DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
24-10-2023 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.10.2023 um 10.30 UTC
Mild, eher trüb und nass, dabei zeitweise windig bis stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 31.10.2023
Die Mittelfrist startet am Freitag mit einem umfangreichen Tief über bzw. knapp
westlich der Britischen Inseln und einem weiteren Tiefzentrum über Polen. Beide
sind durch eine Okklusion verbunden, die sich zu Beginn des Tages über dem
Norddeutschen Tiefland befindet und nur langsam nordwärts verlagert. Über dem
Alpenraum respektive Norditalien liegt ein weiteres Tief, welches sich
allmählich Richtung Adria und Balkan verschiebt und so Platz macht für
kurzzeitigen Zwischenhocheinfluss im Südosten Deutschlands. Der wird jedoch am
Abend mit einem eher unauffälligen Randtrog in der Höhe ausgeräumt. Der
vorübergehende Durchzug kühlerer Luft in großer Höhe sorgt dabei für
Instabilität und Schauer, tagesgangbedingt vielleicht auch für einzelne
Gewitter. Insgesamt liegen wir im Zustrom feuchter Luftmassen, die mit 3 bis 7
Grad in 850 hPa Ende Oktober recht mild ausfällt. Der Dauerregen in den
Staulagen im Südwesten des Landes findet spätestens in der Nacht zum Samstag ein
Ende. Die dichte Drängung der Isobaren in der Südhälfte des Landes sorgt für
einen frischen Wind aus südlichen Richtungen. Im Bergland treten Sturmböen auf.
In der Nacht zum Samstag verlagert sich das Tief über Polen weiter ostwärts, das
Tief über den Britischen Inseln bleibt liegen. Die Okklusion schafft es auch im
äußersten Norden und Nordosten endlich Deutschland zu verlassen. Der Randtrog in
500 hPa löst sich quasi auf, die Strömung wird zonaler und das Wetter beruhigt
sich.
Der Samstag startet ruhig, allerdings sorgt das Tief bei den Britischen Inseln
mit einem weiteren Randtrog im Nordwesten und Norden des Landes erneut für eine
rasche Eintrübung und Regen. Im übrigen Bundesgebiet sorgt die Tiefrandlage für
wechselhaftes Wetter, aber immerhin zeitweise aufgelockerte Bewölkung.
In der Nacht zum Sonntag nimmt das Tief bei den Britischen Inseln Verbindung zu
einem Tief über dem Atlantik auf und wird von diesem quasi "verschluckt". Die
zum neuen Tief gehörige Warmfront erreicht den Westen Deutschlands in der
zweiten Nachthälfte. Auf der Vorderseite des Tiefs steilt die Strömung über uns
auf und der Druckgradient nimmt zu.
Am Sonntag zieht das Tief vom Atlantik über die Britischen Inseln und in den
Abend- und Nachtstunden weiter Richtung Skandinavien. Die Warmfront wird dabei
nordwärts über Deutschland hinweggeführt. Mit zunehmendem Druckgradienten
frischt auch der Wind auf. Vor allem in der Westhälfte des Landes weht ein
lebhafter südlicher Wind. Auf den Bergen kommt es zu Sturmböen und teils
schweren Sturmböen. Die zum Tief gehörige Kaltfront erreicht den Nordwesten in
den Nachmittagsstunden und verlagert sich auch in der Nacht zum Montag nur wenig
landeinwärts. Damit ist ein Zustrom ungewöhnlich milder Luft in weite Teile
Deutschlands möglich. In 850 hPa fließen im Norden 8 bis 10, im Süden 12 bis 14
Grad ein.
Am Montagvormittag liegt die Kaltfront über dem Nordwesten Deutschlands. Das
zugehörige Tief zieht langsam von Südwestskandinavien in den Norden, der Trog
reicht jedoch bis über die Britischen Inseln. Ähnlich langsam verlagert sich die
Kaltfront über Deutschland südostwärts. Zunehmender Hochdruckeinfluss und der
korrespondierende Keil über Ost- und Südosteuropa bremsen die Front zusätzlich
und lassen sie in der Nacht zum Dienstag erst einmal rückläufig werden. Im
Südosten des Landes bleiben also weiterhin sehr milde Luftmassen liegen (um 14
Grad in 850 hPa), im Nordwesten hingegen kühlt es bereits ab (5 Grad in 850
hPa).
Aus dem Trog über Westeuropa formiert sich in der Nacht zum Dienstag ein
Bodentief im Südwesten Deutschlands. Es zieht tagsüber rasch in den Nordosten.
Anschließend setzt sich von Westen her überall kühlere Luft durch.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich am Boden zunächst schwacher
Zwischenhocheinfluss durch, während in der Höhe ein Trog durchschwenkt. In 850
hPa kühlt es vorübergehend bis auf 0 Grad ab. Im weiteren Verlauf liegt
Deutschland wieder vorderseitig eines Tiefdruckgebietes bei den Britischen
Inseln im Zustrom milderer, aber feuchter Luft.
Kurzum: Wind und Regen passen in den Herbst. Die Temperatur ist für Ende Oktober
recht hoch, wenn auch nicht rekordverdächtig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle IFS Lauf ist konsistent gegenüber seinen Vorläufen. Die milde, eher
trübe und nasse Wetterperiode scheint gesetzt. Kleinere Unschärfen ergeben sich
im zeitlichen Ablauf von Trögen und Fronten, allerdings liegen die Unterschiede
im Bereich von +/-3 bis 6 Stunden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch im Vergleich mit anderen Modellen weist IFS grundsätzlich eine hohe
Ähnlichkeit auf, ist aber am Sonntag und Montag etwa 5 K wärmer als ICON und
GFS.
In der erweiterten Mittelfrist prescht ICON mit einem Trogdurchgang vor, während
IFS und GFS Deutschland noch trogvorderseitig haben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Cluster bieten für den ersten Zeitschritt fünf Lösungen, alle mit NAO
negativ und Deutschland auf der Trogvorderseite. Unterschiede ergeben sich
lediglich in der Amplitude des Troges. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster
eins.
Zeitschritt zwei bringt keine wesentliche Änderung für Deutschland:
Trogvorderseite. Insgesamt sind alle vier Lösungen weiter bei NAO negativ.
Unterschiede ergeben sich in der Lage und Stärke des Keils über
Ost/Südosteuropa. Wobei nur Cluster drei einen geringeren Effekt auf Deutschland
aufweist, die anderen halten die Kaltfront vom Durchzug ab. Haupt- und
Kontrolllauf liegen erneut im ersten Cluster.
Die erweiterte Mittelfrist wird bunter. In sechs Clustern ist fast alles dabei.
Ein Trogdurchgang in Deutschland ist in jeder Lösung zu finden.
Die Rauchfahnen sind bis Sonntag recht eng, mit deutlich erkennbarem
Aufwärtstrend im Geopotential und in der Temperatur zum Monatsende. Ab Montag
gehen die Lösungen auseinander. Auffällig ist, dass bei der Temperatur der
Hauptlauf im oberen Drittel mitmischt. Das hat sich schon beim Vergleich der
Modelle angedeutet, die allesamt kälter sind als IFS. Wie warm es tatsächlich
wird, bleibt abzuwarten. Zur Mitte nächster Woche deutet sich auf jeden Fall ein
Abschwung an.
Die Ensembles von GSF und ICON liefern ein ähnliches Bild. Zum Ende des Oktobers
zeigen auch sie den Aufwärtstrend, wenngleich die Temperatur etwas niedriger
ausfällt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI liefert bei allen Parametern Signale. Leicht zu hohe Temperatur,
ungewöhnliche Niederschläge vor allem im Südwesten und außergewöhnlicher Wind im
Süden und Westen des Landes.
Die Dauerregenlage im Südwesten lässt sich auch in der Deterministik finden. Sie
sollte am Freitag oder spätestens in der Nacht zum Samstag ein Ende finden, dann
verschwinden auch die Signale in den EPSen.
Der Wind frischt vor allem im Bergland signifikant auf. Dort sind Böen bis in
den schweren Sturmbereich wahrscheinlich. In den Niederungen bleibt der Wind,
mit Ausnahme der Nordseeküste, voraussichtlich unter Bft 8. Die Signale des EFI
erscheinen etwas übertrieben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn