DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
            02-09-2023 10:30
          
          
            
S Y N O P T I S C H E   Ü B E R S I C H T   M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.09.2023 um 10.30 UTC
Meist sonniges und trockenes Hochdruckwetter, heiß. Ab dem Wochenende 
voraussichtlich unbeständiger mit Gewittern. 
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 09.09.2023
Am Dienstag zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums dominiert ein breiter 
Rücken, der sich vom westlichen Mittelmeerraum bis in die Nordsee und nach 
Südskandinavien erstreckt und auch das Wetter in Deutschland bestimmt. Dabei 
weist der Rücken über Deutschland seinen Schwerpunkt auf. Da gleichzeitig auf 
dem Atlantik sowie über Südosteuropa, südlich Griechenland, Höhentiefs wirbeln 
und dabei jeweils einen weit nach Süden amplifizierten Trog induzieren, gleicht 
die Struktur im atlantisch-europäischen Raum einer stabilen Omegalage. 
Hierzulande sorgt schließlich starkes Absinken für Abtrocknung. In bodennahen 
Schichten kann sich korrelierend zum Rücken ein großräumiges Bodenhoch breit 
machen. Dieses weist allenfalls im Südwesten und äußersten Westen Dellen, also 
leicht zyklonale Verhältnisse auf. Bevorzugt im Umfeld des Schwarzwaldes gibt es
auch Cape-Werte bis 1000 J/kg. Damit diese aber ausgelöst werden, muss vielen 
passen, sodass die Wahrscheinlichkeit für Schauer und Gewitter nach derzeitigem 
Stand als sehr gering anzusehen ist.
Da der Schwerpunkt des Bodenhoch allerdings über der Mitte bzw. Ostdeutschland 
liegt, kann in den Westen und Südwesten sehr warme Luft einsickern. Entsprechend
zeigt das IFS dort in 850 hPa 18 bis 22 Grad. Auch sonst sind verbreitet 15 bis 
19 Grad zu verzeichnen. 
Am Mittwoch bleibt die Lage in der Höhe nahezu unverändert. Am Boden kann sich 
das Hoch sogar noch ausdehnen. Nun sind fast landesweit antizyklonale 
Bedingungen beschrieben. Entsprechend stehen eine leicht labile Schichtung im 
Westen und Südwesten und Cape-Werte bis 2000 j/kg einer starken Deckelung 
gegenüber (100 bis 400 J/kg). Daher sollten konvektive Umlagerungen nicht 
ausreichend Nahrung finden - zu trocken und Basis zu hoch (zw. 700 und 750 hPa).
Da bringen auch die weiter sehr hohen Temperaturen von 15 bis 21 Grad in 850 hPa
sowie die hochsommerlichen Werte in 2m nichts. 
Am Donnerstag bleiben die grundsätzlichen Verteilungen weiter erhalten, 
wenngleich die Omegastruktur im det. IFS langsam in Schieflage gerät. Dies ist 
damit zu begründen, dass sich das Höhentief über Südosteuropa abkoppelt und als 
Cut-Off langsam nach Westen verlagert. Gleichzeitig wandert das Höhentief auf 
dem Atlantik etwas nach Norden. Im Bodenfeld bleibt das Hoch auch nicht mehr der
alleiniger Herrscher vom Mittel- und Westeuropa. Demnach kann sich auf der 
Nordwestflanke des Jura ein Leetief entwickeln, welches nordwärts nach 
Ostfrankeich zieht. Resultierend sind auch im Südwesten Deutschlands erneut 
zyklonale Einflüsse zu beobachten. Allerdings sind diese Vorgänge derzeit noch 
nicht die große Nummer. Wieder stehen höchsten die Bereiche im Umfeld der Berge 
im Fokus, wo etwas orografische Hebung unterstützend wirken kann. Da jedoch die 
Feuchte weiter eher schwach ausfällt, sollten potentielle Schauer im Schwarzwald
und an den Alpen eher weniger wahrscheinlich sein. Auch im Westen im Bereich der
weiter leicht instabilen Schichtung fehlt es für Schauer und Gewitter an 
Zutaten. Somit bleibt auch am Donnerstag bei Temperaturen von 15 bis 21 Grad 
verbreitet der sommerliche und trockene Wettercharakter bestehen. 
Am Freitag schwächelt der Rücken langsam, besitzt aber weiter den Schwerpunkt 
über Deutschland. Am Boden ist das schwache Tief vom Vortag mittlerweile nach 
Benelux gezogen und versorgt daher vor allem den Westen und Nordwesten mit 
leicht zyklonalen Strömungsbedingungen. Aufgrund der  trockenen Luft sowie dem 
hohen Geopotential in der Höhe fehlt es weiter an ausreichend Hebungsimpulsen. 
Demnach könnten zwar en paar Quellwolken mitmischen, die aber meist keinen 
Niederschlag bringen. Die Temperaturen in 850 hPa sinken etwas ab und liegen 
zwischen 14 und 19 Grad.
Am Samstag schwächeln die prägenden Strukturen, wenngleich die Omegaverteilung 
weiter bestand hat. Der Schwerpunkt des Rückens soll sich nach dem det. IFS über
der Schweiz befinden. Entsprechend können auf der Nordflanke des Rückens 
schwache kurzwellige Anteile nordostwärts wandern. Am Boden ist nun anstatt des 
Hochs eine schwach gradientige Verteilung zu finden, die regional kleine Tiefs 
und Hochs aufweist. Dabei kann vor allem in den Westen etwas feuchtere Luft 
einsickern. Insgesamt wirkt der Rücken in der Höhe weiter dämpfend auf 
potentielle Hebungsimpulse. Dennoch sind vor allem im Westen sowie durch 
orografischer Hebung hier und da konvektive Umlagerungen möglich. Neben 
Starkregen wären dann durch die trockene Grundschicht auch Downbursts im Fokus. 
Die Temperaturen in 850 hPa liegen dabei zwischen 12 und 18 Grad.  
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die großskaligen Strukturen des Geopotential- und Luftdruckfeldes werden 
vergleichbar abgebildet. Vor allem bis einschließlich Donnerstag kann derzeit 
von einer recht hohen Konsistenz des IFS ausgegangen werden. Ab Freitag bleiben 
zwar die Grundstrukturen bestehen, im Detail weichen die betrachteten det. IFS 
Läufe jedoch nun etwas voneinander ab. Während der aktuelle und der gestrige 00 
UTC-Lauf den Schwerpunkt des Höhenhochs weiter über Deutschland sehen, zeigte 
der gestrige 12 UTC-Lauf nur noch einen Rücken, dessen Achse schon vom Allgäu 
bis nach Nordwestpolen reichte. Entsprechend würde die Nordwesthälfte 
Deutschlands schon auf die Vorderseite eines atlantischen Troges geraten. Die 00
UTC-Läufe lassen dagegen über den gesamten mittelfristigen Zeitraum den stabilen
Rücken bestimmend. Resultierend würden bei diesen Lösungen weitgehend trockene 
und sehr warme Bedingungen vorherrschen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
 
Auch andere Globalmodelle zeigen zum IFS eine vergleichbare Geopotential- und 
Luftdruckverteilung. Dabei weist das ICON im Verlauf eine etwas schwächeren 
Rücken auf, dem eine geringere Wellenlänge aber eine weiter nach Norden 
reichende Amplifizierung auszeichnet. Das GFS setzt dagegen den Schwerpunkt 
nördlicher. Die Abweichungen des ICON begründen sich auf den weiter östlich 
verschobenen Trog über dem Ostatlantik, während GFS und IFS den Schwerpunkt des 
Troges identisch einordnen. Entsprechend gelangen beim ICON auch schon Regionen 
in Zentralfrankreich bis ins westliche Benelux auf die Trogvorderseite mit 
erhöhtem Gewitterpotential. Bis nach Deutschland kommt diese Zone aber auch beim
ICON nicht voran. Spannender wird es eigentlich bei allen Modellen erst ab 
Samstag. Auch das GEM reit sich in die Reihe des GFS und IFS ein, wenngleich vor
allem im Bodenfeld geringe Unterschiede zu verzeichnen sind. Das UKMO ist sowohl
in der Höhe als auch am Boden recht dicht an den Lösungen des IFS und GFS dran.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen über den gesamten 
mittelfristigen Zeitraum bei einem geringen Spread eine hohe Vorhersagegüte. Im 
regionalen Vergleich ist dabei die Prognosegüte im Norden und Osten etwas höher 
als in der Mitte und im Süden einzuschätzen. Vor allem bei der Temperatur in 850
hPa sind dort zu Beginn der Mittelfrist, am Dienstag und Mittwoch, durch 
Außreißer zu tieferen Werten Abweichungen bis 9 Grad (München) zu verzeichnen. 
Bei Geopotential wird dagegen bei allen Städten eine stetiges Aufspannen des 
ENS-Raumes gezeigt. Niederschlagshinweise gibt es von einzelnen Membern erst zum
Samstag. 
Bei der Einordnung der Geopotential- und Luftdruckstrukturen weist das IFS für 
den Zeitraum +72 bis +96h insgesamt sechs Lösungen auf. Dabei werden alle 
Cluster dem Schema Blocking zugeordnet. Zudem sind die Unterschiede zwischen den
Lösungen als gering anzusehen und nicht das Wetter in Mitteleuropa betreffend. 
Im Zeitraum von +120 bis +168h werden noch drei Cluster benötigt, um alle 
Unsicherheiten im EPS-Raum ausreichend zu beschreiben. Dabei werden die Cluster 
weiter dem Schema Blocking zugeordnet. Sowohl Haupt- als auch Kontrolllauf 
befinden sich mit insgesamt 15 Mitgliedern im dritten Cluster. Bei den ersten 
beiden Clustern wird analog zum ICON der Trog über dem Ostatlantik weiter 
östlich gesehen, sodass das Höhentief schon auf die Iberische Halbinsel 
übergreift. Vor allem das erste Cluster kommt dabei der ICON-Lösung sehr nahe. 
Somit würden 21 Member im IFS-EPS die ICON-Lösung stützen. Für das Wetter in 
Deutschland hätte dies aber noch keine signifikanten Einflüsse, da der Rücken 
zwar schmaler und senkrecht orientiert ist, aber weiter genau über Mitteleuropa 
liegt. Allenfalls beim zweiten Cluster mit 15 Mitgliedern rückt der Westen und 
Nordwesten Deutschlands am Samstag schon auf die Trogvorderseite, wenngleich die
Strömung noch meist antizyklonal geprägt ist.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h erklären zwei Lösungen die 
Abweichungen im EPS-Raum. Beide Cluster beschreiben weiter blockierende 
Verhältnisse. Im Verlauf büßt der Rücken allerdings an Wellenlänge und an 
Amplitude en, sodass sich von den Britischen Inseln ein Trog annähern kann, der 
bodennah zur neuen Woche eine Tiefdruckrinne über Deutschland induziert. 
Entsprechend muss spätestens ab Sonntag von Westen mit teils heftigen 
konvektiven Umlagerungen gerechnet werden.    
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Von Seiten der Probabilistik gibt es keine Hinweise auf signifikante 
Wetterereignisse. Ab dem kommenden Wochenende könnten sich allerdings starke bis
schwere Gewitter von Westen und Südwesten her entwickeln, die Starkregen oder 
heftigen Starkregen, Sturmböen oder schwere Sturmböen du Hagel bringen können. 
Da es aber derzeit noch an höher aufgelösten Modellen fehlt, können potentielle 
Ereignisse noch nicht ausreichend quantifiziert werden. 
Der EFI weist vor allen in der Nordwesthälfte Deutschlands ab Mittwoch im 
Vergleich zum Modellklima leicht überdurchschnittliche Temperaturen aus. Bei 
bodennahen Höchstwerten von 27 bis 34 grad ist regional mit einer erhöhten 
Wärmebelastung zu rechnen.  
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, det. ICON/IFS, bei TT auch MosMix
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VBZ Offenbach / Dipl.  Met. Lars Kirchhübel