DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-09-2023 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 29.09.2023 um 10.30 UTC



Kaltfront bringt am Dienstag Herbsteinbruch. Vielleicht aber nur vorübergehend?
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 06.10.2023


Am Montag erstreckt sich eine ausgedehnte Hochdruckzone von Marokko über das
Mittelmeer, Mitteleuropa bis Osteuropa. Vorderseitig eines atlantischen
Langwellentroges wird dabei für die Jahreszeit außergewöhnlich warme Luft von
Algerien über Spanien Südfrankreich bis in den Süden Deutschlands advehiert.
Dabei erreicht die 15°C-Isotherme auf 850-hPa die Mitte Deutschlands. Fast schon
rekordverdächtige Höchsttemperaturen bis zu 30 °C sind möglich. An der
Vorderseite des Langwellentroges wird am Abend eine Welle westlich von
Frankreich gerechnet, aber ohne, dass sich im neuen IFS-Lauf ein abgeschlossenes
Tief bildet.
Der Wellenscheitel erreicht in der Nacht zum Montag Dänemark, während die
Kaltfront eingelagert in einem schärferen Bodentog gegen Dienstagmorgen den
Nordwesten erreicht.

Am Dienstag zieht der atlantische Trog unter deutlicher Verkürzung seiner
Wellenlänge nach Deutschland. Dabei überquert auch die im thermischen Gradienten
stark ausgeprägte Kaltfront mit dem etwas stärker ausgeprägten Bodentrog
Deutschland von Nordwest nach Südost. Sie wird aber von einem rasch
nachrückendem Hoch von Druckanstieg überlaufen, sodass die Wetteraktivität etwas
gedämpft ausfällt. In der Nähe des Bodentroges nimmt der Wind deutlich zu,
sodass vor allem in der Nordhälfte stürmische Böen zu erwarten sind. Etwas CAPE
wird größtenteils rückseitig der Front im Trogbereich berechnet. Dort sorgt aber
bereits eine Dry-Intrusion für absinkende trockne Luft, sodass sich die
Gewitteraktivität sowohl an der Front als auch rückseitig wohl in Grenzen hält.
Rückseitig der Front fließt deutlich kühlere Subpolarluft ein, wodurch die
850-hPa-Temperatur im Nordwesten unter 5 °C fällt.

Am Mittwoch zieht der Trog nach Osten ab, rückseitig stellt sich eine
überwiegend glatte westliche Höhenströmung ein, in der vor allem der Norden in
der Höhe leicht zyklonal geprägt ist. Bodennah rückt der Keil einer ausgeprägten
Hochdruckzone über Westeuropa im Süden nach Osten vor. Es ergibt sich also eine
antizyklonale Westlage.

Am Donnerstag ändert sich an der Situation relativ wenig. Der Norden wird von
einem neuen Skandinavientief leicht zyklonal beeinflusst, während der Süden
unter dem Einfluss des Bodenhochs verbleibt, dessen Schwerpunkt über Frankreich
liegt.

Am Freitag verschiebt sich der Schwerpunkt des Bodenhochs zu den Alpen. Während
rückseitig des Skandinavienteifs kalte Polarluft in den Nordosten geführt wird
(850-hPa-Temperatur 0°C auf Rügen), kann sich die Luft unter dem Hoch im Süden
durch Absinken deutlich erwärmen, sodass wieder 10 °C auf 850-hPa in
Süddeutschland erreicht wird.

Im weiteren Verlauf verbleibt der Süden unter antizyklonalen Verhältnissen, mit
stärker werdender WLA aus Südwesten, während der Norden eher zyklonal geprägt
ist. Daraucs ergibt sich eine verschärfende Luftmassengrenze über dem Norden
Deutschlands.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS-Laufes ist mäßig. War die Welle am Dienstag in den
Vorläufen noch als eigenständiges Tief simuliert worden, ist sie im neuen Lauf
deutlich flacher mit schwächerem Gradeinten. Auch nachfolgend zeigt der neue
Lauf Änderungen. Statt eines neuen kräftigen Höhenkeils wird nun eine
antaizyklonale Westlage berechnet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON-6z rechnet am Dienstag ein abgeschlossenes Bodentief, das von der Nordsee
bis nach Dänemark zieht. UK10 hat diese Entwicklung weiter südlich und noch
etwas stärker. Demnach währen schwere Sturmböen an der der See denkbar. GFS
rechnet eine ähnliche Entwicklung wie das IFS.

ICON-0z lässt auf der Vorderseite eines neuen atlantischen Langwellentroges
gegen Ende der Woche einen kräftigen Höhenkeil über Westeuropa nordwärts
vorstoßen. Das korrespondierende Bodenhoch liegt dabei über Ostdeutschland. GFS
hat diese Hoch noch weiter östlich, sodass von Westen her wieder deutlich
wärmere Luft advehiert wird. Im weiteren Verlauf rechnet GFS mit einer wärmeren
Südwestlage.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die IFS Rauchfahnen zeige alle einheitlich den Temperaturrückgang bis Mittwoch.
Bis Donnerstag verharren die Ensembles auf einem etwas niedrigeren
Temperaturniveau. Dabei erkennt man im Norden einige Niederschlagssignale, die
auf den zyklonalen Einfluss hindeuten. Ab Donnerstag ist allgemein steigendes
Geopotenzial zu erkennen, mit größeren Unsicherheiten im Norden. Der Spread bei
den 850-hPa-Temperaturen ist erheblich und reicht von -1°C bis 18 °C. Ein
gewisser Erwärmungstrend lässt sich im Mittel dennoch erkennen.

Ala Fazit lässt sich festhalten, dass die Kaltfrontpassage im Laufe des
Dienstags sicher ist. Unsicher ist noch die Ausprägung eines sich eventuell
entwickelnden Wellentiefs, wodurch Unsicherheiten zwischen 1 - 2Bft in den
Windspitzen besteht. Auch wenn das IFS einige Sprünge aufweist und ICON
konsistenter ist, sei empfohlen, auf die IFS-Variante zu setzten, da die
Tiefentwicklungen dort in der Regel besser simuliert werden.

Danach bleibt es fraglich, ob sich eine antizyklonale Westwetterlage fortsetzt,
oder sich ein neuer blockierender Keil aufbaut. Sicher scheint der
Hochdruckeinfluss im Süden. Sehr unsicher ist die Temperaturprognose. Das
derzeit wahrscheinlichste Szenario ist eine deutliche Erwärmung zum nächsten
Wochenende.

Anschließend zeigt die Mehrheit der IFS-Clusteranalysen ein Blocking über
Grönland, oder dem Westatlantik, wodurch die Möglichkeit von Kaltluftvorstößen
Richtung Mitteleuropa eröffnet werden kann, die den Sommer dann endgültig
beenden könnten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Windentwicklung am Dienstag ist noch etwas unsicher. Derzeit muss von Böen
der Stärke 8 vereinzelt 9 Bft ausgegangen werden. Ein stärkerer Sturm ist sehr
unwahrscheinlich. Bezüglich Gewitter am Dienstag liefern die Ensembles nur
verhaltene Signal. CAPE wird auch in den Ensembles nur wenig simuliert, sodass
Gewitter die Ausnahme bleiben sollten.
Danach sieht es eher nach ruhigen Wetter aus. Die potenzielle schleifende
Luftmassengrenze zum übernächsten Wochenende könnte größere Regenmengen im
Norden bringen ist aber in den Ensemblevorhersagen ein ausreißer und daher
unwahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Bis Mittwoch IFS-Hauptlauf, MOS-MIX, danach ENS-Mittel.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold