DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
13-08-2023 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.08.2023 um 10.30 UTC
In der Südosthälfte am Mittwoch und Donnerstag hohes Gewitterrisiko mit
Unwettergefahr durch heftigen Starkregen. Ab Freitag Wetterberuhigung.
Hochsommerlich warm bie heiß.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 20.08.2023
Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Mittwoch liegen wir auf der
Vorderseite eines Troges über dem östlichen Atlantik in einer südwestlichen
Höhenströmung, die leicht zyklonal gekrümmt ist. Über den Britischen Inseln
befindet sich ein flacher Rücken, über der Balkanhalbinsel ein Cut-Off Tief,
dass langsam in Richtung Nordosten geführt wird. Am Boden herrscht eine recht
gradientschwache Strömung in der eine Luftmassengrenze eingebettet ist, die sich
von Südwesten nach Nordosten erstreckt. Sie trennt sehr feuchte und labile
Luftmassen im Süden von etwas abgetrockneter und stabil geschichteter Luft im
Norden. So muss im Tagesverlauf vor allem in der Südosthälfte von Deutschland
mit teils kräftigen Gewittern mit Starkregen gerechnet werden. Dabei kann es
auch mehrstündigen Starkregen mit unwetterartigen Mengen geben. Im Nordwesten
ist es dagegen freundlich und es bleibt trocken.
Am Donnerstag schwenkt ein flacher Randtrog von Frankreich kommend zu uns
herein. Die Front verlagert sich ein wenig in Richtung Nordwesten und erreicht
in der zweiten Tageshälfte auch den Nordosten. Dahinter bewirkt die Austrogung
über dem östlichen Atlantik über dem westlichen Europa die Aufwölbung eines
flachen Rückens. Daher stabilisiert der Druckanstieg am Boden die Schichtung von
Westen her. Südöstlich der Luftmassengrenze wiederholt sich das Spiel vom
Vortag, d.h. kräftige Gewitter mit teilweise unwetterartigen Regen, teils auch
mehrstündiger Starkregen.
Am Freitag schwenkt der Randtrog über den Norden hinweg in Richtung Nordosten.
Dahinter schwenkt der flache Rücken bis zum Abend in unseren äußersten Westen.
Das führt zu einem Vorstoß eines Keils in Richtung der Mitte Deutschlands. Die
Bodenfront kommt weiter nach Norden voran, sodass in den größten Teilen unseres
Landes noch die feucht-labilen Luftmassen vorherrschen. In den Norden des Landes
wird durch die östliche Strömung auf der Südseite des Hochs über dem Nordmeer
trockenere Festlandsluft zugeführt.
Am Samstag überquert die Achse des flachen Rückens unser Vorhersagegebiet. Der
Rücken wird aber von Südwesten her regeneriert. Von der Iberischen Halbinsel
stößt im Tagesverlauf ein Höhenrücken in unseren Vorhersageraum vor, sodass der
Süden am Samstag meist trocken bleibt. Im Norden befinden sich dagegen die Reste
der Front und ein flacher Randtrog, der vor allem in der Nordhälfte erneut für
Schauer und Gewitter sorgt. Die Intensität ist aber im Vergleich zu den Vortagen
eingeschränkt.
Am Sonntag übernimmt der Keil endgültig das Regime über unser Wetter. Am Boden
baut sich von Westen her ein Hochdruckgebiet auf und es bleibt mal abgesehen vom
Norden meist trocken.
In der erweiterten Mittelfrist ab Montag dominiert zunächst Hochdruckeinfluss,
ehe am Dienstag sich dann von Nordwesten her eine Tiefdruckrinne auf uns
übergreift. Mögliche Niederschläge sind allerdings eher im Norden, in Nähe der
Frontalzone, zu erwarten. Im Rest des Landes dominiert ein abgeschlossenes
Höhenhoch über Süddeutschland und dem Alpenraum, sodass dort das störungsfreie
und sommerliche Wetter andauert.
Noch eine Bemerkung zur Temperaturentwicklung: es ist durchweg sommerlich warm
bis heiß, wobei es ein Temperaturgefälle zwischen Nordwest und dem Süden gibt.
Im Nordwesten liegen die Höchstwerte zwischen 21 Grad an der Küste bis 25 Grad,
sonst 26 bis 32 Grad. Erst in der erweiterten Mittelfrist ab Montag gehen die
Temperaturen leicht zurück.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Donnerstag stimmt der aktuelle Lauf mit den gestrigen Vorläufen recht gut
überein. Am Freitag zeigt der gestrige 12UTC-Lauf statt eines Randtroges, wie im
aktuellen Laufs, einen Cut-Off über der Deutschen Bucht, der sich im weiteren
Lauf zwar abschwächt, aber bis Sonntag das Wetter im Norden zyklonal
beeinflusst. Auch der nachfolgende Rücken von Südwesten her, der sowohl vom
aktuellen Lauf, als auch von dem gestrigen 00UTC Lauf simuliert wird, findet in
der Lösung von 12UTC keine Entsprechung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der oben beschriebene Cut-Off über der deutschen Bucht wird auch von ICON und
GFS so ähnlich simuliert. Nach GFS wird er allerdings schnell nach Norden
geführt, während beim ICON das entstandene Höhentief sich bis zum Sonntag über
dem Norden hält. Dahingegen sieht die UK10 Lösung ein ähnliches Szenario wie der
aktuelle IFS Lauf vor.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalysen zeigen für Mittwoch und Donnerstag nur einen einzigen
Cluster. Im Zeitraum Freitag bis Sonntag werden 4 Cluster bestimmt, wobei der
aktuelle Lauf sich in Cluster 2 befindet. Keiner der Cluster weist zeigt eine
Lösung wie beim gestrigen 12UTC Lauf, von daher stützen die Ensembles die
aktuelle Lösung des IFS.
Die Rauchfahnen zeigen einen Anstieg der T850 von etwa 15 bis auf 20 Grad am
Freitag. Danach verläuft die Temperaturkurve knapp unterhalb der 20 Grad-Marke.
Die Niederschlagssignale weisen eine stark konvektiv geprägte Struktur auf, d.h.
mit Einzellösungen, die teilweise über 40 l/qm in 6h prognostizieren. Ab Freitag
lässt die konvektive Aktivität deutlich nach und kommt fast zum Erliegen. Erst
nächste Woche lebt sie wieder in geringem Maße wieder auf.
Bei den ENS Meteogrammen dominiert bei der Windrichtung anfangs die Windrichtung
Südwest, danach dreht die vornehmliche Windrichtung über Nord in Richtung
Nordost, ein Indiz für das Einströmen der etwas trockneren Festlandsluft.
Die Temperaturen liegen in der Mitte bis zur nächsten Woche über dem
Modellklima, danach erst sinkt die Temperatur etwas ab. Im Norden liegt die
Temperatur dahingegen erst ab dem kommenden Wochenende über dem Niveau des
Modellklimas.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum ist vor allem mit schweren Gewittern mit
heftigen Starkregen bis in den Unwetterbereich zu rechnen. Hierfür gibt es vom
EFI deutliche Signale für die Süd- bis Südosthälfte. Demnach können ab Freitag
allenfalls im Westen noch Gewitter auftreten.
Für Samstag gibt EFI im Westen und Süden Signale für hohe Temperaturen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-EPS, IFS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich