Warmluft im Gepäck. Die Niederschläge der ersten Front erreichen
tagsüber auch den Osten und Südosten Deutschlands, wodurch auch dort der Schnee
in Regen übergeht und vorübergehend für gefährliches Glatteis sorgen kann.
Weiter westlich greift die Milderung zunehmend auch am Boden durch, sodass sich
die Lage entspannt und bei positiven Temperaturen nur noch "normaler" Regen
fällt. In den Kältelöchern in Ostbayern und im äußersten Osten Deutschland kann
die Glatteislage aber möglicherweise bis weit in die Nacht zum Mittwoch
anhalten.

Ab Mittwoch wird die Vorhersage sehr unsicher. In den folgenden Ausführungen
wird die Lösung des aktuellen IFS-Laufs beschrieben, während auf alternative
Möglichkeiten in den folgenden Abschnitten eingegangen wird.
Wir befinden uns weiterhin im Einflussbereich des Tiefdruckkomplexes über
Westeuropa, das aber zunehmend diffuser wird und sich mehr und mehr auffüllt.
Uns erwartet ein unbeständiger Tag mit Regenfällen. Bei 850hPa-Temperaturen um 0
Grad setzt auch in höheren Mittelgebirgslagen Tauwetter ein. Auch in tiefen
Lagen wird es immer milder, örtlicher Dauerfrost kann sich wenn überhaupt nur
noch im äußersten Nordosten halten.

Am Donnerstag verbleiben wir weiterhin unter schwachem Tiefdruckeinfluss und uns
erwartet ein weiterer unbeständiger Tag mit gebietsweisen Regenfällen. Die
Milderung schreitet weiter voran, im Westen und Südwesten sind dann wieder teil
zweistellige Höchstwerte möglich und auch nachts nimmt die Frostgefahr ab.

In der erweiterten Mittelfrist setzt sich voraussichtlich das zyklonal geprägte
und wenig winterlich Wetter fort. Dabei bleibt bei den Temperaturen das
deutliche Südwest-Nordost-Gefälle fort.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Vergleich zum gestrigen 00UTC-Lauf lassen sich bereits am Sonntag
Unterschiede ausmachen, wobei sich die neueren Läufe deutlich den Simulationen
von ICON und GFS angleichen (siehe nächster Abschnitt). Der Kurzwellentrog zieht
deutlich langsamer ostwärts ab als im gestrigen 00UTC-Lauf, sodass der gestrige
IFS-Lauf wie schon vermutet eher eine Außenseiterrolle einnahm, die sich nicht
durchzusetzen scheint. Dass ab der neuen Woche von Westen her Tiefdruckgebiete
mit ihren Frontensystemen auf Deutschland übergreifen und von Westen her eine
Milderung einleiten, wird von allen Läufen simuliert. Bei den Details gibt es
aber durchaus Unterschiede. Beispielsweise befindet sich das Tief am Montagabend
im heutigen 00UTC-Lauf mit seinem Kern zwischen Irland und Wales, im gestrigen
00UTC-Lauf wurde es noch über dem Ärmelkanal gerechnet.
Ab Mittwoch gehen die letzten IFS-Läufe völlig auseinander. Gestern wurde noch
ein Orkantief simuliert, das nördlich an Irland und Schottland vorbeiziehen
sollte; im 12UTC-Lauf sollte ein Sturmtief über den Ärmelkanal nach BeNeLux
ziehen und der heutige 00UTC-Lauf will von einer Sturmtiefentwicklung gar nix
mehr wissen und simuliert einen schwachen, mehrkernigen Tiefdruckkomplex über
Westeuropa. Zumindest soll sich bei uns laut allen Läufen die Milderung
fortsetzten, jedoch mit einem deutlichen Südwest-Nordost-Temperaturgefälle.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Gegenüber gestern haben sich die gängigen Modelle bei der synoptischen Situation
am Sonntag deutlich angeglichen. Am langsamsten zieht der Trog laut ICON nach
Osten ab, weshalb demnach auch die Wetterbesserung verzögert einsetzt. Das Tief,
das uns am Montag und Dienstag beeinflusst, wird noch unterschiedlich simuliert.
ICON, GFS und UK10 favorisieren eine südlichere Zugbahn (über den Ärmelkanal
nach Frankreich) als beim IFS. Demnach greifen bei den anderen Modellen die
Niederschläge langsamer nach Norden und Nordosten über als beim IFS. Bei der
Milderung von Westen und Südwesten her sind sich die Modelle aber mittlerweile
recht einig. Die gestern noch von ICON und GFS favorisierte Lösung, dass das
Tief zum Mittelmeer abzieht und wir weiter in der Kaltluft verbleiben, wird
heute nicht mehr simuliert. Ab Mittwoch gehen wie beim IFS die Lösungen
auseinander. IFS, GFS und UK10 haben aber gemein, dass sich über dem Atlantik
ein Sturm- respektive orkantief ausbildet, während IFS dies im aktuellen
00UTC-Lauf nicht im Angebot hat, wohl aber in den Vorläufen.

FAZIT:
Dass in der kommenden Woche von Westen und Südwesten her mit wiederholten
Frontensystemen eine Milderung einsetzt und die winterliche Wetterlage vorerst
beendet wird, wird nun unisono gesehen. Am längsten hält sich di Kaltluft im
Nordosten, sodass sich ein deutliches Südwest-Nordost-Gefälle bei den
Temperaturen einstellt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen stützen die beschriebene synoptische Entwicklung. Wie bereits
gestern schon, liegt die 850hPa-Temperatur des IFS-Hauptlaufs ab Montag eher am
oberen Rand des Spreads. Allerdings lassen nur wenige Member die Kaltluft länger
bei uns verweilen, die überwiegende Mehrzahl stützt die Milderung, wenn auch
unterschiedlich schnell und unterschiedlich stark. Auch der zunehmend
unbeständige Wettercharakter ab der kommenden Woche ist in den
Niederschlagsausschlägen gut erkennbar.

Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t_120h-168h sechs Cluster angeboten,
die aber alle überwiegend dem Regime "negative NAO" zugeordnet werden. Haupt-
und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1 mit 12 Membern.

In der erweiterten Mittelfrist (t_192h-240h) werden die Member nur noch in drei
Cluster gruppiert. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich erneut in Cluster 1 (22
Member). Cluster 1 und 2 verbleiben im Regime der "negativen NAO", während
Cluster 3 (14 Member) den Übergang zum Blocking-Regime vollzieht. Allerdings
findet das Blocking sehr weit nördlich über Skandinavien statt, sodass in
Mitteleuropa der zyklonal geprägte Witterungscharakter auch in diesem Cluster
anhält.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Als markante Wettererscheinung ist zunächst strenger Nachtfrost zu erwähnen. Vor
allem die Nacht zum Montag wird regional sehr kalt. Über dem Südosten Bayerns
liegt frischer Schnee und es klart auf, sodass dort die Wahrscheinlichkeit für
strengen Nachtfrost am größten ist, Tiefstwerte bis -15 Grad können dort nicht
ausgeschlossen werden. Aber generell in der Südosthälfte ist in ungünstigen Tal-
und Muldenlagen, v.a. wenn Schnee liegt, bei längerem Aufklaren strenger Frost
möglich, wenngleich nicht so verbreitet und auch nicht mit so tiefen
Temperaturen wie im Südosten Bayerns.
Als nächste markante Wettererscheinung sei gefrierender Regen zu nennen. Mit der
von Westen und Südwesten übergreifenden Milderung gehen ab Montagabend die
Niederschläge von Südwesten her zunehmend in Regen über. Da sich am Boden aber
weiterhin die Kaltluft hält, muss zumindest vorübergehend mit Glatteis durch
gefrierenden Regen gerechnet werden. In der Nacht zum und am Dienstag breitet
sich der gefrierende Regen auch nach Osten und Südosten aus, während sich im
Westen die Situation tagsüber rasch entspannt. Beim genauen Timing und der
räumlichen Ausbreitung gibt es aber noch Unsicherheit, ebenso inwiefern der
gefrierende Regen unwetterartig ausfallen könnte. Am größten ist hierfür die
Wahrscheinlichkeit in der Nacht zum Dienstag im Süden und am Dienstag im
äußersten Osten und in einigen Regionen Ostbayerns, wo sich die Kaltluft
erfahrungsgemäß am längsten halten kann.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel