Thema des Tages

17-04-2023 13:50


Wetter aktuell
Bergwetter Teil 2: Interpretationshilfen für die Bergtour

Für den Erfolg einer schönen Bergtour ist das Wetter einer der
wichtigsten Faktoren. Interpretationsmöglichkeiten von verschiedenen
Wetterphänomenen können während oder vor der Tour helfen, richtige
Entscheidungen im alpinen Gelände zu treffen und Gefahren zu
minimieren.

Im ersten Teil zum Bergwetter (siehe Thema des Tages vom 14.04.2023
-> VERLINKUNG:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2023/4/14.html) haben
wir bereits festgehalten, dass eine gute Vorbereitung für eine
Wandertour mit dem Check der aktuellsten Wetterprognosen beginnt,
sodass von vornherein gefährliche Wettersituationen erkannt und
vermieden werden können.
Generell ist es ratsam, Wanderungen nur bei trockenem Wetter zu
unternehmen. Denn bereits leichter Regen kann für matschige und
rutschige Wege sorgen, sodass die Gefahr steigt, zu stürzen. Wer bei
leichtem Regen dennoch nicht auf seine Tour verzichten möchte, ist
mit festem und wasserdichtem Schuhwerk sowie wasserfester Kleidung
gut beraten. Dabei ist es sinnvoll, sich nur auf talnahen Wegen
aufzuhalten und schwieriges Gelände zu umgehen. Auch die
Temperaturentwicklung über den Tag und auch in der Höhe sollte bei
der Auswahl der richtigen Kleidung berücksichtigt werden. In diesem
Zusammenhang ist es auch ratsam sich über die Höhe der Nullgrad- und
Schneefallgrenze zu informieren, sodass man beispielsweise bei einem
Kaltfrontdurchgang nicht vom Schnee überrascht wird. Kommt dazu noch
starker Wind ins Spiel, sollte der Windchill-Effekt nicht
unterschätzt werden. Bereits bei -5 Grad können Erfrierungen an
besonders exponierten Körperteilen auftreten.
Veränderungen des Luftdrucks sind ein untrügliches Zeichen für einen
bevorstehenden Wetterumschwung. Das Problem dabei ist jedoch, dass
man Luftdruck nicht sehen kann. Aber dafür gibt es ja Barometer, die
mittlerweile so klein sind, dass man sie in der Hosentasche verstauen
kann oder die in Armbanduhren oder als App auf dem Mobiltelefon
integriert sind. Langsam sinkender Luftdruck ist ein untrügliches
Zeichen, dass eine Schönwetterphase sich ihrem Ende zuneigt. Bei sehr
rapide fallendem Luftdruck von durchaus 1 bis 2 hPa sollten
insbesondere im Sommer die Alarmglocken läuten, denn dann könnte ein
nahendes Gewitter im Anmarsch sein. Bei gleichbleibendem oder
steigendem Luftdruck bleibt das Wetter zumindest beständig oder es
tritt eine Wetterverbesserung ein.
Während der Wanderung lohnt es sich zudem immer, den Himmel im Blick
zu behalten. Kenntnisse über die verschiedenen Wolkentypen geben
Indizien über bevorstehenden Wetterveränderungen, sodass insgesamt
das Wetter etwas besser eingeschätzt werden kann. Informationen zu
den Wolkenarten und Gattungen und ihrer Interpretation finden Sie
beispielsweise im Thema des Tages vom 06.03.2020 -> VERLINKUNG:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/3/6.html sowie in
unserem Glossar zum Thema Wolken ->VERLINKUNG: https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?nn=10334
6&lv2=102936&lv3=103238.
Gemeinsam mit den Wolken sollte auch die Windentwicklung
berücksichtigt werden. In den Bergen weht der Wind vor allem nachts
und frühmorgens als Bergwind von den Hängen ins Tal. Tagsüber kommt
bei stabilem Hochdruckwetter Hang- und Talwind auf. Ebenso kann grade
in den Nordalpen auch die Windrichtung etwas über die
Wetterveränderung aussagen. Kommt der Wind etwa aus Nordost bis Ost
verspricht das in vielen Fällen gutes Bergwetter. Wind aus West bis
Süd hingegen lässt auf ein nahendes Tief schließen. Zumindest in den
Nordalpen ist Südwind typisch für Föhn-Wetterlagen. Sicherheit gibt
es aber erst, wenn der Wind über eine etwas längere Zeit beobachtet
wird. Grundsätzlich deutet jede Änderung der Windrichtung auf einen
Wetterwechsel hin.
Um das Risiko zu minimieren im Sommer in ein Gewitter zu geraten, ist
es sinnvoll, die Tour möglichst früh am Morgen zu beginnen.
Spätestens zum Mittag sollte man den Gipfel erreicht haben und den
Rückweg antreten. In der Regel ist das Gewitterpotential zum
Nachmittag und Abend am höchsten. Ziehen im Laufe des Tages Wolken
auf, die schnell in die Höhe wachsen, sollte man die Lage im Blick
behalten. Die Abbildung zeigt beispielhaft den Aufzug einer
Gewitterfront an der Tegernseer Hütte am Roß- und Buchstein.

Wer trotz aller Vorsorge in ein Gewitter gerät, sollte zum
Eigenschutz bestimmte Verhaltensregeln vor Blitzschlag beachten.
Zunächst ist es ratsam die Sekunden zwischen Blitz und Donner zu
zählen. Sind es weniger als 30 Sekunden, dann ist das Gewitter näher
als zehn Kilometer. Rasch sollte man die nächste Schutzhütte finden
und sich in Sicherheit bringen, denn es können auch mehrere Kilometer
entfernt vom eigentlichen Gewitterzentrum Blitze einschlagen. Zelte
bieten hingegen keinen Schutz. Die Metallstangen können ganz im
Gegenteil sogar einen Blitzeinschlag wahrscheinlicher machen. Im
Hochgebirge sind besonders blitzanfällige Geländeformen wie Gipfel,
Grate, bewuchsfreie oder wasserführende Bereiche möglichst zu meiden.
Wer es nicht mehr schafft, sich unverzüglich von diesen
Gefahrenstellen zu entfernen, sollte eine Schutzhaltung einnehmen.
Mit angezogenen Beinen und Armen ist es empfehlenswert sich auf die
Fußspitzen zu kauern. Besser ist es sogar noch eine Isomatte oder
Rucksack unter die Füße zu bringen. Insgesamt bietet so der Körper
möglichst wenig Angriffsfläche und zwischen den Füßen entsteht keine
lebensgefährliche Schrittspannung. Gegenstände die Metall enthalten
(z.B. Wanderstöcke, Zelte, Regenschirme o.ä.) sollten möglichst weit
vom Körper entfernt liegen.
Mit den Interpretationshilfen und dem richtigen Verhalten bei
Gefahren durch Wetter im alpinen Gelände wird die nächste Bergtour
gewiss zu einer sicheren und schönen Erfahrung.


M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.04.2023

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