DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
05-05-2023 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.05.2023 um 10.30 UTC
Wechselhaft und mäßig warm, nach Nordosten zunächst trocken.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 12.05.2023
Zu Beginn dieser Mittelfrist liegt weiterhin ein kräftiges Hochdruckgebiet über
Nordosteuropa, gestützt von einem amplifizierten Höhenrücken über Skandinavien.
Im Raum Island hingegen etabliert sich allmählich tiefes Geopotenzial, sodass
auch die NAO-Entwicklung hin zu neutralen bzw. leicht positiven Werten plausibel
erscheint. Am Montag liegt dabei eine Luftmassengrenze über Deutschland, die
etwas kühlere und vor allem deutlich trockenere Luft im Norden und Nordosten von
feuchter und labil geschichteter Luft nach Süden und Westen hin trennt.
Gleichzeitig nähert sich auf der Vorderseite des umfangreichen
Tiefdruckkomplexes südwestlich von Island ein Randtrog mit eingebettetem
Frontensystem von Westeuropa an. Die 850 hPa-Temperatur beträgt im Norden und
Nordosten 2 bis 4 Grad, wohingegen nach Süden und Westen die Werte bei 6 bis 8
Grad liegen.
Bis zur Wochenmitte arbeitet sich der Randtrog unter weiterer Amplifizierung und
zunehmend negativer Achsneigung langsam gegen den Höhenrücken vor, der sich
jedoch nur wenig ostwärts verlagert. So entsteht zum Mittwoch eine klassische
Omega-Lage - mit hohem Geopotenzial über Nord- und Nordosteuropa, flankiert von
zwei Langwellentrögen, jeweils mit Drehzentren über den Britischen Inseln und
Südrussland. Durch eine Verkürzung der Wellenlänge wird der Randtrog über
Westeuropa in Richtung Trogspitze markanter und führt durch verstärkte PVA
kurzwellige Anteile mit stärkerem Hebungsantrieb nord- bis nordostwärts. So
könnten konvektiv durchsetzte Niederschläge auch den Nordosten Deutschlands
erreichen. Nach Westen und Süden besteht hingegen erhöhtes Potenzial für
Starkregen, auch mehrstündig. Im Süden werden auch die Scherungswerte höher
simuliert, sodass v.a. dort auch organisierte Konvektion am Start sein dürfte.
Die Kaltfront des Tiefs über Schottland sollte am Mittwoch Deutschland
allmählich ostwärts überqueren. Hiernach liegt die 850 hPa-Temperatur zwischen 2
und 5 Grad. Durch den südlichen Trogvorstoß des Haupttroges wird auch eine
Genua-Zyklogenese ausgelöst, die die Ostverlagerung der Kaltfront etwas
ausbremst. Mehr noch, in der Folge ist durch die andauernde Blockierung über
Osteuropa auf der diffluenten Vorderseite des Randtroges über Norditalien eine
Zyklogenese über Österreich/Tschechien denkbar (Vb-Tief) mit kräftigen
Hebungsprozessen (500 hPa-Q-Vektordivergenz) über dem Südosten, später dem Osten
Deutschlands.
Bis Freitag soll nun der Haupttrog über Mittel- und Südeuropa abgeschnürt
werden, mit eigenständigem Höhentief sowie Bodentief über Korsika. Dadurch kann
sich eine Geopotenzial- bzw. Hochdruckbrücke vom Azorenhoch bis zum
Osteuropahoch ausbilden. So dürfte die Südhälfte weiterhin von kurzwelligen
Hebungsanteilen (PVA) und Aufgleitprozessen (WLA) betroffen sein (verstärkt
durch eine weiterhin bestehende barokline Windscherung - bodennah nördliche
Windkomponente, in der mittleren Troposphäre östliche Windkomponente) wohingegen
nach Norden hin eine gewisse Beruhigung eintreten dürfte. Die 850 hPa-Temperatur
ändert sich hierbei kaum.
Am Wochenende verstärkt sich zunächst der Hochdruckeinfluss (Brücke
Mitteleuropa, BM), bevor am Sonntag ein neuer Randtrog von Westen und Nordwesten
übergreifen soll. Der Höhenrücken liegt derweil über Nordost- bzw. Osteuropa.
Tiefes Geopotenzial herrscht nun von Island bis nach Grönland, demgegenüber
steht hohes Geopotenzial im Bereich der Azoren. Damit wäre der Übergang zu NAO
leicht positiv vollzogen, einschließlich downstream-development über Teilen
Skandinaviens und Nordosteuropa (hohes Geopotenzial).
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen Laufs ist recht gut bis zum Ende der Mittelfrist.
Auch die Hochdruckbrücke sowie das Abschnüren des Troges/ Höhentiefs über
Südeuropa zum Ende bzw. Übergang zur erweiterten Frist wird mittlerweile
deutlicher simuliert (im Unterschied zu den Vorläufen, aber konsistent mit ICON
und GEFS). Aufgrund eingeschränkter Dynamik mit der andauernden Blockierung über
Nordosteuropa ist die Synoptik aber auch recht eingefahren. Dabei bleibt
regionaler Starkregen das Hauptaugenmerk bei den Warnparametern.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die beschriebene synoptische Entwicklung wird bis Freitag von anderen
Globalmodellen wie ICON und GFS weitgehend mitgetragen. Der Abschnürprozess des
Haupttroges ist bei den vorgenannten Modellen drin, wobei ICON und GFS zum Ende
kein abgeschlossenes Höhentief über dem westlichen Mittelmeerraum haben wollen.
Potenzial für die beschriebene Vb-Tiefentwicklung ist hingegen bei den
betrachteten Modellen vorhanden und erschließt sich synoptisch durch das
beschriebene Jet-Splitting über Südeuropa.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Bei den gruppierten Clustern haben wir bei t+120 bis t+168 h (Mittwoch- bis
Freitagfrüh) nur einen Vorschlag, dieser entspricht somit der Beschreibung
weiter oben (Hauptlauf inklusive). Der Form halber sei noch auf die simulierten
Muster verwiesen - Übergang NAO positiv zu Blocking Skandinavien/ Nordosteuropa.
Der nächste Zeitschritt (t+192 bis t+240 h, Samstag- bis Montagfrüh) liegt von
IFS-EPS aktuell nicht vor. Schauen wir stattdessen auf die gruppierten Cluster
von GEFS, so ergeben sich 6 bzw. 8 Lösungsansätze, die eigentlich überwiegend
den Status quo fortpflanzen, also Langwellentrog mit der Achse von den
Britischen Inseln über Island bis in die Grönlandsee, demgegenüber Höhenrücken
über Nordwestrussland (ebenso im Hauptlauf zu sehen). Rein zonale Lösungen sind
demnach kaum zu finden. Das wiederum entspricht auch der Vorhersage der "Weather
Regime Frequency vom 04.05.2023 (IFS-EPS), wonach Blockierungslösungen insgesamt
wahrscheinlicher sind (bei NAO neutral bis leicht positiv).
Letzteres manifestiert sich, wenn man auf die zonal gemittelten Wärme- und
Impulsflüsse (GFS, über StratObserv) in den mittleren und nördlichen Breiten
schaut. Diese weisen eine polar ausgerichtete Verstärkung auf, was wiederum auf
weiterhin überwiegend meridionalen Transport von Luftmassen hindeutet (stärkeres
Mäandrieren der Rossby-Wellen) und somit Blockierungslagen in der (erweiterten)
MiFri insgesamt begünstigt.
Bezüglich Rauchfahnen wird heute eine Flachlandstation bei Dresden ausgewählt,
gerade im Hinblick auf die zu erwartende Niederschlagsverteilung. Hier sieht man
anfangs kaum Signale für Niederschläge, diese nehmen ab Wochenmitte deutlich zu,
mit Spitzen über 10 l/qm in 12 h am Donnerstag (Kontrolllauf).
Die anderen Parameter (850 hPa-Temperatur, Geopotenzial auf 500 hPa) zeigen eine
eher geringe Variabilität (wie auch beschrieben). So liegt die 850
hPa-Temperatur anfangs bei ca.2 Grad, klettert dann auf ca. 4 bis 6 Grad und
verbleibt in etwa auf diesem Niveau (Streuung ab Freitag zwischen 2 und 7 Grad,
ohne Betrachtung einzelner Ausreißer nach oben und unten). Beim Geopotenzial
sieht alles nochmal geglätteter aus, über den Zeitraum wird ein Niveau von ca.
560 bis 570 dam ohne große Streuung gehalten.
Fazit: Recht statische Wetterlage mit erhöhter Erhaltungsneigung durch die
Blockierungssituation. Insgesamt mäßig warm, gebietsweise Niederschläge, teils
konvektiver Natur. Für die Großwetterlage wird als bestimmende Sequenz bis
Freitag Hoch Fennoskandien zyklonal (HFz) simuliert, hiernach am Wochenende
(Hoch)Brücke Mitteleuropa (BM).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Während der Mittelfrist stehen zunächst konvektive Parameter wie Starkregen bis
in den Unwetterbereich (größer 25 l/qm/h, auch mehrstündig größer 35 l/qm in 6
h), vornehmlich Südwesthälfte. Bei besserer Scherung (kurzwellige Anteile)
kommen auch Sturmböen und größerer Hagel hinzu.
Am Mittwoch ist zunächst im Süden und Südosten, am Donnerstag auch im Osten
markanter Dauerregen (größer 30 l/qm in 24 h) im Rahmen des Vb-Tiefs möglich.
Sonst weiterhin einzelne Gewitter mit Starkregen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, GEFS, ICON, MOSMIX, NOAA-NAO, StratObserve
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Dr. Jens Bonewitz