DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
06-08-2023 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.08.2023 um 10.30 UTC
Wärmer, wahrscheinlich nur kurzer Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 13.08.2023
Am Mittwoch der neuen Woche liegen wir zwischen einem Höhenrücken über
Westeuropa und einem Trog über Skandinavien und dem östlichen Mitteleuropa unter
einer nordwestlichen Strömung, in der Tiefausläufer und Kurzwellentröge das
Wetter zunächst wechselhaft gestalten. Der Gradient zu dem nur langsam
abziehenden Sturmtief über Schweden ist vor allem über der Nordosthälfte noch
recht groß und an den Küsten muss noch mit stürmischen Böen gerechnet werden.
Dazu regnet oder schauert es zunächst auch noch. Ein Hochdruckgebiet über
Frankreich weitet sich zögernd zu uns hin aus und sorgt mit Absinken von Westen
her für eine Wetterberuhigung und Erwärmung. Während besonders die Nordosthälfte
noch im Zustrom feuchter und recht kühler Meeresluft verbleibt, sind im
Südwesten schon fast sommerliche Temperaturen in Reichweite.
Am Donnerstag tropft der Trog über Skandinavien zur Ostsee ab und blockiert
somit die Progression des Höhenrückens, der mit seiner Achse westlich von uns
über Frankreich und der Nordsee verbleibt. Das Bodenhochdruckgebiet verlagert
seinen Schwerpunkt aber nach Mitteleuropa und zur Nordsee, was für große
Landesteile Deutschlands durch Absinken eine weitere Erwärmung und vor allem
teilwiese sonniges Wetter bedeutet. Davon sind der Norden und Osten aber
teilweise ausgespart. Sie liegen noch im Zustrom feuchterer und kühlerer
Luftmassen. Allerdings nehmen die Niederschlagsneigung und der Wind auch dort
deutlich ab.
Am Freitag wird angetrieben von einer Austrogung über dem nahen Nordostatlantik
der Höhenrücken unter leichter Abschwächung nach Osten geschoben und liegt mit
seiner Achse am Tagesende schon über Ostdeutschland. Die Strömung dreht somit
auf südwestliche Richtungen und von Westen her greifen die Ausläufer eines
steuernden Tiefs südwestlich von Island über. Sie führen deutlich wärmere
Luftmassen auch nach Norddeutschland, die 10°C Isotherme wird rasch auf die
Ostsee verfrachtet und im Süden geht es in 850 hPa auf über 15°C rauf. Die Luft
wird vor allem im Südwesten und Westen aber schnell wieder feucht und teilweise
schwülwarm. Im Tagesverlauf nimmt im Westen die Gewitterneigung wieder zu.
Am Samstag nähert sich das hochreichende, steuernde Tief den Britischen Inseln.
An dessen Rand stellt sich eine westsüdwestliche Strömung ein, die auf der
Rückseite eines Randtroges recht glatt und antriebarm verläuft. Die
Tiefausläufer ziehen über Norddeutschland zügig ostwärts, hängen über dem Süden
aber schleifend zurück. Entsprechend ist dort mit Schauern und Gewittern zu
rechnen. Auch im Nordwesten sind Schauer möglich, im großen Bereich dazwischen
stellt sich leichter Hochdruckeinfluss ein. In den Norden gelangt dabei mäßig
warme, nach Süden hin sehr warme Luft.
Am Sonntag befinden wir uns weiter unter einer leicht mäandrierenden
westsüdwestlichen Strömung. In feuchter Luft bilden sich vor allem im Süden und
im Nordwesten Schauer und Gewitter, die insbesondere im Süden auch kräftig
ausfallen können. Ansonsten lässt leichtes Absinken die Luft austrocknen und in
größeren Bereichen über der Mitte und nach Osten hin sollte es trocken und auch
sonniger bleiben. Es bleibt warm oder sehr warm.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine Andauer der südwestlichen
Strömung und sehr warmes, aber teilweise auch leicht wechselhaftes Wetter an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des europäischen Modells ist mittelfristig einigermaßen gut. Die
kühle und wechselhafte Witterung der Kurzfrist geht zu Ende, allerdings wird nun
der Mittwoch teilweise noch kühl und wechselhaft simuliert. Die Wetterberuhigung
ab/nach Wochenmitte ist aber nur von kurzer Dauer. Ab Freitag greifen von Westen
wieder Tiefausläufer über, die wärmere, aber auch wieder recht feuchte
Luftmassen zu uns führen. Die antizyklonale Phase fällt in der aktuellen Lösung
kürzer als in den Vorläufen aus.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Mit den üblichen Unschärfen sehen auch die anderen Globalmodelle den
mittelfristigen Ablauf wie die Europäer. ICON und GFS lassen am Mittwoch noch
einen markanteren Randtrog über den Nordosten ablaufen und zeigen die
Wetterberuhigung von Westen verzögert.
Am nächsten Wochenende simulieren die anderen Globalmodelle eine eher westliche,
leicht wechselhafte Strömung mit etwas niedrigerem Temperaturniveau als das IFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen zeigen bis Freitag einen stetigen Anstieg der Temperaturen und
des Geopotentials bei moderatem Spread. Die Niederschlagssignale durchlaufen
nach Wochenmitte ein Minimum um dann wieder zuzunehmen. Dahingehend stützen die
Ensembles die Aussagen des Hauptlaufs. Am Wochenende simulieren die Ensembles
insgesamt etwas stärkeren Trogeinfluss bei leicht niedrigerem Temperaturniveau,
was ein bisschen nach den Lösungen der anderen Globalmodelle aussieht.
Die Clusterung tendiert mittelfristig zu Blockinglösungen. Allerdings ist die
Blockierung soweit nach Norden verschoben, dass über Mitteleuropa wieder Platz
für eine westliche Strömung ist.
Die 5 Cluster bis +96h unterscheiden sich nicht groß. Bis +168h werden 2 Cluster
gebildet, die ebenfalls über Mitteleuropa keine neuen Erkenntnisse liefern. Das
Hauptlauf liegt in Cluster 2 (23 Member), Cluster 1 (28 Member) deutet eine
etwas westlichere Lage an.
In der erweiterten Mittelfrist sind 3 Cluster vorhanden, die vom Automatismus
ins Blocking gesteckt werden. Sie sehen für Deutschland stark nach Sw oder W;
aber antizyklonal aus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der Mittelfristzeitraum startet viel ruhiger, als die Kurzfrist endet. Letzte
Böen an den Küsten sind bald vorbei.
Zum Freitag nimmt in feuchtwarmer Luft von Westen die Gewitterneigung zu. Dann
sind angesichts des Temperaturniveaus in den oberen 20zigern und der
(wahrscheinlichen) dynamischen Unterstützung starke Gewitter mit
Unwetterpotential möglich.
Auch am nächsten Wochenende sind wohl einzelne starke Gewitter mit dabei, deren
Regionalisierung unsicher ist. Eine Unwetterlage zeichnet sich aktuell nicht ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS +EPS, Mos Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner