Thema des Tages

08-10-2023 12:50


Wetter aktuell

Geteiltes Wetter in Deutschland

Eine Luftmassengrenze trennt derzeit ungewöhnlich milde Luft im Süden
und Südwesten Deutschlands von kälterer Subpolarluft im Nordosten.
Wie gestalten sich dabei die Temperaturen und setzt sich diese
Wetterteilung auch in den kommenden Tagen fort?

Tief "Patrick" liegt heute über Westrussland. Von ihm geht dabei eine
Kaltfront aus, die sich quer vom Osten bis in den Nordwesten
Deutschlands erstreckt und in die Luftmassengrenze von Tief "Quiron"
übergeht, welches derzeit mit seinen Tiefkernen im Nordostatlantik zu
finden ist. Diese Luftmassengrenze sorgt jedoch nicht nur für viele
Wolken und etwas Regen, sie trennt auch zwei unterschiedlich
temperierte Luftmassen.


Der Süden und Südwesten Deutschlands befinden sich in einer
sogenannten "maritimen Subtropikluft" (kurz: mS; https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?lv3=7333
50&lv2=101518). In der feuchten und für die Jahreszeit ungewöhnlich
milden Luft können die Höchstwerte am heutigen Sonntag auf bis zu 27
Grad ansteigen. Das spätsommerliche Wetter zieht die Menschen für
unzählige Unternehmungen ins Freie und lädt noch einmal zum Sonne
tanken ein vor dem Anbruch der dunkleren Jahreszeiten.

Im Nordosten hält dagegen eine "maritim erwärmte Subpolarluft" (kurz:
mPs) Einzug. Diese kann eher als deutlich kälter charakterisiert
werden. Zwar scheint dort ebenfalls die Sonne, es weht allerdings
eine deutlich kältere Brise um die Nasenspitze. Dort liegen die
Höchstwerte am Sonntagnachmittag lediglich bei 12 bis 14 Grad.
Dazwischen zeigen sich heute viele Wolken und zeitweise etwas Regen
am Himmel.

Bereits in der vergangenen Nacht konnte man ein starkes
Temperaturgefälle wahrnehmen. In Teilen der Mitte bis in den Südosten
Deutschlands verhinderten dichte Wolken die nächtliche Ausstrahlung.
Somit sanken die Temperaturen dort im Nachtverlauf nicht allzu stark
ab. Auch hier wird die ungewöhnliche Milde der Luftmasse deutlich:
Die Tiefsttemperatur an der Station München-Stadt lag bei 17,1 Grad,
in Holzkirchen (ebenfalls Bayern) wurde sogar ein (vorläufig) neuer
Stationsrekord mit 16,8 Grad aufgestellt. Das heißt, noch nie lagen
die Tiefstwerte in einer Oktobernacht in Holzkirchen so hoch wie in
der vergangenen.

Mehr als 15 Grad kälter und somit deutlich besser zum statistischen
Mittel eines Oktobertages passend war es hingegen im Nordosten. Dort
wurde an der Station Barth in Mecklenburg-Vorpommern eine
Tiefsttemperatur von 1,4 Grad gemessen. Und auch an der benachbarten
Station Steinhagen-Negast war es mit 2,0 Grad nicht signifikant
wärmer. In Bodennähe (also in 5 Zentimeter über dem Erdboden
gemessen) kam es an diesen Stationen sogar zu leichtem Frost um -1
Grad.

Wie geht es nun weiter mit der Wetterteilung?
In den kommenden Tagen wird die quer über Deutschland liegende
Luftmassengrenze auch weiterhin den Norden und Osten beeinflussen.
Zeitweise muss dort neben dichten Wolken mit etwas Regen gerechnet
werden. Der äußerste Nordosten bleibt zunächst noch in der kalten
Subpolarluft. Im Süden und Südwesten scheint sich ebenfalls nur wenig
zu bewegen: Dort scheint häufig die Sonne und auch die Höchstwerte
bleiben im Südwesten teils sommerlich warm mit über 25 Grad.

Erst zum Mittwoch zieht die Luftmassengrenze vorübergehend nach
Norden hin ab, sodass mit Ausnahme des äußersten Nordens in vielen
Teilen des Landes die Sonne zum Vorschein kommt. Dabei liegen die
Höchstwerte im Norden um 19 Grad, in der Mitte und im Süden werden 23
bis 28 Grad erreicht.

Allerdings kündigt der am Mittwoch im Norden teils stürmisch
auffrischende Wind das nächste Frontensystem an. Ausgehend von einem
Tiefdruckkomplex, der sich von der nördlichen Ostsee bis ins
Europäische Nordmeer erstreckt, greift eine Kaltfront im Tagesverlauf
auf den Norden über und breitet sich in der Nacht zum Donnerstag bis
in mittlere Landesteile aus. Den Süden scheint diese Luftmassengrenze
jedoch nach den aktuellen Wettermodellrechnungen nicht zu erreichen.
Dort sollte sich am Donnerstag und Freitag bei zeitweiligem
Sonnenschein weiterhin die ungewöhnlich milde Luft halten können.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.10.2023

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