Thema des Tages
10-06-2023 12:20
Wetter aktuell
Besondere Warnungen an süddeutschen Seen
Auf den süddeutschen Binnenseen tummeln sich besonders im
Sommerhalbjahr eine Vielzahl an Freizeitsportlern oder
Erholungsuchende. Aber egal ob im oder auf dem Wasser, das aktuelle
Wettergeschehen sollte gerade dort immer genau verfolgt werden.
Mit der frühsommerlichen Witterung der vergangenen und zukünftigen
Tage findet die Freizeitgestaltung eines Großteils der Bevölkerung in
einem der vielen Naherholungsgebieten Deutschlands statt. Einen
besonderen Reiz üben dabei die süddeutschen Binnenseen aus, denen
wasseraffine Freizeitsportler kaum widerstehen können. Allerdings
muss trotz freizeitbedingter Unbekümmertheit unbedingt beachtet
werden, dass man fernab vom Ufer ganz besonders den verschiedenen
Wettergefahren ausgesetzt ist. Schnell aufziehende Gewitter können
mit den damit verbundenen Wind- und Sturmböen Wassersportler in
ernsthafte Gefahr bringen. Um diesem besonderen Gefahrenpotenzial
Rechnung zu tragen, gibt es eine intensive Zusammenarbeit zwischen
den lokalen Sicherheitsbehörden und dem Deutschen Wetterdienst. Die
Regionale Wetterberatung (RWB) München kümmert sich dabei um die
Wetterüberwachung an den bayerischen Seen, die RWB Stuttgart in
Zusammenarbeit mit Meteo Schweiz um den Bodensee.
Während am Bodensee die Warnsaison ganzjährig durchgeführt wird, wird
das Sturmwarnsystem an den meisten bayerischen Seen zwischen April
und Oktober betrieben. Die jeweiligen Starkwind- und Sturmwarnungen
werden dabei durch die Regionale Wetterberatungen ausgegeben und
weisen Wassersportler auf drohende Wind- oder Sturmböen hin. Die
Signalisierung erfolgt anhand von blinkenden Leuchten an den
Seeufern.
In Bayern sind insgesamt 17 Seen in das Sturmwarnsystem integriert.
Im Alpenvorland sind dies natürlich die jedem bekannten Seen
Ammersee, Starnberger See, Chiemsee und Forggensee sowie die
kleineren Wasserflächen Wörthsee, Staffel- und Riegsee, Simssee und
Waginger-Tachinger See. Dazu kommen die Alpenseen Walchensee,
Tegernsee und Schliersee. Nicht vergessen sollte man die fränkischen
Seen (Altmühlsee, Igelsbachsee, Kleiner und Großer Brombachsee sowie
Rothsee), die ebenfalls im Warnsystem verankert sind. Der Bodensee
ist aufgrund seiner Größe in drei Warngebiete unterteilt: Ost, Mitte
und West. Der tägliche Warnzeitraum ist dort im Sommerhalbjahr mit
06:00 Uhr bis 22:00 Uhr festgelegt, an den bayerischen Seen beginnt
dieser Service um 07:00 Uhr.
Das Warnmanagement an den Seen basiert auf einem zweistufigen System.
Die Starkwindwarnung wird bei möglichen Windböen zwischen 46 und 61
km/h (Bft 6 bis 7) ausgegeben. Werden hingegen mehr als 62 km/h (Bft
8) erwartet, erfolgt eine Sturmwarnung. Die Warnungen werden sofort
an die jeweiligen Leitstellen übermittelt, nachfolgend aktivieren
diese unmittelbar die Sturmwarnleuchten an den Seeufern, die je nach
Warnung in unterschiedlicher Frequenz blinken. Eine Starkwindwarnung
wird den Wassersportlern mit 40 orangefarbenen Blitzen pro Minute
signalisiert und soll auf die Gefahr aufmerksam machen. Bei 90
Blitzen pro Minute ist hingegen eine Sturmwarnung aktiv, die zu
Vorsichtsmaßnahmen (z.B. Ufer oder schützende Stellen aufsuchen)
aufruft. Ergänzend erfolgen bei Sturmwarnungen Rundfunkmitteilungen.
Nach einer Entwarnung erlöschen die Sturmwarnleuchten wieder.
Zu erwähnen ist, dass eine Starkwindwarnung keinesfalls als
Vorwarnung interpretiert werden darf. Es kann insbesondere bei
schnell entwickelnden Gewitterzellen notwendig werden, dass
unmittelbar eine Sturmwarnung ausgegeben wird. Natürlich wird eine
angemessene Vorlaufzeit angestrebt, diese kann aber unter Umständen
bei bestimmenden Wetterlagen nicht immer gewährleistet werden.
Die jeweiligen Seenwarnungen werden nicht nur vor Ort signalisiert,
sondern sind auch auf unserer Homepage https://www.dwd.de oder in der
WarnWetter-App ersichtlich. Zusätzliche Informationen sowie
Erläuterungen zu weiteren Sonderwarnungen in anderen Bundesländern
sind unter https://www.dwd.de/DE/wetter/warnungen_aktuell/kriterien/seewarnungen
.html einsehbar.
Wie schaut es nun an diesem Wochenende konkret aus? Sowohl heute, als
auch am Sonntag steigen die Temperaturen an den bayerischen Seen
sowie am Bodensee bei meist sonnigen Verhältnissen auf Werte zwischen
23 und 28 Grad. Während am Samstagnachmittag das Gewitterrisiko
leicht ansteigt, bleibt dieses am Sonntag wahrscheinlich auf die
alpinen Seen beschränkt.
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.06.2023
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