DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-08-2023 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.08.2023 um 10.30 UTC



Im Süden und Osten anfangs regnerisch, mäßig warm, im Dauerregen kühl.
Nachfolgend weiter wechselhaft und wieder leicht ansteigende Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 02.09.2023


Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag liegt Deutschland direkt unter dem
umfangreichen Trog, die Achse liegt ebenfalls direkt über Deutschland und
orientiert sich etwa von Nordwest nach Südost. Das Drehzentrum des eingelagerten
Höhentiefs verlagert sich im Tagesverlauf vom Ligurisches Meer/Golf von
Genua/Korsika in Richtung Adria. Die Luftmassengrenze über dem
Alpenraum/Südostdeutschland und die seit Sonntag zu Dauerregen führende
Gegenstromlage dauert somit noch an. Über dem östlichen Mitteleuropa hat sich
zudem eine Vb-artige Wetterlage entwickelt. Eine Tiefdruckzone, die sich
ausgehend vom Oberitalientief in Richtung Balkan, über das östliche Mitteleuropa
bis zum Baltikum erstreckt, führt mit einer südlichen Strömung sehr feuchte
Subtropikluft weit nach Norden und sorgt auch im östlichen Mitteleuropa für
gebietsweise anhaltende Niederschläge (Quellgebiete Elbe/Oder/Neiße) in wie weit
auch der Osten Deutschlands davon betroffen ist, ist noch unsicher. Der
aktuellste Modelllauf des IFS simuliert den Schwerpunkt dieser Niederschläge
weiter westlich (und damit im Osten bzw. sogar in der Mitte Deutschlands). Der
Schwerpunkt der Niederschläge dürfte am Alpenrand und im Nordstau des
Erzgebirges liegen, dort kommen zu den an de vorangegangenen Tagen gefallenen
Niederschlagsmengen 30 bis 40 l/qm in 24 Stunden, am Alpenrand eventuell auch
noch etwas mehr zusammen. Insbesondere am Alpenrand und in Teilen des
Alpenvorlandes laufen dann wahrscheinlich noch entsprechende markanten bzw.
Unwetterwarnungen. Dem Nordwesten nähert sich der nördliche (Haupt-) Trog, im
Nordseeumfeld sind dann einzelne Schauer zu erwarten. Zwischen diesen Systemen
herrscht kompensatorisches Absinken, es gibt ein paar Auflockerungen und es
bleibt weitgehend trocken - wo dieser Streifen aber genau liegt, bleibt
abzuwarten. Insgesamt dominiert eine mäßig warme Luftmasse mit 850 hPa
Temperaturen um 5 bis 6 Grad, der Osten liegt am Rande des Warmluftvorstoßes
über dem östlichen Mitteleuropa/Südosteuropa, so dass es dort mit 850 hPa
Temperaturen von etwa 8 bis 11 Grad etwas wärmer und auch schwüler sein dürfte.

Am Mittwoch greift der nördliche Haupttrog auf den Westen und Nordwesten
Deutschlands über, die Strömung dreht allmählich mehr auf westliche Richtungen
und auch nach Süden hin, wo ein Kurzwellentrog auf der Rückseite den südlichen
Troganteil amplifiziert und damit auch die Trogachse etwas nach Osten
vorankommt. Damit übernimmt insgesamt tiefer Luftdruck von Westen her, ein Tief
liegt über den Britischen Inseln und der Nordsee, die Regie und die
Gegenstromlage an den Alpen klingt ab. Die Tiefdruckzone über dem östlichen
Mitteleuropa/Osteuropa schwächt sich ab, ein flaches Tief über dem Baltikum wird
allmählich in den Nordeuropäischen Tiefkomplex integriert. Über dem Alpenraum
steigt der Druck leicht an. Die Niederschläge im Osten/Südosten klingen also
weitgehend ab (spätestens im Laufe des Mittwochs können dann wohl auch die
Dauerregenwarnungen auslaufen), dafür sorgt die Kaltfront des Nordseetiefs im
Westen und Nordwesten für Schauer und eventuell einzelne Gewitter, die sich im
Tagesverlauf bis in die mittleren Landesteile ausbreiten. Im Südosten und Osten
lockert die Bewölkung nach den trüben und überwiegend regnerischen Tagen mal
wieder auf.

Am Donnerstag zieht dann voraussichtlich der Mitteleuropatrog ostwärts ab, vor
einer neuen Austrogung über Westeuropa bzw. dem nahen Ostatlantik dreht die
Strömung allmählich auf West bis Südwest, so dass von Süden eine etwas wärmere
Luftmasse mit 850 hPa Temperaturen um 10 Grad einsickern kann. Wettertechnisch
beschäftigt die Südosthälfte noch das allerdings wohl recht schwache
Frontensystem des von der Nordsee in Richtung Südskandinavien ziehen und sich
abschwächenden Tiefs, dabei fällt hier und da etwas Regen. Insgesamt herrscht
wechselnde, teils aufgelockerte Bewölkung. Der Nordwesten gelangt allmählich in
den Einflussgereich des neuen, westeuropäischen Troges, so dass zeitweise
dichtere Bewölkung durchziehen und örtliche Schauer auftreten können.

Im weiteren Verlauf nehmen die Unsicherheiten weiter zu, so dass Aussagen im
Detail schwierig sind. Am Freitag und Samstag streckt sich der westeuropäische
trog nach Süden und Tropf in Richtung Iberischer Halbinsel ab. Damit steilt die
Strömung weiter auf, dreht also auf Südwest bis Süd, so dass die wärmere
Luftmasse (850 hPa Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad) nach Norden ausgreifen
kann. Sommerliche Werte um 25 Grad sind demnach im Süden wieder möglich. Im
Bodenniveau herrscht leicht Tiefdruckeinfluss, daher gestaltet sich das Wetter
voraussichtlich wechselhaft.

In der erweiterten Mittelfrist setzen sich die Unsicherheiten fort. Der
Grundtenor deutet auf unbeständige, zyklonale West- bis Südwestlage.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bereits zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag zeigen die vorliegenden
IFS-Modellläufe einige Differenzen hinsichtlich des Timings und der genauen
Ausgestaltung der Trogstrukturen, so dass die genaue Lage der
Niederschlagsschwerpunkte, insbesondere auch der Dauerregenregion in der
Südosthälfte, noch unsicher sind. Hierbei zeigt der aktuelle 00 UTC-Modelllauf
des IFS für Dienstag die deutlich westlichste Position des Feuchtebandes und
damit des potenziellen Niederschlagsschwerpunktes, in etwa die gesamte Osthälfte
wäre dann von teils andauerndem und gebietsweise markantem Regen betroffen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch andere Globalmodelle zeigen zunächst ähnliche Entwicklungen, in Bezug auf
Timing und Niederschlagsschwerpunkte ergeben sich aber ebenfalls
unterschiedliche Lösungen. UK10 unterstützt allerdings die westlichste Variante
des 00 UTC-Modelllaufes, wonach sich die Niederschläge am Dienstag bis in die
mittleren Landesteile ausdehnen könnten und demanch in etwa die Osthälfte
beträfen. ICON und GFS sind etwas zurückhaltender in der Ausdehnung. Auch wenn
sich die Ausdehnung unterschiedet und vor allem auch der Schwerpunkt am
Alpenrand unterschiedlich behandelt wird (IFS setzt eben weiter westlich an und
hat eher das württembergische Allgäu und den Bodensee/Hochrhein im Fokus), die
Größenordnung der Niederschläge (24h) passt insgesamt recht gut zusammen.

Ab Mittwoch/Donnerstag nehmen die Unterschiede deutlich zu. Alle betrachteten
Modelle (ICON, GFS, UK10) zeigen zwar eine zyklonal dominierte Witterung, die
Trog-Keil-Struktur unterschiedet sich jedoch teils erheblich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS liefert zu Beginn der Mittelfrist von Dienstag 00 UTC
bis Mittwoch 00 UTC (+72 bis +96 h) bereits fünf Cluster mit 21, 14, 8, 5 und 3
Membern, Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1. Die Unterschiede im
Bereich des Mitteleuropatroges und damit die Prognoserelevanz für unser
Vorhersagegebiet sind eher marginal. Größere Unterschiede ergeben sie im Ausmaß
des Blockings (Keils) sowohl über dem Atlantik als auch über Osteuropa. Auch für
den Folgezeitraum von Donnerstag 00 UTC bis Samstag 00 UTC sind es fünf Cluster
(mit 19, 14, 8, 8 und 2 Membern), Haupt- und Kontrolllauf werden erneut dem am
stärksten besetzten Cluster 1 zugeordnet. Hier spiegelt sich die deutlich
zunehmende Unsicherheit, da die Lösungen doch sehr stark variieren und ein
Cluster zum Ende der Mittelfrist sogar in Richtung Blocking durch einen Keil
über dem Atlantik und über Mitteleuropa tendiert, das allerdings mit nur 8
Membern. Die Mehrzahl der Cluster simuliert eine wie auch immer im Detail
geartete, zyklonale West- bis Südwestlage.

Die Rauchfahnen des IFS-Ensembles für einige deutsche Städte zeigen einen
relativ unruhigen Verlauf der Niederschlagssignale, im Süden und Südosten mit
dem deutlichen Peak ausgehend vom Wochenende bis zum Dienstag. Nachfolgend
werden keine größeren Regenmengen erwartet, wenngleich es aber vor allem in der
Mitte und im Norden wechselhaft bleibt, im Süden ist für Donnerstag/Freitag
erstmal kaum Niederschlag im Programm. Der Spread der Temperatur in 850 hPa
weitet sich ab Donnerstag deutlich, im Median mit einem leichten Trend nach oben
(im Süden deutlicher als im Norden).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Das markanteste Warnereignis ist der Dauerregen im Süden und Südosten, eventuell
Osten des Landes, der bereits in der Kurzfrist beginnt und bis etwa Dienstag
bzw. wohl maximal bis in die Nacht zum Mittwoch andauert. Auch der EFI liefert
dabei deutliche Hinweise auf eine markante, teils unwetterartige Ausprägung. Der
Schwerpunkt der markanten EFI-Signale verschiebt sich vom Alpenrand, wo die
Signale bis einschließlich Montag stark sind mehr auf den Osten des Landes
(Franken, Sachsen, SE/E-Brandenburg). Zu den bereits seit der Nacht zum Sonntag
gefallenen Mengen kommen am Dienstag nach aktuellem Stand der Prognosen
24-stündig am Alpenrand um 30, vor allem im Nordstau des Erzgebirges um 30 bis
40 l/qm zusammen. Es ist davon auszugehen, dass von etwa Sonntagfrüh bis
Dienstagabend akkumuliert Mengen zusammenkommen, die die Unwetterschwelle
überschreiten. Am wahrscheinlichsten ist dies am Alpenrand und in Teilen des
Alpenvorlandes (z.B. Allgäu) und eventuell am Erzgebirge.

Abgesehen von dem Dauerregen werden kaum markante Wetterereignisse erwartet,
lediglich am Mittwoch kann auch mal ein markantes Gewitter im Westen und
Nordwesten (eventuell mit stürmischen Böen oder Starkregen) nicht ausgeschlossen
werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, IFS, MOS-EZ
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger