Thema des Tages

13-08-2023 13:50


Wissenschaft kompakt
Tehuano-Winde regen das Algenwachstum an

Tehuano-Winde sind wiederkehrende Winde im Golf von Tehuantepec vor
der Küste Südmexikos. Eine ganze Nahrungskette hängt von diesen
episodischen Windereignissen ab. Doch in welchem Zusammenhang stehen
diese Winde mit dem Nahrungskreislauf im Meer?

In den Wintermonaten von Nord- und Zentralamerika strömen Winde vom
Golf von Mexiko durch die Täler der Gebirgskette in Mexiko und
erreichen nicht selten Sturmstärke. Im Süden des Landes münden sie in
den Golf von Tehuantepec und wenn diese Winde dort über das Wasser
streifen, wird im Ozean eine Zirkulation angeregt. Das warme
Oberflächenwasser wird fortgetrieben, wodurch kaltes,
nährstoffreiches Tiefenwasser nachströmt. Der Effekt ist so stark,
dass die Oberflächenwassertemperatur in nur 24 Stunden um zehn Kelvin
abnehmen kann. Dies wiederum führt zu verstärktem Wachstum von Algen,
welche letztlich den Ausgangspunkt des Nahrungskreislaufs im Ozean
darstellen. Eine ganze Nahrungskette hängt von diesen wiederkehrenden
Tehuano-Winden im Pazifik ab.

Der meteorologische Prozess, der zu den Winden in Sturmstärke führt,
ist recht einfach zu erklären: Im Winter bewegen sich kalte
Hochdruckgebiete aus Nordamerika südwärts über den Golf von Mexiko.
Über dem pazifischen Ozean liegt hingegen eine warme, feuchte
Luftmasse, die von tiefem Luftdruck geprägt ist. Zwischen dem Hoch
über dem Golf und dem tiefen Luftdruck über dem Pazifik baut sich ein
starker Druckgradient auf. So fließt die Luft aus dem Hoch Richtung
tieferem Luftdruck aus, wird aber von den Kordilleren in Mexiko
abgeblockt. In Schluchten oder Pässen - wie dem mexikanischen
Chivela-Pass - wird die Luft kanalisiert und erreicht dann stark
beschleunigt den Golf von Tehuantepec, einem Teil des pazifischen
Ozeans.

Der Tehuano-Wind ist nicht das einzige Windsystem in Zentralamerika,
das eine verstärkte Algenblüte hervorruft. Nach dem Auftreten von
Tehuano-Winden folgen in der Regel wenige Tage später noch zwei
Windsysteme in Mittelamerika, da das Hochdruckgebiet vom Golf von
Mexiko weiter nach Süden wandert. Hauptsächlich an drei Stellen
finden Winde ihren Weg vom Golf von Mexiko durch die Kordilleren in
den pazifischen Raum: Der Tehuano-Wind durchquert den Chivela-Pass in
Mexiko. Etwas weiter südlich prescht der Papagayo-Wind vom
Karibischen Meer kommend über die Seen Nicaraguas in den Golf von
Papagayo. Zu guter Letzt pfeifen die Panama-Winde durch den Culebra
Cut - dort wo sich der Panama-Kanal befindet, der den Atlantik mit
dem Pazifik verbindet.


Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.08.2023

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