DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
28-09-2023 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.09.2023 um 10.30 UTC
Zum Monatswechsel zunächst sehr warm, danach mit Kaltfrontdurchgang schnell
wieder kühler. Dabei im Norden vorübergehend windig bis stürmisch, nachfolgend
aber rasch zunehmender Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 05.10.2023
Der Mittelfristzeitraum zeigt zu Beginn synoptische Strukturen, wie wir sie
bereits in den vergangenen Wochen schon häufiger zu Gesicht bekommen haben.
Maßgebend ist hierbei am Sonntag vor allem hohes Geopotential mit im Kern
immerhin über 592 gpdm in 500 hPa, welches sich von Nordwestafrika bis nach
Zentraleuropa erstreckt. Damit einher geht eine deutlich antizyklonal
konturierte Höhenströmung, die abgesehen von nächtlich auftretenden Nebelfeldern
zum einen für einen nahezu störungsfreien Wetterablauf sorgt, und zum anderen zu
einem neuerlichen Warmluftvorstoß aus Südwest führt. Nur der Norden Deutschlands
liegt zunächst noch nah genug an der Frontalzone, sodass es hier zu dichterer
Bewölkung und etwas Regen kommt. Im Süden dagegen abgesehen von etwas Nebel viel
Sonnenschein und für Anfang Oktober viel zu warme Temperaturen. Kein Wunder, im
Südwesten steigen die Temperaturen mit der Südwestströmung auf bis zu 17°C. Auch
wenn sich das um diese Jahreszeit aufgrund abnehmender Tageslänge und fehlender
Durchmischung nicht mehr eins zu eins in Bodentemperaturen übersetzen lässt, so
steigen die Werte wohl am Oberrhein auf für Oktoberbeginn sagenhafte 26 bis
27°C.
Noch eine Schippe drauf gibt es dann am Montag. Der antizyklonale
Warmluftvorstoß hält weiter an und greift auf die gesamte Südhälfte Deutschlands
über. Am wärmsten wird es hier erneut am Oberrhein mit bis zu 28°C. Sollte die
Sonne aber hier ohne störende Nebelfelder ganztags scheinen und es so doch
nochmal schaffen, die Grenzschicht komplett durchzuheizen, sind bei
850er-Temperaturen von weiterhin 16 bis 17°C sogar die 30°C am Boden nicht
ausgeschlossen. Während im Süden wohl verbreitet mit einem Sommertag zu rechnen
ist, bleibt es im Norden bei Werten um 20°C kühler.
Im Laufe des Montags und der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Höhenrücken
zusehends ostwärts und kippt dabei noch etwas ab. Das macht den Weg frei für
einen markanten Kurzwellentrog vom Atlantik, der sich rasch annähert und
vorderseitig unter divergenter Höhenströmung eine neue Bodentiefentwicklung
induziert. Dieses noch junge Bodentief zieht voraussichtlich bis zum
Dienstagabend von den Britischen Inseln kommend Richtung Südskandinavien und
aktiviert dabei die bereits nördlich von Deutschland liegende Frontalzone. Das
bedeutet, dass wir wohl gar nicht erst in den Genuss eines Warmfrontdurchzugs
kommen, da wir von vorherein im zukünftigen Warmsektor dieses Tiefs positioniert
sind. Dafür greift im Laufe des Dienstags die markante Kaltfront dieses Tiefs
auf Deutschland über und lässt die Temperaturen in 850 hPa auf nur noch etwa 2
bis 4°C abstürzen. Dementsprechend sind auch Niederschläge ein Thema. Diese
weisen schauerartigen Charakter auf, halten sich aber bezüglich der Mengen wohl
eher in Grenzen. Vielerorts wird es wohl - wenn überhaupt - höchstens für wenige
Millimeter reichen. Höchstens entlang der Küste sowie in den nördlichen und
westlichen Mittelgebirgen sind etwas höhere Mengen vorstellbar. Im Süden gerät
die Kaltfront zunehmend ins Schleifen und bringt am Abend bzw. in der Nacht zum
Mittwoch mit sich vorübergehend einstellender Nordstaukomponente an den Alpen
etwas länger anhaltenden Niederschlag, allerdings ohne Gefahr von etwaigem
Dauerregen. Erwähnenswert ist außerdem noch der Wind. Im Norden nimmt der
Gradient mit Tiefdurchzug signifikant zu, sodass es insbesondere mit
Frontdurchgang und daran gekoppelte leichte Labilisierung zu Sturmböen Bft 8
(Küste Bft 9) bis ins Binnenland kommen kann.
Am Mittwoch ist das Tief Richtung Baltikum abgezogen, während der Höhentrog noch
über Mitteleuropa liegt. Dabei gelangt mit nordwestlicher Höhenströmung
weiterhin subpolare Meeresluft nach Deutschland, wobei die 0°C in 850 hPa dem
Norden Deutschlands möglicherweise schon recht nah kommen. Bodennah bildet sich,
u.a. bedingt durch die kräftige Kaltluftadvektion ein neues Hochdruckgebiet mit
Zentrum etwa über Ostfrankreich/Süddeutschland aus, welches einem
Azorenhoch-Ableger entstammt. Damit einher geht eine rasche Wetterberuhigung,
einzelne Restschauer sind aber in der höhenkalten und damit latent labil
geschichteten Luftmasse nicht ausgeschlossen. Mit der eingeflossenen Kaltluft
erreichen die Temperaturen nicht mehr das Niveau des Wochenstartes und liegen
oftmals zwischen 15 und 20°C.
Am Donnerstag verlagert sich das Hoch allmählich ostwärts. Mit Durchzug der
Bodenkeilachse setzt erneut WLA ein, die einen noch zu diesem Zeitpunkt über
Westeuropa befindlichen Höhenrücken stützt. Angetrieben wird das Ganze
zusätzlich durch ein neues Sturmtief bei Island und dessen vorderseitiger
kräftiger WLA. Dessen Warmfront überquert Norddeutschland, ist dabei aber
abgesehen von eventuell etwas Sprühregen aber kaum wetterwirksam. Abseits davon
dominiert Hochdruck, der im Süden weiter für erhöhte Sonnenanteile sorgt.
Im weiteren Verlauf wölbt sich der Höhenrücken weiter auf und verlagert sich
ostwärts, sodass wir erneut in eine antizyklonale Südwestströmung mit Tendenz
zur Trogvorderseite geraten - und damit mehr oder weniger wieder dort ankommen,
wo wir gestartet sind.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der letzten ECMWF-Läufe ist mäßig. Insbesondere die
Tiefdruckentwicklung am Dienstag und die damit einhergehenden
Wettererscheinungen werden von Lauf zu Lauf mit verschiedenen Intensitäten und
Verläufen gerechnet. Dabei zeichnet sich ein Trend zu einem eher später
verlaufenden Kaltfrontdurchgang ab, d.h. eher am späten Dienstag und Nacht zum
Mittwoch. Fraglich ist dabei vor allem auch die Windentwicklung, die sehr
abhängig von der Zugbahn und der Intensität des dafür verantwortlichen
Bodentiefs ist. Hier sind noch viele Fragen offen. Einigkeit herrscht nur in
zwei Dingen: Dem kräftigen Warmluftvorstoß zu Beginn der Woche sowie postfrontal
rasch nachfolgendem Hochdruckeinfluss für den Rest der Woche.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Globalmodelle zeigen zunächst einmal grundsätzliche Einigkeit bezüglich des
Gesamtablaufs der Wetterentwicklung in der Mittelfrist. Der beschriebene
Warmluftvorstoß erscheint sicher. Das Stattfinden eines Kaltfrontdurchzugs am
Dienstag steht ebenfalls außer Frage. Allerdings gehen dann beim Betrachten von
Details die Meinungen schnell auseinander. Der aktuelle GFS-Lauf (00 UTC) zeigt
eine deutlich schnellere und nördlichere Zugbahn des Tiefs und ein damit
einhergehendes Schleifen der Kaltfront, die in der Folge deutlich langsamer
vorankommen würde. Mögliche Sturmböen wären bei diesem Szenario kein Thema mehr.
ICON und ECMWF simulieren die Tiefentwicklung dagegen deutlich langsamer und
intensiver. Hierbei fällt vor allem auf, dass ECMWF rückseitig noch deutlich
kältere Luft einfließen lässt, mit Potential für das Ankratzen der 0°C in 850
hPa in Norddeutschland, während ICON die Rückseitentemperatur um einige Grad
höher belässt. Auch UK10 zeigt eine wesentlich südwärtigere Progression der
0°C-Isotherme, ähnlich ECMWF. Dementsprechend facettenreich zeigt sich hinterher
auch die Ausbildung und Lokalisierung des nachfolgenden Hochdruckgebietes, wobei
aktuell auch hier außer Frage steht, dass sich der antizyklonale Wettercharakter
einstellt und damit die Prognosen für diesen Zeitraum erleichtert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen spiegeln den beschriebenen Verlauf gut wieder, wobei die
ECMWF-Rauchfahnen bis zum Mittwoch, teils auch bis Donnerstag recht große
Einigkeit zeigen. Es findet sich der Warmluftvorstoß zu Wochenbeginn genauso
wieder wie auch der Frontdurchgang ab Dienstag. Etwas unsicher besteht hier nur
bezüglich der Frage nach Niederschlag im Norden am Mittwoch.
Die GFS-Rauchfahnen schlagen in eine ähnliche Kerbe. Nach Frontdurchgang nehmen
hierbei die Unsicherheiten allmählich zu. Sowohl die Erwärmung zu Wochenbeginn
als auch der Kaltfrontdurchgang zeigen sich einheitlich in Temperaturkurven und
entsprechenden Niederschlagssignalen. Auch das nachfolgend auftretende
antizyklonale Muster zeichnet sich durch fehlende Niederschlagssignale ab. Große
Unsicherheiten treten erst ab dem nachfolgenden Wochenende auf.
Die Cluster des ECMWF zeigen eine eindeutige Tendenz mit einer Umstellung von
NAO+ auf Atlantischen Rücken im Mittelfristzeitraum. Dabei werden insgesamt vier
Cluster gebildet, von denen das Cluster #1 deutlich mehr Member aufweist als die
restlichen drei. Wesentliche Unterschiede machen dabei die Lage des Höhenrückens
sowie des abziehenden Troges zur Wochenmitte aus.
Fazit:
Zu Wochenstart außergewöhnlich warm, nachfolgend rascher Kaltfrontdurchgang mit
etwas Niederschlag und im Norden eventuell mit Sturmböen. Danach über zwei bis
drei Tage anhaltende Hochdrucklage.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Dienstag geringe Wahrscheinlichkeit für Sturmböen in der Nordhälfte
Deutschlands, am Mittwoch nur noch beschränkt auf die Küste. Sonst werden keine
signifikanten Wettererscheinungen erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECWMF, GFS, ICON, UK10, ECMWF-ENS, ICON-ENS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Felix Dietzsch