Thema des Tages

07-10-2023 12:50

Wissenschaft kompakt

(Un)Wetterwarnungen des DWD - Teil 1: Weshalb sind sie notwendig?


Die Ausgabe von Wetter- und Unwetterwarnungen ist eine der
Kernaufgaben des DWD. Aber wer braucht überhaupt diese Warnungen und
welche Warnstufen gibt es?


Sicher haben Sie schon oft im Radio oder am Ende der TV-Nachrichten
Sätze wie "Es bestehen aktuelle Unwetterwarnungen des Deutschen
Wetterdienstes vor schweren Gewittern in Teilen von
Nordrhein-Westfalen" oder "Der Deutsche Wetterdienst warnt vor
ergiebigem Dauerregen an den Alpen" gehört. Die Rede ist dabei von
Unwetterwarnungen, für die der Deutsche Wetterdienst (DWD) als
Bundesbehörde zuständig ist. Die Information und Warnung der
Bevölkerung vor Wettergefahren jeglicher Art ist eine der wichtigsten
hoheitlichen Aufgaben im Geschäftsbereich "Wettervorhersage" des DWD.
Es wird vor Wind/Sturm, Gewitter (inklusive Begleiterscheinungen),
Stark- und Dauerregen, Nebel, Schneefall, Schneeverwehungen,
Glätte/Glatteis und starkem Tauwetter gewarnt (siehe
https://www.dwd.de/DE/wetter/warnungen_aktuell/kriterien/warnkriterie
n.html?nn=605882 ).

Wer braucht diese Warnungen?

Natürlich hängt dies stark vom Wetterereignis ab. Von großer
Bedeutung sind Wetter- und Unwetterwarnungen für Organisatoren von
Freiluftveranstaltungen. Nähert sich zum Beispiel dem Festivalgelände
von "Rock am Ring" ein Gewitter, sind Warnungen des DWD ein wichtiger
Bestandteil bei der Entscheidung, ob evakuiert werden muss oder ob
weiterhin gefahrenlos der Rockband zugehört werden kann. Bei anderen
Veranstaltungen kann insbesondere Wind und Sturm zum Problem werden.
Durch eine rechtzeitige Warnung und darauffolgende Schutzmaßnahmen
kann verhindert werden, dass Videoleinwände umstürzen oder dass
Stehzelte weggeweht und dadurch Besucher in Gefahr gebracht werden.
Doch nicht nur Großveranstalter sind auf präzise Wetterwarnungen
angewiesen. Diese helfen auch der Feuerwehr bei der Einsatzplanung.
Die Hochwasserschutzzentralen der Länder nutzen Warnungen vor
ergiebigem Dauerregen oder starkem Tauwetter zur Einschätzung und
Prognose möglicher Hochwasserereignisse. Im Winterhalbjahr geben
Schnee- und Glättewarnungen Hinweise, wo Straßenmeistereien mit ihren
Räum- und Streufahrzeugen ausrücken müssen.

Wetter- und Unwetterwarnungen sind zudem für jeden Bundesbürger
wichtig, im Beruf wie in der Freizeit. Weiß Förster Sigmund Goldlaub
(Namen fiktiv) zum Beispiel, dass es am Nachmittag stürmisch wird,
wird er sicherheitshalber Waldarbeiten verschieben. Gleichzeitig muss
das Wild nicht vor Jäger Klaus Rehschreck auf der Hut sein, da dieser
wohl seine Jagd vertagt, um nicht selbst durch einen umstürzenden
Baum das Zeitliche zu segnen. Auch für Gertrud Sommer, die ihren
runden Geburtstag mit einer rauschenden Gartenparty feiern möchte,
sind Wetterwarnungen nicht uninteressant. Drohen Gewitter mit
Sturmböen, verzichtet sie vielleicht auf das Aufbauen eines
Gartenzeltes und erstellt einen "Plan B", falls pünktlich zum
Fertigwerden der ersten Grillwürstchen Platzregen einsetzen sollte.
Wird gar ein Orkan erwartet, kann Wolfgang Sturm rechtzeitig lose
Gegenstände auf seinem Grundstück in Sicherheit bringen. Wie Sie
sehen, sind (Un)Wetterwarnungen für unterschiedlichste Zielgruppen
relevant - von Behörden über Großveranstalter bis hin zur
Privatperson.

Welche Warnstufen gibt es?

Die Warnmeteorologen der regionalen Außenstellen und der Vorhersage-
und Beratungszentrale im DWD geben Wetterwarnungen in farblich
unterschiedlichen Warnstufen aus. Gelbe Warnungen (Stufe 1) sind eher
als Wetterhinweis anzusehen. Mit größeren Schäden ist noch nicht zu
rechnen. Dennoch bewahren sie uns vor wetterbedingten Überraschungen.
So können beispielsweise Obstbauern und Winzer im Frühjahr bei einer
Frostwarnung ihre Kulturen vor Frostschäden schützen und der
Hobbygärtner weiß, wann er empfindliche Pflanzen ins warme Haus
stellen sollte. Auch wenn die Auswirkungen bei gelben Warnungen meist
gering sind, ahnen Pendler, die in manche schneearme Metropole fahren
möchten, dass ihnen bei einer Warnung vor leichtem Schneefall mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Verkehrschaos blüht ;-).


Besteht für Ihre Region eine orange/ocker Warnung (Warnung vor
markantem Wetter, Stufe 2), kann es bereits zu Schäden und mehr oder
weniger großen Auswirkungen kommen. Durch Sturmböen können Äste
abbrechen und Gegenstände umherfliegen oder durch Stark- oder
Dauerregen können Bäche über die Ufer treten und Straßen überschwemmt
werden.

Geht es wettermäßig so richtig zur Sache, zieht der Warnmeteorologe -
anders als beim Fußball - bereits VOR dem Ereignis die "rote Karte",
sprich: es wird eine Unwetterwarnung (Stufe 3) ausgegeben. Nun ist
mit größeren Schäden an der Infrastruktur und Beeinträchtigen im
öffentlichen Leben zu rechnen. Bei Gewittern sind diese meist nur
räumlich sehr eng begrenzt, bei Durchzug eines Orkantiefs sind
hingegen großflächig erhebliche Schäden wahrscheinlich. Erscheint
sogar die Farbe dunkelrot (Stufe 4) auf der Warnkarte, wird für diese
Region ein extremes und sehr schadensträchtiges Unwetter erwartet.
Dies ist aber glücklicherweise eher selten der Fall und betrifft
meist nur kleine Regionen.

Im 2. Teil erfahren Sie mehr über den Weg vom ersten Hinweis auf ein
gefährliches Wetterereignis bis hin zur konkreten Gemeinde-genauen
Warnung.


Dr. rer. nat. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.10.2023

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