DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-05-2023 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.05.2023 um 10.30 UTC



Abgesehen von gelegentlichen Schauern und Gewittern im Süden weitgehend trocken
und viel Sonnenschein. Nur langsam sommerliche Temperaturwerte.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 29.05.2023


Die Mittelfrist startet am Donnerstag zwar am Boden mit Hochdruckeinfluss,
jedoch liegt in der Höhe ein Tief mittig über Deutschland, das sich nur langsam
südwestwärts verlagert. Es hält länger feuchte Luft im Land, als das gestern
noch der Fall war und entsprechend feucht startet der Tag, vor allem im Süden
fällt noch längere Zeit Regen, teils schauerartig verstärkt. An der Vorderseite
des Hochs wird kühle Nordseeluft zu uns geführt, in 850 hPa liegt die Temperatur
zwischen 2 und 7 Grad. Für die Nacht zum Freitag heißt das vor allem in den
westlichen und zentralen Mittelgebirgen noch einmal Gefahr von Frost in
Bodennähe. Eine schwache Kaltfront markiert den Zustrom der kühlen Luft,
grundsätzlich ist sie aber wetterinaktiv.

Am Freitag dehnt sich der Hochdruckeinfluss sowohl am Boden als auch in der Höhe
langsam weiter aus, das Höhentief verlagert sich nach Südfrankreich. Die Luft
trocknet zusehends ab, jedoch sind im äußersten Süden weitere schwache
Regenfälle möglich. Aufgrund des niedrigeren Luftdrucks über Südeuropa setzt im
Süden eine frische nordwestliche Strömung ein, die im Südwesten für mäßige Bise
sorgt. Im Nordosten und Osten bleiben in 850 hPa 5 Grad liegen, während sonst
eine leichte Milderung einsetzt. Am Alpenrand fließen knapp 10 Grad ein. Die
kühle Luft sorgt in der Nordhälfte für eine teils frische Nacht, allerdings geht
die Gefahr von Frost in Bodennähe deutlich zurück.

Am Samstag weitet sich der Hochdruck bis nach Osteuropa aus und entwickelt dort
ein eigenständiges Hochdruckgebiet. Vorübergehend steigt der Luftdruck auf 1030
hPa am Boden. Der Druckgradient fächert insgesamt allerdings auf, sodass der
Wind im Süden nachlässt. Da über den Alpen noch immer feuchte Luft liegt, kann
es vereinzelt zu Schauern kommen. Sonst dominiert trockene Luft mit Absinken und
entsprechendem Sonnenschein. Die Luft erwärmt sich nur langsam. Im Osten liegen
4 bis 6 Grad in 850 hPa, im Westen 8, im Süden 10 Grad. Am Boden werden trotz
viel Sonnenschein allenfalls im Westen und Südwesten regional 25 Grad erreicht,
sonst liegt die Temperatur teils deutlich darunter. Nachts werden meist 10 bis 6
Grad erreicht, auch am Boden gibt es deutliche Plusgrade.

Am Sonntag (Pfingstsonntag) schwächt sich die Hochdruckbrücke zwischen West- und
Osteuropa leicht ab. Vom Nordatlantik zieht ein Tief nach Skandinavien. Bei uns
wird aus dem Tiefdrucksumpf im Süden mildere, aber auch feuchtere Luft nach
Deutschland geführt. Über der Südhälfte breiten sich knapp über 10 Grad in 850
hPa aus, im Norden und Osten fließen >6 Grad ein. Entsprechend wird es
allmählich wärmer und ein Sommertag vor allem im Westen und Süden sowie über der
Mitte wahrscheinlicher. Im Süden kann es im Tagesverlauf zu Schauern oder auch
einzelnen Gewittern kommen. Sonst bleibt es bei ruhigem Wetter mit viel Sonne.

Am Pfingstmontag verstärkt sich das Tief über Skandinavien. Es wird von einem
kräftigen Höhentief gestützt. Der zugehörige Trog reicht bis nach Dänemark und
in den äußersten Norden Deutschlands. Zwischen dem Tief und dem Hoch über den
Britischen Inseln fließt wieder allmählich kühlere, aber trockene Luft in den
Norden. Im Süden bleibt die mildere, feuchte Luft liegen. Am Boden herrscht nur
eine flache Druckverteilung über Mitteleuropa, die sich um 1015 hPa bewegt. Im
Süden Deutschlands sind in feuchter Luft abermals Schauer oder Gewitter möglich,
sonst ist die Luft zu trocken.

Am Dienstag zieht der Trog ostwärts weiter und im Verlauf tropft über der Ostsee
und Polen ein Höhentief ab. Am Boden verstärkt sich der Hochdruck über
Deutschland. Das abtropfende Tief sorgt im Nordosten für die Zufuhr deutlich
kälterer Luft (0 Grad in 850 hPa) und auch etwas mehr Feuchte. Rückseitig der
Achse kommt es aber kaum zu Schauern. Im Süden hingegen liegt weiterhin
feucht-warme Luft (7 bis 9 Grad in 850 hPa) und Schauer oder Gewitter sind hier
recht wahrscheinlich.
Auch am Mittwoch liegt das Höhentief über Polen. Es dehnt sich aber weiter
westwärts aus und bringt dem Nordosten und Osten neben kalter Luft auch Regen.
Im Süden wird die feucht-warme Luft über die Alpen südwärts verdrängt.

Fazit: Die Mittelfrist startet noch wechselhaft, im weiteren Verlauf dominieren
aber trockene Luft und Sonne. Nur im Süden sind tagesgangbedingt Schauer und
Gewitter zu erwarten. Die Erwärmung geht nur langsam vonstatten. In der
erweiterten Mittelfrist bringt ein Höhentief über Osteuropa wieder kältere Luft
und dem Osten auch etwas Regen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle IFS Lauf weist zu seinen Vorgängern bereits an Tag 1 der
Mittelfrist signifikante Unterschiede auf. Das Höhentief zieht deutlich
langsamer ab, die feuchte und instabile Luft bleibt länger liegen. Zudem wird
die westwärtige Progression des Hochs über den Britischen Inseln gebremst. Damit
einher geht eine spätere und weniger hohe Erwärmung am Wochenende. Der weniger
intensive Hochdruckeinfluss lässt zu Beginn der neuen Woche nun auch schneller
nach und von Südwesten her macht sich Tiefdruckeinfluss bemerkbar.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Vergleich zu anderen Globalmodellen ergibt sich leider kein einheitlicheres
Bild. Das Höhentief wird unterschiedlich berechnet und ist am Freitag bei ICON
schon über dem Atlantik, bei IFS über Frankreich und bei GFS über den Alpen.
Entsprechend groß sind die Unterschiede bei der Berechnung des Geopotentials und
der Temperatur.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Was schon in der Betrachtung der Konsistenz auffiel, kommt auch in den Clustern
raus: Die grundsätzliche Lage ist ähnlich, das Höhentief macht den Unterschied.
Die Clusteranalyse für den ersten Zeitschritt (72-96h) bietet drei Lösungen,
alle mit blockierender Lage. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster eins.
Dieser sowie Cluster drei lassen das Höhenei langsam abziehen. Cluster zwei
entspricht den gestrigen Läufen.
Zeitschritt zwei (120-168h) liefert 5 Lösungen, wobei Haupt- und Kontrolllauf in
Cluster 4 liegen, der von 9 Membern gestützt wird. Er wechselt von blockierender
Lage zum atlantischen Rücken. Die anderen Cluster bleiben beim Blocking. Während
Cluster 1, 2 und 5 keinen Einfluss des Skandinavientiefs auf Deutschland sehen,
gibt es bei Cluster 3 und 4 einen deutlichen Rückgang des Geopotentials mit
Effekt für mindestens den Osten unseres Landes.
Die Analyse der erweiterten Mittelfrist bietet 4 Lösungen, wobei die Member fast
gleich verteilt sind (1-3: je 13, 4: 12 Member). Cluster 1 mit einem Schwenk zu
atlantischen Rücken, sonst anhaltend blockierende Lage. Haupt- und Kontrolllauf
liegen in Cluster 2, mit einem Geopot-Maximum zum Ende über der Nordsee bzw.
Skandinavien.

Die Ensembleanalyse greift die Unsicherheiten zu Beginn der Mittelfrist auf. Je
weiter man nach Süden kommt, umso früher geht der Spread auseinander. Auffällig
ist ein Abfall der Temperatur ab nächsten Montag quer durch Deutschland. Die
Mehrheit der Ensembles bleibt auf hohem Niveau, Haupt- und Kontrolllauf liegen
am unteren Ende. Die Abkühlung am Donnerstag/Freitag mit der kalten Luft aus
Nordwesten ist in den Ensembles etwas stärker ausgeprägt, als die
deterministischen Läufe das sehen. Da scheint also noch etwas "Luft nach unten".
Erfreulicherweise gehen die Werte allerdings maximal auf -2 Grad zurück.
Einheitlich ist: Mit Ausnahme des Südostens scheint es von Donnerstag bis
nächste Woche Dienstag in weiten Teilen des Landes keinen nennenswerten
Niederschlag zu geben.

Bei den Ensembles des GSF passieren im Süden Deutschlands sehr krude Dinge.
Haupt und Kontrolllauf verteilen sich konträr zueinander in den Ensembles. Der
operationelle Lauf liegt am unteren Ende, der Kontrolllauf am oberen Ende. Für
das übrige Bundesgebiet sehen die Rauchfahnen denen des IFS ähnlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI liefert keine Hinweise auf außergewöhnliches Wetter.
Die Gewitter, die vor allem im Süden des Landes auftreten können, werden in der
Hauptsache von Starkregen begleitet. Abgesehen davon tritt sehr wahrscheinlich
kein signifikantes Wetter auf.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn