DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-06-2023 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.06.2023 um 10.30 UTC



Fortdauer des niederschlagsarmen, meist antizyklonal geprägten Wetters, in den
Gebirgen Schauer und Gewitter.

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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 11.06.2023


Am Mittwoch, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums befindet sich
Deutschland weit südlich der Frontalzone im Bereich eines Höhenrückens.
Allerdings befindet sich über Westdeutschland und dem östliche Benelux Staaten
ein kleines Höhentief (Kaltlufttropfen - KLT), dass im Tagesverlauf ganz langsam
nach Süden geführt wird. Über dem Westen verstärkt sich im Tagesverlauf ein
Höhenrücken über der Iberischen Halbinsel und der Biskaya und dessen Achse
verlagert sich langsam nach Osten. Der KLT führt im Westen und der Mitte vor
allem in den Mittelgebirgen zur Auslösung von Konvektion. Dabei kann es
Starkregen geben, sonst überwiegt vor allem der schwachgradientige
Hochdruckeinfluss mit einer meist nördlichen Strömung.

Am Donnerstag und Freitag kräftigt sich der westeuropäische Rücken und weitet
sich bis ins Nordmeer aus. Das Höhentief verlagert sich weiter langsam Richtung
Südosten und liegt am Freitagabend über der Adria und dem Balkan. Die im
Tagesverlauf ausgelösten konvektiven Umlagerungen werden vor allem von der
Orografie getriggert und beschränken sich auf die Alpen und die östlichen
Mittelgebirge. Ansonsten wird mit einer nordöstlichen bis östlichen Strömung
trockene Festlandsluft zu uns geführt. Die Temperaturen in 850 hPa steigen auf
Werte zwischen 11 und 15 Grad und daher liegen die Tageshöchstwerte verbreitet
über 25 Grad, im Südwesten bis nahe 30 Grad.

Am Samstag schwenkt von Skandinavien ein Randtrog in Richtung Süden und über
Nordwestpolen kommt es zum Cut-Off. Das entstandene Höhentief bewegt sich
langsam als Kaltlufttropfen (d.h. ohne entsprechende Signatur am Boden) bis zum
Sonntag in die Mitte Deutschlands, wobei es sich auch noch verstärkt. Das sorgt
am Wochenende vor allem im Norden zu vielen Wolken und es gibt im Tagesverlauf
wieder Schauer und Gewitter. Der Südosten und anfangs auch der Westen sind davon
nicht betroffen und hier scheint für längere Zeit die Sonne, ehe an den Alpen im
Tagesverlauf erneut Schauer und Gewitter entstehen.

Auch in der erweiterten Mittelfrist ab Montag beschäftigt uns nach Lesart des
IFS weiterhin der Kaltlufttropfen. Er verlagert sich von der Mitte Deutschlands
bis zum Mittwoch zum Englischen Kanal. Dadurch wird es vor allem im Norden
unbeständig mit Regen und Regenschauern. Im Bergland des Südens gibt es im
Tagesverlauf wieder Schauern und Gewitter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs im Vergleich zu den Vorläufen kann bis
Donnerstag als recht gut bezeichnet werden. Danach allerdings bleibt beim
Vorlauf das Höhentief recht lange für uns präsent, denn es verlagert sich recht
langsam über den Süden und die Mitte hinweg in Richtung Osten. Der nächste KLT,
der aus einem skandinavischen Trog abtropft, ist in den Vorläufen nicht
vorgesehen. Dort dominiert das Wochenende weiterhin ein Keil über Westeuropa.
Erst am Montag zeigt der direkte Vorlauf ein Abtropfprozess über der Mitte
Deutschlands. Das entstehende Höhentief kräftigt sich im weiteren Verlauf über
dem Süden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle stimmen bis zum Wochenende recht gut mit dem IFS
überein. Das ICON und mit Abstrichen auch das UK10 folgen dem IFS auch mit der
Simulation des KLT am Samstag und Sonntag. Dagegen hält sich laut GFS weiterhin
ein Rücken mit Achse über Deutschland.

Insgesamt wird die Prognose des aktuellen Laufs des IFS von den anderen globalen
Modellen gestützt.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse liefert für die Zeiträume 72 bis 96 h und 120 bis 168 h
jeweils nur einen Cluster. In der erweiterten Mittelfrist von 192 bis 240 h gibt
es 3 Cluster, wobei der aktuelle Lauf dem Cluster 2 zugeordnet wird. Die
Unterschiede zwischen den Clustern liegen darin, dass im Prinzip 3 Szenarien
abgebildet werden. Das 1 Szenario zeigt eine kräftige antizyklonale Lösung, der
3. Cluster dagegen eine eher zyklonale Lösung, Cluster 2 einen leicht gestörten
antizyklonalen Fall.

Die Rauchfahne von Offenbach zeigt einen leichten Anstieg von Temperatur und
Geopotential bis zum Samstag. Danach wird der Spread deutlich größer und die
Kurven für den aktuellen IFS Lauf geht stark nach unten. Dabei wird in etwa das
Temperatur- und Geopotialniveau der Members mit den niedrigsten Werten erreicht
und sogar noch unterschritten.
Daher kann man als Fazit resümieren, dass die Prognosen des IFS für den
mittelfristigen Vorhersagezeitraum recht brauchbar, in der erweiterten
Mittelfrist aber eher mit Vorsicht zu genießen sind.

Schaut man sich die ENS-Meteogramme an so fällt bei der 2m Temperatur auf, dass
sich die täglichen Höchstwerte zumeist deutlich über der Mittelkurve der
Modellklimatologie befinden. Die Tiefstwerte liegen meist leicht über der Kurve
des Modellmittels. Somit stimmt das mit der Einschätzung eines eher warmen
Witterungsabschnitts überein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI liefert keine Hinweise auf markante Niederschlags- oder Windereignisse.
Er stuft die Temperaturen vor allem im Westen und im Norden auf der Indexskala
0,5 bis 0,75 als warm ein.

Gewitter werden am Mittwoch in den Mittelgebirgen sowie im Alpenbereich, am
Donnerstag und Freitag neben den Alpen vor allem im Bereich der östlichen
Mittelgebirge, prognostiziert. Am Wochenende ist neben den orografisch
getriggerten Gewittern in den Alpen vor allem die nördliche Mitte von Gewittern
betroffen.
Die Ensembles werden aber keine Signale für heftige Gewitterentwicklungen
geliefert. Unwettergefahr hinsichtlich Starkregen muss aber muss aber in
Betracht gezogen werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich