Thema des Tages
21-11-2023 14:20
Wissenschaft kompakt
Guter Klang
Musik steckt in uns und bestimmt unser Leben. Warum das auch in
Zukunft so bleiben sollte und was das Wetter und das Klima damit zu
tun haben, erfahren Sie im Folgenden.
In unserer beliebten Rubrik bleibt es heute musikalisch. Bereits beim
gestrigen Thema des Tages wurde Bezug auf den heutigen
internationalen "Tag ohne Musik" genommen und eine interessante
Zeitreise durch sämtliche Jahrzehnte mit bekannten Hits und Bands
mitsamt Wetterbezug unternommen. Der auf den britischen
Konzeptkünstler Bill Drummond bis ins Jahr 2005 zurückgehende
"Feiertag" soll keinesfalls gegen das Musizieren gerichtet sein,
sondern vielmehr darauf aufmerksam machen, dass bei unserem
überbordenden Medienkonsum heutzutage "Musik" an allen Ecken und
Enden auftaucht - und sei es "nur" in Hintergrundgeräuschen, als
eingespieltes Intro, Werbung zwischendurch oder in welcher Form auch
immer. Laut Drummond täte es uns allen gut, mal innezuhalten und
Musik wieder viel bewusster wahrzunehmen. Mal Hand aufs Herz: Hören
Sie sich jede Sprachnachricht, jedes Video auf YouTube oder TikTok,
jedes Lied im Radio oder auf Spotify, jedes Musical oder
Sinfonieorchester (die Auswahl ist beliebig erweiterbar) bewusst und
konzentriert von Anfang bis Ende an? Vermutlich die wenigsten von
uns. Oft sind wir gedanklich längst woanders, wischen weiter, fühlen
uns gestresst oder einfach nicht unterhalten genug. Schade
eigentlich. Umso wichtiger ist es, daran zu erinnern, mal einen
Moment der Stille zu genießen, um fortan Dinge wieder bewusster
wahrzunehmen. Genau dafür soll der heutige Tag eigentlich genutzt
werden.
Doch so richtig Spaß macht es doch erst, wenn man ein Instrument
selber spielen lernt, singt (es zumindest versucht) oder aber denen
andächtig lauscht, die es können. Zu den mit am häufigsten genannten
Punkten, was man im Laufe seines Lebens bereut, gehört neben Berufs-
und Beziehungsthemen im Bereich der persönlichen Entwicklung "nie ein
Instrument gelernt zu haben". Aus eigener Erfahrung sowie im
Kollegium kann bestätigt werden: Dafür ist es nie zu spät!
Kommen wir nun aber zum eigentlichen Kern des Artikels, nämlich der
Fragestellung, welche raumklimatischen Bedingungen ein bestimmtes
Instrument bevorzugt. Starten wollen wir mit einem Klassiker: Der
Gitarre. Egal ob platzsparend verstaut an der Wandhalterung oder aber
im Gitarrenständer geparkt, es macht einen Unterschied, ob sie die
Gitarre auf dem Dachboden, im Bad oder im Keller lagern. Im Gegensatz
zu den robusten E-Gitarren bietet der hohle, relativ dünne Korpus
akustischer Gitarren mit seinen oft unlackierten Oberflächen
(zumindest mal im offenen Innenraum) ganz andere Angriffsflächen.
Entscheidend ist die ideale Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 55
Prozent. Da Holz bekanntlich "arbeitet", zieht es sich bei zu
geringer Luftfeuchte zusammen beziehungsweise quillt bei zu hoher
Luftfeuchte auf. Bei Ersterem kann es im Laufe der Zeit zu
scharfkantigen Brüchen kommen, da sich das Griffbrett zusammenzieht;
die Bundstäbchen, die aus Metall sind, aber nicht. Abhilfe schafft
hier im Zweifel ein Gitarrenbefeuchter, ein kleines Etui mit
eingebautem Schwämmchen. Zu hohe Luftfeuchtigkeit (auch in Verbindung
mit hohen Temperaturen) erhöht das Risiko des Lösens von
Verleimungen. Auch hierbei kann es im Laufe der Zeit zu starken
Verwerfungen kommen, die ein Spielen unmöglich machen. Zudem besteht
die Gefahr des Schimmelbefalls und anderer Holzkrankheiten. Daher ist
es empfehlenswert, auch in diesen mitunter vielleicht seltener
benutzten Räumen regelmäßig zu lüften, ein Hygrometer
(Feuchtemessgerät) zur Kontrolle aufzustellen und direkte Nähe zu
Heizkörpern zu vermeiden. Da häufig verschiedene Hölzer innerhalb
einer akustischen Gitarre verbaut sind, ergeben sich manchmal
zusätzliche Spannungsverhältnisse, da die Sorten unterschiedlich auf
die vorhandenen Feuchtebedingungen reagieren. Extreme Temperaturen
unter 0 Grad Celsius respektive über 40 Grad sind generell zu
vermeiden, ebenso starke Temperaturschwankungen innerhalb kurzer
Zeit. Also einfach mal im Winter die Gitarre nach längerem
Außentransport noch etwas in der Tasche lassen und im Sommer vor
direkter Sonneneinstrahlung schützen. Da sind verstimmte Saiten als
weitere Folge noch das geringste Übel.
Ähnliches gilt entsprechend auch für alle Holzblasinstrumente. Hier
liegt die ideale Raumfeuchte sogar bei rund 60 Prozent. Durch
anhaltende Feuchtigkeit können Federn und Achsen rosten und die
Versilberung kann beeinträchtigt werden. Deshalb sollten
Blasinstrumente generell nach jedem Gebrauch auseinandergenommen und
die Teile (inklusive Mundstück und Blatt) mit einem Wischer
getrocknet werden. Bei der allgemeinen Pflege müsse zudem auch Holz
und Mechanik öfter geölt werden, bei der Gitarre reicht es oft beim
Saitenwechsel aus.
Auch Flügel und Klaviere sind aus hochwertigen Naturmaterialien
gefertigt und reagieren sensibel auf Veränderungen von Temperatur und
Luftfeuchte. Ihr "Wohlfühlfenster" liegt ebenfalls bei rund 20 Grad
sowie 50 Prozent relativer Luftfeuchte. Dauerhafte Werte über 60
beziehungsweise unter 40 Prozent sollten unbedingt vermieden werden.
Da sich dies bei Lagerungen, Transporten, aber häufig auch nur
begrenzt zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten im Vergleich zu
deutlich kleineren Instrumenten mitunter nur schwer umsetzen lässt,
gibt es einbaubare Systeme, die das Raumklima innerhalb des Pianos
effektiv und erfolgreich regulieren. Damit man auch bis zum 21.
November 2024 Freude an "Tagen MIT Musik" hat.
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.11.2023
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