DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
18-05-2023 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 18.05.2023 um 10.30 UTC
Nach frühsommerlichen Start Gewitterlage mit Unwettergefahr. Ab Dienstag von
Nordwesten her merkliche Abkühlung und leicht wechselhaft.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 25.05.2023
Am Sonntag liegt Deutschland unter einer Brücke hohen Geopotentials, die eine
Verbindung zwischen einem Hoch über dem mittleren Nordatlantik und einem
weiteren Hoch über Karelien darstellt. Die korrespondierende Hochbrücke ist im
Bodendruckfeld ähnlich positioniert, wodurch Deutschland an deren Südflanke
unter einer östlichen bodennahen Strömung liegt. In diese wird vom südöstlichen
Mitteleuropa zusehends feuchtere Luft eingesteuert. Absinken unter dieser Brücke
unterdrückt jedoch vorerst weitgehend konvektive Umlagerungen, so dass einzelne
Gewitter auf den Nordwesten, das südwestdeutsche Bergland und den Alpenrand
beschränkt sind. Mit Höchsttemperaturen vielerorts über 25 Grad wird es
frühsommerlich warm.
Von Grönland her weitet sich ein Trog südostwärts aus und greift im Laufe des
Montags auf die Britischen Inseln über. Vorderseitige Hebung sorgt über der
Nordsee und weiten Teilen Mitteleuropas für Druckfall, wodurch dort die
Hochbrücke auseinandergerissen wird. Im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne,
deren Achse über dem Westen und Südwesten Deutschlands liegt, entwickeln sich im
Tagesverlauf Gewitter, die mit Starkregen bis in den Unwetterbereich
einhergehen. Mit dem auf Südnorwegen übergreifenden Trog verlagert sich die
Tiefdruckrinne ostwärts und erstreckt sich am Dienstag vom Nordosten
Deutschlands in den Süden. Hierdurch konzentriert sich die Gewittertätigkeit
(erneut bis hin zum Unwetter durch heftigen Starkregen; auch größere
Hagelansammlungen und (schwere) Sturmböen sind nicht auszuschließen) auf die
östlichen und südlichen Landesteile. Wahrscheinlich setzt sich im Nordwesten und
Westen dann bereits trockenere und stabilere Luft durch.
Im Laufe des Mittwochs überquert der Trog unter Abflachung Skandinavien,
nachfolgend setzt sich die nur wenig mäandrierende Frontalzone über Dänemark und
die Ostsee hinweg nach Osten durch. Von Westen her weitet sich das Bodenhoch,
dessen Schwerpunkt über dem nahen Ostatlantik liegt, ostwärts aus, wobei die
Divergenzachse etwa über der Mitte Deutschlands liegt. Während sich größtenteils
bereits trockenere und stabil geschichtete, aber merklich kühlere Luft
durchgesetzt hat, dürfte am Alpenrand die labile Luft noch nicht ganz ausgeräumt
werden, so dass sich dort noch einmal Schauer, mit abnehmender
Wahrscheinlichkeit auch mit Starkregen, entwickeln können. Für Unwetter sollte
es jedoch nicht mehr reichen. In weiten Teilen Deutschlands wird die 20
Grad-Marke nicht mehr erreicht. Am Donnerstag kräftigt sich die Hochbrücke,
letzte Schauer sind dann noch am Alpenrand zu erwarten. Absinken unterbindet die
Konvektion weitgehend, so dass zumindest im Südwesten und im Süden einem
erneuten Temperaturanstieg nichts mehr im Wege steht.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum läuft in der Frontalzone ein
etwas kräftigerer Trog nach Südosten ab, der am letzten Maiwochenende zumindest
im Norden und in der Mitte Deutschlands eine erneute Abkühlung auf
Temperaturmaxima deutlich unter 20 und zum Teil nur um 15 Grad mit sich bringt.
Aber auch im Südwesten und Süden wird nur mit Mühe die 20 Grad-Marke erreicht.
Ob sich dort am Montag dann wieder ein leichter Temperaturanstieg abzeichnet,
ist noch unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Dienstagmittag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den
gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Danach wird die flache, über
Deutschland liegende Tiefdruckrinne rascher nach Osten abgedrängt als dass dies
bei weiter zurückliegenden Modellläufen der Fall war. Die Gewittertätigkeit
dürfte demnach rascher zum Erliegen kommen. Danach ergeben die Vorhersagen
wieder ein weitgehend ähnliches Bild.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum weist der aktuelle Modelllauf
Parallelen zur gestrigen Simulation von 12 UTC auf. Der 00 UTC-Lauf des Vortages
hatte die Vorderseite eines bis in das Seegebiet vor der Iberischen Halbinsel
reichenden Troges und somit eine steile südwestliche Strömung im Programm. Dies
hätte einen Temperaturanstieg bis 30 Grad zur Folge. Hiervon kann nun keine Rede
mehr sein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Während am Sonntag und Montag die verfügbaren Modelle die oben beschriebene
Entwicklung stützen, ergeben sich bereits ab Dienstag signifikante Unterschiede.
Die Mehrzahl der Modelle lässt am Dienstag einen Trog nach Südosten ablaufen,
wogegen nach GFS dieser Trog am Dienstag nach Schleswig-Holstein austropft. Das
Modell des kanadischen Wetterdienstes belässt dieses Cut-Off-Tief vorerst über
der Nordsee. Folglich ergibt sich nach den beiden amerikanischen Modellen bis
über die Wochenmitte hinaus im Nordwesten, Norden und größtenteils auch über der
Mitte Deutschlands ein tieferes Temperaturniveau; gebietsweise wären demnach
Höchsttemperaturen nur um 15 Grad zu erwarten.
Bis Donnerstag wird gemäß kanadischem Modell das über der Nordsee liegende
Cut-Off-Tief von der Frontalzone wieder eingefangen und tropft im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum über den Baltischen Staaten erneut aus.
Danach, d.h. bis Montag, verlagert sich dieses Tief nach Südostpolen.
Einen Austropfprozess hat am Donnerstag auch ICON im Programm, wobei es bei
diesem Cut-Off-Tief um ein Restprodukt des über Osteuropa liegenden Troges
handelt. Nach GFS zieht sich dieses Tief vom Nordosten Deutschlands in
bogenförmiger Zugbahn über den Mittelgebirgsraum hinweg zu den Ardennen. Somit
ist EZMW das einzige Modell, das einen Austropfprozess nicht zu bieten hat.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS "bügelt" sämtliche Austropfprozesse weg. Demnach kommt eine von
Schottland bis nach Karelien reichende Brücke hohen Geopotentials zustande. Der
Spread ist insgesamt gering; Extreme Lösungen gibt es kaum. Zur Wochenmitte
liegt der deterministische Lauf am "kalten" Rand der Verteilung der
Einzellösungen, an den letzten Maitagen markiert dieser jedoch das "warme"
Maximum, wobei diese Erwärmung mit einer zunehmenden Labilität (bis hinein in
den unwetterrelevanten Bereich) einhergeht.
Das EPS des EZMW stützt weitgehend die Version des hauseigenen deterministischen
Laufes. Dieser scheint mit seiner Abkühlung ab der Wochenmitte ein extremes
Szenario darzustellen (was aber aufgrund der meist hohen Erhaltungsneigung in
den Frühlingsmonaten nicht auszuschließen ist). Die Member des EPS lassen sich
in drei Clustern einordnen, wobei das mit 27 Membern stärkste besetzte Cluster
dem GFS am ähnlichsten sieht. Immerhin lässt sich bei einem mit 13 Einzelläufen
besetzten Cluster der oben beschriebe Austropfprozess finden.
Bereits ab Dienstag wird der Spread rasch größer, wobei sich der Hauptlauf im
unteren Bereich der Verteilung der Einzellösungen finden lässt. Wie beim EPS des
GFS ergeben sich keine Signale für großflächige Niederschlagsereignisse. Im
Gegensatz zum GFS wird ab dem letzten Maiwochenende nur bei Einzellösungen die
Schichtung labiler. Ab dem letzten Maiwochenende beginnend lässt sich ein
allmählicher Temperaturanstieg herausarbeiten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Sonntag kommen nur mit geringer Wahrscheinlichkeit im Nordwesten und Westen
sowie über dem südwestdeutschen Bergland einzelne Gewitter mit Starkregen
zustande.
Am Montag sind im Nordwesten und Westen sowie in Alpennähe vermehrt Gewitter zu
erwarten; dabei besteht Unwettergefahr durch heftigen Starkregen. Auch größere
Hagelansammlungen nicht auszuschließen.
Am Dienstag entwickeln sich im Tagesverlauf im Osten und Süden erneut Gewitter,
dabei muss mit Unwettern durch heftigen Starkregen und zusätzlich durch
(schwere) Sturmböen gerechnet werden. Am Mittwoch erfolgt eine Wetterberuhigung:
lediglich am Alpenrand ist mit alsbald abnehmender Wahrscheinlichkeit noch
Starkregen vorstellbar.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Anfangs MOS, ab Wochenmitte EPS mit Übergewichtung des deterministischen Laufes
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann