Thema des Tages
05-10-2023 14:50
Wetter aktuell
Ein außergewöhnlicher September
Im heutigen Tagesthema soll noch einmal der Rekordmonat September
näher unter die Lupe genommen werden.
Einleitung ? Rekordseptember in Europa
Selbst wenn man sich schon an das neue Klimamittel für September
gewöhnt hat, wird man sicher festgestellt haben, dass der erste
Herbstmonat in diesem Jahr außergewöhnlich warm und sonnig war. Und
das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für ganz Europa. Im
Mittel lag die Durchschnittstemperatur in Europa 2.5 K über dem
vieljährigen Mittel von 1991-2020 und ganze 1.1 K über dem bisherigen
Rekordwert von September (2020). Das sind schon enorme Abweichungen,
wenn man bedenkt, dass es sich um einen Mittelwert über für den
ganzen Kontinent handelt. Nicht überraschend wurden in vielen Ländern
neue Septemberrekorde seit Aufzeichnungsbeginn gemessen.
Die wesentlichen Aspekte zum September 2023 wurden vor einigen Tagen
(am 29.09.2023) bereits in der Pressemitteilung veröffentlicht.
Wenn man sich den September etwas näher anschaut, so findet man aber
noch einige spannende Details mehr. Diese sollen in der Folge kurz
gezeigt und erläutert werden.
September 2023 im Vergleich zu den eigentlichen Sommermonaten
Bisher sind die Monate September und Oktober die Monate im Jahr, bei
denen die Erwärmung der letzten Jahrzehnte noch am wenigsten
ausgeprägt war.
Die Durchschnittstemperatur des Septembers lag bei 17.3°C und damit 4
K über den vieljährigen Mittelwerten von 1961-1990 (bzw. 3.4 K über
1991-2020). Der September 2023 war zudem 0.4 K wärmer als die
bisherigen Rekordjahre 2006 und 2016.
Interessant ist in diesem Zusammenhang vor allem der Vergleich mit
den Mittelwerten der eigentlichen Sommermonate Juni bis August. Diese
lagen im Vergleichszeitraum 1961 bis 1990 bei 15.4 Grad (Juni), 16.9
Grad (Juli) und 16.5 Grad (August). Mit anderen Worten, der September
2023 war wärmer als ein nach der alten Vergleichsperiode üblicher
Sommer und verlief etwa auf dem Niveau eines Durchschnittssommers
nach der derzeitigen Vergleichsperiode 1991 bis 2020 (Sommermittel:
17.6°C).
Interessant ist auch der Vergleich des Septembers mit den
diesjährigen Mittelwerten der Sommermonate. Im Mittel über ganz
Deutschland waren Juni (+1.3 K), Juli (+1.4 K) und August (+1 K)
etwas wärmer als der September. Schaut man sich die verschiedenen
Wetterstationen in Deutschland an, sieht man, dass dies nicht überall
der Fall war. An den Küsten und auch im höheren Bergland war der
September 2023 wärmer als jeder Sommermonat in diesem Jahr.
Sommertage im September 2023 oft mit neuen Rekorden
Ebenfalls interessant ist der Blick auf die Anzahl der Sommertage,
die im September 2023 erreicht wurden. Exemplarisch wurde dies für
verschiedene Stationen quer über Deutschland untersucht. Es lässt
sich feststellen, dass es an vielen Stationen neue Rekorde bei der
Anzahl der Sommertage für einen September gab. Etwas davon
ausgenommen ist der Nordwesten Deutschlands. Sonst wurden vielerorts
die Rekorde eingestellt oder übertroffen. Besonders ausgeprägt war
dies im Südwesten des Landes. In Frankfurt wurde der alte Rekord (15)
um drei Tage überboten (18). In Mülheim am Oberrhein waren es ganze
fünf Tage mehr (21 statt 16) und in Stuttgart auf dem Schnarrenberg
sogar sechs (19 statt 13).
September 2023 besonders extrem im Bergland
Auffällig sind auch wieder die Bergstationen. So wurde in Neuhaus auf
845 m Höhe sechsmal ein Sommertag registriert (bisheriger Rekord 3)
und es gab noch keinen Frosttag. Aber auch an anderen Stationen im
Bergland lassen sich enorme Abweichungen finden. Die Abweichungen zu
den vieljährigen Mittelwerten sind ebendort besonders markant, wie
die nachfolgende Tabelle zeigt. So liegt der Mittelwert über alle
Stationen in ganz Deutschland bei +4 K. Betrachtet man nur die
Stationen über 1000 m Höhe, sind es hingegen +5.2 K, wobei der
Brocken mit +5.4 K hervorsticht.
Zu guter Letzt noch eine weitere Grafik, welche den enormen
Wärmeüberschuss im Bergland illustriert. Dargestellt ist der Verlauf
der Mitteltemperatur auf der Zugspitze im Vergleich zu den höchsten
bzw. niedrigsten Tagesdurchschnittswerten im vieljährigen Mittel.
2023 bewegte sich die Zugspitze fast immer am Oberrand des maximal
Möglichen. An neun Tagen wurde ein neuer Rekordwert aufgestellt,
davon acht Tage am Stück. In der Spitze wurde der alte Tagerekord um
4.3 K überboten (05.09.). Dieser September passt sich damit in den
Trend ein, dass die Klimaerwärmung im Bergland schneller
voranschreitet als in tiefen Lagen.
Abschluss, was macht der Oktober?
All diese Statistiken zeigen, wie außergewöhnlich der September 2023
gewesen ist, und dass man ihn mit Fug und Recht als vierten
Sommermonat bezeichnen kann. Ob das auch für den Oktober gilt?
Zumindest macht der zweite meteorologische Herbstmonat genau da
weiter, wo der September aufgehört hat ? mit neuen Rekorden.
Richtiger Vollherbst ist in den nächsten 7 bis 10 Tagen nicht in
Sicht.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.10.2023
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