DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
11-11-2023 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 11.11.2023 um 10.30 UTC
Wechselhaft, im Bergland und vor allem an den Alpen teils länger andauernder
Regen. Am Donnerstag im Süden Gefahr einer Sturmlage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 18.11.2023
am Dienstag liegt Deutschland unter einer zonal verlaufenden und nur wenig
mäandrierenden Frontalzone, die sich vom mittleren Nordatlantik über Frankreich
und die Ukraine hinweg bis zum südlichen Ural erstreckt. Vielmehr handelt es
sich hierbei um eine Doppelstruktur mit einer Subtropikfront (die über dem
Alpenraum schleift und dort für länger andauernde Niederschläge sorgt) und der
Polarfront, die sich in einer Tiefdruckrinne von Nordostpolen über die dänischen
Inseln bis in das Seegebiet westlich von Schottland erstreckt. An der Südflanke
dieser Tiefdruckrinne ergibt sich ein kräftiger Gradient, wodurch zumindest im
Bergland und bedingt durch den Leitplankeneffekt auch im Alpenvorland Sturmböen
auftreten können; auf höheren Berggipfeln besteht die Gefahr schwerer Sturmböen.
Am Mittwoch beginnt die Strömung leicht zu mäandrieren, im Süden und in Teilen
der Mitte besteht eine Chance auf leichten Zwischenhocheinfluss. Derweil wird in
den nahen Ostatlantik ein Tief gesteuert, das in entwicklungsgünstige Lage zu
einem nachfolgenden Trog gelangt. Dieses Tief verlagert sich in der Nacht zum
Donnerstag entlang vom Ärmelkanal und profitiert dort vom latenten Wärmestrom
der See. Im Laufe des Donnerstags überquert dieses Tief die Mitte Deutschlands,
wodurch sich vor allem über dem Mittelgebirgsraum länger andauernde
Niederschläge abzeichnen. Nur in exponierten Staulagen können die Warnschwellen
für Dauerregen erreicht werden. An der Südflanke dieses Tiefs, d.h. zunächst im
Westen und später im Süden sowie im östlichen Mittelgebirgsraum, besteht die
Gefahr von Sturmböen bis in tiefere Lagen; im Bergland muss mit teils schweren
Sturmböen und auf exponierten Gipfeln mit orkanartigen Böen gerechnet werden.
Allerdings ist die Zugbahn und auch die Intensität dieses Tiefs noch nicht
sicher.
Mit der weiteren Verlagerung dieses Tiefs nach Osten deformiert dieses am
Freitag die mitteltroposphärische Strömung, so dass Deutschland in den
Randbereich eines sich bis ins Ionische Meer erstreckenden Troges gelangt.
Gleichzeitig arbeitet sich in den nahen Ostatlantik ein Höhenrücken vor. Mit der
hieraus resultierenden nordwestlichen Strömung gelangt gesamttroposphärisch
etwas kühlere Luft in das Vorhersagegebiet. Die 10 Grad-Marke wird ab Freitag
allenfalls noch in Rheinnähe erreicht. Im Bergland und an den Alpen dürften die
Niederschläge dann oberhalb 800 bis 1000 m in feste oder zumindest in die
Mischphase übergehen. In der Nacht zum Samstag lassen die Niederschläge,
abgesehen von den alpennahen Gebieten, tendenziell nach. Dort kann die
Schneefallgrenze noch etwas absinken. In den Alpen sind 10 bis 20, im Allgäu
auch mehr als 20 cm Neuschnee möglich. Gebietsweise kann es aufklaren, wodurch
leichter Frost oder zumindest Frost in Bodennähe auftreten kann.
Am Samstag greift der Rücken unter Verkürzung der Wellenlänge und Umwandlung in
einen Höhenkeil auf die Nordsee über. Durch diesen wird ein ausgedehntes
Zwischenhoch gestützt, das sich nach Mitteleuropa verlagert. Allerdings läuft in
die aufsteilende nordwestliche Strömung schleifend eine Warmfront herein, was in
einem breiten Streifen vom Niederrhein bis zum östlichen Alpenrand erneute
Niederschläge zur Folge hat. Ansonsten stellt sich ruhiges und teils
neblig-trübes Herbstwetter ein.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich der Keil nach
Mitteleuropa, wobei dieser von Westen her regeneriert wird. Das Zwischenhoch
verabschiedet sich bereits wieder, an der Vorderseite eines Tiefs über Irland
stellt sich eine südwestliche Strömung ein. Frontale Prozesse mit Niederschlägen
dürften dann wieder, einhergehend mit einer leichten Milderung, den Westen und
Nordwesten Deutschlands erfassen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle Modelllauf ist nur bis einschließlich Mittwoch zu den gestrigen
Modellrechnungen relativ konsistent. Das kräftige Tief, das am Donnerstag über
die Mitte Deutschlands hinweg ostwärts gesteuert wird, hatten die gestrigen
Läufe noch nicht im Programm. Zudem wird der am Samstag sich Mitteleuropa
nähernde Keil von der aktuellsten Simulation etwas ausgebremst. Folglich ist die
gesamttroposphärische Abkühlung etwas ausgeprägter, als am Vortag noch
anzunehmen war.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeichnete sich zu Wochenbeginn
auch im Nordosten ein Durchgreifen der westlichen Strömung ab. Nach dem neueste
Modelllauf kann hiervon keine Rede mehr sein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Wie bei der Konsistenzbetrachtung ergeben sich auch hier ab Donnerstag
signifikante Unterschiede, die das kleinräumige Tief betreffen, das über die
Mitte Deutschlands hinweg ostwärts gesteuert wird. Neben EZMW wird dieses Tief
von GFS und vom Modell des kanadischen Wetterdienstes simuliert, nicht aber von
UK10 und ICON. Nachfolgend gleichen sich die Modelle wieder an. Für GFS und EZMW
gilt dies auch für den erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum, wogegen
das kanadische Modell bis weit in die neue Woche hinein den Hochdruckeinfluss
bestehen lässt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS stützt weitgehend die Version des hauseigenen deterministischen
Laufes, zeigt ausgangs des erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes aber
eher eine steile südwestliche als eine westliche Strömung, so dass sich, wie
beim EZMW, nach Nordosten hin eine erneute Milderung nicht so recht durchsetzen
dürfte. Tendenziell zeichnet sich auch hier ab Freitag ein Nachlassen der
Niederschläge ab. Ab dem dritten Novemberwochenende nimmt, die erneute Milderung
betreffend, der Spread signifikant zu. Die übergroße Mehrzahl der Lösungen hat
ab Samstag Zwischenhocheinfluss zu bieten, der zu Wochenbeginn unterschiedlich
rasch abgebaut wird.
Das EPS des EZMW zeigt in der Mehrzahl der Lösungen hinsichtlich des Tiefs am
Donnerstag eine schwächere Entwicklung (mit einem Kerndruck zwischen 1005 und
1010 hPa und nicht unter 1000 hPa wie beim deterministischen Lauf); einige
Member lassen dieses Tief aber mit einem Kerndruck unter 990 hPa über den Norden
Deutschlands hinweg ostwärts ziehen. Anhand des EFI wäre jedoch eine Verlagerung
wie oben beschrieben wahrscheinlicher. Immerhin findet dieses Tief Eingang in
die Cluster. Wie beim EPS des GFS wird auch hier der Spread ab dem dritten
Novemberwochenende rasch größer, allerdings erfolgt die Reduktion der
Niederschlagssignale weniger ausgeprägt als beim EPS des GFS. Dagegen ist die ab
Sonntag einsetzende Erwärmung (zunächst oberhalb der Grundschicht!)
ausgeprägter.
Bis zum Ende des erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes werden 3
Cluster gebildet, wobei das mit 27 Membern am stärksten besetzte Cluster den
Höhenrücken am raschesten abbaut und nach Osten verlagert. Das erklärt auch das
Verhalten der Niederschlagssignale im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum.
Das Clusterung gemäß Großwetterlagen deutet am Wochenende bis einschließlich
Montag nur mit etwa einem Drittel der Member den Zwischenhocheinfluss an. Danach
setzen sich dann eher wieder zyklonale West- oder Südwestlagen durch.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Dienstag sind in höheren Berglagen sowie bedingt durch den Leitplankeneffekt
am Alpenrand Sturmböen möglich, auf exponierten Gipfeln muss mit schweren
Sturmböen gerechnet werden. Darüber hinaus fällt an den Alpen noch länger
andauernder Regen, wobei anfangs allenfalls im Allgäu die Warnschwellen für
Dauerregen noch überschritten werden.
Am Mittwoch kommen in den Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge und der
Ostalpen nur noch mit geringer Wahrscheinlichkeit Sturmböen zustande. Sonst sind
keine markanten Wettererscheinungen zu erwarten.
Am Donnerstag besteht an der Süd- und Westflanke eines kleinräumigen Tiefs, das
die Mitte Deutschlands überquert, die Gefahr von Sturmböen bis in tiefe Lagen.
Betroffen wäre hiervon der Westen und der Süden Deutschlands. Auf exponierten
Berggipfeln der süddeutschen und östlichen Mittelgebirge sowie auf Alpengipfeln
sind schwere Sturmböen nicht auszuschließen. Allerdings bestehen hinsichtlich
dieser Entwicklung noch Unsicherheiten.
Am Freitag können, bedingt durch eine Stausituation, an den Alpen noch einmal
markant zu bewarnende Niederschlagsmengen auftreten. Allerdings werden diese
oberhalb von etwa 1000 m wahrscheinlich als Schnee gebunden.
Am Samstag zeichnen sich dann keine markant zu bewarnenden Wettergefahren mehr
ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann