Thema des Tages
29-06-2023 13:50
Wetter aktuell
Bilanz des bisherigen Jahresniederschlags
Fast die Hälfte des Jahres 2023 ist nun vorüber, also eine gute Zeit,
eine Halbjahresbilanz in Bezug auf die bisher gefallenen
Niederschläge zu ziehen. Wo kam wie viel Niederschlag vom Himmel und
was bedeutet das im Vergleich zum vieljährigen Mittel?
Das bisherige Wetterjahr 2023 war recht abwechslungsreich und längere
Trockenphasen wechselten sich mit niederschlagsreichen Phasen ab.
Doch wie viel Niederschlag kam in den einzelnen Regionen vom Himmel
und was bedeutet das im Vergleich zum vieljährigen Mittel? Im
folgenden Artikel wird auf diese Thematik näher eingegangen.
Nahezu die Hälfte des Jahres 2023 ist nun schon vorüber und derzeit
nimmt die Niederschlagsneigung in Deutschland eher wieder zu, nachdem
von Mitte Mai bis Mitte Juni vor allem im Westen und Südwesten des
Landes nur wenig Regen vom Himmel kam. Auch in den Monaten zuvor
wechselten sich niederschlagsreiche mit niederschlagsärmeren
Zeiträumen ab. Die nachfolgende Grafik zeigt die im bisherigen
Jahresverlauf gefallenen Niederschlagsmengen. Dabei werden Daten
verwendet, die aus Radarmessungen abgeleitet wurden. Allerdings kann
es regional, in Bezug auf die tatsächlich gefallenen Mengen, zu
Abweichungen kommen, da nicht jeder Ort optimal von den Radaren
erfasst wird und es in manchen Bereichen zu ?Abschattungen? kommen
kann, oder Radare vorübergehend abgeschaltet waren.
In der Grafik sind deutlich einige Schwerpunkte zu erkennen. Diese
liegen am Alpenrand, im Bereich des Schwarzwaldes und im Bereich der
westlichen und zentralen Mittelgebirge (Bergisches Land, Sauerland,
Taunus, Vogelsberg und Thüringer Wald). In diesen Gebieten kamen im
bisherigen Jahresverlauf (Stand: 29.06.2023, 8 Uhr MESZ) meist 500
bis 700, punktuell 900 Liter pro Quadratmeter vom Himmel. Ansonsten
liegen die Mengen überwiegend zwischen 200 und 400 Liter pro
Quadratmeter. Am wenigsten Niederschlag gab es von der hessischen
Bergstraße bis nach Rheinhessen, zwischen Nürnberg und Würzburg, vom
Thüringer Becken bis zur Leipziger Tieflandsbucht und regional ganz
im Nordosten. Dort liegt die bisherige Jahresniederschlagssumme
zwischen 120 und 200 Liter pro Quadratmeter.
Laut Stationsmessungen gab es mit 1171 Liter pro Quadratmeter auf der
Zugspitze (Bayern) bisher am meisten Niederschlag. Auch auf Platz 2
und 3 folgen mit Balderschwang (1146 Liter pro Quadratmeter) und
Ruhpolding (987 Liter pro Quadratmeter) weitere Orte in den Alpen.
Der niederschlagsreichste Ort außerhalb der Alpen ist mit 877 Liter
pro Quadratmeter Meinerzhagen-Redlendorf (Nordrhein-Westfalen).
Am wenigsten Niederschlag wurde mit 161 Liter pro Quadratmeter in
Geisenheim (Hessen) registriert. Auch in Worms (Rheinland-Pfalz) und
Biblis (Hessen) fiel mit 167 bzw. 172 Liter pro Quadratmeter nicht
viel mehr Niederschlag. Dies deckt sich gut mit den Radarsummen. Wenn
man bedenkt, dass diese Mengen normalerweise in 2 bis 3 Monaten
fallen sollen, wird klar erkennbar, wie trocken es in Teilen
Südwestdeutschlands ist. Deutlich wird dies auch in der nächsten
Grafik. Dort ist der prozentuale Anteil des aktuell bis heute Morgen
(29.06.2023, 8 Uhr MEZ) gefallenen Niederschlags im Verhältnis zum
vieljährigen Mittel aufgetragen.
Interessant ist in der Grafik, dass keineswegs der Alpenrand mit
seinen hohen Niederschlagssummen heraussticht, sondern ganz andere
Regionen. Beispielsweise fiel im Großraum Berlin 130 bis 150 % des
Niederschlags, den man normalerweise bis Ende Juni nach dem
vieljährigen Mittel erwarten darf. Ähnliche Werte werden in Teilen
Nordrhein-Westfalens, in Mittelhessen, in Ostfriesland und in
Sachsen-Anhalt erreicht. Vor allem die hohen Werte in der Mitte und
dem Norden Nordrhein-Westfalens sowie rund um Berlin sind auf die
heftigen Starkregenfälle Ende letzter Woche zurückzuführen.
Ebenfalls gut zu erkennen ist, dass in weiten Teilen der Südhälfte,
in Thüringen und im Nordosten des Landes die relativ betrachteten
Niederschlagsmengen (meist 60 bis 90 %) geringer sind, als im
vieljährigen Mittel. Obwohl am Alpenrand absolut 600 bis 800 Liter
pro Quadratmeter analysiert wurden, entspricht dies nur 50 bis 70 %
der durchschnittlichen Niederschlagsmenge.
In den nächsten Tagen kommt es gebietsweise immer wieder zu
schauerartigen Niederschlägen. Die ganz hohen Mengen werden in der
Fläche jedoch nicht erwartet. Wie viel Niederschlag bis Ende des
Jahres noch vom Himmel kommt, kann an dieser Stelle nicht beantwortet
werden. Um das vor allem im Süden herrschende Niederschlagsdefizit
auszugleichen, muss jedoch noch einiges an Regen oder Schnee fallen.
Die Bilder zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im
Internet unter www.dwd.de/tagesthema
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.06.2023
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