DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
09-05-2023 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.05.2023 um 10.30 UTC
Wiederholt Schauer und Gewitter. Ab Wochenwechsel Vb ähnliche Lage möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 16.05.2023
Am Freitag reicht eine Hochdruckzone ausgehend vom nach Norden verschobenen
Azorenhoch über Skandinavien bis Osteuropa. Daran schließt sich nach Süden hin
ein großes Höhentief über Südwesteuropa an, dass mit tiefem Luftdruck am Boden
bis nach Mitteleuropa ausstrahlt. Mit einer östlichen Strömung gelangt mäßig
warme und instabile Luft nach Deutschland, in der sich vor allem über der Mitte
und dem Süden Schauer und Gewitter bilden. Im Norden ist der Hochdruckeinfluss
stärker und bringt dort mit leichtem Absinken längeren Sonnenschein bei geringer
Niederschlagsneigung.
Am Samstag ändert sich an der Strömungskonstellation über Europa wenig. Nach wie
vor bestimmt das Höhentief mit Schwerpunkt über dem westlichen Mittelmeer das
Wetter auch in großen Teilen Mitteleuropas. In instabiler Luft und angetrieben
durch den Tagesgang und kurzwellige Tröge bilden oder verstärken sich tagsüber
Schauer und Gewitter, die in erster Linie mit Starkregen verbunden sein können.
Der Norden bekommt davon am wenigsten ab, da sich hier die Hochdruckzone über
Nordeuropa mit leichtem Absinken auswirkt.
Am Sonntag durchbricht ein Trog die Hochdruckzone über Nordwesteuropa. Dabei
wird das Höhentief einfangen und nach Nordosten gesteuert. In der Folge wird
über dem Alpenraum oder Süddeutschland eine Zyklogenese ausgelöst. Es bleibt
unbeständig mit Schauern und Gewittern, im weiteren Verlauf wären über dem
Südosten auch längere Regenfälle mit Dauerregenpotential möglich. Erneut
passiert im Norden am wenigsten.
Am Montag tropft der Trog über Westeuropa ab, während sich der Rest nach
Skandinavien verlagert. Das Höhentief über dem Alpenraum zieht nach Nordosten,
ebenso wie das Tief im Bodendruckfeld über dem östlichen Mitteleuropa auf Vb
ähnlicher Bahn. An seiner Westflanke werden durch Aufgleiten von Warmluft
verbreitet Regenfälle ausgelöst, die vor allem den Osten und Süden Deutschlands
betreffen können. Gebietsweise ist Dauerregen möglich. Auch eingelagerte
Gewitter sind nicht ausgeschlossen. Die Lage wird aber auch unsicher, da schon
leichte Verschiebungen, die Regenschwerpunkte u.a. aus Deutschland
herausbefördern können.
Am Dienstag kräftigt sich die Hochdruckzone über Nordwesteuropa wieder und
drängt das Tief etwas nach Südosten ab. Die aus Warmluftadvektion gespeisten
Regenfällen über der Südosthälfte dauern zunächst an, lassen aber insgesamt von
Nordwesten her langsam wieder nach. Im Nordwesten langt es wohl nur zu einzelnen
Schauern.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine ähnliche Lage wie eingangs der
Mittelfrist an. Das blockierende Hoch im Norden verstärkt sich, in Mitteleuropa
sorgt ein Höhentief für zyklonale Prägung mit Schauern und Gewittern.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des europäischen Modells ist zunächst (etwa bis Samstag), bis auf
Abweichungen bei den kurzen Wellen, gut. Erst im Verlauf des Wochenendes und zu
Beginn der nächsten Woche werden die Unterschiede größer und die Prognose somit
unsicher. Allerdings hatten auch die beiden unmittelbaren Vorläufe eine nicht
unähnliche Entwicklung zu bieten, mit anderem Timing und Zugbahn des "Vb" Tiefs.
Die Auswirkungen auf die Regenfälle sind dabei aber teilweise erheblich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Von der Großwetterlage her simulieren die anderen Globalmodelle auch nicht
anders als IFS. Die kurzen Wellen, die das Höhentief umlaufen und auch
Mitteleuropa von Südosten und Osten überqueren, sehen freilich immer anders aus
und entsprechend gestaltet sich auch die Niederschlagsverteilung immer etwas
anders. Echte Alternativen zur europäischen Lösung sind das aber nicht.
Auch beim Modellvergleich werden die Abweichungen mit Wochenwechsel aber größer.
Dann lässt UKMO das Tief von Südosten her nach Deutschland ziehen, GFS und ICON
simulieren fast schon eine Rinne diagonal über Deutschland. Reichlich Regen
haben somit alle Modelle zu bieten, immer unterschiedlich verteilt und mit
anderen Mengen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des Hauptlaufs. Bei enger Bündelung verlaufen die Kurven nahe
beieinander und fächern erst zum Ende stärker auf. Dann verlaufen die Kurven von
Haupt- und Kontrolllauf an der oberen Grenze der Ensembles was die Temperaturen
und Geopotential angeht. Wiederholte Niederschlagssignale deuten auf
wechselhaftes Wetter hin, wobei im Nordosten erst ab Montag deutlichere
Regensignale auftauchen.
Die Clusterung zeigt in den 3 Clustern bis +168h, die alle ins Blocking
einsortiert werden, ausnahmslos Trogstrukturen über den zentralen Teilen
Europas. Dabei deutet sich an, dass das Höhentief von Südeuropa Nordkurs
aufnimmt. Das gilt in ähnlicher Weise sogar bis in die erweiterte Mittelfrist.
Dann zerfällt der Trog über Mitteleuropa aber und es zeichnen sich zumindest ein
paar antizyklonalere Lösungen ab.
Die Ensembles des GFS zeigen in ähnlicher Weise wiederholte Niederschläge bei
mäßig warmen Temperaturen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI zeigt mittelfristig keine großen Abweichungen vom Modellklima über
Deutschland. Ein paar Signale auf mehr Niederschlag gibt es Sonntag und Montag
südöstlich unseres Landes über Österreich und dann über Tschechien.
Die Hinweise auf die Gewitter mit Starkregen speisen sich aus der Synoptik oder
indirekt über die Labilität und den Wassergehalt der Luft, der auf 20 bis 25 mm
PPW steigt. Die Probabilistik springt (noch?) nicht auf die möglichen Stark-
oder Dauerregenfälle ab Wochenwechsel an. Das Potential für viel Regen wäre bei
so einer Lage aber gegeben, auch mit zumindest örtlich unwetterartigen
Niederschlagsmengen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner